S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 23.01.2023 um 10:30 UTC

Berglandwinter. Am Donnerstag im Norden Glatteisgefahr. Zum Beginn der nächsten
Woche steigende Sturmgefahr, stärkere Niederschläge mit Schneefall im höheren
Bergland sowie in der Folge Gefahr von Schneeverwehungen.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 30.01.2023

Im Mittelfristzeitraum dominiert ein kräftiges Hoch auf dem nahen Atlantik das
Wettergeschehen. Es streckt seine Fühler zeitweise bis zu uns aus, teilweise
gelangen an seinem Rand auch Meeresluftmassen von Nordwesten zu uns. Da die
hereinziehenden Frontensysteme meist schon weitgehend okkludiert sind, sorgen
die folglich dominierenden Luftmassen polaren Ursprungs im höheren Bergland für
ein winterliches Temperaturniveau und wiederholte Schneefälle. Im Flachland ist
dagegen mit nasskalter Witterung zu rechnen. Doch jetzt zu den Details:
Zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, am Donnerstag, zeigt IFS das atlantische
Hoch äußerst kräftig und gestützt von sehr hohem Geopotential westlich von
Irland. Bei uns befindet sich dagegen ein bis nach Algerien südwärts reichender
Langwellentrog. In diesen Trog hinein läuft von Norden ein Randtrog, auf dessen
Vorderseite die Kaltfront eines Tiefs bei Nowaja Semlja über Deutschland
südwärts zieht. Diese erreicht am Freitagmorgen die Alpen. Die an ihr
auftretenden leichten Niederschläge fallen bei 850-hPa-Temperaturen um -4°C im
oberen Bergland als Schnee. Insbesondere zu Tagesbeginn ist im Norden auch
gefrierender Regen oder Schneefall bis in tiefe Lagen vorstellbar.
Am Freitag nähert sich von Norden her ein Höhenkeil des atlantischen Hochs, der
von diesem gestützte Bodenkeil schwenkt bereits nach Deutschland herein. Mit
nördlichem Wind kommt es am Erzgebirge und den Alpen noch zu staubedingten
Schneefällen, dort geht die Temperatur auf -7 bis -10°C in 850 hPa zurück, so
dass es bis in die Tieflagen schneit. Im übrigen Land kann es bei
Wetterberuhigung auch Wolkenauflockerungen geben.
Am Samstag zieht ein Trog über Skandinavien. Dieser baut den Höhenheil nahe
unseres Landes allmählich ab und der Bodenkeil verschiebt sich nach Süden. Das
okkludierte Frontensystem eines Nordmeertiefs zieht in den Frühstunden im Norden
auf und erreicht Sonntagfrüh die Alpen. Es bringt allgemein zwar viele Wolken,
aber nicht viel Niederschlag. Bei meist -3 bis -5°C in 850 hPa gibt es im oberen
Bergland weiterhin Schnee. Nach Nordosten hin wird es bei zunehmendem Gradienten
auch allmählich ziemlich windig aus Nordwest.
Am Sonntag ist die Wetterberuhigung nur kurz, denn eine über die Nordsee
ziehende Warmfront bringt viele Wolken und im Norden weiterhin Wind, der auf
Südwest dreht. In der zweiten Nachthälfte zum Montag zieht dann die Kaltfront
eines Sturmtiefs auf, das in den Bottnischen Meerbusen zieht. Sie bringt dann im
Norden mäßige Regenfälle, zudem frischt der Wind in allen Landesteilen deutlich
auf und an der See und im Bergland gibt es Sturm.
Am Montag weitet sich an der Südflanke des Sturmtiefs ein Höhentrog mit
Höhenkaltluft bis ins östliche Mitteleuropa aus, Deutschland gerät in eine recht
kräftige nordnordwestliche Höhenströmung. Bei zunehmender Labilität bleibt es
weiter stürmisch. Die recht ergiebigen Niederschläge kommen bis in den Süden
voran, wobei bei vorübergehend auf -2°C ansteigenden Temperaturen in 850 hPa
vorübergehend auch im höheren Bergland der Schnee in Regen übergeht, bevor dann
bei wieder auf -6°C zurückgehender Temperatur ab 400 m allgemein Schnee fällt.
Zudem muss in den Hochlagen mit Schneeverwehungen gerechnet werden.
Im weiteren Verlauf greift nach kurzer Wetterberuhigung erneut ein Tiefausläufer
mit Schneefällen im Bergland über. Zum Mittwoch soll sich dann sogar ein
Bodentief über Norddeutschland einnisten. Bei hochreichend kalter
Meeresluftmasse bleibt es bei dem nasskalten Wetter mit Berglandwinter.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit seinen beiden Vorgängerläufen ist bis
zum kommenden Montag hervorragend. Erst mit dem nächsten Tiefausläufer, der ab
Dienstagabend übergreifen soll, nehmen die Unsicherheiten deutlich zu. Der
jüngste Lauf simuliert in diesem Zusammenhang wie oben angedeutet wieder den
Vorstoß eines Troges mit hochreichender Kaltluft, während die Vorgängerläufe ein
insgesamt vor allem in der Höhe milderes Temperaturniveau simulieren und auch
die Zugbahn des Tiefs weiter nördlich zeigen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die vorliegenden Modelle zeigen im gesamten Mittelfristzeitraum sehr ähnliche
Entwicklungen. Es gibt nur kleinere Unterschiede bezüglich der Mengen und
Verbreitung der Niederschläge sowie leichte Unsicherheiten beim zeitlichen
Ablauf.
In der erweiterten Mittelfrist zeigen sowohl IFS als auch GFS windige bis
stürmische Troglagen, wobei GFS den Trog noch weiter westlich über Mitteleuropa
zeigt. GEM lässt den Trog dagegen etwas weiter im Osten südwärts ausgreifen, so
dass bei uns das Wetter insgesamt antizyklonaler wäre.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das IFS-Ensemble verteilt sich Zeitraum von Samstag bis Montag auf drei Cluster.
Diese zeigen bis zum Sonntag identische Entwicklungen, wobei das Regime von
„Blocking“ in „Atlantic Ridge“ wechselt, was einer leichten Zonalisierung
entspricht. Zum letzten Zeitpunkt (Montag, 00 UTC) zeigen sich dann Unterschiede
zwischen den Clustern: C1 (24 Mitglieder) zeigt den Langwellentrog über
Osteuropa noch stärker, den neuen Trog über der Nordsee aber recht schwach. C2
(16 Mitglieder) zeigt den alten Langwellentrog über dem Osten schwächer, dafür
den Nordseetrog stärker. C1 und C2 zeigen beide insgesamt noch recht hohes
Potential bei uns. C3 (11 Mitglieder, Hauptlauf, Kontrolllauf) zeigt dagegen den
Nordseetrog dagegen stärker und weiter nach Süden ausgreifend, so dass der Keil
des atlantischen Hochs schon stärker zurückgedrängt wurde. Damit greift auch das
Bodentief insgesamt weiter nach Süden aus. Anders herum betrachtet: Der Mehrheit
des Ensembles zeigt den Trogvorstoß zum Montag nicht so massiv wie der
Hauptlauf.
Im erweiterten Mittelfristzeitraum (Dienstag bis Donnerstag) gibt es dann nur
ein Cluster. Dies zeigt in einer stärker zonalisierten Strömung zunächst den
Trog über unserer Region, bevor zum Ende wieder ein Keil von Westen herankommt.

Die Rauchfahnen für verschiedene Städte Deutschlands zeigen von Mittwoch bis
Freitag zunächst einen markanten Rückgang von Geopotential und Temperatur, der
das Ende der kurzen Hochdruckphase markiert. Die Streuung ist zunächst sehr
gering. Im weiteren Verlauf zeigen beiden Kurven kurzphasige wellenförmige
Verläufe, wobei das Potential tendenziell weiter zurückgeht (immer stärker
werdender Tiefdruckeinfluss), die Temperatur in 850 hPa wieder tendenziell etwas
steigt (entspricht den mit der allmählichen Zonalisierung weniger kalten
Luftmassen), wobei das Temperaturniveau unter 0°C in 850 verbleibt. Die Streuung
nimmt bei beiden Größen zu, allerdings nicht sehr stark. Niederschlagssignale
gibt es ab Donnerstag wiederholt und reichlich.

Die Rauchfahnen des GFS ähneln denen des IFS sehr stark.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

EFI:
Der EFI zeigt keine Signale.

Schneefall:
Am Freitag zeigt Cosmo-LEPS an den Alpen ein schwaches Signal für mehr als 15
l/qm Niederschlag als Schnee in 24 Stunden. IFS-EFS bringt immerhin ein Signal
für mehr als 10 l/qm.
Am Samstag und Sonntag sind Signale für markanten Schneefall an den Alpen sehr
schwach. Am Montag nehmen diese wieder zu. Dann erscheinen mehr als 10 l/qm als
Schnee in 12 Stunden oder mehr als 15 l/qm innert 24 Stunden recht
wahrscheinlich. Auch im Erzgebirge gibt es dann leichte Signale.

Sturm:
Am Sonntag zeigt das IFS-EPS leichte Signale für stürmische Böen an der Nordsee
und später auch an der Ostsee.
Am Montag nehmen die Signale für Sturm an der See deutlich zu. Auch in der
Norddeutschen Tiefebene und im Erzgebirge sind dann deutliche Signale für
stürmische Böen vorhanden.

Basis der Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS

VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann