SXEU31 DWAV 251800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 25.12.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Weiterhin mild bis sehr mild, von Winter keine Spur.

WIND/STURM:
Zunächst in Kamm- und Gipfellagen einiger Mittelgebirge und der Alpen nur
einzelne Sturmböen. In der Nacht zum Montag weiter zunehmender Wind. In höheren
Berglagen dann häufiger Sturmböen Bft 8/9, auf exponierten Gipfeln schwere
Sturmböen (Bft 10), auf dem Brocken einzelne orkanartige Böen (Bft 11).
Montag mit Annäherung und Passage einer Kaltfront in Schauer- und Gewitternähe
sowie im Küstenumfeld stürmische Böen. Danach in Küstennähe sowie in höheren
Berglagen weiterhin Sturmböen Bft 8/9, auf exponierten Gipfeln schwere Sturm-
und (Brocken) auch orkanartige Böen. Wahrscheinlich erst im Laufe des Mittwochs
vorübergehend etwas abflauend, zum Abend hin aber wieder zunehmender Wind.

GEWITTER:
Am Montag im Tagesverlauf vereinzelt kurze Gewitter, dabei Graupel und
stürmische Böen nicht auszuschließen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC

Aktuell … liegt Deutschland noch unter einem sich ostwärts verlagernden
Höhenrücken. Dieser Rücken ist von Warmluftadvektion überlaufen, die in
Verbindung mit der Warmfront einer offenen Welle steht. Diese Welle wird rasch
über die Benelux-Staaten hinweg nordostwärts gesteuert, ist aber aufgrund der
relativ glatten südwestlichen Strömung nicht sonderlich entwicklungsträchtig.
Daher sind warnrelevante Böen (Sturmböen Bft 8/9, exponierte Berggipfel schwere
Sturmböen, Brocken darüber) vorerst auf exponierte Berglagen beschränkt.
Im Bereich der leicht schleifenden Warmfront dieser Welle greifen zeitweise
Niederschläge vom Westen und von der Mitte Nordostwärts bis zur Oder und Neiße
über. Warnrelevante Regenmengen sind nicht in Sicht.
In der Nacht zum Montag verlagert sich die Welle über Vorpommern hinweg in das
Seegebiet knapp östlich von Bornholm, wobei sich nun von Seiten der verfügbaren
Modelle ein einheitliches Bild bietet. Bedingt durch die Annäherung eines Troges
wird von Nordwesten her die Schichtung labiler, was die Niederschläge einen
schauerartigen Charakter annehmen lässt. Zudem frischt der Wind etwas auf,
wodurch dann in höheren Berglagen Sturmböen Bft 8/9 häufiger zustande kommen.
Die schwache Kaltfront dieser Welle, die ohnehin keine Abkühlung mit sich
bringt, liegt dann schleifend über dem Süden und Südwesten Deutschlands und wird
durch den sich annähernden Trog aktiviert. Hierdurch können sich in der zweiten
Nachthälfte von Südwesten her die Niederschläge ein wenig verstärken.

Montag … nähert sich von Westeuropa her ein Trog, dessen Achse gegen Abend
Deutschland erreicht. Dieser Trog weist eine positive Achsenneigung auf,
verlagert sich demzufolge in höheren Troposphärenschichten rascher als in
tieferen Niveaus. Zudem greift Kaltluftadvektion über die Trogachse hinweg nach
Osten über, was die Wetterwirksamkeit dieses Troges ein wenig dämpft.
Die Welle des Vortages wird unter beginnender Auffüllung rasch nordostwärts bis
vor die Küste Lettlands gesteuert und verliert für unser Wettergeschehen an
Bedeutung. Wesentlich interessanter ist dann eine Randtiefentwicklung über dem
Skagerrak, die durch den sich annähernden Haupttrog forciert wird. Die Kaltfront
dieses Randtiefs greift in der zweiten Tageshäufte auf den Nordwesten
Deutschlands über und erreicht bis zum Abend bereits die Linie
Vorpommern-Rhön-Saarland.
Bedingt durch die Annäherung des Troges wird die Schichtung labiler. CAPE wird
nur wenig generiert, aber die Scherung ist beachtlich; niedertroposphärisch
werden mehr als 15, hochreichend bis etwa 30 m/s simuliert, so dass sich mit
Passage der Kaltfront durchaus konvektive Umlagerungen bis hin zu kurzen
Gewittern abzeichnen. Organisiertere Strukturen an Konvektion sind vorstellbar.
Wenngleich das Kondensationsniveau mit 400 m im Nordosten und um 800 m in den
anderen Gebieten recht niedrig liegt, so ist doch die Richtungsscherung schwach
ausgeprägt, was eher gegen rotierende Strukturen der Konvektion spricht. Dennoch
ist durchaus die Bildung einer markanten Schauerlinie vorstellbar, in welche
kurze Gewitter eingelagert sind. Ohne konvektive Komponente sind im Nordwesten,
Westen und in der Mitte durchaus Windböen, in den Leegebieten der Mittelgebirge
vereinzelt stürmische Böen und im Bergland sowie an der Küste durchweg Sturmböen
Bft 8/9 (exponierte Gipfel und vorübergehend an und über der Nordsee schwere
Sturmböen, Brocken darüber) zu erwarten. Zieht man noch die Konvektion in
Betracht, können auch abseits davon mit Kaltfrontpassage und damit
einhergehenden kräftigeren Schauern oder kurzen Gewittern zumindest stürmische
Böen auftreten. Der Oberwind, der im 850 hPa-Niveau 40 bis 45 kt erreicht,
sollte hierfür hinreichend sein.
Ein paar Wolkenlücken kommen allenfalls in den Leegebieten der Mittelgebirge
sowie rückseitig der Kaltfront zustande. Ansonsten hält sich mehrschichtige und
weitgehend geschlossene Bewölkung. Präfrontal wird es mit Höchsttemperaturen
zwischen 8 und 14 Grad noch einmal sehr mild, bevor dann rückseitig der
Kaltfront eine leichte Abkühlung erfolgt.
Mit der Annäherung des Troges und dessen Übergreifen wird die schwache Kaltfront
der Welle, die dann zum Baltikum abzieht, am Leben gehalten. Neben der
Kaltfront, die abseits der Gebirge meist nur geringe Niederschläge bringt,
zeichnet sich über dem Süden Deutschlands ein weiterer Schwerpunkt des
Niederschlagsgeschehens ab. In der Fläche sind in diesen Gebieten einige bis
etwa 10, in Staulagen bis über 20 und in den Staulagen des Schwarzwaldes und im
Westallgäu bis um 30 mm Niederschlag innerhalb von 12 Stunden zu erwarten. Da es
sich hierbei nur um sehr kleinräumige und eng begrenzte Gebiete handelt, drängt
sich eine Dauerregenwarnung vorerst nicht auf.

In der Nacht zum Dienstag überquert der Trog rasch das Vorhersagegebiet. Die
Kaltfront des sich dann zum südlichen Bottnischen Meerbusen und dabei allmählich
auffüllenden Randtiefs erreicht schleifend die Alpen. Kräftige Kaltluftadvektion
hält jedoch die Niederschlagsausbeute an dieser Front in Grenzen. So zeichnen
sich allenfalls im westlichen Allgäu kleinräumig eng begrenzt warnrelevante
Mengen ab.
Postfrontal erfolgt in den unteren Troposphärenschichten ein Temperaturrückgang,
im 850 hPa-Niveau sind dann über dem Mittelgebirgsraum Werte um -5 Grad zu
erwarten. Die Niederschläge gehen oberhalb 600 bis 800 m in die feste Phase
über, lassen aber in der postfrontal einfließenden trockenen Polarluft zu rasch
nach, als dass nennenswerte Neuschneemengen zusammenkommen können. Zudem setzt
Warmluftadvektion ein. Die hieraus resultierende Stabilisierung lässt die
Schauertätigkeit alsbald abklingen.
Der Alpenrand wird von dieser Abkühlung noch nicht erfasst, dort sinkt bis
Dienstagfrüh die Schneefallgrenze auf etwa 1000 m, aber die Niederschläge dauern
dort noch etwas an. In Staulagen können hierdurch einige bis etwa 10 cm Schnee
fallen.
Gestützt durch die kräftige Kaltluftadvektion schiebt sich von Frankreich
kommend ein Bodenhochkeil nach Süddeutschland. Hierdurch bleibt ein kräftiger
Gradient bestehen. Zwar treten dann in tieferen Lagen abseits der Küste keine
warnrelevanten Böen mehr auf, aber an der See sind weiterhin Wind- und
stürmische Böen (anfangs an der Nordsee sowie in exponierten Lagen an der
Ostseeküste auch Böen bis Sturmstärke) zu erwarten. Im höheren Bergland wird in
Böen Bft 8/9 erreicht, auf exponierten Gipfeln sind schwere Sturmböen (Brocken
darüber) nicht auszuschließen.
Aufgrund des Gradienten bleibt zudem leichter Frost auf die höchsten Kamm- und
Gipfellagen der Mittelgebirge beschränkt und auch Nebel sollte nicht zustande
kommen.

Dienstag … liegt Deutschland weiterhin unter einer leicht mäandrierenden, aber
relativ zonal ausgerichteten Frontalzone. Der Trog vom Vortag zieht nach Osten
ab und es folgt ein flacher Rücken. Der nachfolgende und relativ schwache Trog
erreicht bereits die Britischen Inseln. Das mit dem Trog korrespondierende
Bodentief wird an den Hebriden vorbei nordostwärts gesteuert. Dessen Warmfront
streift den Nordwesten Deutschlands, was aber selbst in Nordseenähe nur geringe
Niederschläge ergibt.
Ansonsten hält sich dank des sich zum östlichen Alpenraum verlagernden
Bodenhochs Zwischenhocheinfluss, wodurch es, abgesehen von Restniederschlägen zu
Beginn des Tages am Alpenrand, weitgehend niederschlagsfrei bleibt.
Im Norden und in der Mitte Deutschlands lässt der dort nach wie vor kräftige
Gradient die Luftmasse noch nicht so recht zur Ruhe kommen. Im Norden und
Nordosten und in den mittleren Gebieten und dort bevorzugt im Lee der
Mittelgebirge sowie an der Nordsee kommen Windböen Bft 7 zustande, an der Ostsee
sind stürmische Böen zu erwarten. In den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge
gibt es durchweg Sturmböen Bft 8/9, auf dem Brockenplateau auch schwere
Sturmböen. Immerhin sind dann größere Auflockerungen vorstellbar, die im Norden
und Nordosten aus der dort vorhandenen Durchmischung und im Süden aus Absinken
im Bereich des Bodenhochs resultieren. Im östlichen Alpenvorland sind durchaus
sonnige Abschnitte möglich.
Mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 4 und 9 Grad wird es nicht mehr so mild wie
bisher.

In der Nacht zum Mittwoch entwickelt sich am Okklusionspunkt des nördlich an den
Hebriden vorbei ostwärts ziehenden Tiefs ein Randtief. Dieses gelangt in
entwicklungsgünstige Lage zu einem nachfolgenden Trog und wird unter leichter
Intensivierung in den Skagerrak gesteuert. An dessen Südflanke legt dann über
dem Westen und Nordwesten Deutschlands der Gradient zu, so dass im Norden und
Westen Deutschlands Windböen zu erwarten sind. In den mittleren Regionen sind
Windböen Bft 7 hauptsächlich auf die Leegebiete der Mittelgebirge sowie einige
freie Lagen beschränkt. An der Küste kommen dann Wind- und stürmische Böen, an
und über der Nordsee Böen bis Sturmstärke, auf In den Kamm- und Gipfellagen der
nördlichen, westlichen und zentralen Mittelgebirge kommen Sturmböen Bft 8/9 in
Gang, auf dem Brocken sind dann schwere Sturmböen zu erwarten. Zudem setzen im
Nordwesten und Westen Deutschlands, resultierend aus kräftiger
Warmluftadvektion, Niederschläge ein, die durchweg wieder in flüssiger Phase
fallen. Allerdings reicht es nur für wenige Millimeter Regen.
Relativ windschwach bleibt es im Südosten, so dass dort (wie auch in höheren
Berglagen) leichter Frost auftreten kann. Ansonsten sollte es weitgehend
frostfrei bleiben. Die Nebelneigung bleibt aufgrund der relativ trockenen
Luftmasse selbst in den südöstlichen Landesteilen relativ gering.

Mittwoch … überquert der schwache Trog rasch Mitteleuropa. Der nachfolgende
und zunächst flache Rücken wölbt sich, gestützt durch weit nach Norden
ausgreifende Warmluftadvektion, wieder etwas stärker auf. Deutschland gelangt in
dessen Achsenbereich.
Geringe Niederschläge, die aus Warmluftadvektion resultieren, erfassen neben dem
Norden und Nordosten auch die mittleren Gebiete, werden aber mit der Passage der
Achse des Rückens und der nachfolgend einsetzenden südwestlichen Strömung nach
Nordosten verlagert und lassen gleichzeitig nach.
Ein weiterer und etwas kräftigerer Trog erreicht bis zum Abend Irland. Das mit
diesem Trog korrespondierende Bodentief verlagert sich zu den Hebriden und weist
damit eine etwas südlichere Zugbahn auf als das Tief vom Vortag. Dessen
Kaltfront verbleibt schleifend über der Nordsee, dem Ärmelkanal und der
Bretagne. Folglich gelangt Deutschland in den Bereich eines breiten Warmsektors.
Der Gradient verstärkt sich von Nordwesten her etwas, so dass sich nach einem
vorübergehendem leichten Abflauen des Windes wieder eine Windzunahme ergibt. Wie
bereits in der Nacht zuvor sind im Nordwesten bis ins Binnenland hinein, im
Westen und in den mittleren Regionen bevorzugt in den Leelagen der Mittelgebirge
Windböen Bft 7 zu erwarten. In den Kamm- und Gipfellagen der nördlichen,
westlichen und zentralen Mittelgebirge treten Sturmböen Bft 8/9 (Brocken schwere
Sturmböen, Bft 10) auf. In den Kamm- und Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge
und auch der Alpen ist die Wahrscheinlichkeit für Sturmböen nur sehr gering.
Auflockerungen zeichnen sich am ehesten im Lee der zentralen und östlichen
Mittelgebirge ab. Im Süden, etwa vom Schwarzwald bis nach Niederbayern, sind
durchaus auch längere sonnige Abschnitte vorstellbar. Gegenüber dem Vortag
erfolgt dann ein leichter Temperaturanstieg auf 6 bis 11 Grad.

Modellvergleich und -einschätzung

Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede finden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann