SXEU31 DWAV 311800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 31.05.2023 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Hochdruckrandlage mit überwiegend ruhigem Wetter. Bis morgen Nachmittag etwas
Wind an der Nordsee. In den Alpen vor allem morgen und am Samstag ein paar
konvektive Umlagerungen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC

Aktuell … hat sich ein kräftiges Höhenhoch mit Schwerpunkt westlich
Schottlands über dem Nordwesten Europas breitgemacht. Sein Gegenspieler ist ein
Höhentrog, der sich vom nördlichen Nordmeer aus südostwärts nach Skandinavien
ausweitet. Das übrige Europa wird von einer sehr flachen Geopotentialrinne ohne
nennenswerte Höhenkaltluft überdeckt, die sich bogenförmig von Nordosten Europas
über den Osten und den Mittelmeerraum westwärts bis zu einem etwas stärkeren
Höhentief westlich der Iberischen Halbinsel erstreckt. Diese Situation spiegelt
sich auch in Bodennähe wider. Ein kräftiges Bodenhoch mit Schwerpunkt
nordwestlich von Schottland erstreckt einen Keil bis nach Mitteleuropa hinein.
Das einzige stärkere Tief liegt über Nordskandinavien, ansonsten sind weite
Teile Süd- und Osteuropas von einem schwachen Gradienten nach Süden und Osten
hin geprägt.

Über Deutschland ist am Rande des Hochs der Gradient noch etwas stärker,
insbesondere im Bereich der Nordsee, wo es aus Nordwest zu einzelnen steifen
Böen vor allem auf den Nordfriesischen Inseln kommen kann. Dazu trägt auch ein
Tief bei, welches sich im Lee des skandinavischen Gebirges gebildet hat. Die
Divergenzachse des Hochs, an der der Wind von Nordwest auf Nordost dreht,
erstreckt sich von der Nordsee nach Sachsen. In den übrigen Regionen weht der
Wind durchaus mäßig, aber bei weitem nicht warnwürdig.

Die Luftmasse, die in den Nordwesten zugeführt wird, ist oberhalb einer sehr
niedrig gelegenen Inversion (in etwa bei 950 hPa) sehr trocken und durch Föhn am
Norwegischen Gebirge auch stark erwärmt und weist in 850 hPa bis 14°C auf. Davon
spürt man aber unterhalb der scharfen Inversion nichts, dort fließt recht
feuchte, auch zunehmend wolkenreiche und kühle Nordseeluft zu. In den übrigen
Landesteilen liegt die Absinkinversion deutlich höher und darunter liegt eine
sehr trockene und ebenso warme Luft (10 bis 12°C in 850 hPa), in der es heute
verbreitet nicht einmal zu leichter Quellbewölkung gereicht hat. Stattdessen gab
es gebietsweise einen Sommertag. Ein bisschen feuchtere und etwas instabiler
geschichtete Luft liegt unmittelbar an den Alpen. Diese wird durch den
Nordostwind orographisch gehoben. Dort haben sich am Nachmittag auch mal Schauer
gebildet, für ein Gewitter hat es bis dato noch nicht gereicht.

In der Nacht zum Donnerstag zieht das oben erwähnte Leetief in die östliche
Ostsee. Der zu uns gerichtete Höhenkeil schwächt sich aufgrund von flacher KLA
in der unteren Troposphäre etwas ab und verschiebt sich nach Südwesten. Auch die
Divergenzachse des Bodenhochs folgt dieser Bewegung, so dass diese bis zum
Morgen in etwa eine Linie vom Münsterland bis zum Vogtland erreicht.

Nördlich der Divergenzachse kann sich die flach einfließende kühlere und feuchte
Luftmasse in Norddeutschland ausbreiten, wobei sie sich nach Osten hin nicht
ganz so gut durchsetzt wie im Westen. In 850 hPa sieht man davon nichts, weil
die Inversion deutlich darunter liegt. Dementsprechend erfolgt der
Luftmassenwechsel im Norden mit Aufzug recht dichter, aber flacher
Stratocumulusbewölkung, die sich im Nordwesten verbreitet durchsetzt, nach Osten
hin aber Auflockerungstendenzen zeigt. Regen fällt aus dieser äußerst flachen
Schicht nicht. Ob sich der Luftmassenwechsel in unseren Analysen überhaupt wird
mit einer Kaltfront markieren lassen, wird sich des Nachts zeigen. Der im Norden
verbreitet auf Nordwest drehende Wind weht vor allem im Bereich Nordfrieslands
weiterhin recht kräftig, so dass dort steife Böen erwartet werden.

Südlich der Divergenzachse kommt der Wind schwach aus Nordost. Dort hält sich
die herrschende Luftmasse und es bildet sich bei verbreitet klarem Himmel (ein
paar Schleierwolken sind wohl dabei) eine sehr flache Strahlungsinversion. Allzu
stark kühlt es aber in der warmen Luftmasse in der kurzen Nacht gar nicht ab, so
dass dort wie auch im Norden unter den Wolken die Frühtemperaturen meist
zwischen 12 und 7°C liegen. In den Tälern der zentralen und südlichen
Mittelgebirge wird es vereinzelt etwas kühler.

Am Donnerstag … weitet sich der Trog über dem Nordosten Europas weiter nach
Süden aus. Zum Abend weist er ein mit Höhenkaltluft angereichertes Drehzentrum
über dem Süden Finnlands auf. Mit leichtem Geopotentialrückgang über dem Osten
Mitteleuropas zieht sich die Achse des Höhenhochs weiter Richtung
Südwestdeutschland zurück. Im Prinzip vollführt das gesamte Höhenhochsystem aus
seiner Sicht eine leichte Rechtsdrehung. Auch der Bodenhochkeil schwenkt etwas
nach Südwesten, zieht sich aber gleichzeitig zurück, so dass die Divergenzachse
nicht mehr so deutlich in Erscheinung tritt. Vielmehr bleibt über der westlichen
Ostsee (mit Achse bei Lolland) eine flache Rinne zurück, die an der deutschen
Ostsee für Westwind sorgt und im Bereich der nordfriesischen Inseln immer noch
den recht kräftigen Gradienten aufrecht erhält, der dort weiterhin für steife
Böen aus nordwestlicher Richtung sorgt. Ansonsten weht der Wind schwach,
tagsüber mit in der konvektiven Grenzschicht durchaus mäßig und leicht böig und
dreht von Nord nach Süd von Nordwest auf Nordost.

Die von Norden flach einfließende Nordseeluft schafft den Sprung über die
zentralen Mittelgebirge nicht, so dass sich in der Südhälfte Deutschlands kein
Luftmassenwechsel einstellt. Im Norden fließt jetzt auch oberhalb der Inversion
etwas kühlere Luft nach, so dass in 850 hPa die Temperatur auf etwa 8°C
zurückgeht. Teilweise wird die Inversion durch leichte PVA etwas angehoben, so
dass der Stratocumulus etwas in die Höhe wachsen kann und vielleicht wird am
Rande der nördlichen Mittelgebirge auch mal ein Nieseltröpfchen
herausgequetscht. Insgesamt lockert die Sc-Decke im Tagesverlauf aber durch
Vermischung mit der in Deutschland liegenden trockeneren Luft und Einstrahlung
auf, wobei dieser Prozess von den Modellen recht unterschiedlich simuliert wird.
Die Prognose des ICON, der die Bedeckung im Norden im Laufe des Tages allgemein
auf etwa 3 bis 5 Achtel reduziert, erscheint dem Autor dabei realistischer als
andere Modelle, die die Bewölkung teils komplett auflösen lassen, lokal aber
auch noch sehr dicht. Auf die Einstrahlung wirkt die Bewölkung aber auf jeden
Fall dämpfend, was sich zusammen mit der eingeflossenen kühleren Luftmasse bei
den Höchsttemperaturen deutlich bemerkbar macht. So ergibt sich in der
Nordhälfte Deutschlands ein deutlicher Temperaturgradient von um 25°C in der
Mitte bis hin zu 15°C in Nordseenähe und noch weniger auf den Inseln.

Im Süden ergibt sich dagegen kaum eine Änderung im Vergleicht zum Vortag. Wieder
werden je nach Höhenlage 24 bis 28°C erreicht. Allerdings können neben den hohen
Wolkenfeldern auch ein paar mittelhohe Wolken auftreten, so dass es nicht mehr
ganz so sonnig wird wie am Vortag. An den Alpen staut sich weiterhin etwas
feuchtere Luft und wird orographisch gehoben. Hier scheint sich im Vergleich zum
Vortag etwas mehr Feuchte zu stauen, so dass dort die Quellwolkenbildung etwas
stärker ausfallen dürfte als heute. Zudem dürfte auch etwas mehr CAPE
(vielleicht mal um die 500 J/kg ML-CAPE) zur Verfügung stehen, so dass es
unmittelbar an den Alpen am Nachmittag wieder etwas vermehrt zu Schauern kommt
und zumindest im Alpengebiet auch ein kurzes Gewitter nicht ganz ausgeschlossen
werden kann. Scherung ist nicht vorhanden, somit werden sich etwaige Gewitter
als Einzelzellen bilden, die aber trotzdem örtlich markanten Starkregen (mangels
Zuggeschwindigkeit), kleinkörnigen Hagel und stürmische Böen bringen können.

In der Nacht zum Freitag weitet sich der Trog über Osteuropa noch etwas nach
Süden aus. Starke Kaltluftadvektion lässt den Bodendruck über Skandinavien
wieder leicht steigen, so dass zwischen dem steigenden Druck im Norden und den
Resten der alten Divergenzachse des Hochs immer noch die oben schon erwähnte
flache Tiefdruckrinne bestehen bleibt. Diese verlagert sich im Nachtverlauf nach
Süden und liegt am Morgen etwa entlang der Elbe. Während südlich davon der Wind
schwach aus Nord weht, dreht er nördlich davon auf Ost. Dort fließt dann kühlere
Luft aus den Gebieten unter dem Trog nach Westen und in 850 hPa geht über
Vorpommern die Temperatur auf 4°C zurück. Da die von der Ostsee her zufließende
Luft bodennah auch feucht ist, gesellt sich zu dem sich im Nordwesten wieder
ausbreitenden Stratocumulus nun auch Ostseestratus, so dass im Norden
Deutschlands in der Nacht generell recht starke Bewölkung zu erwarten ist.

Im Süden ändert sich dagegen nichts an der Lage: Der Himmel ist weiterhin
vielfach klar, nur zeitweise ziehen hohe Wolkenfelder über den Himmel.
Quellbewölkung und Konvektion an den Alpen fallen rasch zusammen. Die
Tiefstwerte liegen deutschlandweit meist zwischen 12 und 6°C.

Am Freitag … schwenkt der Trog über dem Nordosten Europas langsam nach Osten.
Deutschland verbleibt damit in der Höhe in einer recht schwachen
Nordwestströmung zwischen diesem Trog und dem Keil, der von dem Höhenhoch im
Nordwesten immer noch Richtung Süddeutschland gerichtet ist. In dieser soll noch
ein schwacher Kurzwellentrog südostwärts laufen, der aber keine Wetteraktivität
entfalten sollte. Im Bereich der Rinne über dem Nordosten Deutschlands hat sich
in der Zwischenzeit etwas mehr Feuchte akkumuliert, so dass im Tagesverlauf
verstärkt Quellwolkenbildung einsetzt, wohingegen sich in den übrigen Regionen
Norddeutschlands der Stratocumulus im Tagesverlauf auflockern soll. Die Rinne
mit den Wolken kommt noch etwas nach Süden voran, löst sich dann aber immer mehr
auf, weil sich das Bodenhoch weiter nach Osten in Richtung Südskandinavien
ausdehnt und sich an dessen Rand in ganz Deutschland die nordöstliche
Bodenströmung durchsetzt. Die Zone mit der stärksten Bewölkung liegt dann am
Abend in etwa zwischen Westniedersachsen und Sachsen. Der Wind weht dabei
tagsüber wieder vielfach mäßig, aber ohne dass irgendwelche Warnungen nötig
werden.

Mit dem Nordostwind fließt die Kaltluft jetzt in einer etwas dickeren Schicht
ein, gleichzeitig ist diese Luftmasse von starkem Absinken dominiert, so dass
sie wieder trockener ist, was auch die Tendenz zu Wolkenauflösung abgesehen von
der etwas feuchteren Zone erklärt. In 850 hPa zeigt sich ein Temperaturrückgang
auf bis zu 2°C im Nordosten, während wir im Süden bei 12 bis 14°C bleiben. Die
Inversion steigt in den meisten Regionen aufgrund der nun dickeren Schicht der
kühlen Luft auf etwa 850 bis 750 hPa an, im Süden ist gar keine Inversion
vorhanden. Die dort am Vortag noch vorhandene Feuchte an den Alpen nimmt ab, so
dass trotz starker Labilität kaum CAPE generiert werden kann, zudem liegt das
KKN über 2500 m, so dass es kaum zur Schauerbildung reichen wird. Gewitter
bilden sich dann eher auf der Alpensüdseite, wo deutlich mehr Feuchte vorhanden
ist und diese stören uns nicht mehr. In weiten Teilen Süddeutschlands ist es
somit am Freitag recht sonnig und trocken. Bei den Höchsttemperaturen bleibt uns
der starke Gradient über Deutschland erhalten: Während in Vorpommern nur 18°C
erreicht werden, muss am Kaiserstuhl mit 28°C gerechnet werden. Unmittelbar an
der See ist es wie gewöhnlich bei auflandigem Wind noch etwas kälter.

In der Nacht zum Samstag schwächt sich das Höhenhoch nordwestlich Irlands etwas
ab. Gleichzeitig gesellt sich zu dem dort befindlichen Bodenhoch noch ein
weiterer Bodenhochschwerpunkt über der Ostsee und dem nördlichen Polen hinzu.
Der Druckanstieg nordöstlich unseres Landes lässt den Wind eher Richtung Osten
drehen, dieser ist aber in der Nacht recht schwach. Trotzdem kommt von Nordosten
auch in tieferen Schichten sehr trockene Luft immer weiter nach Südwesten voran,
so dass sich die tiefen Wolken in ganz Norddeutschland auflösen. Eher können
sich in Süddeutschland noch ein paar Quellwolkenreste halten. Ansonsten wird die
Nacht verbreitet klar und es bleibt weiterhin warnfrei.

Im Nordosten können die Temperaturen in der kühltrockenen Luft recht stark
absinken und es kann Tiefstwerte zwischen 6 und 3°C geben, für Frost in
Bodennähe sollte es aber nur bei schlecht wärmeleitenden Böden reichen.
Ansonsten liegen die Tiefstwerte eher zwischen 12 und 6°C.

Am Samstag … ändert sich weiterhin nicht viel an der Wetterlage. In der
nordwestlichen Höhenströmung wird erneut ein Kurzwellentrog südostwärts gelenkt,
der insbesondere in 300 hPa recht markant ausgeprägt ist und auch kräftige
Hebung induzieren soll. Allerdings wird diese vor allem in höheren Schichten und
in der trockenen Luft im Norden Deutschlands wirksam, so dass sich letztendlich
wohl nur höhere Wolken bilden. Unterhalb einer Inversion, die bei etwa 800 hPa
zu erwarten ist, stellt sich in der Nordhälfte eine komplett konvektiv
durchmischte Grenzschicht ein, in der sich vielleicht mal ein paar kleine
Quellwolken knapp unter der Inversion bilden können. Nach Süden hin wird die
Inversion immer schwächer und ist ganz im Süden nicht mehr zu finden, so dass
dort eine recht labile Schichtung entsteht. Da dort auch wieder etwas mehr
Feuchte zur Verfügung steht, können sich auch dort bei einer recht hochreichend
durchmischten Grenzschicht hochbasige Quellwolken bilden. An den Alpen
akkumuliert sich wieder etwas mehr Feuchte, so dass sich dort bei einem KKN um
2000 m durchaus stellenweise 500 bis 1000 J/kg CAPE bilden können. Damit steigt
am unmittelbaren Alpenrand das Gewitterrisiko an. Bei wenig Scherung und
geringen Zuggeschwindigkeiten handelt es sich dann um lokal und kurzzeitig
starkregenbringende Einzelzellen, auch kleinkörniger Hagel kann ein Thema sein,
bei der insgesamt recht trockenen Grenzschicht können auch trockene Downbursts
mal zu stürmischen Böen führen.

Jetzt wurde viel über Wolken gesprochen, insgesamt dominiert aber auch am
Samstag wieder die Sonne. Die Temperaturverteilung ändert sich im Vergleich zum
Vortag nur geringfügig, es werden wieder Höchstwerte zwischen 19°C im Nordosten
und vielleicht 29°C im Südwesten erwartet. Auch der Wind ändert sich kaum.
Dieser lebt tagsüber wieder mäßig aus Ost bis Nordost auf.

In der Nacht zum Sonntag ändert sich weiterhin nicht viel an der Wetterlage. Die
Konvektion an den Alpen fällt tagesgangsbedingt wieder zusammen, genauso wie der
Wind sich wieder abschwächt. Somit wird die Nacht überwiegend gering bewölkt
oder klar. Mehrere Modelle lassen aber in der zweiten Nachthälfte wieder tiefe
Wolken von der Nordsee her auf den Nordwesten übergreifen. Die Tiefstwerte sind
zwischen 13 und 5°C anzusetzen.

Modellvergleich und -einschätzung

Die vorliegenden Modelle simulieren die Großwetterlage sehr ähnlich.
Prognoserelevante Unterschiede gibt es allenfalls bei der Bewölkung im Norden.
Warnrelevante Unterschiede bestehen schon mangels Warnungen nicht.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann