#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Sonntag den 26.02.2023 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 261800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 26.02.2023 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Blocking High HAZAL bleibt Schottland treu – trockenkalter Wochenstart
respektive Winterausklang.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
Aktuell … zeigt die großräumige Potenzialverteilung ein wunderschönes, leicht
gekipptes Omegamuster, das für Blockade bis Sankt Nimmerlein spricht. Im
Mittelpunkt steht die hochreichende Antizyklone HAZAL, die offensichtlich eine
glühende Anhängerin der schottischen Bravehearts ist. Zumindest hat sie dort,
also über Schottland, ihren Schwerpunkt (um 1035 hPa) liegen, was sich in den
nächsten Tagen auch nicht nennenswert ändern wird. Ausgehend vom Höhenhoch
erstreckt sich ein Rücken in südwestlicher Richtung (deswegen auch „gekippt“),
der von zwei Trögen flankiert wird. Der westliche liegt weit draußen über dem
Atlantik, wo er mit einem überaus imposanten Sturm- respektive Orkantief
korrespondiert, dessen Kerndruck heute Mittag auf etwas unter 950 hPa taxiert
wurde. So potent das Tief auch sein mag, gegen die Blockademaschine HAZAL hat es
null Chance, weshalb es zu Wochenbeginn in Richtung Südgrönland/Labradorsee
ausweicht und somit namenlos in der Versenkung verschwindet.
Für uns relevanter ist Trog #2, der mit positiv (also nach Südwesten) geneigter
Achse von Sibirien über Mittel- bis nach Südwesteuropa reicht. Über Westrussland
arbeitet der Trog mit dem Tief YIGIT zusammen, das in den letzten Tagen
maßgeblich unser Wetter mitbestimmt hat, inzwischen aber nur noch von peripherer
Bedeutung ist. Eine weitere Tiefdruckzone, ausgestattet mit mehreren Kernen,
befindet sich zwischen Adria und dem westlichen Mittelmeer. Es handelt sich um
ZAKARIYYA (int. JULIETTE, heute Mittag um 995 hPa), das im Verbund mit dem
stationären Hoch einen veritablen Gradienten aufgebaut hat. Dieser sorgt vor
allem in Frankreich und der Schweiz, am Rande aber auch in Südwestdeutschland
für eine klassische Bisenlage mit einem starken bis stürmischen Nordostwind (es
werden noch zahlreiche andere regionale Windsysteme angetrieben, siehe „Thema
des Tages“ von heute). Aktuell treten am frühen Abend auf deutscher Seite im
Wesentlichen Böen 7 Bft, im Hochschwarzwald allerdings bis zu 10 Bft auf. Auf
dem Feldbergplateau sind in der Nacht sogar orkanartige Böen 11 Bft nicht
ausgeschlossen, während im Tiefland der Wind eher ein Gang zurückschaltet.
Der Chronistenpflicht halber sei noch erwähnt, dass der Höhentrog in der Nacht
zum Montag knapp westlich der Schweiz abtropft, um von dort via Zentralmassiv zu
den Pyrenäen zu ziehen. Übrig bleibt ein südwest-nordost-exponiertes Residuum,
das nur sehr langsam von Norden bzw. Nordwesten her aufgefüllt wird. Trotzdem,
bedingt durch den Tagesgang gehen die tagsüber im Süden und Südosten noch
beobachteten Schneeschauer immer mehr in die Knie. Am ehesten treten noch in der
Nähe östlichen und südlichen Mittelgebirge sowie an den Alpen ein paar schwache
Schneeschauer auf. In den übrigen Regionen bleibt es weitgehend
niederschlagsfrei und die Bewölkung geht in der langsam abtrocknenden polaren
Kaltluft (T850 in der Südosthälfte noch immer um -10°C, sonst -5 bis -8°C)
zurück. Zurück geht auch die 2m-Temperatur, die sich in der Nacht fast überall
im negativen Bereich zwischen -3 und -9°C wiederfindet. In höheren Lagen wird es
punktuell noch etwas kälter, dafür bleibt es in Küstennähe mit Tiefstwerten um
0°C etwas milder.
Montag … baut sich ausgehend vom weiterhin stationären Hoch ein breiter
Höhenkeil auf, der in Richtung Skandinavien gerichtet ist und nur langsam unter
Verkürzung seiner Wellenlänge südwärts schwenkt. Ihm vorgeschaltet ist ein nicht
minder breiter Bodenkeil, der sich über Südskandinavien und die Ostsee hinweg
bis zu den Baltischen Staaten erstreckt. Deutschland verbleibt am Rande der
beiden Keile in einer nördlichen, nach Süden hin mehr östlichen Grundströmung,
mit der weiterhin polare Kaltluft advehiert wird (T850 -7 bis -11°C, nur im
Nordwesten mit -4 bis -7°C nicht ganz so kalt). Die Bise im Südwesten lässt im
Tagesverlauf etwas nach, weil sich das Mittelmeertief (Hauptkern zwischen
Balearen und Sardinien) weiter auffüllt auf nahe 1010 hPa. Gleichwohl muss
vornehmlich im südlichen BaWü, teils aber auch im Saarland und in RP noch mit
Böen 7-8 Bft, in höheren Lagen 8-9 Bft, exponiert (Feldberg) 10 Bft gerechnet
werden, bevor das Ganze am Nachmittag und Abend langsam schwächer wird.
Wettermäßig scheint vor allem von der Nordsee bis in den Westen und weiter bis
zum Oberrhein sowie in Teilen der Mitte häufig die Sonne. Ansonsten bestimmt
wechselnde, im Süden und Osten gebietsweise auch stärkere Bewölkung das
Geschehen. Für ein paar wenige Schneeflocken reicht es aber nur noch bedingt,
vornehmlich im südlichen und östlichen Bergland. Die Temperatur erreicht
Höchstwerte zwischen 0 und 7°C (am mildesten im Nordwesten). Im Bergland, an den
Alpen sowie stellenweise im Süden herrscht leichter, in höheren Lagen mäßiger
Dauerfrost.
In der Nacht zum Dienstag eiert ein kleines Höhentief über die Mitte
Deutschlands hinweg west-südwestwärts. Es handelt sich um ein Relikt aus
Altbeständen des o.e. Trogresiduums, das als kleiner Kaltlufttropfen unterwegs
ist und für einige Wolken, aber nur wenige Schneeschauer sorgt. Ansonsten gibt
sich die Wetterlage eher konservativ, wobei die Bise im Südwesten weiter auf dem
absteigenden Ast ist. Was uns erhalten bleibt ist der – je nach Bewölkung –
leichte bis mäßige, bei längerem Aufklaren und präsenter Schneedecke lokal
strenger Frost. Nur in Meeresnähe bleibt es z.T. frostfrei.
Dienstag … zieht das Höhentief nach Westen ab und das Potenzial steigt von
Norden her etwas an. Außerdem schiebt sich ganz langsam der Bodenkeil in den
äußersten Norden und Nordosten des Landes. Das Absinken nimmt zu und es bildet
sich eine Inversion, die am Abend etwa zwischen 850 und 900 hPa positioniert
ist. Von oben her trocknet die Luftmasse sukzessive ab, was eine allmähliche
Wolkenrückbildung respektive -auflösung zur Folge hat. Entsprechend verbreitet
setzt sich die Sonne durch, nur gebietsweise hält sich mehr oder weniger dichte
tiefe Bewölkung. Darüber hinaus wird die Luftmasse wärmer – zumindest oberhalb
der Grundschicht. So steigt T850 bis Tagesende je nach Region auf -7 bis -2°C,
was natürlich immer noch recht kalt ist. So gibt es im Bergland zum Ende des
meteorologischen Winters vielerorts noch mal einen Dauerfrosttag, während weiter
unten Tageshöchstwerte von 0 bis 7°C auf der Karte stehen. Zwar bleibt der
Nordostwind im Süden noch mäßig unterwegs, warntechnisch dürfte aber kaum noch
was anbrennen (vielleicht einige exponierte Mittelgebirgslagen mit Böen 7-8
Bft).
In der Nacht zum Mittwoch ändert sich nicht viel an der Großwetterlage. Von
Norden her kommen die beiden o.e. Keile (Boden und Höhe) geringfügig nach Süden
voran. Das könnte ausreichen, den äußersten Norden auf die Nordseite der
Divergenzachse zu bringen und damit anfällig für tiefe (hochnebelartige)
Bewölkung zu machen. In weiten Teilen des Landes verläuft die Nacht abgesehen
von wenigen Nebel- oder Hochnebelfeldern gering bewölkt oder klar mit
Tiefstwerten zwischen -2 und -7°C, über Schnee um -10°C, im äußersten Norden um
0°C.
Mittwoch … beginnt der Luftdruck innerhalb des Hochs etwas zu fallen, was aber
keine nennenswerten Konsequenzen hat. An der Blockierung und Liebe zu Schottland
ändert das nix. Kurzum, die antizyklonale Nordostlage (NEa) mit viel
Sonnenschein bleibt uns erhalten. Nur gebietsweise halten sich zäher Hochnebel
oder tiefe Bewölkung, am ehesten im äußersten Norden (nördlich der
Divergenzachse) oder ganz im Süden. Thermisch geht es zu Beginn des
meteorologischen Frühlings ein klein wenig nach oben auf Tageshöchstwerte
zwischen 2 und 9°C.
Modellvergleich und -einschätzung
Keine Ergänzungen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann