S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 23.12.2022 um 10.30 UTC

Milde Westlage, zeitweise windig oder stürmisch.

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 30.12.2022

Die Zufuhr von nordatlantischer Meeresluft setzt sich über die Mittelfrist fort.
Auch wenn es sich dabei vorübergehend um ursprünglich polare Meeresluft handelt,
sind die Luftmassen erwärmt und bringen nur im Bergland eine nennenswerte
Abkühlung. Winterliche Witterung steht damit nicht auf dem Programm.
Am Montag, dem 2.Weihnachtstag, liegen wir unter einer westlichen Strömung mit
der uns eine Kaltfront, gefolgt von einem markanten Höhentrog überquert. Somit
wären wir schon bei der Meereskaltluft, die dann postfrontal einfließt. Da
diese, wie schon angedeutet, erwärmt ist, folgt damit kein Winterwetter. Die
Temperaturen gehen im Norden in 850 hPa unter -5°C, in der höhenkalten Luft noch
etwas weiter nördlich in 500 hPa unter -35°C zurück. Bodennah bleibt es mild.
Eventuell bildet sich an der Kaltfront ein Randtief über Norddeutschland, an dem
der Wind stärker auffrischt mit stürmischen Böen, vereinzelt Sturmböen im
Flachland. Nach dem frontalen Regen folgen Schauer, über der Mitte und dem
Norden kurze Gewitter. Ein paar Schneeflocken beschränken sich aufs höhere
Bergland.
Am Dienstag ist der Trog abgezogen und es folgte ein breiter und recht flacher
Höhenrücken, der eine Bodenhochdruckzone über Süddeutschland stützt. Damit
beruhigt sich das Wetter, die Niederschlagsneigung ist gering und nachts gibt es
im Bergland und im Süden leichten Frost. Den Norden streifen im Tagesverlauf die
Ausläufer eines ins Nordmeer ziehenden Sturmtiefs. An den Küsten kann damit der
Südwestwind wieder auffrischen. Am Mittwoch wird der Rücken durch einen sich
über die Britischen Inseln nähernden Trog nach Osten abgedrängt. Das zugehörige
Sturmtief liegt abends bei Schottland und die Kaltfront erfasst im Tagesverlauf
den Nordwesten Deutschlands mit Regen und auffrischendem Wind, während sich
ansonsten der Einfluss des zurückeichenden Hochs hält.
Am Donnerstag weitet sich der Trog in die Nordsee aus und das Sturmtief kommt
ostwärts in Richtung Südnorwegen voran. Die Kaltfront überquert Mitteleuropa
nach Südosten, wobei die präfrontal vorübergehend einströmende milde Meeresluft
rasch wieder durch erwärmte Meeresluft polaren Ursprungs ersetzt wird. Es wird
teilweise windig, aber nicht winterlich. Sturmböen sind an der See und im
höheren Bergland möglich. Die 2m Temperatur erreicht bis an die +10°C.
Am Freitag zieht der Trog rasch zur Ostsee und nach Polen ab. Eine nennenswerte
Wetterberuhigung bleibt aber Fehlanzeige, da die Ausläufer des nächsten Sturms
bei Schottland mit milder Meeresluft ebenso zügig wieder Regen und
auffrischenden Wind folgen lassen.
In der erweiterten Mittelfrist geht der Trend weiter zum milden Wetter, ob sich
dabei aber Hochdruckeinfluss durchsetzt oder weitere Tiefausläufer folgen, kann
noch nicht gesagt werden. Nach Winter sieht es zum Jahreswechsel jedenfalls
nicht aus.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz des europäischen Modells (IFS) ist insgesamt gut und die
Abweichungen liegen hauptsächlich bei den kurzen Wellen. Das Randtief zum Montag
an den Küsten fehlte in den Vorläufen oder wurde nur angedeutet. Die
Wetterberuhigung am Dienstag und Mittwoch wird in den letzten beiden Läufen
schneller beendet, als gestern 00Z berechnet. An der insgesamt milden und
unbeständigen Westlage bestehen aus dieser Sicht aber keine Zweifel.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Die letzte Aussage wird auch von den anderen Modellen bestätigt. Es gibt
allerdings deutlichere Abweichungen im Wetterablauf, die aber eigentlich auch
nur, in nunmehr etwas größeren Phasen- und Amplitudenunterschieden der kurzen
Wellen begründet sind. In UKMO und vor allem beim GFS findet die
Wetterberuhigung nur eingeschränkt statt. Und die in der zweiten Wochenhälfte
folgenden Tröge und Tiefs ziehen weiter südlich mit der Option auf stärkere
Wind- bzw. Sturmentwicklungen auch über Deutschland.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Anhand der Rauchfahnen stützen die Ensembles weitgehend die Aussagen des
Hauptlaufs. Der Spread der Kurven für T850 und Geopotential 500 wird erst zum
Ende größer. Abgesehen von Dienstag und Mittwoch sind durchweg
Niederschlagssignale vorhanden. Die Windrichtung in den 15 Tage ENS Meteogrammen
bleibt fast durchweg auf Südwest.
Bis +240h werden in der Clusterung ausschließlich NAO+ Cluster gebildet. Sie
unterscheiden sich bis +96h nur wenig, allerdings fällt auf, dass Cluster 2, 18
Member, einen markanteren Trog durchschwenken lässt. Vielleicht ist im Norden ja
doch etwas mehr Wind im Spiel. Im Zeitschritt bis +168h setzen Cluster 2,3,4 mit
zusammen 35 Membern auf zyklonaleres Regime auch am Dienstag und Mittwoch. Sogar
die kleine Wetterberuhigung ist somit nicht ganz sicher.
Danach, bis +240h, überwiegen die zyklonaleren Lösungen aus Cluster 1 und 3,
gegenüber Cluster 2 (20 Member, +Hauptlauf) mit der antizyklonalen Variante.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Warntechnisch ins Gewicht fällt hauptsächlich der Wind. Dieser kann am Montag
auch über Norddeutschland in den Bereich der Sturmböen kommen, Hinweise darauf
liefert neben EFI besonders die Probabilistik. Ansonsten sind es vor allem die
Berge und die Küsten die mit Sturmböen aufwarten können. Angesichts der
Simulationen von GFS und UKMO muss dann aber abgewartet werden, ob nicht in der
Folge (ab zweite Wochenhälfte) mal doch ein kräftigeres Sturmtief ansteht, dass
uns möglicherweise auch den Jahreswechsel „versüßen“ könnte; auch wenn die
aktuelle Simulation der Europäer nicht danach aussieht.

Es gibt zwar auch wiederholte Regenfälle, allerdings keine Hinweise darauf, dass
diese die Warnschwellen übertreffen.

Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS und deren EPS

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner