S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 29.04.2023 um 10.30 UTC

Vor allem im Süden anfangs Regen, zur Wochenmitte Wetterberuhigung und teils
freundlich, ab Freitag große Unsicherheiten mit Trend zu wechselhafter
Witterung. Weiterhin meist gedämpftes Temperaturniveau.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 06.05.2023

Zu Beginn der Mittelfrist am Dienstag liegt die südlichen Landesteile am
Nordrand des ins zentrale Mittelmeer abgetropften Höhentief, das noch für
Restniederschläge im Alpenraum und Südosten Deutschlands sorgt, die allerdings
mit Abzug des Höhentiefs Richtung Sizilien im Tagesverlauf allmählich abklingen
bzw. abziehen, lediglich am direkten Alpenrand wird es wohl auch in der Nacht
zum Mittwoch weiterhin zeitweise regnen. Der Norden befindet sich im Bereich des
Trogresiduums, dessen Achse tagsüber ostwärts durchschwenkt. Dabei zieht auch
ein korrespondierendes, kleinräumiges Bodentief von Südnorwegen über Dänemark
südostwärts. Dessen Kaltfront überquert den Norden und Nordosten, rückseitig
fließt eine etwas kühlere Luftmasse mit 850 hPa-Temperaturen zwischen 0 und -2
Grad ein, in der Südhälfte bewegen sich die 850 hPa-Temperaturen bei 3 bis 5
Grad. Bis auf den Luftmassenwechsel ist die Kaltfront aber weitgehend
wetterinaktiv, so dass im Norden und Nordosten der ein oder andere kurze Schauer
auftreten kann. Im Zusammenhang mit dem erwähnten Bodentief nimmt im Norden der
Gradient etwas zu, für mehr als starke bis stürmische Böen (Bft 7 bis 8,
vielleicht vereinzelt mal Bft 9) im Küstenumfeld aus nördlichen Richtungen
reicht es aber voraussichtlich nicht. Insgesamt steigt im Tagesverlauf von
Westen der Luftdruck an, da sich der Keil über Westeuropa und das
korrespondierende Bodenhoch über der Nordsee ostwärts verlagern. Damit lockert
vor allem dann auch nachts die Bewölkung von Westen zunehmend auf, gebietsweise
tritt dann wieder Frost in Bodennähe auf.

Am Mittwoch verlagert sich das Trog-Keilmuster leicht ostwärts, am Boden setzt
sich Hochdruckeinfluss durch und auch die letzten Restniederschläge an den Alpen
ziehen ab. Nach morgendlichen Nebelfeldern und im Norden zeitweiligen
Wolkenfeldern, die mit einer nordwestlichen Strömung von der Nordsee
hereinziehen, dürfte ein überwiegend freundlicher und störungsfreier Tag zu
erwarten sein. Das Temperaturniveau ist mit 11 bis 14 Grad im Norden weiterhin
recht gedämpft, im Südwesten können bis nahe 20 Grad erwartet werden. Nachts
kann bei größeren Wolkenlücken gebietsweise wieder Bodenfrost auftreten.

Am Donnerstag verlagert sich der Höhenkeil noch leicht ostwärts und im
Tagesverlauf nähert sich allmählich der nächste Langwellentrog vom Atlantik her.
Einem erneut überwiegend freundlichen und störungsfreien Tag dürfte demnach aber
nichts im Wege stehen. Auf der Trogvorderseite dreht die Strömung zunehmend auf
Südwest, so dass insbesondere in den Süden wärmere Luftmassen (850 hPa
Temperaturen um 10 Grad) einfließen können. Damit dürften di
Tageshöchsttemperaturen vor allem im Südwesten häufig bei 20 bis 22 Grad liegen,
im Norden bleibt es häufig bei 12 bis 15 Grad. Zudem gibt es im Norden etwas
größere Wolkenfelder. Der Norden befindet sich im Randbereich des
skandinavischen Troges und somit sind in einer nordwestlichen Höhenströmung
etwas feuchtere Luftmassen wetterbestimmend. Aber auch dort werden keine
Niederschläge erwartet. Von Westen fällt der Luftdruck allerdings im
Tagesverlauf bereits und in es nähert sich eine flache Bodentiefzone, die sich
von eine Tief bei den Britischen Inseln gen Mitteleuropa in Richtung
Süddeutschland erstreckt. Darin eingelagert ist ein wellendes Frontensystem, das
im Laufe der Nacht zum Freitag voraussichtlich mit Regen auf den Westen und
Südwesten übergreift.

Am Freitag nehmen die Unsicherheiten dann deutlich zu. Wahrscheinlich greift der
westeuropäische Trog oder zumindest ein kurzwelliger Randtrog auf Deutschland
über, so dass sich die frontalen Niederschläge ostwärts ausbreiten, eventuell
unter noch leicht höherem Druck und auffüllen des Bodentroges/der Tiefdruckrinne
aber schwächer werden. Allerdings kann das wellende Frontensystem über der
westlichen Mitte durch den Randtrog auch wieder an Wetterwirksamkeit gewinnen,
teils schauerartig verstärkte Niederschläge können daher im Westen im späteren
Tagesverlauf bzw. in der Nacht zum Samstag erneut aufkommen.

Der Samstag steht wohl im Zeichen von Trog-/Tiefdruckeinfluss. Wie und in
welcher Form ist dabei noch sehr unsicher. Über Skandinavien/Osteuropa nistet
sich wahrscheinlich ein blockierendes Hoch ein, so dass die Progression des
atlantischen/westeuropäischen Troges behindert wird, Deutschland aber
voraussichtlich in dessen Einflussbereich liegt. Vermutlich liegt das wellende
Frontensystem/die Luftmassengrenze weiterhin irgendwo über Deutschland und es
treten zeit- und gebietsweise Niederschläge auf. Dabei ist das
Niederschlagsrisiko im Norden/Nordosten geringer als in der Mitte und im Süden.

Die Trends in der erweiterten Mittelfrist deuten auf eine mögliche Zweiteilung
des Wetters in Deutschland und zwar dergestalt, dass der Norden/Nordosten
weiterhin vom blockierenden Hoch über Skandinavien und dem Baltikum profitieren
könnte. Der Rest des Landes würde eher im Einflussbereich des
westeuropäischen/atlantischen Troges und den entsprechenden Frontensystemen
liegen, die bei Verlagerung nach Osten aber mehr und mehr an Wetteraktivität
verlieren. Hinsichtlich des Temperaturniveaus sind keine Sprünge zu erwarten,
der Nordosten verbleibt im Bereich der 0 Grad-Isotherme in 850 hPa (oder sogar
leicht darunter), im Süden/Südwesten pendeln die 850 hPa-Temperaturen etwa um 5
Grad und damit sind auch dort Höchstwerte von 20 Grad kaum zu erreichen.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Modellläufe ist hinsichtlich der
Grundstrukturen zunächst okay, allerdings zeigt sich (wie auch schon in den
vergangenen Tagen), dass die Vorhersage im Detail schwierig ist und bereits zu
Beginn der Mittelfrist am Dienstag zeitliche Unterschiede zu finden sind. Die
neueren Modellläufe sind zum Beispiel etwas zyklonaler bzw. zögerlicher in Bezug
auf die Wetterberuhigung im Laufe des Dienstags/Mittwochs unter ansteigendem
Luftdruck aufgestellt. Die antizyklonal geprägte, ruhige Witterung setzt sich
wohl bis mindestens Donnerstag fort. Die anfangs kleineren Unterschiede
hinsichtlich Timing und Amplitude schaukeln sich im Verlauf der Mittelfrist auf
und ergeben dann doch relativ unterschiedliche Strukturen ab Freitag/Samstag.
Zwar ist der Grundtenor einer überwiegend zyklonal geprägten Südwest-/Westlage
in allen Modellläufen zu finden, wo dann aber potenzielle
Niederschlagsschwerpunkte zu finden sind und in welchem zeitlichen Rahmen diese
auftreten, ist relativ unsicher.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die anderen Globalmodelle teilen den groben Verlauf, sind aber ähnlich wie die
gestrigen IFS-Modellläufe etwas progressiver aufgestellt und lassen die
Wetterberuhigung zum Mittwoch schneller durchgreifen. Und auch die ab Freitag
wieder zunehmend wechselhafte Witterung wird ähnlich, aber eben auch mit
entsprechenden Unsicherheiten, simuliert.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse liefert für den ersten Zeitraum am Donnerstag (Do 00 bis Fr
00 UTC, +72 bis +96 h) ganze sechse Cluster mit 12, 11, 9, 8, 7 und 4 Membern
(Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 3 mit 9 Membern). Hier spiegelt sich die
Unsicherheit in den Details der Trog-Keil-Struktur wieder. Nahezu alle werden
dem Regime des atlantischen Rückens zugeordnet, Cluster 1 und 4 schwenken zum
Blocking. Während das Mittelmeerhöhentief relativ ähnlich simuliert wird, zeigen
sich die kleineren Unterschiede in der Progression und Amplitude des
Trogresiduums im Norden und der Ausrichtung und Lage des westeuropäischen Keils.
Im Folgezeitraum von Donnerstag 00 UTC bis Samstag 00 UTC (+120 bis + 168 h)
werden drei Cluster (21 (inkl. Haupt-/Kontrolllauf), 17 und 13 Member). Der
Grundtenor ist klar, alle entwickeln eine gewisse Blockierung über Nordosteuropa
in unterschiedlich starker Ausführung und mit leicht unterschiedlicher Position
des Blockinghochs und somit unterschiedlicher Position des Grenzbereichs zum
Tiefdruckeinfluss, der aber im Westen recht wahrscheinlich ist.
Auch die Rauchfahnen, exemplarisch wurden einige deutsche Städte betrachtet,
spiegeln die Unsicherheiten der Mittelfristprognose: Die Niederschlagskurven
sind relativ unruhig, im Norden aber mit geringeren Signalen als in der Mitte
und im Süden. Ein Niederschlagsminimum ist am Mittwoch und Donnerstag zu finden,
wobei am Mittwoch noch im Süden ausschleichend. Ab Freitag nehmen die
Regensignale wieder deutlich zu, wie erwähnt im Norden/Nordosten aber geringer.
Die Spannbreite der Lösungen hinsichtlich Temperatur in 850 hPa und Geopotenzial
in 500 hPa ist über den gesamten Mittelfristzeitraum relativ groß, sowohl bei
der Temperatur als auch beim Geopotenzial liegen Haupt- und Kontrolllauf häufig
im oberen Bereich bzw. oberhalb Mehrzahl der Einzelmember.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Die Mittelfrist ist relativ warnarm aufgestellt. Am Dienstag lassen sich sowohl
im EFI als auch in den anderen EPS-Verfahren Signale für markante Windböen im
Küstenumfeld finden. Demnach muss an Nord- und Ostsee mit starken bis
stürmischen Böen (Bft 7 bis 8) aus nördlichen Richtungen gerechnet werden.
Stürmische, vereinzelt vielleicht auch Sturmböen (Bft 9) treten vor allem an
exponierten Küstenabschnitten auf. Zudem regnet es am Alpenrand am Dienstag und
bis in den Mittwoch teils anhaltend, im EFI sind diesbezüglich geringe Signale
zu finden und auch die EPS-Verfahren zeigen ganz geringe Wahrscheinlichkeiten
(maximal 10 %) für mehr als 30 l/qm in 24 Stunden – von daher scheint die
Ausgabe einer Dauerregenwarnung eher unwahrscheinlich.

Zum Freitag – vorbehaltlich aller Unsicherheiten – könnte es wieder
Windwarnungen im Nordwesten geben und im Westen/Südwesten gibt es beim EFI
leichte Niederschlagssignale. Warten wir es ab…

Fast am markantesten ist das Temperaturniveau, was allerdings nicht wirklich in
konkreten Warnungen mündet: Vor allem im Nordosten sind anhaltend EFI-Signale
vorhanden, die das vorherrschende Temperaturniveau unterhalb des vieljährigen
Mittels ansiedeln. Insbesondere ab Freitag ist es im Nordosten (und insgesamt
unter dem blockierenden Hoch über Skandinavien und Nordosteuropa) für die
Jahreszeit deutlich zu kalt. Daher ist bei längerem Aufklaren auch weiterhin
gebietsweise Frost in Bodennähe ein Thema…

Basis für Mittelfristvorhersage
IFs, IFS-EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger