S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 06.02.2023 um 10.30 UTC

Meist ruhiges, langsam wieder milderes Hochdruckwetter. Nur im Norden/Nordosten
vorübergehend zyklonaler und windiger.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 13.02.2023

Zu Beginn der Mittelfrist am Donnerstag liegt Deutschlands unter einem Rücken,
der von einem Höhenhoch über dem nahen Ostatlantik zonal ausgerichtet bis ins
östliche Mitteleuropa reicht. Dieser stützt eine Hochdruckbrücke mit
Divergenzachse über Süddeutschland. Die Brücke wird im Tagesverlauf allerdings
nach Süden verdrängt und abgebaut, da ein kurzwelliger Höhentrog unter
Vergrößerung seiner Wellenlänge von der Nordsee über Skandinavien zum Baltikum
schwenkt und den Norden und Nordosten Deutschlands streift. Die sich zunehmend
maskierende Kaltfront des damit verbunden Tiefs bei Spitzbergen greift im
Tagesverlauf von Nordwesten über und erreicht die Mitte des Landes. Mangels
synoptisch-skaliger Hebung und Baroklinität hält sich die Wetterwirksamkeit in
Grenzen. Es kommt allenfalls zu geringfügigen Niederschlägen, die allerdings mit
Ankunft im Mittelgebirgsraum teils als Schnee, mit geringer Wahrscheinlichkeit
örtlich auch als gefrierenden Regen fallen können. Der Wind dreht auf westliche
Richtung und frischt vor allem an der See in Böen stark, exponiert stürmisch
auf. Damit wird die gealterte skandinavische Kaltluft von erwärmter, maritimer
Polarluft ersetzt, sodass trotz Absinken der 850-hPa-Temperaturen auf -4 bis -7
°C auch im Südosten mit einer Erwärmung respektive Frostabschwächung zu rechnen
ist.

Am Freitag zieht der Kurzwellentrog nach Osten ab, dahinter stellt sich am Rande
des auf Westeuropa übergreifenden und sich intensivierenden Höhenhochs eine
antizyklonale Nordwestströmung ein. Der Luftdruck steigt von Westen wieder an,
sodass sich ein Keil des Hochs über Frankreich nach Süddeutschland ausweiten
kann. Die maskierte Kaltfront löst sich unter dem Einfluss des Keils über dem
Süden des Landes auf, sodass kaum mehr mit Niederschlag zu rechnen ist. Die
Nordhälfte bleibt an der Nordabdachung des Hockeils im Zustrom feuchter
Meeresluft aus Westen, aufkommende WLA könnte im Verlauf bereits für leichten
Regen sorgen.

In der Nacht zum Samstag und am Samstag schwenkt ein in die Nordwestströmung
eingebetteter Kurzwellentrog über den Süden Skandinaviens ins östliche
Mitteleuropa. Dabei ist noch unsicher, wie weit er nach Südwesten ausgreift.
Folglich ist auch die Bahn des korrespondierenden Teiltiefs sowie das Maß der
Gradientverschärfung in der Nordosthälfte Deutschlands noch unsicher. Je nach
dem muss an der See sowie im nordostdeutschen Binnenland mit mal mehr, mal
weniger verbreiteten stürmischen Böen oder Sturmböen gerechnet werden. In jedem
Fall sorgt das Frontensystem aber für zeitweilige Niederschläge im Norden und
Osten. Sollten die Niederschläge auf die östlichen Mittelgebirge ausgreifen, ist
dort etwas Schnee möglich. Nach Süden und Westen zu bleibt Hochdruckeinfluss
wetterbestimmend. Mit der Westströmung wird noch etwas mildere Meeresluft
herangeführt (T850 -2 bis +3 °C), die sich aber im Süden und Südosten nur
schwerlich bodennah durchsetzen kann.

Am Sonntag und Montag bleibt Deutschland wahrscheinlich noch am Rand der
Höhenantizyklone über Westeuropa. Das Muster ist leicht progressiv, sodass sich
der Schwerpunkt der Hochdruckzone nach Mitteleuropa verschieben kann. Damit
weitet sich der Hochruckeinfluss langsam auch bis nach Nordosten aus, sodass die
Niederschläge wieder nachlassen und sich generell ruhiges, aber zu Nebel und
Hochnebel neigendes Wetter durchsetzt. Vor allem bedingt durch das Absinken, im
Verlauf aber auch durch einsetzende, niedertroposphärische WLA kann sich die
Luft weiter erwärmen auf 0 bis +9 Grad auf 850 hPa.

In der erweiterten Mittelfrist deutet sich zumindest für Nordeuropa eine
Zonalisierung des Strömungsmuster an. Ob das im Verlauf auch über Zentraleuropa
geschieht, inklusive Übergreifen der Frontalzone, ist aber sehr fraglich.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der IFS-Modellläufe kann zu Beginn der Mittelfrist am Donnerstag
und Freitag als gut bezeichnet werden, die Unterschiede sind marginal und von
keiner Prognoserelevanz.
Das Wochenende wird vom jüngsten IFS-00Z-Lauf etwas zyklonaler gerechnet.
Ursache dafür ist der in die Nordwestströmung eingebetteter Kurzwellentrog, der
von Lauf zu Lauf markanter und weiter südwestlich gerechnet wird und so auch
verstärkt die Nordosthälfte Deutschlands traktiert. Auch das damit verbundene
Teiltief schlägt eine südwestlichere Bahn über Südskandinavien ein und führt am
Samstag an der See und im angrenzenden nordostdeutschen Binnenland etwas
verbreiteter für stürmische Böen und Sturmböen als in den Vorläufen.
In der kommenden Woche schwingen sich die anfänglich geringen Modifikationen zu
etwas veritableren Unterschieden auf. Der sich über Westeuropa aufbauende und
auf Mitteleuropa übergreifende Höhenrücken wird von Lauf zu Lauf sowohl
bezüglich Position als auch Geometrie noch recht veritabel simuliert. Die
Prognoserelevanz hält sich aber in Grenzen, da im Grunde alle Läufe den
Hochdruckeinfluss für Deutschland unisono auf der Agenda haben.
Erst in der weiterten Mittelfrist zur Wochenmitte wird die Wetterentwicklung
zunehmend diffus. Der gestrige IFS-00Z-Lauf, insbesondere aber der 12Z-lauf
rechneten noch den Übergang zu einer zyklonalen und zunehmend windigen bis
stürmischen Südwest- bis Westlage. Der Morgenlauf von IFS hat die Zonalisierung
zwar auch auf der Agenda, allerdings mit weit nach Norden verschobener
Frontalzone und mehr antizyklonalem Einfluss (nördliche/antizyklonale Westlage).

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die Unterschiede zwischen den verschiedenen deterministischen Modellen sind bis
zum Wochenende zumindest großräumig betrachtet gering und beschränken sich auf
den o. e. Kurzwellentrog nebst Teiltiefentwicklung. ICON, GEM und GFS lassen das
Tief wie IFS auch recht weit südwestlich reinkommen (Südskandinavien), wobei
ICON den anderen Modellen zeitlich 6-12 Stunden vorauseilt. Bei UKMO und UK10
führt die Bahn des Tiefs eher über das mittlere Skandinavien mit deutlich
verringertem Einfluss auf Deutschland.
Danach haben alle Modelle den antizyklonalen Einfluss mit leicht variierender
Position und Geometrie des verantwortlichen Rückens/des verantwortlichen
Höhenhochs.
In der erweiterten Mittelfrist stützt GFS das antizyklonale Szenario des
IFS-Laufes, wohingegen GEM den Übergang zu einer zyklonalen West- bis
Südwestlage rechnet, wie das schon von den gestrigen IFS-Läufen favorisiert
wurde.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

RAUCHFAHNEN:
Die Geopotenzial- und Temperaturrauchfahnen des IFS-EPS weisen bis
einschließlich des kommenden Wochenendes eine recht enge Bündelung auf mit nur
wenigen Ausreißern und einem stets gut eingebetteten deterministischen Lauf.
Beim Geopotenzial schwingen die Member nur geringfügig, wobei sich am
Donnerstag/Freitag vor allem im Norden und Nordosten ein flaches Tal etwas
deutlicher abzeichnet (etwas stärkerer zyklonaler Einfluss). Dieses Tal erkennt
man auch bei der 850-hPa-Temperatur (Einfließen maritimer Polarluft), zum
Wochenende geht es denn aber mehrheitlich und sukzessive nach oben.
Die Teiltiefentwicklung am Samstag läuft im Median des EPS ähnlich weit südlich
ab wie im deterministischen Lauf mit entsprechend nennenswertem „Impact“ für den
Norden und Nordosten, folglich tauchen dort nennenswerte Niederschlagssignale
auf, während ansonsten nur wenige Member Ausschläge zeigen.
In der kommenden Woche werden die Rauchfahnen stärker aufgebläht, wobei
konstatiert werden kann, dass die (deutliche) Mehrheit der Member das
Geopotenzial auf hohen, wenig fluktuierendem Niveau halten (fortwährende
Hochdruckdominanz). Die Anzahl der nach unten „abschmierenden“ und in der Folge
stärker oszillierenden Member nimmt aber zu und ist nicht gänzlich zu
vernachlässigen (zyklonale Wetterlage).
Bei der 850-hPa-Temperatur wird es dagegen rasch ziemlich undurchschaubar. Es
lässt sich kaum ein Cluster ausmachen, zwischen -10 und +10 °C scheint alles
möglich. Der deteministische Lauf befindet sich – wie der Kontrolllauf – am
oberen Ende der Temperatur- und Geopotenzialverteilung.

CLUSTER:
+72-96 h: 6 Cluster, 3x Blocking, 3x Atlantik Ridge. Kaum Unterschiede mit Fokus
auf Mitteleuropa.
+120-168 h: 5 Cluster, 4x Blocking, 1x NAO+. Cluster 4 (7/51 Member) deutet
bereits den Übergang zu einer (im Norden zyklonalen) Westlage an. In allen
anderen Clustern (44/51, inkl. det. Lauf) setzt sich Hochdruckeinfluss im
Wirkungsbereich einer starken positiven Geopotenzialanomalie über West- und
Mitteleuropa durch.
+192-240 h: 5 Cluster, 5x NAO+. In allen Clustern zonalisiert die
Großwetterlage. In Cluster 1, 2 und 3 (37/51, inkl. det. Lauf) erfolgt diese
aber her über Nordeuropa, einzig der Norden Deutschlands würde von der
Frontalzone gestreift werden. In Cluster 4 und 5 (14/51 Member) setzt sich eine
zyklonale Wetterlage durch.

FAZIT:
Bis zum Wochenende setzt sich das ruhige Hochdruckwetter in vielen Regionen
fort, wobei die gealterte skandinavische Kaltluft durch erwärmte maritime
Polarluft ersetzt wird, was zu einer Frostabschwächung im Südosten führt.
Zykonale Streifschüsse ereignen sich im Norden und Nordosten des Landes, ein
schwächerer am Donnerstag/Freitag, ein eventuell etwas stärkerer am Samstag mit
Sturmpotenzial.
Nächste Woche wird die Vorhersage unsicher. Fortwährende Hochdruckdominanz im
Zuge einer Wetterlage „West antizyklonal/Wa“ ist aber wahrscheinlicher, als der
Übergang zu einer zyklonalen, stürmischen Westlage Wz. Keine haltbaren Aussagen
können derweil über die Temperaturentwicklung gemacht werden, eine weitere
Milderung scheint – Stand jetzt – aber das bevorzugte Szenario.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

STRENGER FROST:
Mit Durchgreifen der erwärmten maritimen Polarluft nimmt die Gefahr vor strengem
Frost im Südosten schon ab der Nacht zum Freitag deutlich ab.

STURM:
Im Zuge der Teiltiefentwicklung sind zwischen Freitagabend und Samstagnachmittag
an der Küste und im angrenzenden nordostdeutschen Binnenland sowie auf einigen
Berggipfeln stürmische Böe (Bft 8), exponiert Sturmböen (Bft 9) möglich.

GLÄTTE/GLATTEIS etc.:
Mit Übergreifen der schwachen, maskierten Kaltfront auf den Mittelgebirgsraum in
der Nacht zum Freitag ist etwas Schnee, mit (sehr) geringer Wahrscheinlichkeit
auch örtlich gefrierender Regen nicht auszuschließen. Auf separate Hinweise in
der Wochenvorhersage Wettergefahren wird aber verzichtet.

Basis für Mittelfristvorhersage
Aufgrund guter Übereinstimmungen bis Sonntag: IFS det./MOS-EZ
Danach Modellmix (IFS, GFS, ICON, MOS-MIX).

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Adrian Leyser