SXEU31 DWAV 221800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 22.01.2023 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
In der Nacht abklingende leichte Schneefälle, verbreitet Frost und Glätte.
Nachfolgend zunehmender Hochdruckeinfluss mit ruhigem Winterwetter, im äußersten
Südwesten Bise mit starken bis stürmischen Böen, dort in höheren Lagen
Schneeverwehungen.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC

Aktuell … dominiert in 500 hPa ein umfangreiches, abgeschlossenes Höhentief
weite Südwest- und Südeuropas und verlagert sich mit seinem Kern im Laufe der
Nacht etwas weiter nach Süden, bleibt aber im westlichen Mittelmeerraum
beheimatet. Damit schwindet zunehmend auch dessen Einfluss auf das Wetter in
Deutschland. Allerdings sorgt ein Randtrog dessen in Verbindung mit leichter WLA
noch bis in die erste Nachthälfte hinein für ausreichende Hebungsimpulse für
leichte Schneefälle in den mittleren Regionen sowie in Teilen des Südwestens und
Südens. Nach Mitternacht wandert der Randtrog nach Westen ab und die Schneefälle
kommen weitgehend zum Erliegen. Zudem verstärkt sich bodennah die
Hochdruckbrücke, die von Westrussland bis zu den Azoren reicht. Jedenfalls kommt
man in den betroffenen Regionen mit Warnungen vor leichten Schneefällen aus
(etwa 1 bis 3 cm, im Bergland höchstens bis 5 cm), stellenweise kann man auch
mit entsprechenden Glättewarnungen vor geringem Schneefall und überfrierender
Nässe operieren. Teils ist aber auch geringer Sprühregen möglich, der besonders
im nördlichen Mittelgebirgsraum vereinzelt auch am Boden gefrieren kann mit
entsprechender Glatteisbildung. Die Wolkendecke bleibt überwiegend geschlossen,
daher ist im Norden nur gebietsweise mit leichtem Frost zu rechnen, in der Mitte
und im Süden tritt dieser verbreitet auf. In den schneebedeckten höheren Lagen
des Südens ist mäßiger Frost wahrscheinlich. Der Wind flaut auch auf Rügen unter
die Warnschwelle ab, nur in den Gipfellagen des Schwarzwaldes ist die eine oder
andere starke bis stürmische Böen aus Nordost gering wahrscheinlich. Sonst ist
der Wind schwach bis mäßig.

Montag … weitet sich der nordatlantische Rücken über die Britischen Inseln und
die Nordsee bis nach Dänemark aus und festigt sich zunehmend. Das hochreichende
Tief über dem westlichen Mittelmeerraum behält im Wesentlichen seine Lage bei,
wobei das Geopotential 500 hPa über Süddeutschland weiter abflacht. Dabei setzt
sich die leichte WLA über Mitteleuropa fort, in 850 hPa werden ab den
Mittagsstunden in weiten Teilen Deutschlands leicht positive Werte erreicht, nur
an den Alpen reichen diese noch bis etwa -5 Grad. Bodennah läuft es auf eine
weitere Stärkung der Hochdruckbrücke hinaus, die sich weiterhin zwischen den
Azoren und dem Westen Russlands situiert. Mit dem auf nahe 1040 hPa ansteigenden
Luftdruck über dem Norden Deutschlands stellt sich im Zusammenspiel mit dem
tiefen Luftdruck über dem westlichen Mittelmeer eine schwache Bisensituation im
äußersten Südwesten ein. Vom westlichen Hochrhein bis zum südlichen Schwaben
sind einzelne starke Böen wahrscheinlich, in etwas höheren Lagen können auch
stürmische Böen aus Nordost dabei sein. Auch in den Tälern der ostbayerischen
Mittelgebirge kann sich die eine oder andere starke Böen einstellen. Bei einer
vorhandenen lockeren Schneedecke sind in diesem Gebieten stellenweise
Schneeverwehungen denkbar, wobei in tiefen Lagen die Schneeoberfläche im
Tagesverlauf etwas anfeuchtet und das Risiko dafür zurückgeht. WLA-bedingt kommt
es besonders im Bergland zu geringem Sprühregen oder Schneegriesel, wobei
besonders in den Frühstunden auf damit verbundene Glätte zu achten ist. In den
Bergen des äußersten Südosten Bayerns können zudem wenige cm Neuschnee
hinzukommen. EZMW lässt dabei etwas mehr Niederschlag zu als das defensiver
aufgestellte ICON (der aktuellste Laufe hat die Mengen leicht erhöht). Daher
sind aus heutiger Sicht dort Warnungen vor leichtem Schneefall (etwa 1 bis 3 cm)
nicht ausgeschlossen. Sonst bleibt es weitgehend trocken, wobei sich die Sonne
nur stellenweise durch die tiefe Bewölkung durchkämpfen kann (bevorzugt in den
NE-Leegebieten der Berge sowie in den mittleren und höheren Lagen der Alpen).
Das generelle Temperaturniveau steigt etwas an, in weiten Teilen des Landes
werden +1 bis +4 Grad erreicht, nur in den Tälern des höheren Berglandes kann es
bei leichtem Dauerfrost bleiben. Im Rhein-Main-Gebiet simuliert MOSMix bis zu +6
Grad als Tageshöchstwert und könnte damit das Temperaturniveau bei beständigem
schwachem bis mäßigem, in den Leegebieten teil frischem Nordostwind generell
leicht überschätzen.
In der Nacht zum Dienstag steigt der Luftdruck über Deutschland weiter an, nach
Mitternacht ist im Nordosten Deutschlands wahrscheinlich eine 1040er-Isobare
notwendig. Gestützt wird die Hochdruckbrücke dabei vom sich nach Polen
ausweitenden Rücken. Die Divergenzachse wird dabei etwas nach Süden gedrückt und
verläuft ausgangs der Nacht von Südengland bis nach Belarus. Der tiefe Luftdruck
über dem westlichen Mittelmeeraum wird ebenfalls nur wenig nach Süden
abgedrängt, sodass im äußersten Südwesten der starke Gradient zunächst weiter
erhalten bleibt, bevor er sich im Laufe der zweiten Nachthälfte etwa abschwächt.
Damit ist dort und in den ostbayerischen Tälern weiterhin mit einzelnen starken
Böen zu rechnen, in höheren Lagen sind noch Schneeverwehungen dabei. In den
mittleren und höheren Regionen des Schwarzwaldes sind stürmische Böen der
Sturmböen aus Nordost dabei. Abgesehen von vereinzeltem Sprühregen oder
Schneegriesel ist es überwiegend trocken, am östlichen Alpenrand verfolgt EZMW
aber weiterhin die Variante mit geringen Schneefällen. Bei überwiegend leichtem
Frost tritt stellenweise Glätte durch überfrierende Nässe auf, in den
Mittelgebirgen ganz vereinzelt auch gefrierender Sprühregen. Frostfrei bleibt es
am ehesten am Oberrhein sowie direkt an der Ostsee, zu mäßigem Frost reicht es
dagegen in den Tälern des höheren Berglandes.

Dienstag … ändert sich an der Druck- und Potentialverteilung nicht viel. Der
weiterhin von den Britischen Inseln bis nach Polen und zur Ostsee reichende
Rücken unterliegt nur leichten Verstärkungstendenzen und das Bodenhoch etabliert
sich mit einer Schwerpunktsisobare von 1040 hPa (Norddeutschland) über
Mitteleuropa. In der unteren Troposphäre oberhalb der bodennahen Grenzschicht
kommt es durch die Absinkprozesse weiterhin zu einer leichten Erwärmung, in 850
hPa werden für den Nachmittag von ICON im Durchschnitt etwa +3 Grad simuliert,
EZMW belässt die Luftmasse direkt an den Alpen etwas kälter. Generell überwiegt
besonders in der Mitte und im Süden dichte, tiefe Bewölkung. Im Norden und
Nordwesten sowie in den Leegebieten Ostbayerns bestehen dagegen Chancen auf
sonnige Abschnitte. Nennenswerte Niederschläge werden kaum erwartet, besonders
im Bergland ist aber da und dort etwas Sprühregen oder Schneegriesel nicht
ausgeschlossen. Die Temperatur ändert sich im Vergleich zum Vortag kaum und
erreicht am Nachmittag einen Bereich von +1 bis +5 Grad, wobei es in den tiefen
Lagen am Ober- und Mittelrhein nach MOSMix geringfügig wärmer werden kann.
Gegenspieler könnte aber beständiger Hochnebel sein. Mit der ansteigenden
Temperatur wird sich die da und dort vorhandene Schneedecke etwas setzen.
Aufgrund der fehlenden flüssigen Phase und der im Bergland nur kurz über 0 Grad
steigenden Temperatur sind wir aber weit von Tauwetterwarnungen entfernt.

In der Nacht zum Mittwoch sind die Wettervorgänge weiterhin unspektakulär. Meist
überwiegt sich wieder ausweitende hochnebelartige Bewölkung, gebietsweise bildet
sich neuer Nebel. Hochdruckeinfluss ist weiterhin der entscheidende Faktor,
wenngleich der Höhenrücken durch einen von Island nach Schottland vorstoßendem
Kurzwellentrog etwas in Bedrängnis kommt. Auch bodennah hält sich aber noch die
Hochdruckzelle mit etwas mehr als 1035 hPa über Mitteldeutschland. Die
Temperaturen sinken auf 0 bis -4 Grad, in den tiefen Lagen des Südwestens und an
der See bleibt es meistens frostfrei. Bei länger klaren Verhältnissen und über
Schnee im Bergland sind -3 bis -7 Grad möglich. Stellenweise und bevorzugt im
Bergland sind Glätteerscheinungen durch Schneegriesel, geringfügigem
gefrierenden Sprühregen oder überfrierende Nässe gering wahrscheinlich.

Mittwoch … stößt der Kurzwellentrog vom Europäischen Nordmeer weiter in
Richtung Nordsee vor, seine Achse erreicht in den Abendstunden etwa eine Linie
von der Atlantikküste Norwegens bis nach Südengland. Damit baut der Rücken über
Mitteleuropa weiter ab und auch am Boden schwächelt die bisher beständige
Hochdruckbrücke deutlich, kollabiert aber noch nicht ganz. Einen entscheidenden
Witterungswechsel gibt es aber zunächst noch nicht, es dominiert weiterhin
dichte, teils hochnebelartige Bewölkung. Gebietsweise sind aber Auflockerungen
möglich mit entsprechenden sonnigen Abschnitten. Es bleibt zunächst überall
trocken, erst zum Abend nähert sich die mit dem Trog interagierende Kaltfront
der Deutschen Bucht an. Erste Tropfen Regen können auf den Nordfriesischen
Inseln fallen. Am Temperaturniveau ändert sich im Vergleich zum Vortag kaum
etwas und der Wind ist weiterhin schwach bis mäßig, bleibt im Süden noch auf
Nordost, dreht im Norden aber zunehmend auf Südwest.

Modellvergleich und -einschätzung

Die wichtigsten Modelle simulieren die zunehmende Hochdrucklage sehr ähnlich,
kleinere Unterschiede wurden im Text angesprochen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Mag.rer.nat. Florian Bilgeri