S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 02.05.2023 um 10.30 UTC

Unbeständig mit Regen und Gewittern. Mäßig warm.

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 09.05.2023

Am Freitag verlagert sich ein Höhenrücken unter Abschwächung über Mitteleuropa
nach Osten, wird dabei aber von einem Langwellentrog über Nordosteuropa gebremst
und kommt mit seiner Achse lediglich bis in den Nordosten Deutschlands voran. Es
stützt ein blockierendes Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt über Skandinavien aus
dem trocken kühle Luftmassen ausströmen, die für uns gesehen aber nur den
Nordosten beeinflussen. Ansonsten kommen wir in den Aktionsradius eines breiten
und flachen Troges mit dem Tiefausläufer von Westen übergreifen, die bis in den
Norden und Osten vorankommen. Sie führen feuchtmilde Meeresluft in den größten
Teil Deutschlands, die zudem instabil geschichtet ist. Es kommt zu
schauerartigen Regenfällen, die mit dem Tagesgang konvektiv werden und von teils
kräftigen Gewittern durchsetzt sind. Mit und ohne Gewitter ist Starkregen
möglich. Davon ausgespart bleibt nur der äußerste Nordosten.
Am Samstag steigt das Geopotential über Mitteleuropa leicht an durch
Warmluftadvektion vor einem neuen Trog über Westeuropa. Derweil verlagert sich
der flache Trog unter Abschwächung nach Osten und gliedert sich dem dortigen
Langwellentrog an. Dadurch verschiebt sich der Schwerpunkt des
Bodenhochdruckgebietes zur Ostsee und bei etwas antizyklonalerer Prägung von der
Höhe her schwächen sich die Tiefausläufer über Deutschland etwas ab und die
Schichtung wird stabiler. Aber weder die Regenfälle an den Tiefausläufern über
dem Norden noch die Konvektion in den anderen Landesteilen werden dadurch
unterdrückt. Auch Starkregen ist weiter, vor bei den Gewittern, nicht
ausgeschlossen.
Am Sonntag formiert sich der Höhenrücken über Mitteleuropa, mit Achse über
Deutschland, deutlicher, kommt dabei aber zögernd nach Osten voran. Der höchste
Druck im Bodendruckfeld verschiebt sich weiter nach Osten in Richtung Belarus.
Wir gelangen im Tagesverlauf auf die Vorderseite eines über Frankreich
abtropfenden Troges. Erneut bringen Tiefausläufer im Tagesverlauf in der
Südwesthälfte in feuchter, milder und labiler Luft Hebung und Regenfälle mit
eingelagerten Gewittern.
Am Montag und Dienstag erinnert das Strömungsmuster mit dem Rücken, der sich
nach Osteuropa verlagert und einem von Westen her nachrückenden Höhentrog stark
an eine Winkel-Westlage. Zyklonal beeinflusst kommt feuchte und labile
Meeresluft aus westlichen Richtungen zu uns, in der Regenfälle und einzelne
Gewitter an der Tagesordnung sind. In den Gewittern, eventuell auch abseits
davon, dürfte Starkregen eine Rolle spielen. Das zunächst milde Temperaturniveau
sinkt mit nach West drehenden Strömung etwas.
In der erweiterten Mittelfrist deutet sich wechselhaftes Wetter an mit
unsicherem Temperaturverlauf, der Trendpfeil geht aber eher etwas nach unten.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des IFS, europäisches Modell, ist gut. Die aktuelle Lösung ist
brauchbar und die Prognosen sind recht sicher. Die Blockierungslage geht in eine
Winkelwestlage über mit wiederholten und teils von Gewittern begleiteten
Regenfällen. Die Unterschiede beschränken sich auf leichte Timing- und
Amplitudenabweichungen bei den kurzen Wellen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Eine ähnliche Einschätzung lässt sich für den Modellvergleich treffen. GFS, ICON
und UKMO simulieren bis Samstag ähnlich mit eher geringen Unterschieden. Zum
Ende setzt UKMO auf sich verstärkenden Hochdruckeinfluss durch das Osteuropahoch
und einsickern kühlerer Luft in den Nordosten. Das ist aber eine
Außenseiterlösung. Die anderen Modelle folgen mehr oder weniger der
„europäischen“ Lösung, die damit wahrscheinlicher ist.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte stützen die Ensembles die
Aussagen des Hauptlaufs. Die Kurven für die Temperatur in 850 hPa und die
Geopotentialkurve 500 hPa weisen zwar schon zu Beginn eine gewisse Bandbreite
auf, angesichts des unbeständiges Wettercharakters mit Tiefausläufern und
Kurzwellentrögen überrascht das aber auch nicht. Das Gros der Ensembles verläuft
nahe des Hauptlaufs. Dazu gibt es immer wieder Niederschlagssignale mit einem
Minimum am Samstag und Sonntag (von West nach Ost), was dem vorübergehenden
Aufwölben des neuen Rückens geschuldet ist.
Die beiden Cluster im ersten Zeitschritt bis +96h unterscheiden sich nicht viel.
Im Hauptmittelfristzeitraum bis +168h werden 3 Cluster gebildet. Der Hauptlauf
liegt in Cluster 1 (19 Member). Cluster 2 mit 17 Membern zeigt die Strukturen in
der Höhe etwas nach Westen verschoben und das ganze Muster eine Spur
antizyklonaler über Mitteleuropa. Cluster 3 mit 15 Membern wird als NAO+
klassifiziert und bringt für uns insgesamt eine westliche Strömung.
Aus Sicht der Clusterung deutet sich für die erweiterte Mittelfrist eine
Troglage über den zentralen Teilen Europas an. Letztlich spricht aus Sicht der
für heute „gutmütigen“ Ensemblerechnungen nichts gegen die oben beschriebene
Entwicklung.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Im Efi zeigt sich an der Ostsee eingangs der Mittelfrist eine negative
Temperaturanomalie, sowie ein Signal für kräftigen Ostwind an den Küsten. Beides
verschwindet am Wochenende. Auf die möglichen stärkeren Regenfälle liefert EFI
nur am Freitag im Nordwesten einen Hinweis, ansonsten ergibt sich die
Möglichkeit von Starkregen aus der Synoptik. Der Wassergehalt der Luft steigt
zeitweise auf 25 bis 30 mm PPW, die Schichtung der Luft ist instabil. Vereinzelt
sind unwetterartige Entwicklungen durch den Starkregen nicht ausgeschlossen.

Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS, EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner