SXEU31 DWAV 231800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 23.07.2023 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Am Montag fast deutschlandweit, am Dienstag im Süden Gewitter mit örtlichem
Unwetterpotential.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 06 UTC

Aktuell … wird mit einer westsüdwestlichen Strömung in den Süden und Osten
sehr warme, aber ziemlich trockene, sonst deutlich feuchtere, aber weniger warme
Luft geführt. Dabei zieht ein Tief von der Nordsee nach Südschweden, dessen
Kaltfront schleifend auf Deutschland übergegriffen hat und im Verlauf der Nacht
über der Mitte in die Warmfront einer Welle über Nordfrankreich und Benelux
übergeht.
Zunächst regnet oder nieselt es dabei nur wenig, allerdings wird die Welle im
Laufe der Nacht durch die Annäherung eines markanten kurzwelligen Troges
aktiviert, sodass in Teilen von NRW, eventuell bis ins südwestliche
Niedersachsen ausgreifend teils kräftiger Regen aufkommt. Darin können
vereinzelte Gewitter eingelagert sein, die kurzzeitig Starkregen bringen können.
Mangels Labilität steht dahinter aber ein großes Fragezeichen, eher noch könnte
man auf mehrstündigen nichtgewittrigen Starkregen setzen, der deterministisch
und probabilistisch angedeutet wird.

Darüber hinaus wird die Luft im Südwesten immer feuchter und durch die leicht
flatternde Strömung sind auch von der Schweiz, eventuell auch von Frankreich her
einzelne Gewitter möglich, die mit markantem Starkregen nach Süddeutschland
ziehen.

Ansonsten steht die Nacht eher im Zeichen einer kurzen Wetterberuhigung mit
abnehmendem Wind, auch an den Küsten und im Bergland, wobei dort noch einzelne
steife Böen, exponiert im Bergland auch stürmische Böen nicht ausgeschlossen
sind.

Es bleibt recht warm mit Temperaturen, die auf 18 bis 13°C zurückgehen.

Montag … löst sich aus dem Trog über Westeuropa ein Kurzwellentrog, der über
Norddeutschland nach Osten wandert, während sich der Haupttrog über den
Britischen Inseln und Frankreich regeneriert, aber ebenfalls langsam nach Osten
vorankommt. Somit nimmt die Zyklonalität der Strömung insgesamt zu und die dann
auch im Süden und Osten zunehmend feuchte Luft gelangt unter dynamische Hebung.
Dabei zieht zunächst die Welle nach Nordosten, deren Regen sich tagsüber
zunächst abschwächt. Die Kaltfront kommt in der Folge aber wieder leicht ins
Schleifen, was den Süden und Osten noch längere Zeit in der sehr warmen Luft
belässt. Wirklich stabiler wird es abends ganz im Nordwesten, nämlich nach der
Passage eines scharfen Bodentroges, wenn mit Winddrehung fast nach Nord kühlere
und trocknere Luft einströmt.

Mit etwas Sonnenschein kann sich ansonsten ML-Cape von rund 500 J/kg aufbauen.
So bilden sich im Tagesverlauf rasch Schauer und Gewitter, die dank kräftiger
Scherung teils linienhaft organisiert sein können und mit Starkregen, Hagel und
Sturmböen verbunden sein können.

Auch schwere Gewitter mit heftigem Starkregen, größerem Hagel und schweren
Sturmböen sind möglich. Nur in Nordwestdeutschland ist in weniger labiler Luft
und bei schwächerer Scherung das Unwetterpotential nur sehr gering.

Zünglein an der Waage kann aber tatsächlich der Sonnenschein sein, denn
advehiert wird eine wolkenreiche Luft, in der grö0ere Sonnenanteile rar sind und
sich am ehesten ganz im Osten und Südosten die Sonne etwas besser durchsetzen
kann, sodass hinter den Gewittern, bzw. deren Verbreitung und Intensität einige
Fragezeichen stehen.
Der scharfe Gradient sorgt dafür, dass auch abseits von Schauern und Gewittern
steife, an der Nordsee und im Bergland stürmische Böen möglich sind.
Im Südwesten, sowie im Westen und Nordwesten zeigt sich kaum die Sonne und die
Temperaturen seigen nur auf 20 bis 24°C, sonst wird es schwülwarm bei 24 bis
29°C.

In der Nacht zum Dienstag beruhigt sich die Situation, da der erste
Troganteil abzieht. Gegen Morgen nähert sich über Frankreich und Benelux der
Haupttrog, so dass Regen und Gewitter von Frankreich auf den Westen und
Südwesten übergreifen können. Auch ganz im Süden können von der Schweiz und aus
den Alpen heraus Schauer und kräftige Gewitter aufziehen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 06 UTC

Dienstag … bleibt es im Wesentlichen bei den in der Frühübersicht getroffenen
Aussagen. Im Süden gibt es in den Resten der Warmluft nochmal einen Gewittertag.
Ein gewisses Unwetterpotential resultiert vor allem noch aus Starkregen.
Ansonsten beruhigt sich das Wetter. Ob es im Norden für lokale
„Kaltluftgewitter“ ist unsicher.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle simulieren im synoptischen Scale ähnlich. Die Windentwicklung, da
auf der Schwelle zwischen 6 und 7 Bft und stark durch die Konvektion
mitgetragen, und die meist konvektiv geprägten Niederschläge sind unsicher. Eine
überregionale Unwetterlage steht morgen und Dienstag nicht an.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner