S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Mittwoch den 09.11.2022 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 09.11.2022 um 10.30 UTC
Zunächst allgemein ruhiges, teils neblig-trübes Herbstwetter, Alpen föhnig. Ab
Sonntag zunächst im Südwesten, im Wochenverlauf von Westen allmählich insgesamt
unbeständiger, weiterhin mild bis sehr mild.
Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 16.11.2022
Zu Beginn der Mittelfrist am Samstag liegt Deutschland ziemlich zentral unter
einem Höhenhoch und im Einflussbereich des korrespondierenden Bodenhochs, dessen
Schwerpunkt sich über dem südöstlichen Mitteleuropa befindet. Mit Ausnahme der
Küsten herrschen damit gradientschwache Verhältnisse vor, so dass sich
insbesondere im Süden und der Mitte Nebelfelder recht zäh, gebietswese
vielleicht auch ganztags halten können. Auf den Bergen und insbesondere nördlich
der Mittelgebirgsschwelle zeigt sich die Sonne häufiger. Der äußerte Norden
liegt in Hochrandlage in der Nähe zu Frontalzone, auch dort können zeitweise
Wolkenfelder den Sonnenschein „trüben“. Es bleibt von Nebelnässe abgesehen
trocken. Im potenziellem Dauergrau werden zwar kaum 10 Grad erreicht, sonst
bleibt es mit Höchstwerten meist zwischen 11 und 16 Grad weiterhin recht mild.
Im Alpenraum stellen sich zudem föhnige Verhältnisse ein, so dass zum einen am
Alpenrand ebenfalls Nebelauflösung zu erwarten ist, zum anderen muss
insbesondere in höheren Lagen und vielleicht auch in anfälligen Föhntäler mit
starken bis stürmischen Böen gerechnet werden.
Am Sonntag verlagert sich der Höhenhochschwerpunkt ostwärts und auch der
Bodendruck fällt von Westen her etwas. Am Alpenrand ist es zunächst noch föhnig.
Entscheidend für die Wetterentwicklung ist dann zunehmend der Kaltlufttropfen,
der sich an der Südflanke des Höhenhochs vom Balkan kommend westwärts über
Italien und dann nordwestwärts Richtung Schweiz/Südwestdeutschland/Ostfrankreich
verlagert. Auf dessen Vorderseite und damit im Tagesverlauf im Südwesten
Deutschlands werden schauerartige Niederschläge von Süden her erwartet sowie ein
vor allem im Bergland auflebender Wind. Im großen Rest Deutschlands, also
abgesehen vom zunehmend bewölktem Südwesten und dem zunächst föhnigen Alpenrand,
ist noch Hochdruckeinfluss wetterbestimmend und nach Nebelauflösung zeigt sich
häufig die Sonne.
Am Montag verlagert sich der Kaltlufttropfen weiter nordwestwärts und wird in
den westeuropäischen/ostatlantischen Trog eingegliedert, dabei kann es im Westen
Deutschlands zunächst noch schauerartige Regenfälle geben. In der Mitte und im
Osten bestimmt höherer Luftdruck noch das Wetter. Das Bodenhoch hat sich mit
seinem Schwerpunkt allerdings ostwärts gen Skandinavien/Baltikum verlagert und
auch der Höhenkeil (kein abgeschlossenes Höhenhoch mehr) liegt eher über dem
östlichen Mitteleuropa. Frontales Geschehen bleibt aber noch außen vor, so dass
abgesehen von den „kaltlufttropfenverursachten“ Schauern im Westen keine
Niederschläge erwartet werden. Die Strömung dreht auf der Vorderseite des
westeuropäischen Troges wieder mehr auf Süd bis Südwest, so dass der Zustrom
milder Luftmassen erneut in Gang kommt.
Am Dienstag fällt der Luftdruck von Westen weiter, der westeuropäische Trog
nähert sich weiter an, es gibt aber Unsicherheiten im zeitlichen Ablauf bzw. wie
stark das osteuropäische Hoch mit Schwerpunkt über dem Baltikum und
Nordwestrussland sowie der entsprechende Höhenkeil dagegenhalten können. Nach
Osten dominiert nach Lesart der aktuellen Modellläufe auf jeden Fall noch
ruhiges, herbstlich geprägtes Wetter mit Grundschichtproblemen wie teils zähem
Nebel. Nach Westen hin nähert sich das Frontensystem eines Tiefs bei den
Britischen Inseln samt eines kurzwelligen Randtroges, ob damit in
Westdeutschland allerdings nur Wolkenfelder oder auch zeitweilige Niederschläge
verbunden sind, ist unsicher. Tendenziell scheint der Kurzwellentrog aktuell
eher nordwärts über die westliche Nordsee abzulaufen und der folgende
Haupttroganteil amplifiziert zunächst und streckt sich nach Süden, so dass
dessen ostwärtige Verlagerung und der Einfuss auf unser Wettergeschehen gebremst
scheint. Die Strömung dreht noch deutlicher auf Süd, so dass die milde Luft mit
850 hPa-Temperaturen um 10 Grad bis in den Norden Deutschlands vorankommt
Am Mittwoch nähert sich von Westen der Trog nur zögerlich an und tropft in
Richtung westliches Mittelmeer/Nordafrika ab. Am Boden hat sich nordwestliche
der Britischen Inseln ein umfangreiches Tief gebildet, dessen Frontensystem nun
allmählich auch die westlichen Landesteile erreichen dürfte. Die Verlagerung
nach Osten scheint aber sehr zögerlich von statten zu gehen, so dass in den
östlichen Landesteilen zunächst weiterhin herbstlich ruhiges, also teils
nebliges Wetter vorherrscht. Wie schnell und wetterwirksam das Frontensystem
sich dann nach Osten hin bemerkbar macht, ist noch extrem unsicher und bleibt
abzuwarten.
In der zweiten Wochenhälfte (erweiterte Mittelfrist) verbleibt Deutschland auf
der Vorderseite des zunehmend breiteren Troges über Westeuropa und dem nahen
Ostatlantik. Damit zonalisiert die Strömung allmählich. Das Wetter ist
tendenziell eher zyklonal geprägt und leicht wechselhaft mit zeitweiligen, aber
wohl kaum markanten Niederschlägen. Der Zustrom der sehr milden Luftmassen wird
durch die zonalisierte Strömung zwar etwas gemindert, dennoch bleibt es
verhältnismäßig mild und eine nachhaltige Umstellung der Strömung auf
„winterliche“ oder zumindest kühlere Verhältnisse ist nicht in Sicht.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Läufe ist prinzipiell bis einschließlich des
Wochenendes gut, allerdings wird weiterhin der an der Südflanke des
zentraleuropäischen Höhenhochs westwärts und später nordwestwärts wandernde
Kaltlufttropfen leicht unterschiedlich simuliert. Der Kaltlufttropfen dürfte im
Laufe des Wochenendes zumindest im Südwesten und später Westen für Schauer
(vielleicht auch mal ein Gewitter) sorgen, nach Lesart des aktuellsten
IFS-Laufes aber verzögert erst im Laufe des Sonntages. Ansonsten herrscht
zunächst herbstliches, d.h. gebietsweise zu zähem Nebel neigendes
Hochdruckwetter vor, wobei die Sonnenanteile im Norden und auf den Bergen größer
sein dürften als im Süden und in der Mitte des Landes.
Zu Beginn der kommenden Woche kann sich der angesprochene westeuropäische Trog
nähern und im Wochenverlauf auch auf Deutschland übergreifen. Wie schnell dieser
Prozess von statten geht bzw. wie stark das Blocking durch den Höhenkeil bzw.
das Bodenhoch über Osteuropa dagegenhalten kann, wird sowohl von den
Modellläufen des IFS als auch anderen Globalmodellen noch unterschiedlich
gehandhabt. Klar scheint aber, dass sich in der kommenden Woche die altbekannte
Lage auf der Vorderseite eines westeuropäischen Troges in einer weiterhin recht
milden Südwestströmung erneut einstellt und somit mildes und wechselhaftes
Wetter auf dem Programm stehen.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Der Vergleich mit anderen Globalmodellen wie ICON und GFS zeigt, dass der
Kaltlufttropfen nach wie vor sehr unterschiedlich prognostiziert wird. Dabei
liefert IFS die nördlichste Variante mit dem deutlichsten Einfluss auf unser
Wettergeschehen im Südwesten am Sonntag. Sowohl GFS als auch ICON zeigen den
Kaltlufttropfen weiter südlich, ICON sogar sehr weit südlich ohne jeglichen
Einfluss auf Deutschland.
Die weitere Entwicklung, nämlich zunächst den Einbau des Kaltlufttropfens in des
westeuropäischen Trog und der nachfolgenden Verschiebung des Trog-Keil-Musters
nach Osten, so dass wir wieder auf die Trogvorderseite gelangen, ist innerhalb
des betrachteten Modellpools unstrittig, allerdings gibt es dabei einige
Unsicherheiten hinsichtlich des zeitlichen Ablaufes und dem Bestand des
Blockings östlich von uns. Dabei sind sowohl ICON als auch GFS etwas
progressiver aufgestellt als das IFS, insbesondere auch das GFS baut den
Kaltlufttropfen relativ weit „östlich“ ein, so dass dieser am Montag als
kurzwelliger Randtrog in den westlichen Landesteilen für einigen Niederschlag
(mehr als das IFS simuliert) sorgen würde.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Bei der Betrachtung der Clusteranalyse des IFS-EPS zeigen sich im ersten
Zeitraum von Samstag 00 UTC bis Sonntag 00 UTC (+72 bis +96 h) natürlich
ebenfalls die Unsicherheiten in der Prognose des Kaltlufttropfens. Es werden
insgesamt sechs Cluster mit 10, 9, 9, 9, 7 und nochmals 7 Membern angeboten,
Haupt- und Kontrolllauf werden in Cluster 3 eingruppiert. In den Clustern wird
der Kaltlufttropfen mal langsamer, teilweise aber auch deutlich schneller um das
Höhenhoch herumgeführt. In diesem betrachteten Zeitintervall noch meist ohne
Einfluss auf unser Wettergeschehen. Im Folgezeitraum von Montag 00 UTC bis
Mittwoch 00 UTC (+120 bis +168 h) werden drei Cluster gezeigt, der
deterministische Lauf befindet sich in Cluster 2 mit insgesamt 15 Membern, der
Kontrolllauf in Cluster 1 mit 22 Membern, Cluster 3 umfasst 14 Member.
Unterschiede zeigen sich in der sowohl zeitlichen als auch geografischen
Eingliederung des Kaltlufttropfens in den westeuropäischen Trog als auch in der
Ausgestaltung des nachfolgenden Trog-Keil-Musters. Vor allem Cluster 1 mit dem
Kontrolllauf und 22 Membern lässt das Trog-Keil-Muster weniger weit nach Süden
ausgreifen und zeigt eine etwas progressivere, schneller zonalisierende Variante
mit recht großer Ähnlichkeit zur aktuellen ICON-Lösung.
In der erweiterten Mittelfrist ab Donnerstag 00 UTC (+192 bis +240 h) werden
zwei Cluster angeboten – eine mit dem Übergreifen des westeuropäischen Troges
auf Mitteleuropa und einer relativ zonalen Strömung (30 Member mit Haupt- und
Kontrolllauf), die andere (21 Member) mit dem Südwärtsausgreifen des
westeuropäischen Troges Richtung Iberische Halbinsel und der damit verbundenen
geringen Ostwärtsverlagerung und dem so wohl relativ geringen Einfluss auf
Mitteleuropa.
Die Rauchfahnen spiegeln die Unsicherheiten ebenso wieder. Der Spread
hinsichtlich des Geopotenzials in 500 hPa nimmt bereits zu Beginn der
Mittelfrist stetig zu mit der Tendenz zu abnehmendem Geopotenzial, die „Delle“
des Kaltlufttropfens und dem damit verbundenen, verhältnismäßig großen Spread
zeigt sich am Sonntag, im Norden am Montag ebenfalls recht deutlich.
Entsprechende Niederschlagssignale tauchen in diesem Zusammenhang vor allem im
Süden und Westen auf. Im Laufe der kommenden Woche und vor allem zur erweiterten
Mittelfrist geht das Geopotenzial weiterhin stetig zurück und die
Niederschlagssignale häufen sich, im Westen eher und markanter als im Osten. Die
Temperaturen in 850 hPa bleiben auf relativ hohem Niveau, mit der
Kaltlufttropfen-Delle am Sonntag und dem anschließend wieder ansteigendem
Niveau. Der Spread ist insgesamt relativ groß und zur erweiterten Mittelfrist
hin (zweite Wochenhälfte) geht der Temperaturtrend eher etwas zurück, wirklich
„kalte“ Varianten sind nur Einzellösungen. Die Rauchfahnen stützen somit die
oben getätigten Aussagen hinsichtlich Unsicherheiten und den groben Tendenzen
für die Mittelfrist…
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
WIND/STURM:
Alpen: Im Laufe des Samstages stellt sich an den Alpen eine Föhnsituation ein,
dies zeigen auch schwache Signale des EFI vor allem zum Sonntag hin. Dabei
zunächst vor allem in höheren Lagen Sturmböen, zum Sonntag hin noch leichte
Intensivierung und damit auch in einigen Föhntälern starke bis stürmische Böen
möglich, zum Montag Föhnzusammenbruch. Am Sonntag eventuell auch am Erzgebirge
vorübergehend föhnig mit starken bis stürmischen Böen in Kammlagen.
Südwesten: Am Sonntag im Zusammenhang mit dem Kaltlufttropfen und der
Labilisierung auf dessen Vorderseite im südwestlichen Bergland zeitweise starke,
exponiert stürmische Böen.
Küsten: Am Samstag im Küstenumfeld noch einzelne Bft 7, dann vorübergehend
nachlassend. Im Laufe des Sonntages und vor allem ab Montag im Nordwesten,
später Norden wieder zunehmender Gradient, so dass im Umfeld der Nord- und
Ostseeküste bzw. auf See mit starken, exponiert stürmischen Böen gerechnet
werden muss.
GEWITTER:
Am Sonntag im Zusammenhang mit dem Kaltlufttropfen geringe Wahrscheinlichkeit
für einzelne Gewitter (Labilisierung auf Vorderseite des Kaltlufttropfens). Wird
auch durch leichtes CAPE-Signale im EFI gestützt. Ausprägung aber
voraussichtlich nicht markant
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, IFS, MOS-MIX
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger