#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Samstag, den 15.07.2023 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 15.07.2023 um 10.30 UTC
Zunehmende Westwindwetterlage mit mäßig warmer Temperatur. Dabei wechselhaft und
häufiger nass im Norden und sonniger mit einzelnen, örtlich unwetterartigen
Gewittern im Süden.
Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 22.07.2023
Wir starten mit flacher Druckverteilung eher hochdruckbestimmt und auf der
Rückseite eines nach Osten abgezogenen Troges in die Mittelfrist. Ein
kleinräumiges Tief über den Britischen Inseln lenkt am Abend und in der Nacht
zum Mittwoch eine Warmfront über den Nordwesten und Norden Deutschlands. Die
Temperatur in 850 hPa steigt von 6 auf 8 Grad im Norden und von 13 auf 17 Grad
im Süden. Am Boden resultiert dies in Höchstwerten um 30 Grad in der Südhälfte,
über der Mitte ist es sommerlich, im Norden bei maximal 18 bis 23 Grad eher
frisch. Im Nordwesten und Norden fällt im Zuge der Warmfront etwas
schauerartiger Regen. Im Süden sorgt eine kleine Tiefdruckrinne am Boden ab den
Nachmittagsstunden für Hebung und damit Schauer und Gewitter, die auch die Nacht
durch anhalten. Bei ppw teils über 35 mm ist Starkregen wahrscheinlich,
eventuell gar im Unwetterbereich. Auch eine Sturmbö und Hagel lassen sich nicht
ausschließen.
Am Mittwoch rückt uns das Tief bei den Britischen Inseln allmählich auf die
Pelle, es füllt sich allerdings zunehmend auf. Die Kaltfront ist nur noch ein
Fröntchen, es reicht aber für Hebung und somit Schauer und Gewitter im Norden.
Aufgrund des Kaltluftcharakters eher nur im markanten Bereich. Im Süden ist nach
wie vor das flache Tief wirksam, welches sich so allmählich Richtung Tschechien
verlagert. Zurück bleibt feucht-warme Luft, in der sich weiterhin Schauer und
Gewitter bilden, die Unwettergefahr geht aber deutlich zurück. Über der Mitte
gibt es Niederschläge nur, wenn von Norden oder Süden etwas „hereinschwappt“.
Sonst ist die Mitte zwischen den Stühlen und eher trocken. An der
Temperaturverteilung ändert sich nichts. Es wird aber etwas kühler im Süden, die
30 Grad sind am Mittwoch eine Ausnahme.
Der Donnerstag ist zonal geprägt mit dem Jet über Süddeutschland. Die
Druckverteilung über Mitteleuropa ist immer noch flach. Über Skandinavien
herrscht tiefer Luftdruck, auf dem Atlantik liegt ein umfangreiches
Hochdruckgebiet. Aus Westen strömt feuchte und kühle Luft ins Land. Die 10 Grad
in 850 hPa werden vorübergehend südwärts bis an die Donau gedrängt. Im
Tagesverlauf kommt es in der Nordhälfte zu Schauern, vereinzelt lassen sich
Blitz und Donner nicht ganz ausschließen, die auch in der Nacht nicht ganz
versiegen. Südlich der Donau bilden sich ebenfalls Schauer und/oder Gewitter.
Die ppw liegen allerdings „nur“ zwischen 20 und 25 mm, Starkregen ist möglich,
Unwetter sind derzeit unwahrscheinlich. Zwischen Donau und Mittelgebirgsschwelle
ergibt sich (mal wieder) ein recht trockener Streifen. Einzelne Schauer oder
Gewitter sind zwar möglich, aber in der Fläche herrscht hier weiter „Ebbe“ beim
Regen. Es kühlt ab, sommerlich mit Maxima über 25 Grad wird es nur noch in der
Südhälfte, an den Küsten reicht es kaum noch für 20 Grad.
In der Nacht zum Freitag etabliert sich ausgehend vom Tief über Skandinavien ein
etwas schärferer Randtrog in 500 hPa bei den Britischen Inseln. Der
Langwellentrog reicht von Norwegen bis vor die portugiesische Küste. Der (erste)
kurzwellige Anteil erreicht am Freitagmorgen den Nordwesten Deutschlands, wird
aber vom leicht aufsteilenden Jet zurückgehalten. Erst am Abend zieht er
ostwärts. In 850 hPa ist der Trog lange nicht so schön ausgeprägt, aber immerhin
sichtbar. Für das Wetter bedeutet das einmal mehr Schauer, im Verlauf auch
Gewitter im Norden und Nordwesten, trocken über weiten Teilen der Mitte und
einzelne Schauer oder Gewitter südlich der Donau, dort aufgrund weiterhin
feucht-warmer und instabiler Luft.
In der Nacht zum Samstag folgen weitere kurzwellige Anteile, die leider in
zunehmenden Hochdruck am Boden laufen. Auch in 850 hPa wird die Strömung eher
antizyklonal. Die Hauptfeuchte zieht bereits ostwärts aus Deutschland ab. Übrig
bleibt etwas Restfeuchte, die an den Küsten und an den Alpen noch für Schauer
oder schauerartigen Regen sorgt. Dazwischen vermögen die Schauer kaum
Niederschlag bis auf den Boden zu bringen.
Am Samstag selbst ziehen die Tröge ostwärts ab und von Südwesten her setzt sich
Hochdruckeinfluss durch. Auch an den Alpen stabilisiert sich die Lage. Das
Wettermuster gleicht fast dem der Vortage: im Norden Schauer, über der Mitte
weitgehend trocken, nun aber im Süden keine Gewitter mehr. Die Temperatur in 850
hPa liegt im Norden um 5, im Süden um 13 Grad.
In der erweiterten Mittelfrist scheint es mit zonalem und nur mäßig warmem
Wetter weiterzugehen. Wobei am Dienstag derzeit auch für die Landesmitte eine
echte Chance auf etwas Regen besteht.
Fazit: Willkommen im früher so typischen mitteleuropäischen Sommer.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Der aktuelle IFS-Lauf weist eine hohe Konsistenz zu seinen Vorläufen auf.
Regionale Unschärfen sind zwar vorhanden, aber das grundsätzliche Muster ist
gleich: zonale Lage mit Randtrogdurchgang.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch GFS und ICON haben in der zonalen Lage keine großartige Varianz zu bieten.
Die größten Unterschiede ergeben sich in der Temperaturverteilung, aber hier
sprechen wir von +/-2K, wobei ICON am wärmsten und GFS am kältesten ist. Erst
zum nächsten Wochenende ergeben sich markante Unterschiede bezüglich eines
Troges samt Bodentief von Westen. Unterschiede bezüglich eines Troges samt
Bodentief von Westen. ICON lässt das Tief zunächst über Frankreich und
Deutschland auf der Vorderseite. GFS lässt den Trog durchschwenken und das Tief
auffüllen. IFS hat zwar auch einen Randtrog drin, schärfer als gestern aber
vergleichsweise flach.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse liefert Monocluster für den Mittelfristzeitraum. Dabei
schwenken wir von NAO+ zu atlantischem Rücken und zum Samstag schließlich in
NAO-.
Die erweiterte Mittelfrist hält 3 Lösungen parat: alle mit Schwenk von
atlantischem Rücken zu NAO-. Cluster eins hat für Deutschland eine leicht
antizyklonale Strömung im Programm. Cluster zwei ist vorherrschend zyklonal.
Cluster drei (in dem liegen auch Haupt- und Kontrolllauf) ist am Sonntag leicht
zyklonal, Montag antizyklonal und Dienstag zyklonal geprägt. Insgesamt stützen
alle Lösungen die eher wechselhafte Westwindwetterlage.
Die IFS-Ensembles sind erstaunlich eng über die gesamte Mittelfrist. Der
Hauptlauf liegt gut mittig. Nur am Samstag ist die Mehrheit der Ensembles für
etwas mehr Wärme und höheres Geopotential.
Deutlich erkennbar ist der allgemeine Rückgang in Temperatur und Geopotential ab
Dienstag. Zum nächsten Wochenende ist zwar ein kleiner „Berg“ in den Läufen,
aber auch das folgende Tal ist sichtbar. Auch die Zunahme an Niederschlag im
Norden und die eher trockenen Bedingungen über der Mitte lassen sich finden.
Die Ensembles des GFS sehen denen des IFS sehr ähnlich. Auch hier ist die
Abkühlung sichtbar und keine Rückkehr zu Hitze zu erkennen.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
EFI-Cape und Cape-Shear springen am Dienstag und Mittwoch im Süden des Landes an
und untermauern die Wahrscheinlichkeit von schweren Gewittern. Sonst lassen sich
keine Signale für außergewöhnliches Wetter finden.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-MIX
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn