S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 01.04.2023 um 10.30 UTC

Ruhiges und anfangs recht kaltes Hochdruckwetter. Verbreitet Nachtfröste. Zu
Ostern von Osten leicht unbeständig, aber etwas milder.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 08.04.2023

Noch eine Woche bis Ostern. Suchen wir die Eier nun im Schnee oder im T-Shirt?

Starten wir aber erstmal mit dem Dienstag nächster Woche, an dem sich die
Wetterlage schon grundlegend umgestellt hat. Schon der Seher bei Asterix wusste:
„Auf Regen folgt Sonnenschein.“ Mit fast 60% mehr Niederschlag als im
langjährigen Mittel ging der März 2023 als der nasseste in den letzten 20 Jahren
in die Geschichte ein.

Zum Wochenstart übernimmt nun das Skandinavienhoch MERYEM die Regie. Im Zuge
einer kräftigen Austrogung über dem zentralen Mittelmeerraum stößt kalte
Festlandsluft über dem Baltikum, Weißrussland, Polen und Deutschland bis zur
Adria vor. Im Kern liegen die 850 hPa Temperaturen unter -10 Grad, so auch im
Streifschussbereich von Brandenburg bis nach Niederbayern. Dadurch setzt sich
thermisch bedingt auch bodennah der Druckanstieg weiter südwärts fort und das
Hoch setzt sich von Skandinavien kommend über Norddeutschland fest. Es wird an
der Westflanke aber auch dynamisch von einem Rücken über Westeuropa mit
Keilachse zu den Lofoten hin gestützt.

So kann man vielleicht am Dienstag und Mittwoch nicht überall den blanken
Sonnenschein erwarten, aber mehr Sonnen- als Wolkenanteile. Trotz Nähe zum
Höhentrog mit -30 Grad in 500 hPa über dem Osten sorgen allenfalls flache
Quellungen oder SC-Felder unterhalb der kräftigen Absinkinversion in 900 hPa an
den Nordrändern von Erzgebirge, Thüringer Wald und Alpen staubedingt für leichte
Schnee- oder Schneeregenschauer. Mehr gibt die trockene Luftmasse nicht her. Die
Bisenlage bringt auf deutscher Seite – aller Voraussicht nach – keine
warnwürdigen Böen.
In den Nächten gibt es erneut verbreitet leichten, stellenweise mäßigen Frost
bei vielfach klaren und windschwachen Verhältnissen.

Bis zum Osterwochenende tut sich an dieser Gesamtkonstellation relativ wenig.
Der Rücken über Westeuropa schwächelt vorübergehend etwas, kann sich zum
Übergang in die erweiterte Mittelfrist aber im Vorfeld eines Sturmtiefs über der
südlichen Labradorsee regenerieren. Dadurch können sich vereinzelt auch von
Südschweden und der Nordsee mal kleinere Höhentiefs in die Nähe der
Landesgrenzen schummeln, sie treffen aber luftmassentechnisch auf keinen
nährbaren Boden. Der Höhentiefkomplex über dem zentralen Mittelmeerraum weitet
sich an der Nordflanke etwas zum Balkan aus, weshalb zeitweilige Streifschüsse
in Form dichterer Wolkenfelder und leichter Niederschläge Richtung Ostbayern und
Lausitz etwas wahrscheinlicher, aber längst nicht sicher sind.

Die Luftmasse erwärmt sich unter dem Absinken zögernd, so dass Nachtfröste
seltener werden und tagsüber nach einstelligen Höchstwerten zum Wochenanfang
wieder vermehrt zweistellige Höchstwerte zwischen 10 und 15 Grad zu erwarten
sind.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des IFS ist dieses Mal nicht sonderlich berauschend, auch wenn
sich die konkreten Auswirkungen auf unser Wettergeschehen in Grenzen halten.
Probleme bereitet der Abtropfprozess in den zentralen Mittelmeerraum. Dieser
wurde im gestrigen 0z Lauf durch einen kräftigen nördlichen Dipolkern über dem
Baltikum verzögert. Dadurch wäre die Nordosthälfte deutlich anfälliger für einen
zyklonalen Streifschuss eines atlantischen Frontensystems (mit
Randtiefentwicklung bei Oslo) gewesen. Dies wurde in den letzten beiden Läufen
deutlich zurückgenommen und mehr oder weniger in einen High-Over-Low Lage
umgewandelt. Dadurch wird der atlantische Einfluss komplett geblockt und
Ungemach droht (wenn überhaupt) eher von Osten oder Südosten durch Aufgleiten
oder kleinräumigen Höhentiefs.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

ICON simuliert die Lage sehr ähnlich. GFS und UKMO setzen den Schwerpunkt des
Höhentiefs weiter nördlich an, größtenteils sogar über Süddeutschland. In der
trockenen Nordostströmung hätte aber auch dieses Szenario nur schwache
Stauniederschläge zur Folge.

GEM hat noch Relikte der gestrigen Lösungen drin und lässt ein kräftiges
Höhentief am Donnerstag auf Ostdeutschland mit Schnee- und Regenfällen
übergreifen – ein inzwischen eher unwahrscheinliches Szenario.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Summe aller Lösungen ist zwar in den Rauchfahnen der Temperatur und des
Geopotentials recht breit gefächert, HL/CL und Mehrzahl der Member sind aber gut
gebündelt. Bei nahezu gleichbleibendem Geopotential ist ein leichter
Temperaturanstieg auf rund 0 Grad in 850 hPa wiederzufinden. Höchstwerte
jenseits der 20 Grad Marke können damit für Ostern schon so gut wie
ausgeschlossen werden. Die Niederschlagssignale sind zwar spärlich, nehmen aber
vor allem in der Osthälfte Richtung Feiertage etwas zu, was die zunehmende
Unsicherheit, ob nicht doch eine Störung von Osten reinläuft, wiederspeigelt.

In den Clustern stehen alle Vorzeichen auf Blocking mit Schwerpunkt des Hochs
über Südskandinavien. Das schließt einzelne zyklonale Lösungen nicht aus. Diese
sind aber klar in der Minderheit (v.a. Cluster 3 von 5 mit 10 von 51 Membern).

FAZIT:
Nächste Woche mehrheitlich ruhiges Hochdruckwetter. Vielfach heiter, v.a. im
Osten und Süden aber auch wolkig. Dabei in der ersten Wochenhälfte noch deutlich
unterkühlt mit häufig einstelligen Höchstwerten und leichten, stellenweise auch
mäßigen Nachtfrösten. Im Laufe der Woche zögernde (hausgemachte) Erwärmung. Vor
allem im Osten und Süden zeitweise Niederschläge möglich, wahrscheinlich aber
nur vereinzelt und gering ausfallend.

Ostern im Schnee oder im T-Shirt war die Eingangsfrage. Wie so häufig lautet die
Antwort: Wahrscheinlich weder noch. Nach aktueller Lage eher: Bei Höchstwerten
meist zwischen 10 und 15 Grad bei einem Wechsel aus Sonne und Wolken vereinzelt
kurze Schauer.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

FROST:
Vor allem in den Nächten auf Dienstag und Mittwoch bei längerem Aufklaren
verbreitet leichter Frost bis -5 Grad, in windgeschützten Tal- und Muldenlagen
auch mäßiger Frost bis -8 Grad. Am Boden vereinzelt strenger Frost um -10 Grad
nicht ausgeschlossen.

Ansonsten keine signifikanten Wettererscheinungen. Aufgrund der weitgehend
trockenen Witterung Entspannung der aktuell in Teilen Deutschlands herrschenden
Hochwasserlage.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, Mos-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen