#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Montag den 15.05.2023 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 15.05.2023 um 10.30 UTC
Im Laufe der Woche Übergang zu einer niederschlagsarmen Ost-Nordostlage mit
allmählich steigenden Temperaturen.
Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 22.05.2023
Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Donnerstag
(„Vaddertach“) befindet sich Deutschland am südlichen Rand einer sich
kräftigenden brückenartigen Hochdruckzone, die vom Ostatlantik via Nord- und
Ostsee bis weit nach Russland reicht. Während die Brücke im Bodenniveau
geschlossen ist, kann man das vom Geopotenzial nicht behaupten. Grund ist ein
ausgeprägter, weit nach Norden ausgreifender Trog über Südwesteuropa, der
Verbindungen zu einem weiteren Trog über Skandinavien pflegt und somit die zwei
Monumentalrücken über dem nahen Atlantik und dem nahen Osteuropa voneinander
trennt. Wie auch immer, zwischen der Brücke im Norden und tiefem Luftdruck im
Mittelmeerraum stellt sich eine über mehrere Tage andauernde Ost-Nordostlage
ein, die für einen niederschlagsarmen, aber nicht gänzlich störungsfreien
(kurzwellige Sekundärtröge in der Höhe) Witterungsabschnitt sorgt. Dabei steigt
die Temperatur kontinuierlich an von wenig über 0°C am Donnerstag auf 9 bis 14°C
zu Beginn der nächsten Woche – auf 850 hPa versteht sich.
Im Laufe des Wochenendes beginnt die Brücke nördlich von uns zu schwächeln. Der
Luftdruck fällt und von Südwesten her nehmen die Isobaren bei gleichzeitiger
Gradientabschwächung eine immer zyklonalere Kontur an. Entsprechend steigt die
Regen- und Gewitterwahrscheinlichkeit, insbesondere ab Montag. In der
erweiterten Mittelfrist steuern wir nach Lesart des IFS-Hauptlaufs auf eine
feuchte und amorphe „Sumpflage“ zu, in der es zu stark tagesganggeprägten
Regenfällen und Gewittern mit Starkregengefahr kommt.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Summa summarum kann die Konsistenz des IFS-Modells vom ECMF als gut bezeichnet
werden. So bestätigt der jüngste Lauf, dass wir in dieser Woche auf eine relativ
trockene, aber nicht gänzlich störungsfreie Ost-Nordostlage zusteuern (hoher
Luftdruck Nordeuropa, tiefer Luftdruck Südeuropa). Wenn mal Niederschlag fällt,
ist es nicht viel. Die Temperatur steigt allmählich an.
Zum Ende der Mittelfrist nehmen die Unterschiede zwischen den einzelnen
Modellläufen zu. Es lässt sich aber ein Trend hin zu mehr Tiefdruckeinfluss und
mehr Niederschlag ablesen.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Die Fraktion der Globalmodelle, die sich an mittelfristiger Prognose mal mehr,
mal weniger erfolgreich versuchen, sieht die o.e. Entwicklung sehr ähnlich. Die
Verteilung Brücke knapp nördlich von uns, tiefer Luftdruck Südeuropa wird
unisono angeboten. Dass es bei den Details an der einen oder anderen Stelle
klemmt, fällt unter die übliche Toleranz mittelfristiger Vorhersagen. Als
Beispiel sei hier die Temperatur angeführt, die von ICON und GFS weniger
offensiv nach oben gesteuert wird als von IFS, GEM und etwas abgeschwächt auch
UK10. Außerdem fällt auf, dass GFS bei den insgesamt ja nur sehr dürftig
ausfallenden Regenangeboten sehr schnell die Hand am Colt hat, sprich im
Durchschnitt mehr Schauer simuliert als die anderen. Mit dem Wissen, dass hier
gerne mal übertrieben wird, ändert das in Summe nichts am erwarteten
Wochenverlauf: Sonne, Wolken, wenig Regen, steigende Temperaturen, aber noch
keine Hitze.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Schon der erste oberflächliche Blick auf die soeben im Schaufenster erschienenen
IFS-EPS-Rauchfahnen lässt erkennen, dass die Ensembles den vom Hauptlauf
vorgegebenen Weg mitgehen. Temperatur und Potenzial steigen bis Sonntag/Montag
bei überschaubarer Streuung und nur von wenigen Niederschlagssignalen begleitet
kontinuierlich an. Dass der Haupt- und Kontrolllauf bei den Temperaturkurven
ganz oben mitmischen, lässt den Schluss zu, dass die von ICON und GFS offerierte
etwas gedämpftere Erwärmung durchaus realistisch ist. Im Laufe der nächsten
Woche nimmt die Spreizung innerhalb der Kurvenscharen nur langsam zu, was einen
einigermaßen belastbaren Trend zulässt: leichter Potenzialrückgang,
gleichbleibende, allenfalls geringfügig zurückgehende Temperatur und definitiv
zunehmende Niederschlagspeaks.
Vor dem Hintergrund der eben gemachten Ausführungen verwundert es etwas, dass
für den Zeitraum T+72…96h (Donnerstag/Freitag) satte sechs Cluster angeboten
werden. Auf der Suche nach Unterschieden stößt der Hoffmann an seine Grenzen,
wobei er sich lediglich auf unseren Raum fokussiert. Alle Cluster zeigen die
Brücke und alle zeigen die Divergenzachse knapp nördlich von uns. Auch beim
Geopotenzial – alle sechs Cluster übrigens im Klimaregime „Blocking“ – sind
keine nennenswerten Unterschiede erkennbar. Ab Samstag (T+120…168h) reduziert
sich die Anzahl der Cluster bei andauernder Blockierung auf drei. Auch hier
fallen die Unterschiede marginal aus. Die allmähliche Zyklonalisierung des
Bodendruckfeldes von Süden her wird überall gezeigt. Bliebe noch die erweiterte
Mittelfrist ab Dienstag (T+192…240h), bei der fünf Schubladen geöffnet werden.
CL 1 und 3 (14 Fälle, 9 + HL) tendieren in Richtung „NAO positiv“, was bei uns
zunehmend zyklonale Höhenstrukturen schafft (1x eher zonal, 1x leicht
troglastig). CL 2, 4 und 5 setzen eher auf ein Refresh der Hochdruckbrücke, was
bei uns von Osten her aber trotzdem Niederschlag und Gewitter bedeuten kann.
FAZIT: Hauptläufe verschiedener Globalmodelle und Ensembles sind sich relativ
einig hinsichtlich der grundlegenden Entwicklung. Beim Feintuning ruckelt es
noch an der einen oder anderen Stelle, was aber normal ist.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Allzu viel an signifikantem Wetter hat die bevorstehende Großwetterlage nicht zu
bieten. Am ehesten wäre da noch der anfänglich auftretende Nachtfrost zu
erwähnen, der vor allem im Norden und in der Mitte auftritt (Luft örtlich, Boden
gebietsweise). Ansonsten passiert nicht viel. Ob nach hinten raus, also zu
Beginn der nächsten Woche, schon erste Gewitter in der Startbox stehen, ist
aktuell nicht seriös zu beantworten.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS mit MOS-Mix (wegen der etwas defensiveren Temperaturanstiegskurve).
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann