S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Montag den 14.11.2022 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 14.11.2022 um 10.30 UTC
Wechselhaft mit zeitweiligen Niederschlägen. Zurückgehende Temperaturen, vor
allem im Osten Frostgefahr. Im Bergland und an der See zeitweise stürmisch.
Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 21.11.2022
Zu Beginn der Mittelfrist am Donnerstag befinden sich Deutschland vorderseitig
eines umfangreichen Troges über Westeuropa. Um diesen werden kurzwellige Anteile
herumgeführt. Einer dieser Kurzwellenanteile korrespondiert im Bodenniveau mit
einem Randtief auf der Südflanke des umfangreichen Tiefkomplexes über dem
Ostatlantik. Das Randtief zieht im Tagesverlauf über die Britischen Inseln gen
nördliche Nordsee. Das dazugehörige Frontensystem greift von Westen auf
Deutschland über und erreicht voraussichtlich auch spätestens abends bzw. in der
Nacht zum Freitag die östlichen Landesteile. Gegenüber dem umfangreichen Trog
liegt ein Höhenhoch über Skandinavien mit einem korrespondierenden Bodenhoch.
Dies fungiert als Blocking, so dass über Ostdeutschland eine Luftmassengrenze
entsteht. Während im Westen und Süden der kleine Warmsektor des Randtiefs
vorübergehend wieder etwas mildere Luft (um 5 Grad in 850 hPa) heranführen kann,
verbleibt der Nordosten im Bereich kühlerer Luftmassen um oder nur leicht über 0
Grad. Der Gradient im Norden bleibt kräftig bzw. nimmt noch etwas zu, so dass im
Küstenumfeld, eventuell auch im angrenzenden Binnenland starke bis stürmische,
auf See und in exponierten Lagen teils schwere Sturmböen auftreten. Die
Schneefallgrenze liegt voraussichtlich bei Werten um 1400 m.
Am Freitag befindet sich der Nordosten Deutschlands in Hochrandlage zum Hoch
über Nordosteuropa (Finnland, Baltikum, Osteuropa). Sonst herrschen in einer
flachen Tiefdruckrinne bzw. unter dem Einfluss eines relativ flachen Troganteils
über West- und Mitteleuropa relativ schwache Luftdruckgegensätze. Im Bereich der
Tiefdruckrinne kann die Front als Luftmassengrenze über dem Nordosten/Osten kaum
noch abziehen und verbleibt quasistationär. Bezüglich der Position dieser
Luftmassengrenze und auch hinsichtlich der Niederschlagsphase bestehen noch
deutliche Unsicherheiten. Mit Blick auf die von Osten einströmende Luftmasse um
oder leicht unter 0 Grad sind zeitweilige Schneefälle (nasse Flocken teils bis
in tiefen Lagen) vor allem im Osten und Nordosten möglich. Im Übergangsbereich
deuten die Modelle sogar gefrierender Regen an, allerdings scheint das mit
Berücksichtigung der Vorgeschichte und den noch relativ waren Böden recht
unwahrscheinlich. In der Nacht besteht in den Regionen östlich der Elbe Frost-
und Glättegefahr.
Am Samstag steigt der Luftdruck leicht an, so dass sich auch das Bodenhoch über
Nordosteuropa noch etwas nach Westen ausdehnt und die östliche bis südöstliche
Strömung insgesamt relativ kühle Luft nach Deutschland führt (um, nach Osten hin
eventuell leicht unter 0 Grad). Größere Hebungsantriebe sind insgesamt nicht
vorhanden, so dass die Luftmassengrenze wenig Wetteraktivität aufweist. Leichte
Niederschläge (Reste der Luftmassengrenze) könnten dann im Nordosten und vor
allem aber auch im Bergland/Alpenraum als Schnee (nasse Flocken) fallen. Nachts
tritt im Osten und Bergland leichter Frost auf.
Am Sonntag nähert sich die Vorderseite des Troges über Westeuropa/Ostatlantik
wieder etwas. Allerdings hält das blockierende Bodenhoch samt Höhenkeil über
Osteuropa dagegen. Demnach greift die nächste Front auf die westlichen
Landesteile über. Mit Blick auf die Temperaturen in 850 hPa, die sich bei Werten
um 0 Grad bewegen, fächert der Unterschied zwischen dem Nordosten und dem Rest
des Landes auf. Abgesehen von den leichten Niederschlägen im Westen dürfte
leichter Zwischenhocheinfluss dominieren mit zeitweiligem Sonnenschein nach
Nebelauflösung und weitgehend trockenen Verhältnissen. In der Nacht erreichen
die Niederschläge die Elbe. Östlich davon hält das Hoch dagegen. Die
Schneefallgrenze sinkt vorübergehend auf 1000 bis 800 m.
In der erweiterten Mittelfrist anfangs nächster Woche lässt eine Austrogung über
Westeuropa die Strömung auf südliche Richtungen drehen. Das blockieren Hoch
weicht nach Osten (eher über Russland) aus, so dass wieder die milde Luft sich
durchsetzen kann, zumindest in der Höhe. An den Alpen könnte sich demnach eine
veritable Föhnlage einstellen. Das Wetter gestaltet sich dabei wechselhaft und
zeitweise nass.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Donnerstag ist die Konsistenz der
vorliegenden IFS-Läufe noch relativ gut. Die Unsicherheiten nehmen aber schon am
Freitag zu. Über Deutschland etabliert sich eine Luftmassengrenze, wobei der
Nordosten auf der kalten Seite der Grenze liegt. Die genaue Position der
Luftmassengrenze und die Wetteraktivität lassen sich nicht genau vorhersagen.
Teilweise könnten dabei durchaus winterliche Bedingungen (zeitweise Schneefall
oder im Übergangsbereich auch gefrierender Regen) auftreten, wobei mit Blick auf
die wetterbedingte Vorgeschichte und noch recht warmen Böden eine sehr markante
Lage kein Thema sein sollte.
Insgesamt lässt sich das Wetter aber wohl als tendenziell wechselhaft mit
zeitweiligen Niederschlägen beschreiben. Dabei anfangs mild mit zurückgehendem
Temperaturniveau und vor allem im Osten kühler. Dort besteht zumindest nachts
Frostgefahr. Mindestens im Bergland zeitweise Schneefall möglich.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Hinsichtlich des Vergleichs mit anderen Globalmodellen wie ICON und GFS lässt
sich feststellen, dass die grundlegenden Strukturen sehr ähnlich simuliert
werden, jedoch nehmen bereits am Freitag die Differenzen bezüglich Amplitude und
Timing der Trog-Keil-Struktur und vor allem der kurzwelligen Troganteile recht
stark zu. Dies hat zum Beispiel Auswirkung auf die Luftmassengrenze. Nach IFS
strömt deutlich kältere Luft in den Nordosten ein, dass auch für Schneefall
reichen kann.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen ausgewählter deutscher Städte zeigen den groben Trend recht gut
und auch der Spread ist zumindest nicht so groß. Der Teufel steckt also im
Detail. Z. B. wenn man die Rauchfahne für Rostock analysiert, sieht man zum
Freitag und Samstag eine ausgeprägte Delle der Temperatur im 850 hPa (-6 Grad)
vom Haupt- und Kontrolllauf. Der Trend zeigt allgemein einen leichten
Temperaturrückgang zum Wochenende mit anschließend einen Aufstieg anfangs
nächster Woche. Auch der Trend des Geopotenzials zeigt einen Rückgang und die
Niederschlagssignale nehmen zumindest in der Westhälfte Deutschland zu.
Die Clusteranalyse des IFS zeigt für den ersten Zeitraum (+72 bis +96 h) vier
Cluster, wobei Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 2 eingeordnet werden. Alle
Cluster zeigen in Prinzip eine ähnliche Wetterlage mit einem ausgeprägten
Westdrift über dem Nordatlantik und Westeuropa und einem Blockinghoch über
Skandinavien. Deutschland zwischen den Stühlen, wobei der Westen mehr unter
Tiefdruckeinfluss liegt.
Im Folgezeitraum (+120 bis +168 h) werden 6 Cluster dargestellt, Haupt- und
Kontrolllauf sind im Cluster 4 eingruppiert. In allen 6 Clustern bleibt die
Großwetterlage ähnlich mit Deutschland im Randbereich zwischen den
Druckgebilden. Im erweiterten Mittelfristzeitraum (+192 bis + 240 h) werden 4
Cluster angeboten. Die Unsicherheiten in Deutschland nehmend zu, denn es nicht
sicher ist, ob der westliche Trog die Oberhand gewinnt. Sowohl Haupt- als auch
Kontrolllauf liegen in dieser Variante.
Fazit: Insgesamt im Detail unsichere Mittelfristprognose mit Tendenz zu
wechselhafter und zumindest vorübergehend kühlerer Witterung. Vor allem im Osten
kälter.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
WIND/STURM:
Donnerstag im Küstenumfeld auf See und in exponierten Küstenabschnitten teils
schwere Sturmböen, Freitag abklingend. Deckt sich auch mit EFI-Signalen.
DAUERREGEN:
Es bleibt im gesamten Zeitraum wechselhaft. Eine Überschreitung von
Dauerregenwarnschwellen ist eher unwahrscheinlich.
SCHNEE:
Vor allem im höheren Bergland, vorübergehend auf 800 m sinkende
Schneefallgrenze. Im Nordosten besteht nach am Freitag und Samstag die
Wahrscheinlichkeit für leichte Schneefälle. Dies wird aber von anderen Modellen
nicht gestützt.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS (EPS), MOS-Mix, ICON, GFS
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marco Manitta