S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 29.05.2023 um 10.30 UTC

Meist Andauer des ruhigen Frühsommerwetters. Mäßig warm bis warm. Ab dem
Wochenende im süddeutschen Bergland vermehrt aufkommende Gewitterneigung.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 05.06.2023

Am Donnerstag lieg Deutschland am Rande eines blockierenden Hochs mit
Schwerpunkt unmittelbar nordwestlich von Schottland. Von diesem Hoch ausgehend
ist ein Keil nach Ostgrönland gerichtet. Flankiert wird dieses Hoch von einem
Trog, der von Karelien nach Polen reicht. Dessen vorgelagerte Kaltfront greift
als stabile aktive Front auf den Norden Deutschlands über, wobei sich deren
Wetterwirksamkeit auf Sc-Felder beschränkt. Während im Norden und Nordosten in
der von Skandinavien einfließenden trockenen Polarluft nur
Tageshöchsttemperaturen zwischen 15 und 20 Grad zu erwarten sind, wird es in den
anderen Gebieten mit 22 bis 28 Grad noch relativ warm. In der Nacht zum Freitag
überquert die Kaltfront den Mittelgebirgsraum und löst sich dabei vollends auf.
Am Freitag erreicht die Kaltfront (oder was davon übrig ist) den Süden
Deutschlands, die Passage der Kaltfront dürfte sich in Form einer Winddrehung
auf Nordost bemerkbar machen. Präfrontal können sich an oder eher in den Alpen
einzelne Gewitter entwickeln, wobei aufgrund der Trockenheit der Luft und des im
Randbereichs des Hochs andauernden Absinkens die Wahrscheinlichkeit für
konvektive Umlagerungen nur sehr gering ist. Im Süden kann noch einmal die 25
Grad-Marke deutlich überschritten werden.
Am Samstag läuft an der Rückseite des über Osteuropa liegenden Troges ein
Kurzwellentrog nach Süden ab und greift auf Deutschland über. Dies lässt im
Süden Deutschlands die Strömung auf West bis Südwest rückdrehen, was dort die
Abkühlung verhindert. Vielmehr kann an der Südflanke dieses Troges in den
Südwesten Deutschlands etwas feuchtere Luft eingesteuert werden, wodurch dort
vor allem über dem Bergland und auch an den Alpen die Gewitterneigung zunehmen
dürfte. Am Sonntag tropft dieser Trog über dem Westen Deutschlands aus.
Allerdings bringt dieses Höhentief nur wenig Hebung zustande, so dass einzelne
Gewitter weiterhin auf das süddeutsche Bergland einschließlich dem Bayerischen
Wald und den Alpenrand beschränkt sind. Im Laufe des Montags wird das Höhentief,
das den Charakter eines Kaltlufttropfens aufweist, gemäß bodennaher Strömung
etwas südwestwärts geführt. Bei zögernd ansteigenden Temperaturen bleibt die
leichte Gewitterneigung vor allem über den süddeutschen Mittelgebirgen und an
den Alpen bestehen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum hält sich die Hochbrücke, die
vom Seegebiet südwestlich von Island über Skandinavien hinweg zur Kara-See
reicht. Diese Brücke wird durch ein blockierendes Höhenhoch bei Schottland
weiterhin gestützt. An dessen Südflanke wirkt ein Höhentief über dem Azorenraum
stabilisierend. Über Mitteleuropa bleibt leicht zyklonaler Einfluss, der durch
das nach wie vor über Benelux und Ostfrankreich liegende Höhentief bedingt ist,
bestehen. Dieses Höhentief hält die Gewitterneigung vor allem über dem
süddeutschen Bergland und an den Alpen am Leben. Im weitaus größten Teil
Deutschlands setzt sich jedoch die Trockenheit fort. Im Norden und Nordosten
erfolgt dann ein leichter Temperaturanstieg, sonst ändern sich die Temperaturen
nur wenig.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Montag ist der aktuelle Modelllauf zu den gestrigen
Simulationen weitgehend konsistent, wobei auch die weiter zurückliegenden
Modellrechnungen schwache Höhentiefs westlich von Deutschland zeigten. Deren
Position lässt sich jedoch mit zunehmendem Vorhersagezeitraum und erst recht ab
Wochenbeginn mit rasch größer werdender Unsicherheit prognostizieren. Daher ist
noch unsicher, ob von möglichen Gewittern dann auch der östliche
Mittelgebirgsraum erfasst werden kann.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich dem Wochenende stützen die verfügbaren Modelle die oben
beschriebene Entwicklung. Das o.g. Höhentief ist am Sonntag bei der Mehrzahl der
Modelle zu finden; lediglich UK10 und auch das Modell des kanadischen
Wetterdienstes zeigen stattdessen nur einen über den Osten Deutschlands hinweg
südostwärts schwenkenden Trog. Nach ICON verlagert sich dieses Höhentief am
Montag rascher nach Osten als nach EZMW und GFS, was wie bei UK10 und auch beim
kanadischen Modell ab Montag auch im Süden wieder eine Stabilisierung zur Folge
hätte.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum lässt GFS das Höhentief an den
über Osteuropa liegenden Trog andocken, wodurch sich spätestens am Dienstag im
Süden trockenere und stabilere Luft durchsetzt. Nach den beiden amerikanischen
Modellen ist in der ersten Wochenhälfte das Temperaturniveau etwas niedriger als
nach EZMW. Generell lassen sich aber auch bei externen Modellen keine Hinweise
für nennenswerte Niederschläge finden.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS folgt weitgehend dem hauseigenen deterministischen Lauf.
Allerdings lässt sich das kleinräumige Höhentief anhand der Mittel- und
Anomaliefelder nicht finden. Vielmehr zeichnet sich ab Beginn der neuen Woche
eine allmähliche Verlagerung des Schwerpunktes des Höhenhochs nach Westen in
Richtung Südgrönland ab, wodurch von Nordeuropa her wieder kühlere Luft
vordringen könnte. Zwar lässt sich ab dem Wochenende auch anhand der einzelnen
EPS-Member eine zunehmende Zyklonalität ableiten, aber ein abgeschlossenes
Höhentief haben nur Einzelläufe zu bieten. Der Spread des Ensembles ist
insgesamt gering, im Süden zeigt der deterministische Lauf ein tieferes
Temperaturniveau als die Mehrzahl der Einzellösungen. Erst zum Wochenende hin
lassen sich vor allem im Süden Deutschlands vermehrt Niederschlagssignale
finden, wobei sich keine Indizien für warnrelevante Regenmengen ergeben.
Auch beim EPS des EZMW ist von dem kleinräumigen Höhentief, das am Wochenende
über dem Süden Deutschlands die Gewittertätigkeit wahrscheinlich aufleben lässt,
nichts zu sehen. Vielmehr zeigt sich auch hier eine leicht retrograde
Verlagerung des blockierenden Hochs, die jedoch nicht so ausgeprägt ist wie beim
EPS des GFS. Der Spread ist wie beim EPS des GFS relativ gering, die
Einzellösungen werden bis einschließlich H+240 auch nur in einem Cluster
zusammengefasst. Niederschlagssignale beschränken sich auf das südwestdeutsche
Bergland und vor allem auf die alpennahen Gebiete, wobei hier der typische
konvektive Tagesgang abgebildet wird.
Das Clustering gemäß Großwetterlagen ergibt eine Dominanz antizyklonaler
Strömungsmuster mit nördlicher Anströmung und der Zufuhr sehr trockener Luft. Ab
dem Wochenende erfolgt eine leichte Erwärmung, zur Wochenmitte hin macht sich
jedoch zunehmender zyklonaler Einfluss bemerkbar.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Rande der bis nach Nordosteuropa reichenden Hochbrücke dominiert Absinken, so
dass die Trockenheit andauert. Lediglich unmittelbar an bzw. eher in den Alpen
sowie entlang von Hochrhein, über dem südwestdeutschen Bergland und vielleicht
auch in der Bodenseeregion können sich jeweils im Tagesverlauf mit geringer
Wahrscheinlichkeit einzelne Gewitter entwickeln. Starkregen sollte kaum
auftreten, erst am Sonntag besteht am Alpenrand eine leicht erhöhte Gefahr von
Starkregen. Am Montag ist dies auch über den südwestdeutschen Mittelgebirgen und
generell im Alpenvorland der Fall.

Basis für Mittelfristvorhersage
EPS, anfangs MOS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann