SXEU31 DWAV 241800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 24.03.2023 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Am Samstag windiges bis stürmisches Schauerwetter, dabei einzelne Gewitter.
Am Sonntag im Südwesten stürmisch, im Norden kaum Niederschlag und kälter.
Am Montag Kaltlufteinbruch mit Schnee-, Regen und Graupelschauern, vereinzelt
Gewitter, stürmische Böen vor allem im Norden sowie im Osten und im Bergland. In
der Nacht zum Dienstag verbreitet Frost. In Staulagen der Alpen markanter
Neuschnee möglich, am Erzgebirge gering wahrscheinlich.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC

Aktuell … Ein Höhentrog ist über Frankreich angelangt und schwenkt unter
leichter Amplifizierung nach Südwestdeutschland. Zuvor ist die Höhenströmung
recht glatt aus Südwest, aber in 500 hPa wird es immer kälter (gegen Morgen um
-30 Grad), so dass es auch labiler wird. So schwächt sich die Schauertätigkeit
nachts langsam ab. Vor allem im Süden und Westen gibt es auch etwas MU-Cape, so
dass auch ein Gewitter nicht ausgeschlossen ist. Der Wind schwächt sich zwar
tagesgangbedingt ab, aber in Schauernähe sind im Westen weiter steife Windböen
möglich. Die wenigsten Schauer werden in der Oberlausitz und in Ostvorpommern
simuliert. Hier ist es teils sogar trocken. Trotz einiger Wolkenlücken kühlt es
lediglich auf 8 bis 3 Grad ab.

Samstag … schwenkt die Achse des Troges nach Osten durch, aber im Norden folgt
noch ein weiterer Trog nach, so dass gegen Abend nur im Südwesten das
Geopotential merklich zunimmt und auch die Temperaturen in 500 hPa. Insgesamt
bleibt also die labile Schichtung erhalten, zudem wird durch den Tagesgang auch
noch die Grenzschicht labilisiert, so dass es Aprilwetter mit Schauern und
einzelnen Gewittern gibt. Diese dürften meist in etwa bis in 500 hPa/-30°C
reichen, als limitierender Faktor könnte sich vielleicht teilweise die Feuchte
erweisen, denn die spezifischen Feuchten sollen nur so um 5g/kg liegen und die
ppw’s um 12 l/qm. Somit kommen auch keine allzu hohen Regensummen zustande, die
Modelle simulieren meist zwischen 2 und 10 l/qm, nur bei IFS gibt es im
Schwarzwald teils um 15 l/qm, bei ICON-D2 im Harz und im Rothaargebirge um 15
l/qm.

Die Zuggeschwindigkeiten der Schauer und Gewitter dürften recht hoch
ausfallen, denn der bodennahe Wind legt noch einmal zu: Von dem Nordseetief
Hilmar ausgehend soll nämlich ein Bodentrog bis zum Abend nach Norddeutschland
schwenken, der den Gradienten noch einmal verstärkt.
Das Ganze sorgt zusammen mit dem Tagesgang und der Labilität in weiten Teilen
des Landes für verbreitet steife bis stürmische Böen bis in tiefe Lagen. Nur der
Nordosten ist wohl davon ausgenommen. Im höheren Bergland muss vielfach mit
Sturmböen gerechnet werden, auf exponierten Bergen mit schweren Sturmböen. Auf
dem Feldberg und dem Brocken sind schwere Sturmböen und eventuell auch 11er Böen
möglich. Es muss aufgepasst werden, wie sich die Schauer und Gewitter dann
organisieren, denn der Sturm könnte durchaus bei stärkeren Entwicklungen auch
heruntergemischt werden.

Bei all dem Sturm fallen die Sonnenanteile nicht allzu hoch aus. Die
Tagestemperaturen bekommen einen Dämpfer, die Höchstwerte fallen aber für die
Jahreszeit mit 9 bis 14 Grad, an der Weinstraße bis 15 Grad, immer noch recht
mild aus.

In der Nacht zum Sonntag schwenkt der Höhentrog ostwärts und im Süden folgt ein
Höhenkeil, im Norden eine glatte Nordwestströmung. Weiter im Westen greift ein
Höhentrog vom Seegebiet südwestlich Irlands bis Sonntagfrüh auf
Nordwestfrankreich über. Gleichzeitig findet ein weiterer markanter Trogvorstoß
von Neufundland her auf den Nordwestatlantik statt, auf dessen Vorderseite sich
ein breiter Höhenrücken über den mittleren Nordatlantik nordwärts aufwölbt, was
eine Meridionalisierung der Strömung zur Folge hat, die später bei uns zu einer
Wetterumstellung führt.
Zunächst aber steht nach Abzug des Troges im Laufe der Nacht eine vorübergehende
Wetterberuhigung ins Haus. Der zusehends auffächernde Bodentrog schwenkt im
Laufe der ersten Nachthälfte über den Osten des Landes hinweg ostnordostwärts
und der Wind schwächt sich weiter ab. In der zweiten Nachthälfte reicht es wohl
lediglich noch in einigen Gipfellagen für warnrelevante Böen.
Mit dem Höhenkeil und dem Tagesgang lassen die Schauer außer ganz im Nordosten
weitgehend nach.
Die Wolken lockern allerdings wohl lediglich im Norden/Nordosten sowie im
Südosten vorübergehend stärker auf. Im Westen macht sich dagegen bald wieder
markante Warmluftadvektion im Vorfeld des nächsten Tiefdruckgebietes bemerkbar
und bereits weit im Vorfeld eines okkludierten Frontensystems, das zusammen mit
einem an den Randtrog gekoppelten Bodentief im Laufe der Nacht auf Frankreich
übergreift, werden die Wolken wieder dichter. Morgens kommt ganz im Südwesten
Regen auf.
Rückseitig des Troges gelangt nun etwas kältere, aber immer noch erwärmte
Polarluft nach Norddeutschland mit etwa -1 bis -4 Grad. Eventuell fallen die
letzten Schauer im östlichen Bergland sowie im Harz oberhalb von etwa 500 bis
800 m dann schon als Schnee. Ansonsten verläuft die Nacht aber noch frostfrei
bei 2 bis 7 Grad.

Sonntag … greift der Randtrog über Frankreich mit eingelagertem
hochreichendem Tief im Tagesverlauf auf den Süden und die Mitte über, wobei das
Tief abends die zentralen Mittelgebirge erreicht. Gleichzeitig kann von Norden
her Höhenkaltluft mit etwa -40 Grad in 500 hPa und darunter bis zur Norwegischen
See bzw. nach Südskandinavien vordringen, wodurch ein Höhentrog über
Skandinavien regeneriert und in weiterer Folge auch für uns eine kurzzeitig
sogar zyklonale Nord- bis Nordwestlage eingeleitet wird. Die Achse des Troges
erreicht zum Abend bereits die mittlere Nordsee.
Im Bodenfeld weitet sich von Frankreich her bereits in den Vormittagsstunden
eine breite und mit zwei Kernen ausgestattete Tiefdruckrinne rasch über die
Mitte und den Süden Deutschlands ostwärts aus (etwa an der Main-Linie), während
über West- und Nordwesteuropa kräftiger Druckanstieg einsetzt. Somit kann
nördlich der Rinne maritime Polarluft von Nordnordwest her bereits auf
direkterem Wege nach Nordwestdeutschland vordringen und lässt dort die 850
hPa-Temperatur bis zum Abend auf -4 bis
-7 Grad absinken. Im Bereich der Rinne bzw. südlich findet dagegen kein
Luftmassenwechsel statt, nach wie vor bewegt sich die 850 hPa-Temperatur dort um
den Gefrierpunkt. Dieses Setup wirkt insgesamt frontogenetisch und vor allem an
der Nordflanke der Rinne, also in den mittleren Landesteilen, fällt verbreitet
Regen, nach Westen zu gebietsweise etwa 10 bis 15 l/qm (bei GFS örtlich 15 bis
25 l/qm und bei UK10 bis gut 30 l/qm), sonst eher weniger. Ob es an der
Nordflanke der Niederschläge mit Einsickern der kälteren Luftmasse eventuell
schon für die feste Phase reicht, bleibt abzuwarten, meist bleibt es im Norden
aber trocken. Sollten die nördlichen Mittelgebirge (z.B. Harz, Meißner,
Rothaargebirge) betroffen sein, könnte das oberhalb von 700 m durchaus der Fall
sein (vor allem gegen Abend).
Südlich der Rinne, also in Süddeutschland, kann die Luftmasse mit Übergreifen
des Höhentroges erneut labilisieren, die 500 hPa-Temperatur sinkt auf nahe -30
Grad. Die Folge sind neben Schauern auch einzelne Gewitter, je nachdem, wieviel
Cape durch etwas Einstrahlung noch generiert werden kann, was am ehesten im
Südosten der Fall sein dürfte und im Schwarzwald hilft die Orographie.
Spannend, aber aus aktueller Sicht noch unsicher gestaltet sich auch die
Windentwicklung in Süddeutschland. Je nach Lage, Zugbahn und Intensität der
Tiefs in der Rinne, kann sich an deren Südflanke ein recht veritabler
Druckgradient aufbauen. Im aktuellen ICON-Lauf ist das vor allem ab dem
Vormittag bis zum späten Nachmittag über dem Südwesten des Landes der Fall, wo
von Baden-Württemberg bis uns Saarland, ins südliche Rheinland-Pfalz und bis
nach Unterfranken und Schwaben verbreitet steife bis stürmische Böen, vereinzelt
Sturmböen, in den Hochlagen schwere Sturmböen aus Südwest auftreten können.
Im Norden dreht der Wind dagegen auf Nordwest bis Nord und frischt ebenfalls
etwas auf. Dabei kann es im Nordseeumfeld einzelne steife Böen geben.
Während die Temperaturen im Norden sowie am Nordrand des Regengebietes bereits
zurückgehen und dort nur noch Höchstwerte zwischen 5 und 10 Grad erreicht
werden, bleibt es im Süden mit 9 bis 14 Grad noch relativ mild.

In der Nacht zum Montag ist es dann endlich soweit. Von Westen greift der sich
immer weiter amplifizierende Höhentrog über, während sich der westliche Teil der
Tiefdruckrinne nach Osten bzw. Südosten verlagert. Damit wird die Tür
aufgestoßen für die im Norden schon lauernde Polarluft, die mit allgemeiner
Winddrehung auf Nordwest nun regelrecht nach Süden schießt und bis zum Morgen
die Alpen erreicht. T850 geht auf rund -8°C zurück (nur der äußerste Süden noch
etwas darüber) und ganz im Norden taucht die bei uns nicht alltägliche
-40-Grad-Isotherme in 500 hPa auf. Die stratiformen Regenfälle lassen mehr und
mehr nach, gehen z.T. aber noch in Schnee über. Auch die einsetzenden, in ihrer
Verbreitung und Häufigkeit aber limitierten Schauer gehen bis in tiefe Lagen in
Schnee über. Im Stau von Erzgebirge und Alpen setzt Dauerschneefall ein (5 bis
10 cm). Die Temperatur geht auf +3 bis -3°C zurück.

Montag … schwenkt der markante Höhentrog mit seiner Achse von Deutschland nach
Österreich und Westpolen. Dabei überdeckt -40 Grad kalte Luft in 500 hPa bis zum
Abend noch den Norden und Osten Deutschlands. Nach Südwesten hin ist es mit -32
bis -39 Grad nicht ganz so kalt. Die Troposphäre ist im Norden bis fast ganz
oben labil, allerdings mit nur geringen Cape-ML-Werten zwischen 50 und 100 J/Kg.
Nach Südwesten hin entwickelt sich bei 700 hPa eine Absinkinversion, aber auch
hier sind winterliche Schauer unterwegs. Meist fallen Schnee- oder
Graupelschauer, bei schwachen Schauern kann in tiefen Lagen auch Regen
auftreten. Im Norden kann ein deftiges Graupelgewitter mit Glättebildung auf den
Straßen auftreten. Südlich von Hochwald und Pfälzer Wald und am südlichen
Oberrhein ist es weitgehend trocken. Im Nordstau von Alpen und Erzgebirge kann
es länger schneien (bis 5 cm am Erzgebirge, 5 bis 15 cm, exponiert bis 20 cm
Neuschnee in dern Alpen).
Bei 850-hPa-Temperaturen zwischen -6 Grad am Hochrhein und -11 Grad auf Rügen
gibt es einstellige Höchstwerte zwischen 3 Grad im Vogtland und 8 Grad am Rhein.
Im Bergland oberhalb 700 bis 800 m gibt es Werte bei 0 Grad oder knapp darunter.

Zwischen dem Tief bei Estland und dem Hoch über England und Frankreich ist der
Gradient recht kräftig, so dass es im Norden und Osten steife bis stürmische
Böen aus Nordwest gibt (vor allem bei Schauern). Im Südwesten treten 7er Böen
wohl nur im Bergland auf. Auf exponierten Bergen gibt es Sturmböen.

In der Nacht zum Dienstag rückt das Hoch nach SW-Deutschland vor und verbreitet
gibt es leichten, im Bergland mäßigen Frost. Glätte tritt vor allem im Norden
und Osten auf, da abends noch einzelne Schauer möglich sind.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle simulieren unisono die Umstellung der Wetterlage auf Nordwest bis
Montag.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden