#SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #MITTELFRIST ausgegeben am Mittwoch den 08.03.2023 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 08.03.2023 um 10.30 UTC
Übergang von südlicher Westlage zu einer stärker mäandrierenden Westlage.
Wechsel zwischen sehr milden Phasen mit kurzen Kaltlufteinbrüchen, viel
Niederschlag und windig.
Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 15.03.2023
Bis zum Samstag hat sich das blockierende grönländische Hoch abgeschwächt und
sich nach Nordkanada weiter verlagert. Somit kommt es über dem Atlantik zu einer
nördlicheren Zugbahn der Tiefdruckgebiete, sodass die derzeit vorherrschende
südliche Westlage in eine stärker mäandrierende Westlage übergeht. Ein Ast des
Polarwirbels befindet sich über dem Nordmeer, der einen ausgeprägten
Langwellentrog über Skandinavien spießt. Auf den Tiefrückseiten kann deshalb
arktische Kaltluft angezapft werden, die bis nach Mitteleuropa vorstößt. Somit
erwartet uns ein rascher Wechsel von kurzen Kaltlufteinbrüchen und milderen
Phasen. Dabei bleibt es wechselhaft und windig mit reichlich Niederschlag.
Nun zu den Details: Am Samstag befindet sich Deutschland rückseitig eines zum
Baltikum abziehenden Sturmtiefs in einer nordwestlichen Strömung. Dabei wird
arktische Kaltluft herangeführt, sodass die 850-hPa-Temperatur bei etwa -9°C
liegt. Auf der Tiefrückseite herrscht im Osten noch ein sehr starker Gradient,
sodass dort anfangs noch stürmische Böen auftreten können. Während im Norden und
Ost besonders im Nordweststau der Mittelgebirge in der höhenkalten Luft noch
Schneeschauer auftreten, nähert sich von Südwesten ein schwaches Zwischenhoch.
Nach Abzug des Zwischenhochs nähert sich ein weiterer Trog vom Atlantik, dessen
steuerendes Bodentief westlich von Irland liegt. Vorderseitig wölbt sich ein
Höhenkeil auf der zunächst auf Frankreich und später auf Deutschland übergreift.
Die Strömung dreht bodennah auf Südwest, wodurch Warmluftadvektin einsetzt. Die
eingeflossene Arktikluft wird dabei mit einer Warmfront recht schnell
ausgeräumt.
Am Montag verlagert sich das Tief von Schottland über die Nordsee bis
Südskandinavien. Deutschland befindet sich in seinem weit geöffneten Warmsektor.
Dabei fließt subtropische Luft eine. Die 850-hPa-Temperatur erreicht am
Alpenrand 12 °C und 2 °C im Nordwesten. Der starke Gradient erzeugt
Windgeschwindigkeiten bis zu 60 kt auf 850-hPa. Uns erwartet also ein
ausgeprägter Warmsektorsturm. An einer im thermischen Feld nur wenig
ausgeprägten Kaltfront kann es bei schwacher Labilität im Tagestagesverlauf
sogar zu Gewittern kommen. Die eigentliche Kaltluft erreicht in der Nacht zum
Dienstag den Norden mit einer back bend Front, die allerdings durch eine erneute
Zyklongenese bei Großbritannien über Norddeutschland ins schleifen kommt.
Am Dienstag überquert dann laut IFS dieses neue Tief den Norden Deutschlands,
wobei an der Nordflanke in polarer Luftmasse Schnee fällt, während es im Süden
bei Regen bleibt.
Am Mittwoch befinden wir uns auf der Rückseite des abziehenden Tiefs. Der
zugehörige Trog schwenkt rasch nach Osten. Nachfolgend setzt sich
Hochdruckeinfluss durch.
Am Donnerstag kommen wir auf die Vorderseite eines nachfolgenden Atlantiktroges,
der wieder einen Höhenkeil Richtung Mitteleuropa schiebt. Dabei wird die
Kaltluft wieder rasch ausgeräumt und durch subtropische Luft ersetzt.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
In den letzten Läufen ist die Konsistenz deutlich besser geworden. Zumindest der
grobe Ablauf mit Trog-Keil-Mustern hat sich verfestigt. Größere Unterschiede
gibt es bezüglich Tiefdruckzugbahnen. Dadurch kommt es zu Unsicherheiten
bezüglich der Niederschlags- und Windentwicklung. Weniger aber bezüglich der
Temperaturentwicklung.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Der grobe Ablauf bzw. die Trog-Keil-Muster werden von allen Modellen sehr
ähnlich gezeigt. Unterschiede gibt es hier auch in den Details. Erste große
Unterschiede treten am Montag bezüglich der Zugbahn des Sturmtiefs auf. GFS und
ICON favorisiert dabei eine südlichere Zugbahn über Dänemark. Im IFS wird das
Tief zwar weiter nördlich, dafür aber kräftiger mit ähnlichem Gradienten
simuliert.
Weitere Unterschiede bestehen dann am Dienstag. Hier lassen dann GFS und ICON
das Tief über Großbritannien bei seiner Ostwärtsverlagerung auflösen und als
Bodentrog an der Kaltfront Deutschland überqueren.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Ensembles bilden das Trog-Keil-Muster bis Montag ziemlich gut ab. Bei den
Rauchfahnen der 850-hPa-Temperatur gibt es bis Dienstag kaum noch größere
Streuung. Etwas anders sieht dies bei den Niederschlägen aus. Am Montag lässt
sich noch eine Spitze erkennen, wobei die Streuung in der Intensität relativ
groß ist. Ab dann werden zwar weitere schwache bis mäßige Niederschlagssignale
gezeigt, allerdings lassen diese sich nicht mehr in der Summe einen Zeitpunkt
zuordnen.
Ab Dienstag nimmt die Streeung in den 850-hPa-Temperaturen deutlich zu. Der
Temperaturrückgang wird aber ab Dienstag von allen Ensemblemitgliedern mehr oder
weniger stark gezeigt. Danach gibt es einen deutlichen Trend zur erneuten
Erwärmung bei steigendem Geopotenzial.
Als Fazit lässt sich festhalten, dass das Trog-Keil-Muster bis Dienstag relativ
sicher ist. Größere Unssicherheiten gibt es bezüglich der Zugbahn des Sturmtiefs
am Montag und der weiteren Entwicklung etwaiger Randtiefs am Dienstag, was sich
auf Wind und Niederschläge auswirkt. Ab dann wird die Prognose zunehmend
unsicher, wobei am Mittwoch zumindest ein kleiner Kaltlufteinbruch mit etwas
Schnee im Bergland als wahrscheinlich gilt. Ebenso wahrscheinlich ist danach
eine rasche Erwärmung.
Schauet man in die Clusteranalysen, so geht es mit der mäandrierenden
Westwetterlage und dem Trog-Keil Muster wahrscheinlich auch danach so weiter.
Erst nach dem übernächsten Wochenende zeigen etwas weniger als die Hälfte der
Ensambles einen Block über Osteuropa, der entweder in einer winkelförmigen
Westwetterlage oder in Trog Mitteleuropa münden könnte. Diese Prognosen sind
aber noch äußerst unsicher.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Am Samstag treten voraussichtlich in der Osthälfte noch stürmische Böen auf.
Ein neuer Sturm erwartet uns am Montag. Dann sind verbreitet Sturmböen auch in
tiefen Lagen zu erwarten. In den Ensembleprognosen ist dies trotz Unsicherheiten
in der Zugbahn sehr wahrscheinlich. Ach geben mehrere Modelle Hinweise auf
Gewitter, die bei guter Scherung schwere Sturmböen bringen können.
Die Möglichkeit auf markanten Schnee gibt es in der Mittelfrist erst wieder am
Dienstag. Die Wahrscheinlichkeiten dafür sind derzeit aber gering.
Die Dauerregensituation scheint sich in der Mittelfrist etwas zu entspannen.
Zwar werden immer wieder Niederschlagssignale in den Ensembles gezeigt, jedoch
sind die Spitzen nicht mehr so hoch, da die Fronten rasch durchziehen und es
keine stationären Luftmassengrenzen mehr gibt.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, ICON, MOSMIX
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold