#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Montag, den 28.08.2023 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 28.08.2023 um 10.30 UTC
Anfangs besonders im Norden Schauer und Gewitter, nachfolgend gebietsweise etwas
Regen, häufig aber störungsfrei bei leicht ansteigendem Temperaturniveau.
Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 04.09.2023
Zu Beginn der Mittelfrist am Donnerstag gelangt Deutschland allmählich auf die
Rückseite des mitteleuropäischen Troges, über der Nordsee liegt darin ein
Höhentief, am Boden korrespondiert ein flaches Bodentief. Das dazugehörige
okkludierte Frontensystem liegt diagonal über Deutschland und kommt mit leichtem
Regen ostwärts voran. Nach Süden lässt die Wetteraktivität nach, dort steigt der
Luftdruck etwas an. Etwas mehr Musik spielt im Norden, das Höhentiefs überquert
die nördlichen Landesteile und die höhenkalte Luft sorgt im Zusammenspiel mit
der warmen Nord- und Ostsee für wiederholte Schauer und Gewitter. Mit Abzug des
Höhentiefs gen Südskandinavien lässt die Schauer- und Gewittertätigkeit im
Tagesverlauf von Westen nach. Die 850 hPa-Temperaturen liegen im Süden bei 10,
im Norden bei 6 Grad. Bereits in der Nacht zum Freitag nähert sich die Warmfront
eines Tiefdruckgebietes bei den Britischen Inseln, im Westen verdichtet sich die
Bewölkung und es setzt Regen ein. Im Bereich des breiten Warmsektors gelangt mit
einer auf west- bis südwestlichen Strömung die wärmere Luftmasse mit 850
hPa-Temperaturen um 10 Grad bis in die mittleren Landesteile.
Am Freitag wird die angesprochene Warmfront noch etwas nach Norden geführt und
die Regenfälle breiten sich über den nördlichen Landesteilen ostwärts aus. Der
Trog über Westeuropa bzw. dem nahen Ostatlantik streckt sich gen Süden und
tropft im weiteren Verlauf Richtung Iberischer Halbinsel ab. Dadurch tut sich
wenig bis gar nichts in der Verlagerung des Frontensystems über Westeuropa. Es
liegt in einer sich bildenden flachen Tiefdruckrinne über Frankreich. Die
Strömung steilt weiter auf, so dass die 10-Grad-Isotherme in 850 hPa bis weit in
den Norden Deutschlands vorankommt, im Süden steigen die Temperaturen in 850 hPa
auf Werte zwischen 12 und 15 Grad. Im breiten Warmsektor überwiegt ruhiges und
sommerliches Wetter, nach Norden hin ist es im Bereich der Warmfront relativ
trüb und es regnet zeitweise.
Am Samstag verlagert sich das abgetropfte Höhentief zur Iberischen Halbinsel,
das Höhentief über Südskandinavien zieht weiter nordwärts, so dass sich zwischen
diese beiden Protagonisten ein Höhenkeil schiebt. Auch am Boden nimmt der
Luftdruck zu – ein Keil des Azorenhochs streckt sich um das entstehende
Bodentief über der Iberischen Halbinsel über die Britischen Inseln nach
Mitteleuropa. Über den nördlichen bis mittleren Landesteilen liegt die noch die
Warmfront/Luftmassengrenze mit dichterer Bewölkung und zeitweiligem Regen,
dessen Intensität unter ansteigendem Druck aber voraussichtlich nachlässt. Das
Temperaturniveau ändert sich wenig: Über der nördlichen Mitte liegt die 10 Grad
Isotherme in 850 hPa, nördlich davon liegen die Temperaturen demnach bei 5 bis
10 Grad in 850 hPa, ganz im Süden sind es um 15/16 Grad.
Am Sonntag liegt eine schwache Hochdruckzone über Mitteleuropa, in der Höhe
befindet sich Deutschland ebenfalls im Bereich einer Potenzialbrücke zwischen
den Höhentiefs über der Iberischen Halbinsel bzw. Nordwestafrika und dem
Höhentief über Skandinavien bzw. der Ostsee. Das nördliche Höhentief umläuft
allerdings ein Kurzwellenanteil auf der Westflanke, so dass diese Austrogung im
Tagesverlauf von Norden auf unser Vorhersagegebiet übergreift – zumindest nach
Lesart des aktuellsten IFS-Laufes, die Vorgänger hatten diesen Prozess etwas
schwächer und vor allem östlich unseres Vorhersagegebietes im Programm.
Hebungsprozesse des nördlichen Troges dürften dann aber die nach wie vor über
Deutschland liegende Luftmassengrenze zum einen nach Süden drücken, zum anderen
aber auch aktivieren. Daher muss von der Mitte bis in den Süden mit zeitweiligem
Regen gerechnet werden. Die wärmere Luftmasse wird aus dem Norden etwas südwärts
gedrückt, die 10 Grad-Isotherme in 850 hPa liegt über der Mitte, die 15 Grad
Isotherme am Alpenrand.
Am Montag nehmen die Unsicherheiten weiter zu, die Lösungen der vorliegenden
IFS-Modellläufe unterscheiden sich erheblich: Mit Blick auf den aktuellsten
IFS-Lauf von 00 UTC liegt Deutschlands weitgehend im Bereich eines Höhentiefs.
Mit der nördlichen Höhenströmung werden Luftmassengrenze und wärmere Luftmasse
noch etwas weiter südwärts gedrückt und es regnet daher im Süden zeitweise. In
den östlichen Landesteilen können sich unter dem Trog örtliche Schauer bilden.
Im Westen könnte sich das Wetter in der Nähe der Potenzialbrücke weitgehend
störungsfrei gestalten.
In der erweiterten Mittelfrist in der Folgewoche lassen sich aufgrund der recht
großen Diskrepanz der einzelnen Modellläufe noch keine genauen Aussagen machen.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die vorliegenden IFS-Modellläufe zeigen zu Beginn der Mittelfrist am Donnerstag
und Freitag eine recht gute Konsistenz. Ab Samstag nehmen die Amplituden- und
Phasenunterschiede deutlich zu, dabei ist der aktuelle 00 UTC-Lauf im Vergleich
zu seinen Vorgängern für Mitteleuropa zyklonaler aufgestellt.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Zu Beginn der Mittelfrist am Donnerstag und Freitag simulieren andere
Globalmodelle wie ICON und GFS recht ähnliche Grundstrukturen wie das IFS. Ab
Samstag nehmen die Unterschiede zu: Zunächst zeigt ICON den Westeuropatrog etwas
weiter östlich als IFS und GFS, zum Sonntag/Montag passen sich ICON und IFS
wieder in punkto Höhentief über der Iberischen Halbinsel an, GFS hat dort „nur“
einen etwas weiter östlich liegenden Trog zu bieten und das sozusagen
regenerierte Höhentief über der Ostsee/Skandinavien zeigt nur des IFS, ICON und
GFS wollen davon nichts wissen. Nach GFS liegt Deutschland aber nachhaltig auf
der Vorderseite des langgestreckten Troges über Westeuropa. ICON zeigt für
Sonntag/Montag eher antizyklonale Verhältnisse.
Fazit: Die Wetterentwicklung wird ab dem Wochenende zunehmend unsicher.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse des IFS-Ensembles zeigt für den ersten Zeitraum von
Donnerstag 00 UTC bis Freitag 00 UTC (+72 bis +96 h) sechs Cluster mit 14, 9, 8,
7, 7 und 6 Membern bei denen das Höhentief über dem Norden Deutschlands leicht
unterschiedlich behandelt wird. Haupt- und Kontrolllauf werden in Cluster 1
eingruppiert. Auf der mittelfristigen Skala sind die Unterschiede für unser
Vorhersagegebiet eher marginal, so dass es schwierig ist, eine Prognoserelevanz
zu erkennen. Im Folgezeitraum von Samstag 00 UTC bis Montag 00 UTC (+120 bis
+168 h) werden drei Cluster mit 29, 17 und 5 Membern gezeigt. Der Hauptlauf
findet sich in Cluster 1 wieder, der Kontrolllauf in Cluster 2. Cluster 1
spiegelt die oben beschriebene Lösung wieder, Cluster 2 (mit dem Kontrolllauf)
betont das Höhentief über Skandinavien deutlich weniger und zeigt es später
östlich unseres Vorhersagegebietes (und ähnelt damit der ICON-Lösung). Cluster 3
mit nur 5 Membern will dagegen von dem Cut-Off-Tief über der Iberischen
Halbinsel überhaupt nichts wissen und zeigt eine mehr oder weniger glatte,
zyklonal geprägte Westströmung für Deutschland. Für die erweiterte Mittelfrist
ab Dienstag 00 UTC (+192 bis +240 h) werden vier Cluster angeboten. Die Lösungen
sind weit gefächert und reichen von einer zyklonalen Westlage (Cluster 4 mit 5
Membern) bis zu einem Keil über Mitteleuropa (Cluster 3 mit 12 Membern, in dem
interessanterweise auch der Haupt- und Kontrolllauf einsortiert werden).
Die Rauchfahnen einiger Städte in Deutschland wurden betrachtet. Es zeigt sich
sowohl bei der Temperatur in 850 hPa als auch beim Geopotenzial in 500 hPa ein
deutlich zunehmender Spread ab Samstag, der dann auf hohem Niveau bleibt. Die
Einzellösungen weichen also stark voneinander ab. Bei der Temperatur in 850 hPa
zeigen sich teilweise bis zu 15 Kelvin Differenz zwischen dem kältesten und dem
wärmsten Member. Dabei zeigt sich auch, dass der Hauptlauf vom Median abweicht
bzw. sich zeitweise nicht im Bereich der Mehrzahl der Ensemblemember „aufhält“.
Auch die Niederschlagskurven zeigen durchweg Signale, meist aber geringe.
Das Fazit aus den vorangegangen Abschnitten kann also nur wiederholt werden: Die
Wetterentwicklung wird ab dem Wochenende zunehmend unsicher.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Von einzelnen markanten Gewittern am Donnerstag abgesehen oder gelegentlich
leicht böig auffrischendem Wind, stehen im gesamten Mittelfristzeitraum nach
aktuellem Kenntnisstand keine signifikanten Wettererscheinungen an.
Hinsichtlich der Gewitter am Donnerstag im Norden, zeigt EFI leichte Signale bei
CAPE und CAPE shear ganz im Norden. Markante Gewitter am ehesten durch
Starkregen bei wiederholtem Auftreten.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, MOS-Mix
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger