SXEU31 DWAV 191800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 19.07.2023 um 18 UTC

SCHLAGZEILE:
Leicht wechselhaft und aus Nordwesten kühler. Dabei einzelne Schauer und nur
noch ganz vereinzelte Gewitter. An der See am Donnerstag teils böig.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 06 UTC

Aktuell … schwenkt ein breit angelegter Höhentrog, der bei genauerer
Betrachtung zwei separate IPV Maxima beinhaltet von der Deutschen Bucht über
die Nordhälfte ostwärts hinweg. Die westlichere Trogachse befindet sich am
Morgen allerdings erst knapp östlich des Großraum Hamburgs. Nach Süden hin
verliert sich die Trogstruktur zusehends, wenngleich die westliche Strömung auch
dort leicht zyklonal daherkommt.

Rückseitig breitet sich von Westen her schwache KLA aus, die das anfänglich noch
einigermaßen redliche Niederschlagsgeschehen dämpft, allerdings nicht gänzlich
zum Erliegen bringt. Somit kommt es vor allem in der Nordhälfte sowie am
unmittelbaren Alpenrand (Nähe zur feucht-warmen Luftmasse über dem Alpenraum)
noch gebietsweise zu Schauern. Gewitter werden dabei immer unwahrscheinlicher.
Den potentesten Eindruck erweckt derzeit noch eine Linie knapp südlich von
Würzburg, die bzgl. Hagel knapp am Unwetter schrammt(e). Durch die vorlaufenden
Schauer im Osten ist inzwischen auch die trockene Grundschicht etwas
angefeuchtet, so dass das ganz große Böenpotential dort nicht mehr besteht.
Entsprechend ist AROME im 12z Lauf von seinen teils schweren Sturmböen Richtung
Brandenburg und Berlin abgerückt. Dafür sind stürmische Böen teils mehr als 50
km abseits der Gewitter am Main entlang Richtung Oberpfalz gelaufen, was
warntechnisch aber so gut wie nicht in den Griff zu bekommen ist (zu kleinräumig
und kurzzeitig, zudem ohne Outflow-Signaturen im Radar).

In der einfließenden subpolaren Meeresluft – T850 geht bis zum Morgen auf rund
4°C im äußersten Norden bis 11°C im äußersten Süden zurück – reißt die
Wolkendecke gebietsweise auf. Dabei kühlt es auf 16 bis 10°C, in einigen
Mittelgebirgstälern bei längerem Aufklaren bis zu 8 oder 7°C ab. Im Zuge
einer flachen Tiefentwicklung über dem Oslofjord (klassisch bei Nordwest) zieht
der Gradient vor allem im Norden Schleswig-Holsteins etwas an, was der Insel
Sylt am Morgen erste 7er-Böen aus Nordwesten beschert.

Donnerstag … hat sich das wetterbestimmende Höhentief inzwischen ein wenig
nach Süden bis dicht nordwestlich vor das Kap Svinöy vorgearbeitet. In der
west-nordwestlichen Strömung geht das muntere Wechselspiel von (meist flachen)
Trögen und Keilen, die uns passieren, weiter. Tagsüber ist nun wieder ein
flacher Keil an der Reihe, der für schwaches Absinken sorgt. Erst zum Abend
kündigt sich im Nordwesten ein neuerlicher flacher Randtrog an.

Allerdings werden in der frischen Meeresluft die Auslösetemperaturen von teils
nur 18 oder 19 Grad rasch erreicht und zahlreiche Quellwolken schießen nach
oben, bevor sie zeitnah an die Inversion bei rund 650 hPa stoßen werden. Die
Null-Grad-Grenze liegt allerdings inzwischen recht niedrig bei rund 770 hPa (von
Nord nach Süd zwischen 2000 und etwas über 3000 m), so dass es zumindest für
einzelne Schauer langt. Gewitter sind zwar nicht 100%ig auszuschließen, aber
doch sehr unwahrscheinlich. An den Südrändern der Mittelgebirge kommt so gut wie
nix an. Durch das „Breitlaufen“ an der Inversion wird der Wettercharakter
gebietsweise auch ein stark bewölkter wird. Am längsten Sonnenschein ist im
Süden und direkt an den Küsten zu erwarten.

Die eingesickerte kühlere Meeresluft macht sich jetzt auch in den Höchstwerten
bemerkbar, die im Norden nur noch bei 18 bis 22 Grad, sonst bei 23 bis 27 Grad
liegen. Der Wind weht mäßig und vor allem in der Nordosthälfte auch stark böig.
Da sich im Oslofjord kein weiterer Druckfall und von Benelux auch kein markanter
Druckanstieg ankündigt, bleibt es voraussichtlich bei steifen und damit
warnrelevanten Böen lediglich an exponierten Küstenabschnitten von Sylt über
Fehmarn bis nach Rügen aus West bis Nordwest.

In der Nacht zum Freitag gelangen wir von Westen auf die Vorderseite eines
neuerlichen Troges über Westeuropa. Der vorlaufende „Minirandtrog“ über
Norddeutschland verliert sich auf dem Weg ostwärts zunehmend und dessen
Wetteraktivität war ohnehin schon arg limitiert. Die Druckverteilung am Boden
wird zunehmend flau ohne große Gegensätze, zuletzt auch an der Ostsee, so dass
dort keine nennenswerten Böen mehr zu erwarten sind.

Im Verlauf kommen vor allem im Nordwesten und Westen örtlich leichte Regenfälle
auf, vielerorts bleibt es aber auch trocken. Ob es aus den Alpen heraus einzelne
Schauer oder gar Gewitter bis zu uns schaffen, ist weiter fraglich und wenn dann
auch nicht sonderlich markant. Eine unruhige Nacht droht in diesem Zusammenhang
eher nicht (allenfalls Spuren von MU CAPE). Die Tiefsttemperaturen liegen
zwischen 15 und 10 Grad, bei längeren Auflockerungen bei bis zu 7 Grad.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 06 UTC

Freitag … an einem troglastigen und damit wechselhaften Tag mit erhöhter
Schauer- und Gewitteraktivität hat sich nichts geändert. In der Regel wird von
starken bis markanten Entwicklungen auszugehen sein mit lokalem Starkregen um 15
l/qm binnen kurzer Zeit, kleinkörnigem Hagel und starken bis stürmischen Böen
(Bft 7-8). Kräftigere Entwicklungen bis in die Nähe der Unwetterschwelle sind am
ehesten südlich der Donau zu erwarten.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Unterschiede in den Basisfeldern sind marginal. ICON-D2 hat gut performt und
schaut auch im 15z lauf sehr plausibel aus.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Robert Hausen