S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 03.11.2022 um 10.30 UTC

Rasche Milderung. Dabei zunächst leicht wechselhaft, später wieder sehr
hochdrucklastig.

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 10.11.2022

Wir nähern uns zum Ende des Mittelfristzeitraums der zweiten Novemberdekade.
Geht es bis dahin auf dem vergleichsweise milden Temperaturniveau weiter?

Am kommenden Sonntag, dem Beginn der heutigen Mittelfristbetrachtung, hat sich
der ehemalige Hurrikan „MARTIN“, der noch immer einen warmen Kern und damit
tropische Eigenschaften aufweist, unter Abschwächung bis dicht vor die Westküste
Irlands vorgearbeitet. Deutschland liegt somit nach kurzem kühleren
(Trog-)Intermezzo wieder zunehmend in einer vergleichsweise milden
Südwestströmung. Die Höhenströmung ist dabei ausgehend von einem Rücken über dem
Alpenraum leicht antizyklonal gekrümmt, eine markante Trogachse bleibt über
England und Frankreich noch außen vor. Dieser ist allerdings ein weitgehend
okkludiertes Frontensystem vorgelagert, in dessen Umfeld die Baroklinität aber
arg limitiert ist. Dennoch werden die Wolken von Westen im Tagesverlauf immer
dichter und am Nachmittag setzt von der Nordsee bis zum Saarland (meist
leichter) Regen ein. Am längsten freundlich bleibt es von Niederbayern über die
Lausitz bis nach Vorpommern. Der südliche Wind lebt mit Frontannäherung etwas
auf und erreicht in Böen über der Nordsee und im höheren Bergland Sturmstärke.
Auch dank der guten Durchmischung sind damit vor Eintreffen der Niederschläge im
Westen und Südwesten schon wieder bis 15 Grad drin. Im Südosten ist der Gradient
schwächer, so dass dort die bodennah recht kalte Grundschicht nicht überall
wegerodiert wird. Daher bleibt es dort teilweise im einstelligen
Temperaturbereich.

Am Montag schwenkt der Tiefausläufer ostwärts durch und löst sich dabei
zunehmend auf. So kommen in der Osthälfte oft nur noch wenige Tropfen an.
Postfrontal glättet die Strömung einmal auf Südwest durch und ein sich nähernder
flacher Rücken über Benelux sorgt allgemein für Wetterberuhigung. Da dieser
allerdings von WLA überlaufen wird, gibt es jedoch vor allem in der Nordhälfte
vielfach kompakte Wolken und örtlich auch etwas Regen. Die Luftmasse ist mit
T850 hPa um oder knapp unter +5 Grad vergleichsweise (wenn auch nicht
überbordend) mild. Die Höchstwerte liegen meist zwischen 13 und 18 Grad.
Freundlich und meist trocken ist es insbesondere südlich des Mains. Der Wind
erreicht nur noch an exponierten Küstenabschnitten der Nordsee und in
Gipfellagen Böen bis Sturmstärke.

Am Dienstag verlagert sich das steuernde Tief, dessen Reste von Ex-MARTIN
inzwischen vollständig absorbiert hat, nordostwärts zur Norwegischen See. Auf
dessen Vorderseite wird es über Mitteleuropa bei der anhaltenden Südwestströmung
sukzessive milder, aber auch von Westen wieder etwas zyklonaler mit Passage
eines weiteren Frontensystems der Marke „Okklusion mit leichtem
Kaltfrontcharakter“. Zuvor steigen die T850er bis auf 10 Grad, im Süden sogar
föhnig unterstützt bis 14 Grad an. Mit Sonnenunterstützung kann es dabei im
Alpenvorland, an Oberrhein und Neckar knapp für 20 Grad reichen. In Teilen
Frankens und Niederbayerns bleibt der Gradient aber teilweise schwächer, so dass
der Wind entkoppelt bei östlichen Richtungen verharrt. Somit können sich dort
teils zähe Nebel- und Hochnebelfelder halten, die die Tmax deutlich drosseln und
teilweise im einstelligen Bereich halten können. Im großen Rest des Landes wird
es ähnlich mild wie am Vortag, bevor im Tagesverlauf von Westen die erneut meist
leichten Regenfälle übergreifen.

Am Mittwoch zieht der frontale Regen in der Nordhälfte rasch ostwärts ab (viel
war es ohnehin nicht). Im Süden wird sie allerdings strömungsparallel und
gelangt ins Schleifen. Gerade im Schwarzwald, eventuell auch im Alpenvorland,
kann es durch mal längere Zeit und auch etwas ergiebiger regnen. Das
Überschreiten von Warnschwellen ist allerdings sehr unwahrscheinlich – zumal der
Kurzwellentrog über Nordfrankreich zu weit weg scheint und das Bodendruckfeld
mit einer sich ausweitenden Hochdruckbrücke von den Azoren bis nach
Südfrankreich und zu den Alpen hin wenig förderlich erscheint.

Ab Donnerstag setzt sich voraussichtlich ruhiges Herbstwetter unter
Hochdruckeinfluss durch. Der große „Mildpeak“ ist dann zwar vorbei, das
allgemeine Temperaturniveau bleibt aber mit Höchstwerten um die 15 Grad recht
mild. Allerdings wächst die Neigung zu zähen Nebel- und Hochnebelfeldern, wo es
temperaturtechnisch regional größere Ausreißer nach unten geben kann. An der
Nordsee und auf den Bergen ist es anfangs noch windig mit starken bis
stürmischen Böen – Tendenz aber auch dort nachlassend.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die vergangenen IFS Modellläufe zeichnen sich generell durch eine
zufriedenstellend hohe Konsistenz aus und geben den geschilderten Wetterablauf
übereinstimmend wieder. Kleinere Unterschiede gibt es im Detail lediglich bei
Timing und Ausprägung der kurzen Frontpassagen.

Die Tendenz zu vielleicht sogar markanten Regensummen im Schleifbereich am
Mittwoch hat demnach vor allem im jüngsten Lauf deutlich zugenommen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Was für die Konsistenzbetrachtung gilt, gilt auch für den Vergleich mit anderen
Globalmodellen. Mit Ausnahme von UK10 sind die Signale für markante Regensummen
im Süden und Südwesten verschwindend gering.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Mit kurzen „Aufs“ und „Abs“ in den 850 hPa Rauchfahnen der Temperatur werden die
schwachen Frontendurchgänge gut gebündelt abgebildet. In der Regel schwanken die
Absolutwerte um die 5 Grad Marke, im Süden du der Mitte geht’s wie oben erwähnt
kurz mal bis an die 10 Grad, im Süden auch etwas darüber. Der Übergang zur
erweiterten Mittelfrist zeichnet sich durch einen kräftigen Potentialanstieg bei
null Niederschlagssignalen auf hohem Temperaturniveau aus, was für eine ruhige
herbstliche Hochdrucklage spricht, die ziemlich gesichert sein dürfte. Ob das
dann in der Praxis Mitte November auch überall zu sonnigem und mildem Wetter
führt, steht auf einem ganz anderen Blatt und darf bezweifelt werden.

Bei den Clustern wird deutlich, dass vor allem die Trogpassage von Mittwoch auf
Donnerstag noch Probleme bereitet – insbesondere bezüglich der Fragestellung, ob
es ein Cut-Off in den Löwengolf schafft. Davon wird mutmaßlich auch abhängen, ob
es bei uns zumindest mal in Staulagen des Südschwarzwaldes für eine
Dauerregenlage reicht. Wahrscheinlicher ist derzeit allerdings, dass bei uns nur
ein schwaches Residuum durchgeht und somit der Hebungsantrieb im Schleifbereich
rasch versiegt. Im Übergang zur erweiterten Mittelfrist stehen die Vorzeichen
clusterübergreifend auf Hoch Mitteleuropa (HM).

FAZIT:
Nach kurzem Intermezzo aus kühlem und nassem Wetter in der Kurzfrist zieht in
der neuen Woche rasch wieder milderes und ruhiges Herbstwetter ein. Das verläuft
zwar nicht ganz störungsfrei, die Regenfälle sind aber meist leichter Natur. In
der Osthälfte kommt mithin kaum etwas an.

In der zweiten Wochenhälfte (Übergang in die erweiterte Mittelfrist) deutet sich
Hochdruckwetter mehr als nur an mit teils zähen Nebel- und Hochnebelfeldern,
gebietsweise aber auch viel Sonnenschein an. Ein markanter Kaltlufteinbruch
kündigt sich absehbar nicht an.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Bis auf einzelne Sturmböen über der freien Nordsee und in exponierten
Gipfellagen kündigen sich bis Ende kommender Woche keine gefährlichen
Wettererscheinungen an.

Bezüglich potentiellen Dauerregens von Mittwoch auf Donnerstag im Schwarzwald
sind die Signale verschwindend gering. Selbst der EWI hat nur schüchterne Werte
knapp über 0.5 Richtung Schweizer Jura und westlichem Alpenbogen im Programm.
10-20 l/m² binnen 24 Stunden kann es bei uns lokal gleichwohl gut und gerne
geben.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, Mos-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen