#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Freitag, den 25.08.2023 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 25.08.2023 um 10.30 UTC
Anfangs teils ergiebiger Dauerregen, sonst herbstlich anmutende Woche. Am
Wochenende wieder etwas wärmer.
Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 01.09.2023
Zum Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Montag ist der meteorologische
Sommer schon beinahe Geschichte. Das Wetter „verschläft“ solche Übergänge ja
gerne mal, doch dieses Mal ist es nicht nur auf zack, es begeht sogar einen
ordentlichen Frühstart! Tatsächlich wird das Temperaturniveau in der kommenden
Woche nämlich eher an den Herbst als an den Sommer erinnern. Von einem Sommertag
(25 Grad und mehr) dürfte man doch meist recht weit entfernt liegen. Gerade zu
Beginn der Woche wird zum Teil selbst die 20-Grad-Marke verfehlt – besonders im
Süden. Dort kommt zunächst nämlich noch einiges an Regen runter, doch der Reihe
nach.
Am Montag erstreckt sich ein Trog ausgehend vom Europäischen Nordmeer bis in den
westlichen Mittelraum, wo er etwa im Raum Genua beginnt, abzutropfen. Flankiert
wird dieser Trog von einem breit angelegten Rücken über Osteuropa und einem
weiteren über dem nahen Ostatlantik. Während die Westhälfte Deutschlands quasi
voll unter dem Trog liegt, befindet sich die Osthälfte in einer südlichen
Höhenströmung. Am Boden konnte sich trogvorderseitig eine Tiefdruckzone
entwickeln, die sich vom Golf von Genua bis nach Nordpolen erstreckt und zwei
Hauptdrehzentren aufweist: Einmal über Norditalien und einmal über Polen. Um die
Tiefs herum wird dabei sehr feuchte Subtropikluft geführt, was vor allem in der
Osthälfte des Landes zu Aufgleitniederschlägen führt. Dazu hat sich dort eine
Gegenstromlage eingestellt (oben südliche, unten eher nördliche Strömung). In
der Folge regnet es in der Osthälfte anhaltend und vor allem im Alpenvorland
auch weiterhin kräftig und teils ergiebig (Unwetter). In der Westhälfte steht in
höhenkalter Luft (um -18 Grad in 500 hPa) dagegen Schauerwetter auf der Karte
bei gerade einmal rund 7 Grad in 850 hPa.
Am Dienstag kommt der Trog etwas nach Osten voran, wird aber an seiner
Westflanke von kurzwelligen Anteilen regeneriert und bleibt uns damit erhalten.
Trotzdem wird die vorlaufende Tiefdruckzone am Boden allmählich ostwärts
abgedrängt. In der Folge lassen die Dauerniederschläge deutlich nach. Am
niedertroposphärischen Temperaturniveau tut sich recht wenig bis gar nichts –
wie auch bei der vorherrschenden nordwestlichen bis nördlichen Höhenströmung.
Etwas Änderung bringt dabei ein hochreichendes Tief, das bereits am Montag von
Island aus südostwärts zieht und am Mittwoch die nördliche Nordsee erreicht.
Westlich davon kommt es über dem Atlantik zu einer Austrogung, die sich langsam
Richtung Iberische Halbinsel aufmacht. Dadurch dreht die Strömung ab Wochenmitte
wieder auf West bis Südwest, womit niedertroposphärisch wieder etwas wärmere
Luft nach Deutschland gelangt (Freitag oft schon wieder zweistellig). Bis dahin
bleibt es bei nur schwachen Luftdruckgegensätzen leicht unbeständig.
Mit Blick auf die erweiterte Mittelfrist muss man sagen, dass die Unsicherheiten
am Wochenende doch deutlich zunehmen. Mehr dazu gibt es in der Konsistenz- und
Ensemblebetrachtung.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der Basisfelder des heutigen 00-UTC-Laufs zum gestrigen
12-UTC-Lauf des IFS kann zunächst als recht gut bezeichnet werden. Kleinere
Unterschiede gibt es dagegen zum gestrigen 00-UTC-Lauf, der den Trog etwas
weiter westlich simuliert und etwas stärker abtropfen lässt. In letzter
Konsequenz führt dies dazu, dass die erwarteten Regenmengen über Süddeutschland
deutlich zugelegt haben (24 h bis in den Unwetterbereich) und der Regen zudem
nun auch auf den Osten übergreifen soll. Ansonsten hält auch der aktuelle Lauf
am Nachrücken eines Höhentiefs von Island her und dem daher eher wechselhaften
Wetter bei gedämpften Temperaturniveau in der nächsten Woche fest. Am
übernächsten Wochenende nimmt die Konsistenz dann deutlich ab: Während der
heutige 00-UTC-Lauf den Trog westlich der Iberischen Halbinsel abtropfen lässt
und wir bei hohem Geopotential in einer teils straffen westlichen Strömung
liegen, würden wir beim gestrigen 12-UTC-Lauf trogvorderseitig unter einer
südwestlichen Strömung im Bereich einer Tiefdruckrinne liegen.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Zunächst ergeben sich keine allzu großen Unterschiede zwischen den
Globalmodellen hinsichtlich der großräumigen Wetterentwicklung. Es fällt
allerdings auf, dass ICON am Dienstag im Osten doch einiges mehr an Regen im
Programm hat als IFS und GFS. Im weiteren Verlauf zeigen zwar alle der drei
betrachteten Modelle das Höhentief, allerdings deutlich unterschiedlich
positioniert. Nach GFS würde es zum Beispiel am Donnerstagabend von BeNeLux her
mit höhenkalter Luft (unter -20 Grad in 850 hPa) auf Deutschland übergreifen.
Auch die Austrogung über dem Atlantik steht bei allen auf der Karte, doch
während dank südwestlicher Höhenströmung IFS und ICON am Freitag in 850 hPa
schon wieder zweistellige Temperaturen prognostizieren, zeigt GFS dank Höhentief
gerade einmal mittlere einstellige Werte.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Mit Blick auf die Rauchfahnen für verschiedene deutsche Städte kann man klar
sagen: Die erhöhten Regenmengen im Süden und Osten sind sehr schön zu sehen,
ebenso wie das sehr gedämpfte Temperaturniveau zu Beginn der Woche. Ab
Wochenmitte (im Süden auch schon etwas früher) nehmen die Temperatur und auch
das Geopotenzial dann aber kontinuierlich zu. Wie nachhaltig das jedoch ist, ist
die Frage, denn am Wochenende gehen die einzelnen Member dann doch zum Teil
deutlich auseinander. Der IFS-Hauptlauf ist bei Temperatur und Geopotenzial
übrigens jeweils im oberen Ensemblebereich zu finden.
Auch die Cluster zielen in Richtung Rauchfahnen: Im Zeitraum t+120 bis t+168
ergeben sich vier Gruppierungen, wobei alle Richtung schwachgradientige Troglage
ausgerichtet sind. Im Zeitraum t+192 bis t+240 sind es dann schon sechs Cluster,
die zwar überwiegend dem Blocking-Regime zugeordnet sind, allerdings insgesamt
kein klares Bild präsentieren. Interessant ist hierbei, dass der Hauptlauf in
Cluster sechs mit gerade einmal drei Membern zu finden ist.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Montag bestehen vor allem für den Südosten noch erhöhte Wahrscheinlichkeiten
für Dauerregen, im südlichen Alpenvorland auch ergiebig. Ansonsten können sich
besonders im Nordwesten einzelne markante Gewitter mit Starkregen entwickeln. Ab
Mittwoch sind dann vorerst keine markanten Wettererscheinungen zu erwarten. Ob
am Wochenende das Gewitterrisiko von Westen her langsam wieder ansteigt, ist
noch unsicher.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-MIX
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Tobias Reinartz