#SXEU31 #DWAV #SYNOPTISCHE ÜBERSICHT #KURZFRIST ausgegeben am Samstag, den 21.01.2023 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 211800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 21.01.2023 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
SCHNEE/SCHNEEVERWEHUNGEN:
Zunächst im östlichen Bergland und in Thüringen, im Laufe der Nacht auch im Harz
vorübergehend kräftige Schneefälle mit Mengen bis 10 cm in 6 Stunden bzw. bis 15
cm in 12 Stunden. Ansonsten nur geringe Schneefälle. An den Alpen und im
südlichen Alpenvorland zu den bereits gefallenen Mengen teils über 10 cm, in
Staulagen bis nahe 20 cm Neuschnee. In den Kammlagen der östlichen Mittelgebirge
bis in die Nachtstunden Gefahr von Schneeverwehungen.
Ab Sonntag nur noch gebietsweise leichte Schneefälle ohne nennenswerten
Neuschneemengen.
FROST/GLÄTTE:
Bei Aufklaren über schneebedeckten Gebieten jeweils bis in den Vormittag hinein
strenger Frost mit Tiefsttemperaturen deutlich unter -10 Grad.
WIND:
Auffrischender Wind um Nord. Dabei in Kammlagen der östlichen Mittelgebirge
sowie direkt an der Küste stürmische Böen 8 Bft, auf exponierten Gipfeln
Sturmböen Bft 9.
In der Nacht zum Sonntag rund um Rügen und Usedom stürmische Böen aus Nordost.
Auch in den Kamm- und Gipfellagen der östlichen und zentralen Mittelgebirge
stürmische Böen, auf exponierten Gipfeln (Brocken, Fichtelberg) Sturmböen 9 Bft.
Bis Sonntagfrüh abflauender Wind, ab Sonntagmittag vorerst keine warnrelevanten
Böen mehr. Erst im Laufe des Montags erneut auffrischender Wind aus Ost, dabei
Sturmböen Bft 8/9 in den Gipfellagen der süddeutschen Mittelgebirge, die Nacht
zum Dienstag noch andauernd, danach alsbald abflauend.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
Aktuell … liegt Deutschland an der Nordflanke eines Höhentiefkomplexes über
Südeuropa. Die Frontalzone verläuft mäandrierend vom Seegebiet südlich von
Island über Skandinavien hinweg nach Nordwestrussland. Ein darin eingelagerter
Keil wird dabei nach Skandinavien gesteuert. Kräftige Warmluftadvektion, die bis
nach Spitzbergen ausgreift, bewirkt eine Kräftigung dieses Keils. Durch diesen
wird ein Bodenhoch gestützt, das sich über Südskandinavien kräftigt. Dieses
Bodenhoch stellt das mittlere Bindeglied einer Hochbrücke dar, die von einem
Bodenhoch nördlich der Azoren bis zu einem Hoch über dem südlichen Ural (1050
hPa) reicht. An dessen Südflanke wird mit einer östlichen bis nordöstlichen
bodennahen Strömung zusehends trockenere Polarluft advehiert.
Der Höhentiefkomplex wird von kurzwelligen Trögen umlaufen, die für einen
wechselhaften Wettercharakter sorgen. Einer dieser Tröge schwenkt über Westpolen
hinweg westwärts und greift unter Abflachung in der Nacht zum Sonntag auf
Deutschland über. Hebung, die hauptsächlich aus Warmluftadvektion und weniger
aus positiver Vorticityadvektion resultiert, lässt von Osten her erneut teils
kräftige (und teils markant bewarnte) Schneefälle auf Deutschland übergreifen.
Diese breiten sich von der Lausitz und vom Erzgebirgsraum in der Nacht zum
Sonntag auf Thüringen, den Harz und unter Abschwächung weiter westwärts über.
Während in den Staulagen des Erzgebirges, des Lausitzer Berglandes, im Thüringer
Wald sowie im Harz durchaus 10 bis 20 cm innerhalb von 12 Stunden zusammenkommen
können, bleiben weiter nach Westen hin von diesem Schneefallgebiet nur noch
wenige Zentimeter übrig. Auch am Alpenrand und im alpennahen Vorland kommen nur
noch wenige Zentimeter Neuschnee hinzu. Vielleicht können im nördlichen
Schwarzwald und im Odenwald noch 5 bis 10 cm Schnee fallen.
Das mit dem hereinschwenkenden Trog korrespondierende Bodentief hat sich zwar
aufgefüllt, tritt aber noch als Bodentrog in Erscheinung und hat vor allem im
Osten eine vorübergehende Gradientzunahme bewirkt. Demzufolge sind bis in die
erste Nachthälfte der Nacht zum Sonntag hinein im östlichen Bergland sowie in
den Hochlagen von Thüringer Wald und Harz Wind- und stürmische Böen aus Nordost,
in exponierten Kamm- und Gipfellagen Sturmböen bis Bft 9 zu erwarten. Hierdurch
besteht die Gefahr von Schneeverwehungen. Auch an der Ostsee und anfangs auch
bis ins nordöstliche Binnenland hinein und dort bis zum späten Abend vor allem
in Odernähe und bis in den Berliner Raum hinein sowie im Harzumfeld muss mit
Windböen Bft 7 gerechnet werden, auf Ostrügen und Usedom sind stürmische Böen
aus Ost bis Nordost nicht auszuschließen. Während in den Mittelgebirgen bis
Sonntagfrüh der Wind abflaut und kaum noch warnrelevant ist, erfolgt an der
Ostseeküste nur eine sehr zögernde Windabnahme, so dass auch Sonntagfrüh noch
Windböen auftreten können.
Nahezu deutschlandweit ist leichter, im Bergland auch mäßiger Frost zu erwarten.
Eine Ausnahme stellt der Nordosten dar, wo sich die eisfreie Ostsee und die um
den Trog „herumgeholte“ Warmluft bemerkbar macht. Dort bleibt es weitgehend
frostfrei.
Sonntag … wird an der Nordflanke des über Südeuropa liegenden
Höhentiefkomplexes ein weiterer, aber wesentlich schwächerer Kurzwellentrog
westwärts gesteuert. Dynamische Antriebe halten sich in Grenzen, etwas Hebung
kommt allenfalls über dem östlichen Bergland zustande, die eher auf die
Orografie als auf die Dynamik zurückzuführen ist. Ohnehin ergibt sich ein
relativ diffuses Bild. Somit kommt es nur noch zu geringen Schneefällen oder
etwas Schneegriesel, allenfalls in einigen Staulagen können um 5 cm Neuschnee
innerhalb von 12 Stunden hinzukommen, wobei sich insgesamt im Tagesverlauf eine
abschwächende Tendenz ergibt. Auch die Schneefälle an den Alpen lassen dann
nach. Im Nordwesten und im Norden Deutschlands bleibt es ohnehin weitgehend
niederschlagsfrei.
Mit der Kräftigung der Hochbrücke und der damit einhergehenden leichten
Südverlagerung deren Achse wird der Gradient weiter auseinandergezogen.
Demzufolge flaut der Wind generell ab und ist spätestens ab den Mittagsstunden
auch an der Ostseeküste nicht mehr warnrelevant.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 0 bis 4 Grad. Im Bergland, aber auch in
Teilen Mittel- und Süddeutschlands hält sich auch tagsüber leichter Dauerfrost.
In diesen Gebieten könnten die Temperaturmaxima unterhalb der von MOS
prognostizieren Werte liegen, da die vorhandene Schneedecke sicher nicht
eingepreist wurde.
In der Nacht zum Montag schwenkt auch der o.g. Kurzwellentrog westwärts, ohne
noch größere Wetterwirksamkeit zu entfalten. Geringe Schneefälle mit maximal 5
cm innerhalb von 12 Stunden zeichnen sich dann vor allem noch über dem östlichen
Mittelgebirgsraum und vielleicht noch in Alpennähe ab. Ansonsten reicht es meist
nur für etwas Schneegriesel. Dabei ist nahezu landesweit leichter, in Alpennähe
und im östlichen Bergland auch mäßiger Frost zu erwarten. Wahrscheinlich bleibt
es nur in einigen küstennahen Regionen Nordwest- und Norddeutschlands weitgehend
frostfrei.
Montag … bleibt über dem Süden Deutschlands die zyklonale östliche Strömung
bestehen. Nach Norden hin macht sich der Einfluss eines Höhenkeils bemerkbar,
der sich vom Seegebiet westlich der Britischen Inseln bis nach Südschweden
ausweitet und der durch Warmluftadvektion an dessen Nordflanke gestützt wird.
Kaltluftadvektion bewirkt weiteren Druckanstieg, wodurch sich die
wetterbestimmende Hochbrücke kräftigt. Deren Achse erstreckt sich von Südengland
über die südliche Nordsee hinweg zu den Baltischen Staaten. An deren Südflanke
bleibt eine schwache nordöstliche bodennahe Windkomponente bestehen.
Bedingt durch die Kräftigung der Hochbrücke erfolgt im Süden Deutschlands im
Tagesverlauf eine Gradientzunahme, was im süddeutschen Bergland Windböen und in
den dortigen Kamm- und Gipfellagen Sturmböen Bft 8/9 aufkommen lässt.
Abgesehen von etwas Schneegriesel aus der vielfach tiefen Bewölkung heraus
bleibt es weitgehend niederschlagsfrei. Im Norden, aber auch in den Leegebieten
der Mittelgebirge kommen vermehrt Auflockerungen zustande. Die
Tageshöchsttemperaturen ändern sich gegenüber Sonntag nur unwesentlich.
In der Nacht zum Dienstag weitet sich der o.g. Keil bis nach Nordwestpolen aus,
was einer leichten Südverlagerung der Keilachse gleichkommt. Demzufolge
verschiebt sich auch die wetterbestimmende Hochbrücke ein wenig nach Süden, so
dass bis Dienstagfrüh die Divergenzachse über dem Norden Deutschlands zu finden
ist. Über dem Süden Deutschlands bleibt der kräftige Gradient bestehen,
wenngleich über dem östlichen Mittelgebirgsraum eine leichte Abnahme der
Luftdruckgegensätze erfolgt. Demzufolge flaut dort in der zweiten Nachthälfte
der Wind merklich ab, so dass dort in den Kamm- und Gipfellagen kaum noch
warnrelevante Böen auftreten sollten. In den südwestdeutschen Mittelgebirgen ist
dies erst ab Dienstagfrüh der Fall.
Geringe Schneefälle können noch am östlichen Alpenrand und im östlichen
Alpenvorland auftreten, aber selbst in Staulagen sind mehr als 5 cm Neuschnee
eher unwahrscheinlich. Ansonsten ist nur vereinzelt (vor allem über den
mittleren Gebieten) etwas Schneegriesel zu erwarten.
Nahezu deutschlandweit ist erneut leichter, in Alpennähe auch mäßiger Frost zu
erwarten.
Dienstag … ändert sich die Druck- und Geopotentialverteilung nur wenig. So
zeichnet sich nur eine leichte Verlagerung der Divergenzachse der Hochbrücke
südwärts bis nach Norddeutschland ab. Absinken, das bis in die untere
Troposphäre hinein erfolgt, hat bis dahin im 850 hPa-Niveau, d.h. oberhalb der
Grundschicht einen Temperaturanstieg auf knapp über 0 Grad bewirkt. In der Mitte
und im Süden Deutschlands hält sich jedoch meist tiefe Bewölkung, ohne dass noch
nennenswerte Niederschläge zu erwarten sind. Im Nordwesten und im Norden
Deutschlands, aber auch in den Leegebieten der Mittelgebirge kommen größere
Auflockerungen zustande. Gegenüber den Vortagen erfolgt ein leichter
Temperaturanstieg auf vielfach niedrige einstellige Temperaturmaxima, der sich
insofern bemerkbar macht, als dass leichter Dauerfrost in den mittleren und
südlichen Regionen Deutschlands nicht mehr so verbreitet auftritt wie an den
Tagen zuvor.
Modellvergleich und -einschätzung
Die vorliegenden Modelle stützen durchweg die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede ableiten.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann