S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 23.11.2022 um 10.30 UTC

Unbeständig mit zeitweiligen Regenfällen, dabei nicht besonders kalt. Vor allem
im Laufe der nächsten Woche zunehmend Hochdruckeinfluss und etwas kühler
(unsicher).

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 30.11.2022

Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Freitag folgt dem Trog und der Okklusion,
die am Freitag Deutschland überquert haben, ein Höhenrücken nach. Er ist das
Produkt kräftiger WLA über Westeuropa, die von einem sehr umfangreichen
Sturmtief über dem Ostatlantik verursacht ist. Bei uns beginnt der Luftdruck von
Frankreich und Benelux zu steigen, woraus eine eigenständige
1030-hPa-Hochparzelle erwächst, die in der Nacht zum Sonntag mitten über
Deutschland zu liegen kommt. Zuvor gibt es in der Osthälfte noch einzelne
Regen-, oberhalb von 600 bis 800 m Schneeschauer. Von Westen folgt durch das
Hoch die Abtrocknung, die in der Nacht zum Sonntag auch auf den Osten
übergreift. Bei schwachen Windverhältnissen und feuchtem Grundschicht bilden
sich dann häufig Nebel und Hochnebel.

Im Laufe des Sonntags wandert der nach Südwesten zurückhängende Rücken langsam
über den Vorhersageraum hinweg ostwärts, wobei der Schwerpunkt des Bodenhochs
nach Polen abzieht. Der Luftdruck beginnt von Westen zu fallen und noch vor
Einsetzen der Nacht zum Montag greift das okkludierte Frontensystem des
Sturmtiefs auf den äußersten Nordwesten über. Dabei setzt Regen ein, der sich
bis zum Morgen auf weite Landesteile ausbreitet. Trocken bleibt es demnach im
äußersten Osten und im Südosten des Landes. Vor allem auf und an der Nordsee
sowie auf dem Brocken und auf den Alpengipfeln frischt der südliche Wind
vorübergehend mit stürmischen Böen auf.

Zu Beginn der neuen Woche zieht das Tief unter deutlicher Abschwächung zur
nördlichen Nordsee. Die okkludierte Front überquert schneller den Norden und die
Mitte des Landes, während sie nach Süden hin zurückhängt. Dort kann es dann
länger andauernd regnen, sonst zieht der Regen langsam nach Osten ab und im
Nordwesten folgen im Trogbereich noch einzelne Schauer. Rückseitig der Front
strömt kühlere Meeresluft ein, dabei sinkt die Temperatur in 850 hPa im
Tagesverlauf auf 0 bis -2 Grad. Das bedeutet vor allem für die Alpen eine auf
700 m sinkende Schneefallgrenze.

Zum Dienstag bleibt Deutschland im Einflussbereich des Höhentroges über der
Nordsee. Das Tief schwächt sich weiter ab und zieht in die südliche Nordsee. Die
Niederschläge nehmen landesweit Schauercharakter an. Mit einer Temperatur in 850
hPa zwischen 0 und -2 Grad pendelt die Schneefallgrenze zumindest tagsüber
zwischen 800 und 1000 m.

Am Mittwoch wird der Höhentrog zu einem eigenständigen Höhentief mit Drehzentrum
über Deutschland, das zwischen zwei blockierenden Höhenrücken eingekesselt ist.
Am Boden schwächt sich das Tief weiter ab und das mächtige Russlandhoch versucht
dann seine Fühler nach Mitteleuropa zu strecken. Dabei dreht die Strömung mehr
auf östliche Richtungen. Somit kann in weiterer Folge kältere Festlandluft zu
uns gelangen. Durch das Höhentief treten noch einzelne Schauer, oberhalb 600 bis
800 m Schneeschauer auf.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Modellkonsistenz ist bis Tag 5 (Montag) gut, danach nehmen die Diskrepanz
zu. Nach einem Tag mit Zwischenhochdruckeinfluss zu Beginn der Mittelfrist am
Samstag greift bereits am Sonntag das nächste Frontensystem mit einem Tief auf
Deutschland über. Da sich das blockierende Hoch über Ost- bzw. Nordosteuropa
verstärkt, sorgt es dafür, dass das Tief über Deutschland hängen bleibt und sich
langsam auflöst und der Hochdruckeinfluss nimmt dann zu. Der Vorgang wird mehr
oder weniger schnell gerechnet. Es hängt davon ab, wie stark das Tief von der
Höhe durch einem Höhentief unterstützt wird und inwieweit das mächtige Hoch über
Nordosteuropa seine Fühler nach Mitteleuropa erstreckt.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis Tag 5 (Montag) sind die anderen Globalmodelle (GFS und ICON) ähnlich. Danach
nehmen die Unterschiede deutlich zu. Der Abtropfprozess des westeuropäischen
Troges wird unterschiedlich gerechnet. Eine Gemeinsamkeit gibt es: das mächtige
Hoch über Nordosteuropa, das in der erweiterten Mittelfrist eventuell eine Rolle
auf Wetter in Mitteleuropa spielen wird.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die IFS-EPS-Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte zeigen bis Sonntag einen
eng gebündelten Verlauf, so dass die Vorhersage auf Basis des deterministischen
Laufs als ziemlich sicher einzustufen ist. Zu Beginn der nächsten Woche nimmt
die Streuung zu. Jedoch kann man einen gewissen Trend erkennen. Nach einem
kurzen „Wärmepeak“ (T850 über 0°C) am Sonntag geht die Temperatur in der
gesamten nächsten Woche in 850 hPa in der Range zwischen 0 und -5°C. Kontroll-
und Hauptlauf liegen meist in der Mitte der Ensembles.

Die Clusteranalyse zeigt Zeitraum t+72-96h 6 Cluster mit Kontroll- und Hauptlauf
im Cluster 1. Alle 6 Cluster zeigen eigentlich ähnliche Wetterlage für uns
(antizyklonal).

Im Zeitraum t+120-168 gibt es 4 Cluster mit Kontrolllauf in Cluster 1 und
Hauptlauf im Cluster 3. Beide zeigen ähnliche Entwicklung mit dem Vorstoß des
nächsten Troges nach Mitteleuropa, der aber dann wegen des osteuropäischen
Blockings über Osteuropa und des aufbauenden Höhenrückens über dem Nordatlantik
über Mitteleuropa bzw. über den zentralen Mittelmeerraum abtropft. Im Cluster 1
ist der Vorgang schneller und der Hochdruckeinfluss überwiegt, während es im
Cluster 3 noch eine gewisse Zyklonalität zumindest in der Höhe bleibt.

Im Zeitraum t+192-240 gibt es ebenfalls 4 Cluster mit Kontrolllauf in Cluster 1
und Hauptlauf in Cluster 3. Alle Cluster sehen ähnlich aus und zeigen hohes
Geopotenzial über Nord- und Osteuropa und niedriges Geopotenzial über Südeuropa
mit einem Unterschied, dass im Cluster 3, wo der Hauptlauf liegt, wird
Deutschland mehr von dem Höhentief über Südeuropa beeinflusst.

Fazit: Auf Basis der EPS-Prognosen wirft die Vorhersage für die nächste Woche
noch ein paar Fragen auf. Mehrheitlich wird zunächst auf zyklonal und nicht
besonders kalt gesetzt. Danach steigt die Chance auf eher Hochdruckeinfluss
sowie auf ein Zurückkommen kälterer Luftmassen aus Osten an.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

In der gesamten Mittelfrist werden keine signifikanten Wettererscheinungen
erwartet. Lediglich am Sonntag treten an der Nordsee stürmische Böen auf.
Winterliche Erscheinungen wie Schnee beschränken sich meist auf das Bergland.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS (EPS), GFS, ICON, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marco Manitta