#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Montag den 17.04.2023 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 171800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 17.04.2023 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
WIND:
Zunächst nur in exponierten Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge einzelne
stürmische Böen. Am Mittwoch im Nordosten auffrischender Nordostwind, an der
Vorpommerschen Küste und in der Nacht zum Donnerstag auch an der westlichen
Ostseeküste mit einzelnen stürmischen Böen.
GEWITTER:
Heute mit geringer Wahrscheinlichkeit im Süden einzelne kurze Gewitter. Am
Mittwoch im Nordosten, am Donnerstag in der Mitte sowie aus den Alpen heraus
einzelne Gewitter.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
Aktuell … liegt Deutschland am nördlichen Rande eines Höhentiefkomplexes.
Dessen Aktionszentrum hält sich über Süditalien und dem Ionischen Meer,
Satelliten in Form von schwächeren Höhentiefs sind über dem Golf von Genua, dem
Südwesten Deutschlands und Nordostdeutschland zu finden. Letzteres hat in den
Süden etwas feuchtere Luft eingesteuert, die zudem leicht labil geschichtet ist.
Da der Gehalt an niederschlagbarem Wasser kaum 15 mm erreicht, sind die
einzelnen auftretenden Gewitter entsprechend schwach.
Flankiert wird der Höhentiefkomplex durch einen Höhenkeil, der sich über Irland
und das Nordmeer hinweg bis nach Ostgrönland erstreckt. Durch diesen Keil wird
ein ausgedehntes und kräftiges Bodenhoch (mehr als 1035 hPa) über Skandinavien
gestützt. Am Rande dieses Hochs wird mit einer nordöstlichen schwachen
bodennahen Strömung kühle Luft advehiert. Absinken lässt im Nordwesten
Deutschlands den Himmel aufklaren.
Am Abend und in der Nacht zum Dienstag fallen die Gewitter im Süden Deutschlands
alsbald in sich zusammen. Das über dem Nordosten Deutschlands liegende Höhentief
(eher ein schwacher Kaltlufttropfen) wird westwärts gesteuert. Warmluftadvektion
lässt an dessen Ostflanke Niederschläge aufkommen; meist reicht es nur für
wenige Millimeter.
Größere Wolkenlücken zeichnen sich über dem Westen Deutschlands ab, teils ist es
auch längere Zeit klar. Im westlichen Bergland kann daher leichter Bodenfrost
nicht ganz ausgeschlossen werden.
Dienstag … wandelt sich der o.g. Höhenkeil in ein blockierendes Höhenhoch um,
das sich über der Norwegischen See festsetzt. Der Kaltlufttropfen, der heute
über dem Nordosten Deutschlands lag, wird in den Ärmelkanal gesteuert und
verliert seinen Einfluss auf unser Wettergeschehen. An der Ostflanke des
Höhenhochs, d.h. über Karelien, liegt ein Trog, der zu den Baltischen Staaten
austropft, was dort einen weiteren, aber wesentlich kräftigeren Kaltlufttropfen
ergibt.
Zwischen dem abziehenden Kaltlufttropfen und dem neuen Cut-Off-Tief setzt sich
vorübergehend antizyklonaler Einfluss durch. Absinken lässt die Wolkendecke
auflockern, im Randbereich zum Hoch, d.h. zur Küste hin, scheint längere Zeit
die Sonne. Im Osten über der Mitte bleibt die Bewölkung weitgehend geschlossen.
Leicht labil ist die Schichtung nur im Südwesten, aber für Gewitter sollte es
nicht mehr reichen. Am Rande des über Skandinavien liegenden und sich
kräftigenden Bodenhochs legt der Gradient etwas zu, warnrelevante Böen sind
jedoch nur in exponierten Kamm- und Gipfellagen dank ageostrophischer
Windverstärkung vorstellbar.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 8 bis 14, in Rheinnähe 15 Grad.
In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich der Kaltlufttropfen nach Nordpolen. Im
Bodendruckfeld ist hiervon nur eine zyklonale Ausbuchtung zu sehen. Ein
Bodentrog ist zu viel gesagt. Absinken an dessen Vorderseite lässt im Norden und
Nordosten Deutschlands den Himmel aufklaren. In windgeschützten Lagen Nord- und
Nordostdeutschlands ist daher leichter Frost oder zumindest Frost in Bodennähe
nicht auszuschließen. Ansonsten hält sich meist geschlossene Bewölkung und es
bleibt frostfrei.
Mit der Annäherung des Kaltlufttropfens legt im Nordosten der Gradient etwas zu,
für warnrelevante Böen reicht es (neben einigen exponierten Gipfellagen) nur an
der Vorpommerschen Küste.
Mittwoch … wird der Kaltlufttropfen, der bodennahen Strömung folgend, in den
Nordosten Deutschlands gesteuert. Positive Vorticityadvektion an dessen
Westflanke lässt kaum Hebung entstehen, die Kaltluftadvektion ist dominierend.
Erst rückseitig kommt, gestützt durch Warmluftadvektion, etwas Hebung in Gang.
Da die Schichtung noch sehr labil ist, können sich im späteren Tagesverlauf über
dem Nordosten Deutschlands einzelne Kaltluftgewitter entwickeln. Zusätzlich
schwache Hebung erfolgt an der Süflanke des Kaltlufttropfens, was im Süden
Deutschlands skalige Niederschläge aufkommen lässt. Diese sind aufgrund des
geringen Flüssigwassergehalts der Luftmasse allerdings nicht warnrelevant,
selbst in Staulagen kommen kaum mehr als 5 mm innerhalb von 12 Stunden zusammen.
Weniger durch eine Gradientverschärfung, sondern vielmehr durch die höhere
Labilität und die Wirkung des Tagesgangs frischt im Nordosten Deutschlands der
Wind böig aus Nordost auf. Bis ins nordöstliche Binnenland hinein sind Windböen
Bft 7, an der Vorpommerschen Ostseeküste sowie in exponierten Kamm- und
Gipfellagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge stürmische Böen zu
erwarten.
Ansonsten, d.h. im Norden, Westen und größtenteils auch in den mittleren
Regionen Deutschlands, dominiert Absinken, wodurch sich größere Auflockerungen
abzeichnen. Eine Ausnahme stellt noch der äußerste Süden und dort vor allem
unmittelbare Alpenrand dar. Dort ist noch ein wenig Rest-Labilität vom Vortag
vorhanden, wodurch sich aus den Alpen heraus einzelne Gewitter entwickeln
können. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit hierfür geringer als im Nordosten.
Gegenüber dem Vortag ändern sich die Temperaturen nur unwesentlich.
In der Nacht zum Donnerstag gelangt der Kaltlufttropfen in die Mitte
Deutschlands. Kurzwellige Tröge, die diesen nicht sehr symmetrischen
Kaltlufttropfen umlaufen, generieren an dessen Nord- und Südflanke Hebung, so
dass sich in diesen Gebieten die kräftigsten Niederschläge abzeichnen. Zwar sind
diese nach wie vor nicht warnrelevant, aber gebietsweise können dort 10 bis 15
mm und großflächig immerhin einige bis 10 mm innerhalb von 12 Stunden
zusammenkommen. Einzelne Schauer, die im Kernbereich des Kaltlufttropfens, d.h.
in den mittleren Gebieten, zustande kommen können, fallen bis in Lagen zwischen
400 und 600 m als Schnee oder zumindest in Mischphase. Im süddeutschen Bergland
und an den Alpen liegt dagegen die Schneefallgrenze bei 800 bis 1000 m.
Im Laufe der Nacht frischt dann, hauptsächlich durch die zunehmende Labilität
getriggert, an der Nordsee der Wind mit Böen bis Bft 7 und an der westlichen
Ostseeküste mit Wind- und stürmischen Böen auf, wogegen in Kamm- und Gipfellagen
dann keine warnrelevanten Böen mehr auftreten sollten.
Gebietsweise klart es auf, in windgeschützten Lagen ist daher leichter Frost
oder zumindest Frost in Bodennähe zu erwarten.
Donnerstag … wird der Kaltlufttropfen über Belgien hinweg westwärts gesteuert.
In dessen Bereich weist die Luftmasse nur einen Gehalt an niederschlagbarem
Wasser von deutlich unter 10 mm auf uns ist somit zu trocken, als dass sich
Gewitter entwickeln können. Diese sind dann auf die Feuchteschleppe an der
Ostflanke dieses Kaltlufttropfens gebunden. Dort wird zudem durch
Warmluftadvektion Hebung generiert. Allerdings ist die Schichtung nur leicht
labil. Der Flüssigwassergehalt erreicht in diesen Gebieten 15 bis 20 mm, für
einzelne Gewitter sollte dies hinreichend sein.
Mit dem Abzug des Kaltlufttropfend, der auch im Bodendruckfeld zusehends als
Trog in Erscheinung tritt, fächert der Gradient im Norden Deutschlands auf. An
einigen Küstenabschnitten muss jedoch weiterhin mit Windböen Bft 7 gerechnet
werden. An der Ostseeküste ist dies bis zum Abend der Fall.
Aufgrund des weiterhin beständigen Gradienten und der größtenteils labilen
Schichtung ist Durchmischung gegeben, so dass sich im Tagesverlauf durchaus
größere Auflockerungen abzeichnen. Mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 8 und 14
Grad bleibt es jedoch für die Jahreszeit zu kühl. In einigen Regionen
Süddeutschlands, wo sich noch stärkere Bewölkung mit Niederschlägen hält, werden
nur 5 bis 8 Grad erreicht.
Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Unterschiede ergeben sich im Wesentlichen hinsichtlich der Lage und Intensität
der Niederschlagsmaxima. Diese liegen jedoch im Bereich der Prognoseunschärfe.
Warnrelevante Niederschlagssummen werden von keinem Modell oder Verfahren
geboten.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann