#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Donnerstag den 23.02.2023 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 231800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 23.02.2023 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Am Wochenende spätwinterlich kalt. An den Küsten und im Bergland vorübergehend
stürmisch, in Staulagen des Erzgebirges, vor allem aber an den Alpen kräftige
Schneefälle, teils auch Verwehungen.
Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
Aktuell … stößt am Ostrand einer blockierenden Antizyklone nordwestlich
Schottlands ein recht markanter und wettertechnisch aktiver Kurzwellentrog vom
südlichen Nordmeer nach Dänemark vor. Er greift mit dem okkludierenden
Frontensystem eines in den Raum Oslo ziehenden Tiefs im Laufe der Nacht auf den
äußersten Norden über.
Schon davor findet sich über der Mitte Deutschlands eine Kaltfront, allerdings
einem Umfeld, das nur wenig Wetteraktivität erlaubt. Sie kommt im Laufe der
Nacht zögernd südwärts bis etwa zur Main-Linie voran.
Bevorzugt im zentralen und östlichen Mittelgebirgsraum fällt etwas Regen, in den
obersten Kammlagen etwas Schnee, allerdings nur marginal. Ihr folgt eine
erwärmte Meereskaltluft, in der die Temperatur in 850 hPa auf -3 bis -6°C
zurückgeht.
Die dann folgenden Tiefausläufer sind deutlich wetteraktiver. Der durch kräftige
PVA unterstützte Kurzwellentrog und die erwähnten Tiefausläufer lassen im
Nordseeküstenbereich und in Schleswig-Holstein mäßigen Regen aufkommen. Bei
850-hPa-Werten um -4 Grad spielt die feste Phase zunächst keine Rolle, auch
wegen der zunehmend guten Durchmischung.
Zwischen den Tiefausläufern lockern die Wolken im Norden vorübergehend soweit
auf, dass gebietsweise Bodenfrost auftritt.
Im höheren Bergland ist ebenfalls Frost möglich. Damit ist stellenweise Glätte
durch gefrierende Nässe oder geringen Schnee nicht ausgeschlossen. An der
Südflanke des neuen Tiefs nimmt der Gradient im Norden zu und zum Morgen kommen
im Nordseeküstenbereich teils stürmische Böen auf, an der Ostsee bleibt es meist
bei Windböen, 7 Bft und das auch nur exponiert. In der Mitte und im Süden bleibt
es schwachwindig. Vor allem im Süden kann sich auch das ein oder andere
Nebelfeld bilden.
Freitag … weitet sich sowohl in der Höhe als auch am Boden der Keil des
blockierenden Hochs in Richtung Grönlandsee aus. Gleichzeitig weitet sich der
thermisch gut ausgeprägte Trog von Dänemark über Deutschland nach Süden aus.
Höhenkaltluft mit -30 bis -33 Grad in 500 hPa gelangt dabei in den Norden des
Landes. Hebungsimpulse durch PVA sind dabei weiterhin gegeben. Die zunehmend
okkludierte Kaltfront kommt im Tagesverlauf mit Niederschlägen bis etwa zur
Main-Linie voran. Zwar ist die Luftmasse nur mäßig kalt (-4 bis -6 Grad in 850
hPa), es bei stärkeren Niederschlägen kann es dennoch bis in tiefere Lagen
nassen Schnee geben, der aber kaum liegen bleibt.
In den Mittelgebirgen sieht das schon anders aus: Hier können sich oberhalb etwa
500 bis 600 m 1 bis 5 cm akkumulieren. Postfrontal fallen im Norden bei
wechselnder Bewölkung Regen-, Schnee- und Graupelschauer und vereinzelt ist ein
kurzes Gewitter möglich (höhenkalte Luft!). Die Reste der südlichen Kaltfront
liegen über Süddeutschland, etwa vom Schwarzwald bis zum Inn, und werden durch
den vorstoßenden Trog mit PVA aktiviert.
Die dort ebenfalls wieder auflebenden Niederschläge fallen bei T850 um +2 Grad
meist als Regen. Gewitter sind in Südostbayern in der leicht instabilen
Luftmasse und der dynamischen Unterstützung nicht ausgeschlossen, zumindest wird
etwas ML Cape generiert und die Modelltemps zeigen Labilität bis unter -25 Grad
an.
Dazu bringt der Trogvorstoß und das Windfeld des in die Ostsee ziehenden Tiefs
auch landeinwärts eine weitere Gradientzunahme.
Auch im Binnenland, vor allem in Norddeutschland sind in ersten Linie an den
Fronten sowie in freien Lagen steife Böen aus West bis Nordwest zu erwartet, an
der Küste sowie im Bergland sind stürmische Böen, exponiert Sturmböen dabei. Der
Brocken wird wahrscheinlich die eine oder andere schwere Sturmböe aufweisen.
Die Sonne macht sich rar, am ehesten scheint sie zwischen den Kaltfronten von
der Pfalz bis Unterfranken und anfangs im Alpenraum. Auch postfrontal kommt sie
ganz im Norden wieder raus.
Die Maxima liegen nördlich des Mains bei 5 bis 9 Grad, im Niederschlag bei 3
oder 4 Grad. Im Süden werden 9 bis 13 Grad erreicht.
In der Nacht zum Samstag erreicht die zweite Front den Alpenrand, damit werden
auch in Süddeutschland die Reste der milderen Luft ausgeräumt und die Advektion
von Luftmassen polaren Ursprungs setzt ein. In 850 hPa werden im Süden ausgangs
der Nacht Werte um -5 Grad erreicht, sonst liegen diese etwas darunter, im
Nordosten schon nahe -10°C.
Dabei verstärken sich die Niederschläge staubedingt am Alpenrand und gehen im
Laufe der Nacht bis in tiefe Lagen zumindest teilweise in Schnee über.
In flüssiger Form rechnen die Modelle dort mit 10 bis 15, stellenweise über 20
l/qm, vor allem im Alpenstau, teils auch im Vorland.
Während es in den dortigen tiefen Lagen wahrscheinlich bei Schneematsch bleibt,
sind direkt an den Alpen oberhalb etwa 600 bis 800 m um 10 cm Neuschnee denkbar,
oberhalb 1000 m aber 15 bis 25 cm/12h (Ocker-Warnung). Auch postfrontal kommt es
im Mittelgebirgsraum sowie in den östlichen Landesteilen, bedingt durch die
Höhenkaltluft und Randtröge, zu weiteren Schneeschauern oder Schneefällen.
In tiefen Lagen sind die Schneemengen gering oder auf wenige cm bei stärkeren
Schnee- oder Graupelschauern beschränkt. Im Bergland können sich um 5,
vereinzelt 10 cm ansammeln.
Gebietsweise kommt es zudem bei Tiefstwerten um 0 Grad zu überfrierender Nässe.
Der Gradient bleibt signifikant und sorgt im Osten für einzelne steife Böen aus
Nordwest, im Bergland sowie an der Küste sind stürmische Böen, auf manchen
Mittelgebirgsgipfeln auch noch Sturmböen dabei. In den dortigen exponierten
Lagen sind auch Schneeverwehungen möglich.
Samstag … stößt der Höhenrücken vom Atlantik weiter Richtung Nordmeer vor,
während der Trog etwas kippt und im Tagesverlauf von Finnland und Karelien nach
Süden bis Südwesten weist und sich über Mitteleuropa durch kräftige KLA und
weitere Randtröge noch etwas nach Südwesten ausdehnt.
Am Boden stehen sich die große blockierende Antizyklone nordwestlich von
Schottland und das hochreichende Tief über Osteuropa gegenüber.
Damit ist der Weg frei für kontinentaler geprägte Arktikluft, die nicht mehr den
„Erwärmungsumweg“ über die Nordsee machen muss. Damit sinken die Temperaturen in
850 hPa noch leicht ab und liegen zwischen -6°C an den Alpen und -11 Grad an der
Ostsee. In 500 hPa werden nach Nordosten hin unter -35°C erreicht.
Dabei muss mit Schnee- und Graupelschauer gerechnet werden, die sich bevorzugt
an den Mittelgebirgen und besonders nach Osten hin stauen. Dort können sich um
5, nach Osten hin bis 10 cm Neuschnee akkumulieren, im Flachland ist nur
gebietsweise eine dünne Schneedecke möglich, zumindest vorübergehend bei
kräftigeren Schneeschauern.
Skandinavienföhn könnte sich in einem Streifen von Nordfriesland bis ins
südliche und westliche Niedersachsen bemerkbar machen durch mehr Sonne und
seltene Schauer. Meist ist es hier sogar trocken. Auch im Westen und Südwesten
ist die Schauerneigung nur gering bei zeitweiligem Sonnenschein.
Die Tagesmaxima liegen im Osten nur bei 3 oder 4 Grad, im Westen und Südwesten
zwischen 5 und 8 Grad.
Weiterhin weht der Nordwest- bis Nordwind mit steifen Böen im Osten und im
küstennahen Umfeld.
Direkt an der See gibt es stürmische Böen. Auf exponierten Bergen treten
Sturmböen auf, so dass es im östlichen und südöstlichen Bergland und im
Alpenraum Schneeverwehungen (markant) gibt.
In der Nacht zum Sonntag flutet die sehr kalte Luft mit 850-hPa Werten
von -10°C oder etwas darunter fast ganz Deutschland. Tagesgangbedingt lasen die
Schneeschauer nach. Häufigere Schneeschauer sind im östlichen Mittelgebirgsraum
sowie an den Alpen wahrscheinlich, nämlich dort wo der Trog nah ist oder sich
die Trogvorderseite (Alpen) bemerkbar macht und natürlich staugestützt.
Im Bergland können nochmal 1 bis 5 cm, in den Alpen und im Erzgebirge
auch ca. 10 cm Neuschnee dazu kommen. Bei Tiefsttemperaturen zwischen -2 und -9
Grad wird es streckenweise glatt. Nur auf einigen Nordseeinseln gibt es Werte um
0 Grad. Der Wind schwächt sich dabei langsam ab.
Sonntag … kommt der Höhenkeil von Nordwesten näher und auch im Bodendruckfeld
weitet sich das Hochdruckgebiet bei Schottland mit einem Keil zu uns hin aus.
Der Höhentrog über dem Süden wird zusammengequetscht und beginnt nach Südwesten
hin, sprich: Nordfrankreich abzutropfen.
Damit verstärkt sich der antizyklonale Einfluss bei uns und die Sonnenanteile
nehmen von Norden her auch über der Mitte und dem Süden deutlich zu.
Schneeschauer gibt es vor allem im Mitteilgebirgsraum nach Osten zu und an den
Alpen, hier bleibt es auch überwiegend wolkig oder stark bewölkt mit ein paar cm
Neuschnee. Ansonsten bleibt es weitgehend trocken.
Die Luftmasse ändert sich kaum mit 850 hPa Werten um -10°C und nach der kalten
Nacht haben es die Temperaturen schwer in die Gänge zu kommen, häufig werden nur
+1 bis +5°C erreicht. Im Bergland und wo sich die Sonne nicht zeigt, gibt es
leichten Dauerfrost.
Die Temperaturen fühlen sich noch kälter an durch den im Südwesten stark
auffrischenden Wind. Vor dem abtropfenden Trog kommt es über dem Löwengolf zu
einer Zyklogenese und entsprechend über dem Südwesten zu einer
Gradientverschärfung. In tiefen Lagen gibt es steife, exponiert stürmische Böen.
Auf der Schwäbischen Alb und im Schwarzwald häufiger stürmische Böen und im
Hochschwarzwald teils schwere Sturmböen.
In den anderen Landesteilen nimmt der Wind bedingt durch die Ausweitung des
Hochs zu uns weiter ab.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modelle simulieren weitgehend ähnlich. Unterschiede betreffen eher
Detailfragen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner