#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Sonntag den 19.02.2023 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 191800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 19.02.2023 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Milder und windiger bis stürmischer Wochenstart – WILLY lässt grüßen. Danach
Wetterberuhigung.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
Aktuell … Nachdem der Luftdruck im Laufe des heutigen Tages deutlich zugelegt
hat, beginnt er aktuell im Norden bereits wieder zu fallen. Grund dafür ist
WILLY, ein sehr solides Sturmtief, das mit einem Kerndruck von unter 970 hPa auf
dem Weg von Island zur Norwegischen See ist. WILLY verfügt über ein klassisches
Frontensystem, dessen Warmfront Kurs via Nordsee gen Norddeutschland nimmt. Dort
wird also die ganz große Wolkenlücke, die sich heute hinter einer nach Süden
abziehenden Luftmassengrenze aufgetan hat, alsbald wieder mit stratiformer
Bewölkung (reichlich Cirren sind schon da) geschlossen, aus der es nördlich von
Elbe und Havel später etwas Regen fällt. Die Temperatur, die im Osten und
Nordosten unter zunächst noch gering bewölktem oder klarem Himmel in den
Abendstunden stellenweise auf nahe 0°C zurückgeht (=> gebietsweise leichter
Frost in Bodennähe), steigt bis zum Morgen wieder an. Neben der Gegenstrahlung
spielt dabei auch der Wind eine entscheidende Rolle, der aus Südwesten kommend
kontinuierlich zunimmt.
Damit das so kommt, brauchtŽs nicht nur den bereits erwähnten WILLY. Hinzu kommt
ein Hoch – die Rede ist von skinny GABRIELA -, das sich als relativ schmale Zone
vom Ostatlantik über Frankreich hinweg bis in den Mittelmeerraum erstreckt.
Zwischen dem quasistationären Hoch und dem mobileren Tief verschärft sich der
Gradient, so dass natürlich auch der Wind in Fahrt kommt. Zunächst ist das vor
allem an der Nord-, mit Abstrichen auch an der Ostseeküste sowie im küstennahen
Binnenland der Fall, wo mit Böen 7 bis 8 Bft zu rechnen ist. Gegen Morgen
könnten die 7er-Böen dann auch schon etwas weiter nach Süden ausgreifen, während
auf Helgoland und an der nordfriesischen Küste die ersten Sturmböen 9 Bft ihr
Stelldichein geben. Dass es auf dem Brocken noch etwas stärker weht, ist keine
wirkliche Überraschung.
Der Rest der kommenden Nacht ist schnell erzählt. In der Mitte und im Süden
fällt an der in frontolytischem Umfeld zunehmend in die Bredouille geratene
Luftmassengrenze (das Anlaufen gegen das Hoch bekommt ihr gar nicht) mitunter
noch etwas schauerartiger Regen, in höheren Lagen geringfügig Schnee. In den
Mittelgebirgen gibt es vereinzelt leichten Frost, sonst bleibt es frostfrei.
Montag … erreicht WILLY die norwegische Küste knapp nördlich von Svinöy, wo es
beginnt sich aufzufüllen. Bereits zuvor (also noch im Laufe der Nacht) bildet
sich unweit vom Oslofjord etwa am Okklusionspunkt ein Teiltief
(Leetiefzyklogenese hinter den südnorwegischen Gebirgen => WILLY II), das rasch
weiter über Südschweden hinweg in Richtung Baltikum zieht. Mit einem Kerndruck
zwischen 980 und 985 hPa ist auch die #2 relativ prominent aufgestellt. Die
zugehörige Warmfront überquert zügig den Norden und Osten des Landes, obwohl sie
erst noch einen vom westlichen Mittelmeer nach England gerichteten Höhenrücken
überlaufen muss. Weit weniger eilig hat es die nachfolgende Kaltfront, die
schleifend agiert und somit noch etwas auf sich warten lässt. Kurzum, der
gesamte Vorhersageraum gelangt in einen breiten, nach Süden und Südwesten hin
spürbar antizyklonal aufgespannten Warmsektor, in dem einmal mehr milde bis sehr
milde Atlantikluft einströmt. Die 850-hPa-Temperatur liegt am Mittag zwischen +1
und +7°C), was die 2m-Temperatur bei guter Durchmischung auf 9 bis 14°C steigen
lässt. Im Süden und Südwesten, wo noch reichlich Einstrahlung hinzukommt, werden
bis zu 15 oder 16°C, im Alpenvorland lokal vielleicht 17°C erwartet.
Ansonsten steht ganz klar der Wind im Blickpunkt des Geschehens. So breitet sich
das Stark- respektive Sturmfeld von den Küsten bis weit ins nord- und
ostdeutsche Binnenland aus, und auch Teile der Mitte werden noch tangiert. Der
westliche Wind erreicht in Böen Stärke 7-8 Bft, wobei die Häufigkeit der „8er“
nach Norden und Nordosten hin zunimmt. Trotz stabiler Schichtung ist dort auch
eine vereinzelte Sturmböe 9 Bft nicht ausgeschlossen. Direkt an der Küste sowie
im höheren Bergland sind 9er-Böen obligatorisch, exponiert sind sogar schwere
Sturmböen 10 Bft am Start. Noch deftiger gehtŽs auf dem Brocken und dem
Fichtelberg zu (11 bis 12 Bft), aber das kennt man ja. Richtung Süden und
Südwesten fällt der Wind deutlich schwächer aus, wo es selbst auf den Bergen
schwierig wird, substanzielle Windgeschwindigkeiten hinzubekommen. Im Laufe des
Nachmittags und Abends beginnt der Wind in der Nordosthälfte von Südwesten her
bereits wieder nachzulassen.
Beim Wetter gilt es ein eindeutiges Süd-Nord-Gefälle zu konstatieren: Im Süden
halten sich anfangs noch ein paar frontale Wolkenreste der inzwischen nicht mehr
existenten Luftmassengrenze. Absinken am Rande des von Frankreich bis in den
Mittelmeerraum reichenden Hochs (plus Höhenrücken) sorgen jedoch für eine
kontinuierliche Abtrocknung und entsprechenden Bewölkungsrückgang von oben. Je
weiter wir Richtung Mitte blicken, desto wolkiger das Ambiente. Trotzdem, Lücken
sowie einige Sonnenfenster sind vorhanden und es bleibt weitgehend trocken. Am
dichtesten sind und bleiben die Wolken im nördlichen Drittel, wo der leichte
Warmfrontregen allerdings am frühen Vormittag nach Osten abzieht. Im Laufe des
Nachmittags und Abends induziert die sich langsam von Norden heranschleichende
Kaltfront aber erneut leichten Regen, der sich von den Küsten gemächlich ins
nord- und nordostdeutsche Tiefland ausweitet.
In der Nacht zum Dienstag bleibt die indifferente, nach Südwesten leicht
antizyklonal konturierte west-nordwestliche Höhenströmung erhalten. Das o.e.
Teiltief überquert die Baltischen Staaten in Richtung Belarus bzw. Westrussland.
Die Kaltfront legt sich schleifend über den Norden und Nordosten des
Vorhersageraums, wo sich durch ihre zunehmend höhenströmungsparallele Exposition
ausgebremst wird. Außerdem geht sie nach Nordwesten bereits wieder in die
Warmfront des nächsten, süd-südwestlich von Island positionierten Tiefs über.
Entsprechend dieser Konstellation kommt es im Norden und Osten mitunter zu
leichten Regenfällen. Die höchsten Mengen werden in einem Streifen von
Nordfriesland bis hinüber zur Oder simuliert, wo gebietsweise 5 bis 10 l/m²,
vereinzelt etwas mehr innert 12 h zusammenkommen sollen. Dagegen bleibt es im
Süden und Südwesten unter Hochdruckeinfluss trocken und vielfach aufgelockert,
wobei sich das eine oder andere Nebelfeld bildet. Zudem kann es im Süden
leichten Frost geben. Der Wind nimmt von Südwesten her im Zuge sich
fortsetzender Gradientaufweichung weiter ab. Trotzdem können im Osten und
Nordosten sowie an der Ostsee bis zum Morgen noch Böen 7 Bft, teils 8 Bft, auf
den Bergen etwas mehr auftreten.
Dienstag … ändert sich gar nicht mal so viel an der GWL. Das Nachfolgetief von
WILLY (aktuell noch namenlos) tut sich schwer, südlich an Island vorbei Boden
nach Osten hin gutzumachen. Grund ist der sich über das Europäische Nordmeer
nordwärts ausweitende Höhenrücken, der eine blockierende Wirkung ausübt. Im
Süden und Südwesten dominiert weiterhin leichter Hochdruckeinfluss, der dort für
einen sonnenscheinreichen Faschingsausklang sorgt. Dagegen schleift die Front im
Norden und Nordosten weiter vor sich hin. Dabei könnte sie aber zumindest so
weit ins Landesinnere vorstoßen, dass die Ostseeküste sowie Teile SHs und MVS
auf die moderate Rückseite (T850 um 0°C) mit einigen Auflockerungen gelangen. An
der Front selbst kommt es zu zeitweiligen leichten Regenfällen. Weiter südlich –
zwischen dem Regenkorridor und dem Sonnenschein – schließt sich ein mal mehr,
mal weniger bewölkter Streifen an, in dem kaum Regen fällt.
Der Druckgradient nimmt gegenüber dem Vortag deutlich ab, was selbstredend auch
für den Wind gilt. Am längsten stehen noch an der vorpommerschen Küste ein paar
steife bis stürmische Böen 7-8 Bft aus westlichen Richtungen auf der Karte. Mit
9 bis 14°C, im Süden bis zu 16°C bleibt es mild bis sehr mild.
In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich der o.e. Rücken langsam in Richtung
Mitteleuropa. Auf seiner Vorderseite etabliert sich eine meridional angeordnete
Bodenhochdruckzone, die genau über Deutschland verläuft und den Gradienten
respektive Wind komplett abstürzen lässt. Auch die schleifende Front bekommt
zusehend Schwierigkeiten, Impulse zu setzen bzw. über die Nacht zu kommen. Von
daher fällt in ihrem Bereich nur noch wenig Regen. Im Süden und Westen
präsentiert sich der Himmel häufig gering bewölkt oder klar, was die Temperatur
in Gefrierpunktnähe oder in den leichten Frostbereich zurückgehen lässt.
Außerdem bilden sich wieder einige Nebelfelder.
Mittwoch … wandert der Höhenrücken langsam ostwärts über den Vorhersageraum
hinweg, wobei er das Bodenhoch vor sich „herschiebt“. Die ehemals über dem
Nordosten schleifende Front löst sich zumindest auf deutscher Seite auf.
Allerdings gelangen die westlichen Landesteile mehr und mehr auf die Vorderseite
eines schmalen Höhentrogs über Westeuropa, dem eine Kaltfront vorgeschaltet ist.
Die gehört übrigens zu dem weiter oben bereits erwähnten namenlosen Tief, das
eine Kreuzfahrt mit Nordkurs auf dem Europäischen Nordmeer gebucht hat.
Wettertechnisch dauert es im Nordosten etwas, bis dort die frontale
Restbewölkung auflockert oder sich gar auflöst. Anfangs kann es hier und da
sogar noch geringfügig tröpfeln. Ansonsten bestimmt wechselnde Bewölkung das
Geschehen, wobei die meisten Sonnenanteile südlich der Schwäbischen Alb und der
Donau auftreten dürften. Im Tagesverlauf setzt im äußersten Westen
schauerartiger Regen ein. Höchsttemperatur: 9 bis 14°C, im Süden lokal etwas
höher, in Vorpommern eher etwas darunter.
Modellvergleich und -einschätzung
Die Modellunterschiede sind gering, die Konsistenz gut – schönes Restwochenende
noch.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann