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S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 09.02.2023 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Von Nordwesten vorübergehend schwache Störungen, in den Mittelgebirgen teils
geringe Glätte-/Glatteisgefahr, an der See windig, im Süden Frostabschwächung.
Zum Sonntag wieder zunehmender Hochdruckeinfluss.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC

Aktuell … befindet sich Deutschland unter einem zonal orientierten Höhenkeil,
der sich von einem Höhenhoch über dem nahen Ostatlantik bis ins östliche
Mitteleuropa erstreckt. Dieser stützt eine Hochdruckbrücke, die zwischen einem
Hoch mit Schwerpunkt nahe der Bretagne und einem Hoch über Rumänien mit ihrer
Achse quer über Süddeutschland verläuft. Durch einen Trog, der unter leichter
Vergrößerung seiner Wellenlänge über Skandinavien in Richtung Baltikum schwenkt,
wird der Rücken nebst Hochdruckbrücke Richtung Alpenrand gedrückt. Die
Nordhälfte gelangt somit unter eine nordwestliche Höhenströmung, die durch zwei,
flache kurzwellige Anteile leicht zyklonal konturiert ist.
Der erste Kurzwellentrog korrespondiert im Bodenfeld mit einer Kaltfront, die
schön anhand eines schmalen, bis 850 hPa reichenden Feuchtebandes auszumachen
ist und bereits auf den Norden und Nordwesten übergegriffen hat. Da der
Haupttrog über Skandinavien liegt und der kurzwelligen Anteil kaum
synoptisch-skalige Hebung zu produzieren vermag, hält sich die Wetterwirksamkeit
an der ohnehin nur schwach baroklinen Front sehr in Grenzen. Aus zumeist tiefer
Stratusbewölkung fällt allenfalls stellenweise geringfügiger Regen oder
Sprühregen. Warnrelevanz hat dies nicht, denn im Norden und Nordwesten bleibt es
zumeist frostfrei.
Die Kaltfront kommt im Nachtverlauf allerdings bis zur Mitte voran und stößt
damit in den Bereich leichten bis mäßigen Frostes vor, an den Alpen und in den
östlichen Mittelgebirgen tritt örtlich sogar nochmal strenger Frost auf.
Gefrierender Sprühregen ist somit nicht gänzlich auszuschließen, die Modelle
bleiben aber weiter sehr zurückhaltend mit Mengen (im niedrigen
Null-Komma-Bereich) und Verbreitung. Nach Durchsicht der Ensembles scheint die
Wahrscheinlichkeit für örtliches Glatteis in den nördlichen und westlichen
Mittelgebirgen noch am größten zu sein.
Hinter der Kaltfront gelangt mit westlicher Grundströmung feuchte, maritime
Polarluft in die Nordhälfte, in der sich gebietsweise flacher Stratus
ausbreitet. Auch der zweite kurzwellige Troganteil steht mit einem
niedertroposphärischen Feuchteband in Verbindung, das den Norden und Nordosten
erfasst. Schwacher Hebungsimpuls könnte vereinzelt zu geringfügigem Regen
führen, mit ebenfalls geringem Glättepotenzial Richtung Vorpommern. Ein flacher
Bodentrog hält den Gradienten besonders rund um die Ostsee noch etwas aufrecht,
sodass bis in die Frühstunden noch die ein oder andere steife Böen Bft 7 dabei
sein kann.
Davon unberührt bleibt der Süden. Etwa südlich der Mainlinie verläuft die Nacht
klar, wenngleich mit Winddrehung auf Südwest bis West bereits etwas feuchtere
Luft advehiert wird und die Nebelneigung im Vergleich zu den Vornächten leicht
zunimmt. Vor allem dann ist auch örtlich Glätte möglich.

Freitag … verlagert sich das Höhenhoch mit seinem Kern zum Westausgang des
Ärmelkanals, von ihm ausgehend verläuft der Hochkeil weiterhin über
Süddeutschland bis zum Nordbalkan. Die Divergenzachse der korrespondierenden,
von Westeuropa bis zum Schwarzen Meer reichenden Hochdruckzone befindet sich am
nördlichen Alpenrand.
Im Süden (etwa südlich einer Linie Nordbaden-Oberpfalz) erfolgt bei schwachem
Wind also weiterhin kein nennenswerter Luftmassenaustausch, trockene Luft und
Absinken sorgen für einen meist sonnigen und trockenen Tag.
Die Nordhälfte des Landes liegt dagegen unter einer nordwestlichen
Höhenströmung, die sich nach Abzug der kurzwelligen Troganteile nach Polen und
Tschechien aber erst mal wieder antizyklonal konturiert. Die etwaigen schwachen
Niederschläge aus der Nacht heraus klingen im Norden und Nordosten folglich erst
mal ab und auch die über der Mitte stationär gewordene Kaltfront löst sich immer
mehr auf. Da in der westlichen Grundströmung allerdings fortwährend feuchte
Meeresluft advehiert wird und zudem WLA einsetzt, ist auch über den Tag hinweg
mit vielen Wolken zu rechnen, aus denen es nachmittags und abends vor allem im
Norden dann auch wieder leicht regnen kann. Größere Auflockerungen und sonnige
Momente zeigen sich am ehesten an den Ost-/Nordosträndern der Mittelgebirge.
Der Gradient über dem Norden verschärft sich zwischen der Hochdruckzone und
einem sich über dem Nordmeer ausbildenden Teiltief wieder. Zunächst sind an der
Nord-, Richtung Abend dann auch an der Ostsee steife, exponiert stürmische Böen
Bft 7-8 zu erwarten.
Die niedertroposphärische WLA macht Fortschritte, T850 steigt auf -5 Grad im
Südosten und bis +3 Grad im Nordwesten. Bei guter Durchmischung werden in der
Nordhälfte 5 bis 8 Grad erreicht, in der Südhälfte dagegen nur 1 bis 5 Grad.
Stellenweise – bevorzugt in den östlichen Mittelgebirgen – herrscht weiter
leichter Dauerfrost.

In der Nacht zum Samstag dehnt sich das westeuropäische Höhenhoch in Form eines
breit angelegten Rückens weit nach Norden bis nach Island aus, sodass die
nordwestliche Höhenströmung über Deutschland noch etwas mehr Nordkomponente
bekommt. Durch einen von Südskandinavien ins östliche Mitteleuropa schwenkenden
Kurzwellentrog wird der Rücken über Süddeutschland über die Alpen nach Süden
abgedrängt.
Der Kurzwellentrog korrespondiert mit dem o. e. Teiltief, das zum Baltikum
zieht. Das Frontensystem des Tiefs streift der Norden und Osten und sorgt in
Verbindung mit anhaltender WLA dort für etwas regere Niederschlagstätigkeit,
zumindest, wenn es nach IFS, ICON-D2 und UK 10 geht. Demnach wäre in den
Frühstunden sogar eventuell der östliche Mittelgebirgsraum betroffen, wo bei
leichtem Frost zunächst etwas Schnee, später auch geringer gefrierender Regen
möglich wären. ICON6 und GFS sind da aber deutlich zurückhaltender, das Ereignis
also alles andere als sicher.
Auch sonst verläuft die Nacht oft stark bewölkt, wobei die feuchte Luft noch
etwas nach Süden bis zur Donau vorankommt. Südlich davon bleibt es gering
bewölkt.
Eingangs der Nacht verschärft sich der Gradient im Nordosten noch etwas, sodass
an der Ostsee auch Sturmböen Bft 9 möglich sind, genauso wie übrigens auf
einigen exponierten Berggipfeln. Ansonsten sind es an der Küste und im
angrenzenden Binnenland steife bis stürmische Böen Bft 7-8.
In der Südhälfte stellt sich leichter, bei klarem Himmel im Süden mäßiger Frost
sein. Strenger Frost ist inneralpinen Tälern vorbehalten.

Samstag … bleibt Deutschland am Rande des nur langsam nach Osten
vorankommenden westeuropäischen Höhenhochs. Die Höhenströmung steilt weiter auf
Nordnordwest, später Nord auf. Die Hochdruckbrücke über Süddeutschland wandelt
sich in einen Keil des sich intensivierenden Hochs über Nordfrankreich um.
Die feuchte, wolkenreiche Meeresluft kommt noch etwas nach Süden voran, übrig
bleibt ein schmales Sonnenfenster zwischen Südbaden und dem südlichen
Alpenvorland.
Der über dem östlichen Mitteleuropa südwärts schwenkende Kurzwellentrog streift
die Osthälfte und sorgt dort in Verbindung mit den aus den Frontenresten
resultierenden Feuchtefeldern des nach Westrussland abziehenden Teiltiefs für
gebietsweise Niederschläge. In den östlichen und ostbayerischen Mittelgebirgen
ist anfangs etwas Schnee bzw. gefrierender Regen möglich.
Dort halten sich noch Reste der ehemaligen Kaltluft bei Höchstwerten zwischen 0
und 5 Grad, ansonsten setzt sich die mildere Luft (T850 0 bis 4 Grad) auch am
Boden besser durch, sodass meist Höchstwerte zwischen 5 und 10 Grad erreich
werden.
Der Gradient fächert im Norden und Nordosten zwar auf, mit der
tagesgangbedingten Turbulenz frischt der Wind um die Mittagszeit herum aber
vorübergehend nochmal stark böig auf, an der Ostsee sind anfangs auch noch
stürmische Böen, auf einigen Berggipfeln Sturm- oder schwere Sturmböen möglich.

In der Nacht zum Sonntag ändert sich wenig. In den Nordstaulagen der östlichen
Mittelgebirge und am östlichen Alpenrand werden weitere schwache Regenfälle aus
der feuchten Luftmasse „herausgepresst“, wobei vor allem rund um den Bayerwald
in geschützten Tälern gefrierender Regen und Glatteis nicht auszuschließen sind.

Teils klar ist es allenfalls im äußersten Süden und Südwesten, dort stellt sich
dann auch leichter Frost ein. Ansonsten bleibt es unter einer dichten
Wolkendecke meist frostfrei.

Sonntag … gelangen wir in den zentralen Bereich des Höhenhochs, dessen Zentrum
bis zum Abend wohl noch knapp westlich über Benelux liegt. Der Schwerpunkt des
Bodenhochs verlagert sich im Tagesverlauf über Deutschland hinweg nach Osten.
Die Strömung schwächt sich folglich ab und die Luftmasse kommt zur Ruhe. Das
stärkste Absinken findet über der Südwesthälfte statt, durch damit einhergehende
Abtrocknung nehmen die Sonnenanteile von Südwesten her im Tagesverlauf wieder
zu. In der Nordosthälfte ist die feuchte Luftmasse noch zu mächtig (bis etwa 800
hPa), hier bleibt es meist bedeckt, aber zumindest lassen die Niederschläge im
östlichen Mittelgebirgsraum nach.
Mit Sonnenunterstützung ist entlang des Rhein mit Höchsttemperaturen von 10 bis
12 Grad zu rechnen, sonst liegen sie zwischen 3 und 9 Grad.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Wetterlage wird von allen Modellen recht einheitlich simuliert. Kleinere
Unterschiede in den Niederschlagsfeldern wurden angesprochen. Die daraus
resultierende, etwaige Glättesituation in der kommenden Nacht
(westliche/nördliche Mittelgebirge) sowie in den Folgenächten (östliche
Mittelgebirge) dürfte sich aber ziemlich sicher im gelben, mit nur geringer
Wahrscheinlichkeit im markanten Bereich abspielen. Die Warnungen werden, bei
Bedarf, im Nowcast herausgegeben.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Adrian Leyser