S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 09.01.2023 um 10.30 UTC

Unbeständig und mild, in Staulagen teils kräftige Niederschläge. Ab Sonntag
Temperaturrückgang. Eine Einwinterung bis ins Flachland ist nicht in Sicht.

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 16.01.2023

Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraum am Donnerstag überquert ein
Trog, der sich von Skandinavien in Richtung Süden bis zu uns ausdehnt,
Deutschland ostwärts. Dahinter schiebt sich von Westen her der nachfolgende Keil
in Richtung Westeuropa. Das sorgt allerdings kaum für Wetterberuhigung, denn im
Tagesverlauf sorgt die WLA auf der Vorderseite des Frontensystems eines neuen
Tiefs über dem östlichen Atlantik für Wolkenaufzug. Bereits am Vormittag beginnt
es im Westen zu regnen. Der Regen breitet sich im weiteren Tagesverlauf vor
allem auf den Süden und die Mitte aus. Dabei werden insbesondere im Bereich der
westlichen Mittelgebirge auch kräftige Regenmengen prognostiziert. Dabei können
die Warnschwellen für Dauerregen überschritten werden.
Der Wind nimmt auch zu, davon betroffen vor allem die Mitte und der Süden. Hier
gibt es steife und im Bergland auch stürmische Böen aus West bis Südwest, in
exponierten Gipfellagen sind Sturmböen oder schwere Sturmböen möglich. Es bleibt
mild oder im Westen auch sehr mild mit zweistelligen Höchsttemperaturen. Die
Nächte bleiben abgesehen von den östlichen Mittelgebirgen frostfrei.

Am Freitag erreicht der nächste Trog in Form eines Randtroges den Norden
Deutschlands. Vorderseitig nähert sich die Kaltfront des Tiefs, das mittlerweile
die nördliche Nordsee erreicht hat. Sie überquert den Norden recht rasch, nach
Süden zu erreicht sie die Südhälfte und gerät ins Schleifen. Dabei gibt es vor
allem in der Südhälfte wieder kräftige Regenfälle, in den Alpen und in
Mittelgebirgslagen oberhalb von etwa 1200 m fällt Schnee. Rückseitig der
Kaltfront wird maritime Polarluft zugeführt, sodass die 0-Grad-Isotherme in 850
hPa bis zu den Alpen vorankommt. Die Niederschläge sind nach Passage des Tiefs
zunehmend konvektiv geprägt. Das Temperaturniveau ändert sich aber nicht
grundlegend, es bleibt für den kalendarischen Hochwinter deutlich zu mild.

Am Samstag bleibt es bei der recht kräftigen westlichen Höhenströmung und darin
kommt auch der nächste Randtrog inklusive vorgelagertem Frontensystem auf uns
zu. Im Vorfeld wird zunächst noch mildere Meeresluft zu uns geführt, ehe mit dem
Durchschwenken der Kaltfront in Richtung Sonntag wieder etwas kühlere maritime
Luft zu uns kommt. Es bleibt bei den milden bis sehr milden Temperaturen von 7
bis 13 Grad. Der Wind bleibt angesichts des recht kräftigen Gradienten recht
frisch bis stark mit steifen und auf den Bergen stürmischen Böen oder Sturmböen.
Nächtlicher Frost ist nur den Hochlagen der Alpen und der östlichen
Mittelgebirge vorbehalten.

Am Sonntag kommt es rückseitig der Kaltfront zu Schauerwetter, im Süden auch im
Bereich der schleifen Front zu Regen, im Bergland über 700 m kann auch ein paar
Schneeflocken dabei sein. Immerhin könnte am Sonntag vereinzelt auch mal kurz
die Sonne zu sehen sein. Das Temperaturniveau sinkt ab, es bleibt aber mild.
Zweistellige Höchstwerte sind nur noch im äußersten Südwesten vorstellbar.

Am Montag kommen wir in den Bereich eines Langwellentroges, der sich von
Finnland über die Ostsee und Norddeutschland bis zur Iberischen Halbinsel
erstreckt. Dabei dreht die Höhenströmung stärker auf Südwest. Das bedingt bei
uns Schauerwetter, wobei die Luftmasse etwas kühler ist, sodass die
Schneefallgrenze auf 800 m im Süden und 500 im Norden sinkt. Zweistellige
Temperaturen wird es nicht geben, es bleibt aber mild bei Höchstwerten von 5 bis
8 Grad. Immerhin gibt es in der Nacht in der Südhälfte leichten Frost.

In der erweiterten Mittelfrist ab Dienstag bleibt es bei der lebhaften
westlichen Strömung und der raschen Abfolge von Tiefdruckausläufern, die auf uns
übergreifen. Das Temperaturniveau sinkt etwas ab, kann aber weiter hin als mild
bezeichnet werden. Auch die Schneefallgrenze sinkt weiter ab. Von einem
durchgreifenden Wintereinbruch kann allerdings nicht die Rede sein.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bis einschließlich Freitag zeigt sich eine recht gute Konsistenz zwischen dem
aktuellen Lauf und seinen Vorläufen. Am Samstag wird die Tiefdruckentwicklung
über den Britischen Inseln vom neuen Lauf intensiver prognostiziert. Das
Bodentief verlagert sich aber auf einer deutlich nördlichen Bahn ostwärts. Die
gestrige Version mit einem Tiefkern über der Deutschen Bucht und Norddeutschland
am Samstag ist damit schon wieder hinfällig. Der Gradient ist aber weiterhin
recht kräftig mit Sturmböen über dem Norden. Im weiteren Verlauf und in der
erweiterten Mittelfrist ab Dienstag stimmen der aktuelle Lauf und der Vorlauf
von 12UTC recht gut überein und weisen deutlichere Unterschiede zum gestrigen
00UTC-Lauf auf.
An der grundsätzlichen Aussage ändert sich aber nichts. Es bleibt auch weiterhin
sehr unbeständig, allerdings etwas kühler.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis Freitag stimmen die anderen globalen Modelle recht gut mit dem IFS überein.
Eine Tiefentwicklung am Samstag, die bei IFS und ICON über der Nordsee
stattfindet, wird bei GFS und noch deutlicher bei UK10 weiter nach Süden
verlegt. Bei UK10 läuft das Tief dann sogar wie ein Schnellläufer über unseren
Vorhersagebereich hinweg.

Einen ähnlichen Alleingang produziert auch ICON am Sonntag und Montag. Dabei
entwickelt sich eine Frontalwelle über dem Kanal derartig, dass ein
abgeschlossenes Tief entsteht, dass sich am Montag 12UTC über der Mitte
Deutschlands befindet soll.
Abgesehen davon liefern die anderen Modelle keine Hinweise auf eine
grundsätzlich andere Entwicklung.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalysen für den Zeitraum Donnerstag und Freitag umfasst 3 Cluster,
die dem klimatologischen Regime positive NAO zugeordnet werden. Im
anschließenden Zeitraum Samstag bis Montag werden 6 Cluster unterschieden, wobei
die 3 mitgliederstärksten Cluster einen Wechsel von positiver NAO zur negativer
NAO signalisieren. Der aktuelle Lauf des IFS wird dabei dem Cluster 3
zugeordnet, der eine im Vergleich zu Cluster 1 und 2 eher westlichere
Höhenströmung prognostiziert. Im Zeitraum Dienstag bis Donnerstag werden nur 2
Cluster bestimmt, wobei der aktuelle Lauf dem Cluster 1, im klimatologischen
Regime „Atlantic Ridge“ zugeordnet wird.

Die Rauchfahne zeigen bei der Temperatur von Dienstag bis Samstag eine
„Sägezahnkurve“, das den raschen Ablauf der Durchgänge von Frontensystemen
signalisiert. Mit dem Durchgang der Kaltfront sinkt die Temperatur 3 bis 6 K ab
um danach wieder deutlich anzusteigen. Nach dem Kaltfrontdurchgang am Samstag
sinkt die Temperatur dann deutlich, wenn auch mit großem Spread, auf etwa -6°C
ab. Zum Ende steigt sie jedoch wieder auf Werte um 0°C an.
Niederschlagssignale werden den ganzen Zeitraum über angeboten, wobei die
Intensität allgemein deutlich unter 10 mm/6h liegt.

Bei den 2m-Temperaturen liegen die Tagesmaxima meist im oberen Bereich des 75%
Perzentils und auch die Minima sind bis Samstag im Bereich des mittleren Maximas
des Modellklimas oder darüber. Ab Sonntag wird es kühler, will heißen, die
Tagesmaxima sinken auf das Niveau des mittleren Maximas des Modellklimas ab, die
Minimas liegen dann aber deutlich darunter.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Wind:
Signale für markanten Wind gibt es im gesamten Zeitraum, am Donnerstag und
Freitag vor allem in Hochlagen der Gebirge, ab Freitag dann auch im Bereich der
Nordseeküste und auf den Inseln. Die MOS-Vorhersagen sehen auch in der neuen
Woche neben den Berglagen die Küstengebiete mit der Gefahr von stürmischen Böen
oder Sturmböen, meist aus Südwest oder West.

Regen:
Am Donnerstag und Freitag gibt es sowohl von EFI als auch von den Ensemble-VHS
Signale für markante Regenmengen über 30 l/24h im den Staulagen der Gebirge. Bis
Montagabend gibt es akkumuliert in den Staulagen der Gebirge, vor allem im
Sauerland sowie im Schwarzwald Signale für über 100 l.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, EZMW-IFS, EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich