S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 11.07.2023 um 10.30 UTC

Sommerlich warm, vor allem am Wochenende auch wieder heiß, wechselhaft mit
gebietsweisen Schauern und kräftigen, teils unwetterartigen Gewittern.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 18.07.2023

Im gesamten Mittelfristzeitraum herrscht eine westliche bis südwestliche,
zyklonal geprägte Witterung vor, insgesamt ist es daher wechselhaft mit
gebietsweisen Schauern und teils kräftigen Gewittern, teils auch unwetterartig.
Temperaturtechnisch bleibt es sommerlich warm, am Wochenende voraussichtlich
erneutes Hitzeintermezzo.

Zu Beginn der Mittelfrist am Freitag amplifiziert der Trog über dem nahen
Ostatlantik und Westeuropa und trogt nach Süden aus, die Strömung dreht mehr auf
Südwest und über Mitteleuropa und somit auch Deutschland wölbt sich ein flacher
Keil auf, der allerdings von flachen Kurzwellen umlaufen werden kann. Unter
leichtem Hochdruckeinfluss dürfte es daher einen häufig störungsfreien und
freundlichen Tag geben. Dabei gibt es allerdings zwei Gebiete mit einem gewissen
Schauerrisiko: Einerseits der Norden, wo leichte Hebung durch einen
Kurzwellentrog zu Tagesbeginn und einen weiteren gegen Abend für einzelne
Schauer sorgen könnte. Gegen Abend nähert sich von Westen zusätzlich eine flache
Tiefrinne bzw. Bodentrog, so dass dann im Westen und Nordwesten aufkommende
Schauer/schauerartiger Regen möglich sind. Andererseits können sich
wahrscheinlich auch über dem Alpenraum Schauer oder einzelne Gewitter
entwickeln, potenziell ist bei ppws um 30 mm lokaler Starkregen nicht
ausgeschlossen. Dazu wird die Hilfe der Orografie benötigt. Dies dürfte aber
meist nur den unmittelbaren Alpenrand betreffen. In der auf Südwest drehenden
Strömung wird die Luftmasse wieder angewärmt und angefeuchtet. Die 15
Grad-Isotherme in 850 Grad kommt nordwärts bis in die mittleren Landesteile
voran, nachts wird dann voraussichtlich auch die Mittelgebirgsschwelle
überschritten. Die Höchstwerte liegen gegenüber dem Vortag also wieder etwas
höher. Die 30 Grad-Marke könnte im Süden wieder örtlich erreicht werden.

Am Samstag greift der westeuropäische Trog auf Deutschland über, dabei dreht die
Strömung noch etwas weiter auf Südwest, so dass subtropische Luftmassen aus dem
Mittelmeerraum bis in die nördlichen Landesteile voran kommen – die 15
Grad-Isotherme überstreicht voraussichtlich ganz Deutschland und im
Süden/Südosten bis über die östlichen Mittelgebirge in Richtung Altmark und
Fläming werden über 20 Grad in 850 hPa erwartet. Die erwarteten
Höchsttemperaturen liegen daher meist zwischen 28 und 34 Grad. Etwas weniger
heiß ist es dann im Norden und Nordwesten (25 bis 30 Grad, im Küstenumfeld, vor
allem Nordseeumfeld noch darunter). Mit Übergreifen des Troges vertieft sich die
von Westen übergreifende Tiefdruckrinne, an einer voraussichtlich eingelagerten
Konvergenz entwickeln sich zunächst im Westen, nachfolgend ostwärts ausbreitend
und nachts dann voraussichtlich auch den Osten und Südosten erreichend, Schauer
und teils kräftige Gewitter mit Starkregen, Hagel und Sturmböen. In Anbetracht
der subtropischen Luftmasse mit viel Feuchte und Labilität sind Unwetter
wahrscheinlich (ppws bei 40 bis 50 mm, nach Süden und Südwesten recht hohe
CAPE-Werte, im Westen recht hohe Scherung). Das Frontensystem des
korrespondierenden Bodentiefs mit Zentrum bei Schottland erreicht den Nordwesten
Deutschlands dann in der Nacht zum Sonntag, rückseitig lässt die Schauer- und
Gewittertätigkeit nach, im Nordwesten, vor allem an der Nordsee lebt der
Südwestwind auf.

Am Sonntag liegt das Frontensystem diagonal über Deutschland und trennt eine
kühlere und stabilere Luftmasse im Nordwesten von der subtropischen,
feucht-labilen Luftmasse vorderseitig im Süden und Südosten (etwa Südosthälfte).
Ein Sekundärtrog umläuft die Vorderseite des Langwellentroges und überquert uns
im Tagesverlauf von Frankreich kommend in Richtung Ostsee/Südskandinavien. Dabei
treten im Norden und Nordwesten Schauer auf, das Gewitterrisiko ist dort gering.
Der Wind weht dort gradientbedingt frisch, vor allem im Küstenumfeld teils auch
stark böig aus Südwest bis West. Vor allem wird aber das Frontensystem und die
davor lagernde Subtropikluft aktiviert, so dass sich in der Südosthälfte
wiederholt Schauer und teils kräftige Gewitter entwickeln. Insbesondere
hinsichtlich Starkregen kann dabei auch die Überschreitung von Unwetterkriterien
nicht ausgeschlossen werden. Dazwischen gibt es einen Streifen mit überwiegend
freundlichem und weitgehend trockenem Wetter. In der Nacht zum Montag lässt die
Schauer- und Gewittertätigkeit nach, klingt aber vor allem im Südosten
wahrscheinlich nicht ganz ab. Die ganz heiße Luftmasse mit 850 hPa-Temperaturen
um 20 Grad wird weitgehend ostwärts abgedrängt, lediglich ganz im Südosten hält
sie sich wohl noch. Die Höchstwerte gehen gegenüber dem Vortag daher etwas
zurück: im Nordwesten 20 bis 24, sonst meist 25 bis 29 Grad, im Südosten etwa
zwischen Südbrandenburg und Alpenrand 29 bis 31 Grad.

Auch am Montag wird die feucht-labile, subtropische Luftmasse im Süden und
Südosten nicht ausgeräumt, eventuell kann sie sogar etwas nordwärts ausgreifen.
Deutschland befindet sich nach wie vor vorderseitig des Langwellentroges, die
Südwestströmung flattert, kurzwellige Randtröge können also teils für etwas
Hebung sorgen. Am Boden deutet sich ein flaches Tief an. Summasummarum dürften
also gewisse Hebungsantriebe vorhanden sein, teils sorgt dafür auch die
Orografie, so dass sich im Tagesverlauf im Süden erneut örtlich Schauer und
lokal kräftige oder auch unwetterartige Gewitter entwickeln können. Auch im
Küstenumfeld kann ein lokaler Schauer nicht ausgeschlossen werden, häufig bleibt
es dort und in den mittleren Landesteilen trocken. Nachts auch im Süden
weitgehend nachlassende Schauer- und Gewittertätigkeit.

Am Dienstag nähert sich die Achse des Westeuropatroges von Westen und überquert
uns voraussichtlich in der Nacht zum Mittwoch. Das Frontensystem eines Tiefs
über der nördlichen Nordsee greift dabei ebenfalls auf Deutschland über.
Vorderseitig gelangt in den Südosten weiter subtropische, feucht-labile Luft mit
Temperaturen in 850 hPa von 15 bis 20 Grad, ganz im Südosten auch etwas darüber.
Das Überschreiten der 30 Grad-Marke in 2 m Messhöhe ist im Südosten weiterhin im
Bereich des Möglichen oder gar wahrscheinlich. In dieser Luftmasse kann sich im
Tagesverlauf auch ein vorlaufender Bodentrog (ggf. auch eine Konvergenz) bilden
und in diesem Bereich entwickeln sich Schauer und teils kräftige Gewitter,
lokale Unwetter in Bezug auf Starkregen können erneut auftreten. Die Kaltfront
des Nordseetiefs und der folgende Bodentrog greifen im Tagesverlauf auf den
Nordwesten über, dabei kommt es zu Schauern/schauerartigem Regen und vor allem
im Nordseeumfeld zu auffrischenden und auf West drehendem Wind.

Auch zur erweiterten Mittelfrist in der zweiten Hälfte der kommenden Woche
bleibt die zyklonale West- bis Südwestlage voraussichtlich bestehen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Insgesamt zeigen die vorliegenden IFS-Läufe eine gute Konsistenz über den
gesamten Mittelfristzeitraum, so dass die Aussagen vom Vortag prinzipiell
Gültigkeit behalten.

Im Detail gibt es im neuesten Modelllauf eine Tendenz zu leicht markanteren
Strukturen: Der westeuropäische Trog greift ein wenig weiter südlich aus, der
sich aufwölbende Keil zu Samstag wölbt sich etwas weiter nach Norden und die
Achse liegt leicht westlicher und damit knapp östlich von uns. Damit steilt die
Strömung im Vergleich zu den Vorläufen noch etwas stärker auf und zum Wochenende
wird daher noch ein wenig mehr an „Erhitzung“ angeboten. Auch die
Trogvorderseite könnte nach Lesart des aktuellen Modelllaufes gegen über dem
gestrigen 00 UTC-Lauf etwas früher auf unseren Nordwesten/Westen übergreifen.
Diesbezüglich war aber der gestrige 12 UTC-Lauf des IFS noch etwas flotter. Im
weiteren Verlauf ab Beginn der kommenden Woche gleichen sich die 00 UTC-Läufe
relativ gut, der aktuellere Modelllauf bleibt einen Tick markanter.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Im Vergleich zu anderen Globalmodellen sind zunächst nur geringe Unterschiede in
Amplitude und Timing zu erkennen, etwas größer werden diese Differenzen zum Ende
der Mittelfrist/Beginn der erweiterten Mittelfrist gegenüber dem GFS, ICON und
UK10 simulieren im Vergleich zum aktuellen IFS-Lauf weiterhin sehr ähnliche
Strukturen. Es gibt keine größeren Abweichungen, die an dieser Stelle diskutiert
werden müssten. Daher werden die Prognosen des IFS als relativ robust
eingeschätzt.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse des IFS liefert für den ersten Zeitraum von Freitag 00 UTC
bis Samstag 00 UTC (+72 bis +96 h) vier Cluster. Dabei wird der Kurzwellentrog,
der den flachen Kiel über Deutschland umläuft unterschiedlich simuliert, was
teils zu weniger, teils zu mehr Schauer- oder Gewittertätigkeit führen könnte.
Für den Folgezeitraum von Sonntag 00 UTC bis Dienstag 00 UTC (+120 bis +168 h)
sowie für die erweiterte Mittelfrist wird jeweils ein Cluster gezeigt. Das zeigt
auch, dass momentan alles auf einen Fortbestand der zyklonal geprägten West- bis
Südwestlage deutet.

Auch die Betrachtung der Rauchfahnen einiger Städte in Deutschland bringt keine
neuen Erkenntnisse und stützt eher die Verlässlichkeit der deterministischen
Modellläufe: Die übergroße Mehrheit der Ensemblemember zeigt ähnliche Verläufe
hinsichtlich Geopotenzial in 500 hPa und Temperatur in 850 hPa. Nur wenige
Einzelläufe weichen „etwas mehr“ ab, insgesamt ist der Spread relativ gering.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

GEWITTER:
Es werden eigentlich im gesamten Mittelfristzeitraum wiederholt Gewitter
simuliert. Schwerpunkte der Entwicklung: Am Samstag wiederholte Gewitter von
West nach Ost übergreifend, am Sonntag dann vor allem im Süden, Südosten und
Osten. Dort wartet jeweils auch der EFI mit deutlichen Signalen beim CAPE und
CAPEshear auf. Begleiterscheinungen sind Starkregen, Hagel und Sturmböen, vor
allem hinsichtlich des Starkregens besteht voraussichtlich auch
Unwetterpotenzial. Auch am Montag deuten sich für den Süden und Südosten je nach
Auslöse zumindest örtliche und lokal kräftige Gewitter an.

HITZE:
Für das Wochenende liefert der EFI kräftige Signale für deutlich erhöhte
Maximumtemperaturen. Am Wochenende ist nahezu ganz Deutschland von einer starken
Wärmebelastung betroffen, im Süden könnte es auch extrem werden. Am Sonntag
deutet sich vor allem für den Süden und Südosten weiterhin eine starke
Wärmebelastung an, am Montag eventuell noch ganz im Südosten.

WIND:
Am Samstag und Sonntag gradientbedingt im Nordwesten frischer, in Böen teils
starker bis stürmischer Südwestwind auch außerhalb von Schauern und Gewittern.
Der EFI schlägt hier relativ kräftig an, an sich belassen es die EPS-Verfahren
aber bei meist bei Bft 7 im Küstenumfeld, evtl. westliches Bergland und an
exponierten Küstenabschnitten mal eine Bft 8.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, Mos-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger