SXEU31 #DWAV S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Mittwoch, den 09.11.2022 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 091800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 09.11.2022 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
WIND/STURM:
Heute und in der Nacht zum Donnerstag auf dem Brocken Sturmböen oder schwere
Sturmböen 9 bis 10 Bft (80 bis 95 km/h). Danach bis in die Nacht zum Samstag
hinein an der Nordsee Südwestwind, auf Helgoland sowie exponiert an der
nordfriesischen Küste 8 Bft. Auf dem Brocken stürmische Böen oder Sturmböen 8
bis 9 Bft.
GEWITTER:
Im Nordwesten vor allem in Küstennähe einzelne kurze Gewitter mit stürmischen
Böen 8 Bft möglich. Auch in der Nacht zum Donnerstag im äußersten Norden
vereinzelte kurze Gewitter nicht ausgeschlossen.
DAUERREGEN:
Im Südschwarzwald bis in die kommende Nacht wiederholt Regen, dabei stellenweise
Mengen um oder etwas über 30 l/qm.
Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
Aktuell … greift unter Abflachung ein Trog auf Deutschland über. Dessen
nördlicher Teil erreicht bis Donnerstagfrüh den Nordosten Deutschlands, wogegen
der südliche Teil dieses Troges zurückhängt und sich in Richtung Westalpen
erstreckt. Diesem Trog ist eine Kaltfront vorgelagert, die schleifend
Deutschland weitgehend überquert. Die Kaltfront wird durch Kaltluftadvektion
überlaufen. Im Norden und in der Mitte Deutschlands bringt diese Kaltfront daher
nur wenig Niederschlag zustande, selbst in Staulagen kommen kaum mehr als 5 mm
Regen zusammen. Anders dagegen im Südwesten – dort verbleibt die Kaltfront
zunächst noch an der Vorderseite dieses Troges. Kurzwellige, nach Nordosten
ablaufende Anteile aktivieren diese Front, so dass nicht nur wie aktuell ein bis
zwei, sondern bis 5 mm Niederschlag pro Stunde zusammenkommen können. Der Stau
am Schwarzwald wirkt dann noch niederschlagsverstärkend. Eine entsprechende
Warnung vor Dauerregen ist bereits aktiv. Ob allerdings noch die hier
angegebenen 30 mm erreicht werden, ist mehr als fraglich.
In etwas abgeschwächter Form (und mit nicht mehr warnrelevanten Mengen) greifen
diese Niederschläge in der zweiten Nachthälfte auch auf den östlichen
Mittelgebirgsraum und den gesamten Alpenrand über.
Mit Trogpassage erfolgt im Norden eine vorübergehende Labilisierung.
Trogvorderseitige Hebung lässt zunächst an der Nordseeküste und am Abend sowie
auch in der Nacht zum Donnerstag auch im küstennahen Binnenland einzelne kurze
Gewitter aufkommen. Eine relativ hohe niedertroposphärische Scherung (in den
untersten 1000 m bis 15 m/s) dürfte organisiertere Konvektion zustande bringen.
In Verbindung mit Gewittern sind bis ins Binnenland hinein stürmische Böen nicht
auszuschließen. Aber auch ohne Konvektion sind bis in die Nacht zum Donnerstag
hinein an der Küste Windböen Bft 7 zu erwarten. Nachfolgend flaut der Wind etwas
ab und ist dann vorübergehend nicht mehr warnrelevant. Eine Ausnahme stellt das
Brockenplateau dar, wo während der gesamten Nacht mit Böen bis Sturmstärke zu
rechnen ist.
Gestützt durch den nachfolgenden Rücken weitet sich von Südfrankreich her ein
Bodenhoch nach Süddeutschland aus. In dessen Bereich stellen sich geringe
Luftdruckgegensätze ein. Während sich das Maximum der Niederschläge aus dem
Südwesten heraus in den Süden und Südosten Deutschlands verlagert, ohne dort
warnrelevant zu werden, kann es im Westen und in Teilen der Mitte sowie mit
geringerer Wahrscheinlichkeit bereits auch im Südwesten alsbald aufklaren.
Nachfolgend dürfte sich relativ rasch dichter Nebel bilden.
Donnerstag … verlässt auch der südliche Teil des Troges den Südosten
Deutschlands, so dass der Weg frei wird für den nachfolgenden Höhenrücken.
Dieser wird durch Warmluftadvektion überlaufen, deren Maximum etwa über
Mittelskandinavien ansetzt. Die Folge ist weiterer Geopotentialgewinn über
Mitteleuropa. Gestützt durch diesen Rücken weitet sich das Bodenhoch nach Osten
aus und kräftigt sich, wobei sich dessen Schwerpunkt über dem östlichen
Alpenraum etabliert.
Mit dem Abzug des Troges sollten die Niederschläge auch am östlichen Alpenrand
spätestens am frühen Nachmittag nachlassen. Geringe Niederschläge zeichnen sich
noch in Küstennähe ab, was aus Warmluftadvektion resultiert. Aufgrund der Nähe
zur Frontalzone frischt an der Küste der Wind auch wieder auf, an und über der
Nordsee mit Windböen Bft 7 und exponiert auch Bft 8, an der Ostsee (vor allem
der Mecklenburgischen Küste) mit Böen Bft 7. Auf dem Brockenplateau besteht
weiterhin die Gefahr von Sturmböen.
Im Süden sollten sich Nebel und Hochnebel weitgehend auflösen. Größere
Auflockerungen sind im Westen, Südwesten sowie in den Leegebieten der
Mittelgebirge zu erwarten. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 10 bis 16 Grad.
In der Nacht zum Freitag entfaltet der Rücken seine blockierende Wirkung und
drückt die Frontalzone noch etwas nach Norden. Bedingt durch eine nach Osten
ablaufende Warmfront, die den Norden Deutschlands streift, bleibt im Nordwesten
und im äußersten Norden Deutschlands ein kräftiger Gradient bestehen, so dass
die Windsituation im Küstenbereich unverändert ist.
Südlich der Mittelgebirgsschwelle dürfte sich nach vorübergehendem Aufklaren
alsbald dichter Nebel bilden. Die mittleren Landesteile sind aufgrund der
bodennahen südlichen bis südöstlichen Windkomponente etwas begünstigt, so dass
dort die Nebelneigung geringer ist.
Im gesamten Süden sind niedrige einstellige Temperaturminima zu erwarten.
Zumindest in Bodennähe muss mit leichtem Frost gerechnet werden.
Freitag … wandelt sich der Rücken in ein blockierendes Höhenhoch um und hält
vorerst frontale Prozesse von Mitteleuropa fern. Das korrespondierende Bodenhoch
etabliert sich mit seinem Schwerpunkt über dem südöstlichen Mitteleuropa.
Hinsichtlich der Windsituation an der Küste ergibt sich hierdurch keine
Änderung. Zudem wird der Norden von dichterer Bewölkung gestreift, größere
Wolkenlücken sind in Küstennähe eher selten.
Im Süden sind die Luftdruckgegensätze nach wie vor sehr gering. Hierdurch hält
sich in einigen Tälern und Niederungen längere Zeit Nebel oder Hochnebel, teils
bleibt es auch ganztägig trüb oder hochnebelartig bedeckt. Am wahrscheinlichsten
ist dies am Oberrhein und an dessen Nebenflüssen, in der Donauregion sowie rund
um den Bodensee.
Im Westen und in den mittleren Landesteilen, aber auch in etwas höher liegenden
Gebieten Süddeutschlands sind längere sonnige Abschnitte zu erwarten. In diesen
Gebieten steigt die Temperatur auf 14 bis 17, sonst auf 9 bis 13 Grad. Bei sehr
zähem oder ganztägigem Nebel oder Hochnebel werden nur 5 bis 8 Grad erreicht.
In der Nacht zum Samstag hält sich das blockierende Höhenhoch, dessen
Schwerpunkt weiterhin über Deutschland liegt. Das korrespondierende Bodenhoch
ist dann über der Ungarischen Tiefebene zu finden. Großräumiges Absinken lässt
drückt die hieraus resultierende Inversion in Bodennähe. Die feuchte
Grundschicht schrumpft hierdurch und weist nur noch eine geringe Mächtigkeit von
wenigen hundert (deutlich weniger als 500) Metern auf. Dennoch dürfte sich im
Süden sowie in Teilen der Mitte erneut teils dichter Nebel bilden und sich noch
vorhandene Nebel- oder Hochnebelfelder wieder verdichten.
Wie bereits in der Nacht zuvor ist im Süden und vermehrt auch in den mittleren
und westlichen Landesteilen bei Aufklaren mit leichtem Bodenfrost zu rechnen. In
ungünstigen Lagen Süddeutschlands, aber auch in einigen Tallagen der westlichen
Mittelgebirge, kann leichter Luftfrost nicht ausgeschlossen werden.
Samstag … arbeitet sich der über dem mittleren Nordatlantik liegende Trog
etwas nach Osten vor und weitet sich dabei in Richtung Azoren aus. Ansonsten
ändert sich die Druck- und Geopotentialverteilung nur unwesentlich. Das
wetterbestimmende Höhenhoch wird dabei durch ein Cut-Off-Tief, das aus dem
einstigen, über Osteuropa liegenden Trog resultierte, unterlaufen. Dies gibt der
Lage zusätzliche Stabilität. Da sich, ausgehend von dem Bodenhoch mit
Schwerpunkt über dem südöstlichen Mitteleuropa, ein Keil in Richtung
Südskandinavien ausweitet, wird dann auch ganz im Norden der Gradient
auseinandergezogen, so dass es selbst in exponierten Küstenlagen nicht mehr für
warnrelevante Böen reichen sollte.
Großräumiges Absinken, dass sich bis in tiefere Lagen durchsetzt, dürfte ein
weiteres Schrumpfen der feuchtkalten Grundschicht bewirken. Somit ist es
wahrscheinlicher als an den Tagen zuvor, dass sich Nebel und Hochnebel im
Tagesverlauf auflösen.
Im Norden abseits der Küste, in den mittleren Landesteilen sowie in (etwas)
höheren Lagen Süddeutschlands sind längere sonnige Abschnitte zu erwarten. Nebel
und Hochnebel sotten sich nur noch in wenigen und orografisch sehr ungünstigen
Tallagen halten. Gegenüber Freitag erfolgt keine nennenswerte
Temperaturänderung.
Modellvergleich und -einschätzung
Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann