SXEU31 DWAV 171800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 17.03.2023 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Mild bis sehr mild, leicht wechselhaft, nur geringe Wahrscheinlichkeit für
markante Wettererscheinungen.
Bis Samstagfrüh in hierfür anfälligen Tälern Ostsachsens stürmische Böen.
Samstag im Tagesverlauf von Westen und Nordwesten auf den Mittelgebirgsraum
übergreifend, am Sonntag im Osten, Süden und in Teilen der Mitte einzelne
Gewitter, Starkregen und/oder stürmische Böen nur wenig wahrscheinlich.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC

Aktuell … liegt Deutschland an der Westflanke eines Höhenkeils, der sich mit
seiner Achse ostwärts verlagert. Das korrespondierende Bodenhoch gelangt bis
Samstagfrüh nach Westrussland. Ausgehend von diesem Hoch erstreckt sich ein Keil
bis nach Südgriechenland. An dessen Westflanke bleibt etwas Gradient bestehen,
so dass der „Böhmische Wind“ in den hierfür anfälligen Tälern Ostsachsens bis
Samstagfrüh für Windböen sorgt. Stürmische Böen sind bisher nicht beobachten
worden. Ganz im Südosten macht sich der Gradient nicht bemerkbar, Absinken im
Randbereich des Hochkeils lässt die Bewölkung verschwinden, so dass bei klarem
Himmel in diesen Gebieten noch einmal leichter Frost auftritt.
Mit einer südwestlichen Strömung wird insgesamt gesehen zusehends mildere Luft
nach Deutschland geführt, so dass ansonsten Nachtfrost vorerst kein Thema mehr
ist. An der Vorderseite eines auf die Britischen Inseln übergreifenden Troges
steilt die Strömung auf; kurzwellige Trog-Keil-Strukturen generieren etwas
Hebung, so dass von Nordwesten und Westen Deutschlands her die mehrschichtige
Bewölkung dichter wird. Diese Bewölkung ist an eine schleifende Kaltfront
gekoppelt, die ab dem Abend unter Wellenbildung auf den Nordwesten und Westen
Deutschlands mit Niederschlägen übergreift. Allerdings ist die Hebung nur
schwach, so dass die Niederschläge selbst bei Passage der Wellen fernab von
jeglicher Warnrelevanz sind. In Staulagen sind innerhalb 12 Stunden maximal um
10 mm zu erwarten, ansonsten kommen nur wenige Millimeter zusammen.

Samstag … weitet sich der über Westeuropa liegende Trog eher nach Süden, d.h.
in Richtung westliches Atlasgebirge, aus als dass er nach Osten vorankommt. In
seinem nördlichen Teil verlagert sich der Trog etwas rascher nach Osten und
überläuft das mit diesem Trog korrespondierende Bodentief, das sich folglich
aufzufüllen beginnt und einen neuen, aber relativ schwachen Kern östlich von
Schottland auszubilden beginnt. Zudem schwächt sich der nach Südosteuropa
reichende Bodenhochkeil ab. Beide Prozesse ziehen den Gradienten auseinander, so
dass der „Böhmische Wind“ im Laufe des Vormittags einschläft.
Mit der steilen südwestlichen Strömung gelangt nicht nur sehr milde, sondern
auch labil geschichtete und feuchte Luft in das Vorhersagegebiet. Da die
Strömung leicht flattert, können zunächst im Nordwesten und Westen und im
Tagesverlauf auch über den Mittelgebirgsraum durchaus konvektive Umlagerungen
ausgelöst werden. Etwas CAPE (MU, KK bis 250 J/kg) wird generiert, der Gehalt an
niederschlagbarem Wasser steigt auf 17 bis 20 mm, die Auslösetemperatur, die bei
14 bis 18 Grad liegt, sollte erreichbar sein. Allerdings ist die Scherung für
organisiertere Konvektion zu gering. Insgesamt erreichen die „Zutaten“ nicht die
Werte vom vergangenen Montag, so dass konvektive Umlagerungen deutlich schwächer
ausfallen sollten. Starkregen und/oder stürmische Böen sind daher nur wenig
wahrscheinlich, in den weitaus meisten Fällen sollte es sich dabei um Gewitter
der untersten Warnstufe handeln.
Nach Süden und Südosten hin sowie über dem östlichen Mittelgebirgsraum ist die
Luft ohnehin zu trocken, Absinken lässt dort kaum Wolkenbildung zu. Im Norden
hält sich noch Bewölkung, was eine Erwärmung der Luftmasse in den Bereich der
Auslösetemperatur unterbindet. Folglich sollte in diesen Regionen hoch reichende
Konvektion ausbleiben.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 15 bis 20 Grad. Nur unmittelbar an der
Küste wird es mit 10 bis 14 Grad nicht ganz so mild.

In der Nacht zum Sonntag verlagert sich die Achse des weiterhin sehr lang
gezogenen Troges bis nach Mittelfrankreich. Ein kurzwelliger Anteil stößt bis
ins Emsland vor, was dort vermehrt schauerartige Niederschläge aufkommen lässt.
Aber auch sonst kommt in den westlichen und südwestlichen Landesteilen die
Niederschlagstätigkeit noch nicht so recht zur Ruhe. Ein in Richtung Westalpen
ablaufender kurzwelliger Anteil kann über dem Südwesten Deutschlands ebenfalls
zu einer Verstärkung der Niederschläge führen. Generell werden keine
Warnschwellen erreicht.
Im Osten, Süden und größtenteils auch über der Mitte hält sich mehrschichtige,
aber keineswegs geschlossene Bewölkung, so dass dort kaum Niederschläge zu
erwarten sind. Abgesehen vielleicht vom Bayerischen Wald sollte kein Frost mehr
auftreten.

Sonntag … greift der o.g. Trog auf Deutschland über. Dessen südlicher Teil
tropft nach Algerien aus. Die vorderseitig eingeflossene feuchte und leicht
labil geschichtete Luft gelangt in den Osten, Süden und in die mittleren
Landesteile. Gestützt durch den Tagesgang entwickeln sich in diesen Gebieten
kurze Gewitter, wobei im Nordosten aufgrund der dort am ehesten ausgeprägten
Labilität und der trogvorderseitig kräftigsten Hebung die Wahrscheinlichkeit am
höchsten ist. Über dem Mittelgebirgsraum liefert die Orografie den
erforderlichen Hebungsantrieb. Die Auslösetemperatur, die zwischen 10 und 15
Grad liegt, sollte „mühelos“ erreichbar sein. Da sich aber der Charakter der
Luftmasse bis dahin nicht ändert, dürfte es sich wie bereits am Vortag meist um
Gewitter der untersten Warnstufe handeln. Die Wahrscheinlichkeit von Starkregen
und/oder stürmischen Böen ist nur sehr gering.
Im Nordwesten und Westen setzt sich im Tagesverlauf trockenere und stabil
geschichtete Luft durch. Konvektive Umlagerungen bleiben dort aus. Dasselbe gilt
auch für die alpennahen Gebiete und den äußersten Südosten. Dort ist die
Luftmasse zwar auch stabil, aber für hochreichende Konvektion zu trocken.
Aufgrund der dann meist vorherrschenden wechselnden bis starken Bewölkung wird
es mit 13 bis 18 Grad im Binnenland und um 10 Grad an der See nicht mehr so mild
wie am Samstag.

In der Nacht zum Montag verabschiedet sich der Trog nach Osten, gefolgt von
einem Rücken, der auf die Britischen Inseln übergreift. Das mit diesem Rücken
korrespondierende Bodenhoch weitet sich von Frankreich mit einem Keil bis in den
Südwesten Deutschlands aus, was dort den Gradienten vollends aufweichen lässt.
In der noch relativ feuchten Luftmasse können sich daher Nebelfelder bilden.
Geringe Niederschläge, die aus einer sich auflösenden Kaltfront resultieren,
sind dann vor allem noch über dem Mittelgebirgsraum und am Alpenrand zu finden.
Ansonsten bleibt es weitgehend niederschlagsfrei. Der noch vorhandene Gradient
sollte im Zusammenspiel mit meist mehrschichtiger Bewölkung eine nächtliche
Abkühlung in den Bereich leichten Frostes verhindern.

Montag … verlagert sich der nachfolgende Rücken über die Britischen Inseln
hinweg ostwärts und erreicht mit seiner Achse die westliche Nordsee. In der
vorderseitigen nordwestlichen Strömung laufen über Deutschland hinweg
kurzwellige Keil-Trog-Strukturen nach Südosten ab, was die dort liegende und nur
noch wenig wetterwirksame Kaltfront neues Leben einhauchen kann. Das wird jedoch
nur eine vorübergehende Geschichte; viel Hebung bringen diese Kurzwellentröge
nicht zustande, so dass die Niederschläge insgesamt gering bleiben.
Ein weiterer Trog rückt bis in den nahen Ostatlantik vor. Die Warmfront des mit
diesem Trog korrespondierenden kräftigen Tiefs nähert sich dem Nordwesten und
Westen Deutschlands, was auf diese Gebiete erneut leichte Niederschläge
übergreifen lässt. Generell sind die Niederschläge jedoch fernab von jeglicher
Warnrelevanz.
Im Westen und Süden bleibt es bereits weitgehend niederschlagsfrei, dort macht
sich der Einfluss des in den Alpenraum verlagernden Bodenhochs bemerkbar.
Hierdurch lockern die Wolken auf, im Südwesten und in Alpennähe ergeben sich
dann auch längere sonnige Abschnitte. In diesen Gebieten steigt die Temperatur
auf 14 bis 18 Grad. Im Norden und Nordosten sind nur (in Abhängigkeit von der
Entfernung von der Ostseeküste) 8 bis 13 Grad zu erwarten.

Modellvergleich und -einschätzung

Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann