S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 17.07.2023 um 10.30 UTC

West- bis Nordwestlage: Im Süden wärmer mit teils starken Gewittern, im Norden
kühleres Schauerwetter, in der Mitte Trockenheit.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 24.07.2023

Zu Beginn der Mittelfrist befindet sich Deutschland voll in einer westlichen
Höhenströmung. Der Jetstream verläuft quasi über unsere Köpfe und mäandriert
zunächst kaum und trennt die extrem heiße Luft im Süden über dem Mittelmeerraum
von der mäßig warmen bis kühlen Atlantikluft im Norden. Eingebettet in der
Strömung ziehen kurzwellige Tröge, die für einen wechselhaften und relativ
windigen Wettercharakter sorgen.
Ein erster kurzwelliger Trog schwenkt bereits am Donnerstagvormittag nach Osten
ab, so dass Deutschland an dessen Rückeiseite unter KLA liegt. Die heiße Luft
wird vorübergehend aus Deutschland verdrängt. Im Süden liegt dann in 850 hPa
gerade mal die +14°C, im Norden kommt sogar die +5°C Grad Isotherme rein. Mit
dem lebhaften westlichen bis nordwestlichen Wind fühlt es sich zumindest im
Norden bei Höchstwerten zwischen 18 und 22 Grad herbstlich an. Zudem ziehen dort
einige Schauer durch. Sommerlich warm, aber nicht heiß, ist es dann südlich der
Mittelgebirgsschwelle. Am Alpenrand besteht noch ein gewisses Gewitterrisiko,
aber sonst bleibt es niederschlagsfrei.

Am Freitag schwenkt der nächste kurzwellige Trog über Deutschland hinweg und
lebt die Konvektion auf. Dabei liegen zwei Schwerpunkte: Einmal im Norden, wo in
der Höhenkaltluft (unter -20°C in 500 hPa) vermehrt Schauer und kurze Gewitter
entstehen und ganz im Süden, wo sich in vorhandenen wärmeren Luft mit dem
Trogdurchgang einzelne starke Gewitter bilden können. Als Begleiterscheinung
gibt es im Norden nur Sturmböen, im Süden sind auch Hagel und Starkregen dabei.
In der Mitte ist die Luft zu trocken für deep convection. An der
Temperaturverteilung ändert sich nur wenig als am Vortag.

Am Samstag verbleibt Deutschland in der westlichen Höhenströmung. Markante
kurzwellige Tröge lassen sich nicht finden, so dass wettermäßig der Tag
unspektakulär verläuft. Im Norden ziehen ein paar Schauer durch. Im Süden kann
sich in der wärmeren und labil geschichteten Luft einzelne starke Gewitter
bilden. Dabei ist dort Unwetter nicht ausgeschlossen. Die Temperaturen bleiben
weiterhin ähnlich.

Am Sonntag ändert sich die Wetterlage, in dem es im Westeuropa die Höhenströmung
anfängt stärker zu mäandrieren. Somit stellt sich die Strömung auf mehr SW und
dabei setzt über uns WLA ein. Im Norden kommt die +8°C und im Süden die +18°C
zurück. Von den Britischen Inseln über dem Nordmeer bildet sich eine
Tiefdruckrinne, die mit den dazugehörigen Niederschlägen auf den Nordwesten des
Landes übergreifen. Starke Gewitter sind auch dabei. In der Südosthälfte ist die
Luftmasse zu stark gedeckelt für Konvektion. Im Süden werden die 30-Grad-marke
erneut überschritten und auch im Norden wird es wärmer.

Am Montag liegt Deutschland dann an der Vorderseite des Haupttroges, wobei die
Achse von der Iberischen Halbinsel über England bis zum Nordmeer verläuft. WLA
lassen die Temperatur in 850 hPa im Süden auf über +20°C, im Norden auf +12°C
ansteigen. Zudem verstärkt sich ein Tief über Südengland und beeinflusst
zunehmend das Wetter in Deutschland mit den ersten Frontalniederschlägen im
Nordwesten. Im Rest des Landes gibt es dann die idealen Bedingungen für schwere
Gewitter: höhe CAPE-Werte und gute Scherung. Wahrscheinlich wird ein
warn-intensiver Tag werden.

In der erweiterten Mittelfrist (ab Dienstag) bleibt der Hauptachse des Troges
zunächst noch westlich von uns. Ein kurzwelliger Anteil schwenkt durch und das
dazugehörige Bodentief zieht vom Ärmelkanal über der Nordsee bis zur Ostsee.
Wenn es so käme, würde im Norden und im Westen einiges an Regen fallen. Erst am
Mittwoch setzt sich rückseitig einer stärkeren Trogpassage mit Winddrehung auf
Nordwest auch im Süden vorübergehend maritime Subpolarluft durch. Ob es sich um
eine längere, kühlere Wetterphase handelt oder ob die Strömung vorderseitig des
sich retrograd zum Nordostatlantik verlagernden Höhentief wieder zügig auf
Südwest dreht, ist ebenso fraglich.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz vom IFS in der Mittelfrist ist zunächst gut. Lediglich im
Hinblick auf die Prognose der in die westliche Höhenströmung eingebetteten
kurzwelligen Störungen liegen gewisse Unschärfen. Ab Sonntag bzw. in der neuen
Woche nimmt die Unsicherheiten bzgl. des Wetterablaufes zu.

Insgesamt stellt sich demnach ein leicht unbeständiger Wettercharakter ein,
wobei vor allem im Norden und Süden einige Schauer und Gewitter zu erwarten
sind. Diese können vor allem im Süden kleinräumig markant ausfallen. In der
Mitte wird es kaum regnen, wo sich die Trockenheit verschärft. Ein gewisses
Unwetterpotenzial besteht am Montag. Zudem sind nennenswerte, eventuell auch
markante Niederschläge, in Aufsicht. Diese Prognose ist noch unsicher.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Von gewissen Phasendiskrepanzen im kurzwelligen Trog-Rücken-Muster über West-
und Mitteleuropa abgesehen, lassen sich zumindest bis Sonntag keine wirklich
substanziellen Unterschiede zwischen den verschiedenen Globalmodellen ausmachen.

Ab Sonntag beginnt das Muster aber dann aber durchaus prognoserelevant
auseinanderzulaufen. Jedoch sieht danach aus, dass der Haupttrog im Laufe der
neue Woche über Deutschland durchschwenkt und für eine Abkühlung sorgt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Rauchfahnen des IFS-EPS verschiedener Städte bleiben bis zum Wochenende mehr
oder wenig gebündelt, nach einem kurzen Peak zwischen Sonntag und Dienstag
erfolgt eine Abkühlung und der Hauptlauf liegt gut im Mittel. Zusammen mit den
vorhandenen Niederschlagssignalen und relativ niedrigen Geopotenzial lassen die
Rauchfahne auf eine wechselhafte zyklonale Wetterlage hindeuten.

CLUSTER:
Die Clusteranalyse bestätigt den wechselhaften (zyklonalen) Wettercharakter, im
Norden mit sehr gedämpften Temperaturen, im Süden dagegen mit wärmeren
Temperaturen. Dafür muss dort mit teils kräftigen Gewittern gerechnet werden,
die durchaus Unwetterpotenzial entfalten können. Die Mitte hat im Hinblick auf
die Niederschläge eher das Nachsehen, dort verschärft sich die Trockenheit.
Nach dem kommenden Wochenende deutet sich auch nach Süden zu einem
Temperaturrückgang und insgesamt unbeständigeres Wetter an.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

GEWITTER:
Über die Mittelfrist hinweg besteht im Süden immer wieder ein erhöhtes Potenzial
für starke Gewitter mit Starkregen, Hagel und Sturmböen. Richtung Wochenende
sind im Zuge organisierter Gewitter auch lokale Unwetter möglich durch heftigen
Starkregen, größeren Hagel und schwere Sturmböen.
Auch sonst sind im Verlauf der Woche und des kommenden Wochenendes Schauer und
einzelne, kurze Gewitter zu erwarten, bevorzugt nach Norden zu. Diese gehen aber
nur mit geringer Wahrscheinlichkeit mit markanten Begleiterscheinungen einher
(vor allem stürmische Böen, weniger Starkregen).

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS det., IFS-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marco Manitta