SXEU31 DWAV 311800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 31.10.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
In der Nacht zum Dienstag und am Dienstag im Westen und Nordwesten
Windauffrischung. In den kommenden Tagen vor allem in der Nordhälfte leicht
wechselhaft und zeitweise windig.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC

Aktuell … weist das grundlegende Muster in der Höhe ein Omega auf, dessen
Stabilität in den kommenden Tagen allerdings aufgeweicht wird. Folglich lässt
auch der Einfluss von Hoch ZACHARIAS, das derzeit noch mit Schwerpunkt über dem
Alpenraum gastiert, langsam nach. Das geschieht vor allem mittels Randtrögen,
die in der südwestlichen Strömung auf der Rückseite des Höhenrückens nach
Nordosten ablaufen. Ein erster kleiner Randtrog hat dabei tagsüber auf
Deutschland übergriffen und wandert in der zweiten Nachthälfte über dem
Nordosten Deutschlands schon nach Nordosten ab. Thermisch ist er ebenfalls nur
schwach ausgeprägt, sodass sich die Wetteraktivität stark in Grenzen hält.
Vielleicht fallen aus den teils dichteren Wolken im Norden und Nordosten lokal
mal ein paar wenige Tropfen. Freilich war das auch für tagsüber vorhergesagt,
den Boden erreichte der Regen jedoch meist nicht. Weiter nach Süden und Südosten
hin startet die Nacht noch teils gering bewölkt, gebietsweise bildet sich bzw.
hat sich bereits Nebel gebildet.
In der zweiten Nachthälfte wird ein weiterer, diesmal stärkerer Randtrog von der
Biskaya über dem Ärmelkanal in die Nordsee geführt. Er ist mit Bodentief KARSTA
mit Zentrum morgens über Schottland verbunden, dessen okkludierendes
Frontensystem rasch nach Deutschland vordringt. Damit nimmt von Westen her die
Bewölkung zu, nach Mitternacht folgt schauerartiger Regen. Dieser breitet sich
bis zum Morgen etwa bis zur Deutschen Bucht, zur Lüneburger Heide, zum Harz,
nach Franken und bis zum Schwarzwald aus. Die Regenmengen betragen 0,5 bis 6
l/qm, wobei im Süden mehr fällt als im Norden.
Darüber hinaus frischt der Wind, nicht zuletzt auch durch den Gradienten, mit
Durchzug des Frontensystems auf. Im Tiefland des Westens treten dann vereinzelt
starke Böen um 55 km/h (Bft 7) aus Süd bis Südwest auf, im höheren Bergland des
Westens und Südwesten sowie auf den Nordseeinseln kommen sie häufiger vor. Auf
höheren Gipfeln gibt es stürmische Böen um 70 km/h (Bft 8), auf dem Brocken
Sturmböen bis um 90 km/h (Bft 10). Im Osten und Südosten bleibt der Wind dagegen
präfrontal meist schwach und weht noch aus Südost.
Die Temperaturen gehen auf 15 bis 8 Grad unter den Wolken, sonst auf 10 bis 2
Grad zurück.

Dienstag … zieht der zweite Randtrog bereits über die Nordsee vor die Küste
Norwegens, dabei macht der Langwellentrog nach Osten Boden gut. Tief KARSTA
folgt der nordnordöstlichen Strömung und wandert über Schottland nach Norden
hinaus. Das okkludierende Frontensystem überquert im Tagesverlauf Deutschland
rasch nach Osten hin, im Südteil wird die Kaltfront allerdings aufgrund
mangelnder Strömungsschubkomponente beim Hineinlaufen in den hohen Druck
aufgehalten. Zudem geht die Kaltfront dann in eine Warmfront über.
Mit Durchzug des Frontenzugs fällt zunächst in einem Streifen von
Schleswig-Holstein über Sachsen-Anhalt bis zum südlichen Schwarzwald noch etwas
Regen. Im Tagesverlauf verlagert sich dieses Regengebiet dann bis zum frühen
Nachmittag über dem Nordosten hinweg, postfrontal kommt die Sonne wieder zum
Vorschein. Im Südteil erreicht die Kaltfront bis abends den Südosten Bayerns,
zuvor ist es dort präfrontal nach Nebelauflösung teils noch heiter. Die
Regenmengen betragen allgemein 0,5 bis 4 l/qm.
Der Wind frischt vor allem im Westen und Nordwesten (stärkerer Gradient)
weiterhin auf, wobei der Tagesgang hilft, bis in tiefe Lage starke Böen um 55
km/h (Bft 7) zu produzieren. An der Nordsee und einigen höheren Gipfeln gibt es
stürmische Böen um 70 km/h (Bft 8), auf dem Brocken Sturmböen um 85 km/h (Bft 9)
aus Südwest. Am späten Nachmittag flaut der Wind postfrontal wieder ab.
Im Süden weht der Wind eh nur schwach bis mäßig, dreht aber auch Südwest.
Die Temperaturen steigen auf 12 bis 18 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch gelangen wir mehr und mehr in den Einflussbereich des
weiter nach Osten propagierenden Langwellentrogs, der die Britischen Inseln
erreicht. Darin eingebettet schwenkt ein dritter Randtrog zur Nordsee. Am Boden
ist er gekoppelt mit einem weiteren okkludierenden Frontenzug, der sich dem Tief
KARSTA anschließt. Dieses wandert retrograd nach Nordwesten vor die Küste
Island.
Das okkludierende Frontensystem dringt in der ersten Nachthälfte als Kaltfront
nach Nordwestdeutschland vor und bringt dort lokal geringen Regen (1 bis 2
l/qm). In der zweiten Nachthälfte verlagert es sich bis zur Ostsee und in den
Norden Brandenburgs weiter, wobei die Regenmengen weiterhin gering bleiben.
An der Nordsee und im Emsland tauchen im Morgengrauen neue Schauer auf, die dem
Trog zugeordnet werden können. Vielleicht ist direkt an der Nordsee auch ein
Gewitter mit von der Partie.
In der Mitte und im Süden bleibt der Hochdruckeinfluss vorherrschend, weshalb es
dort locker oder gering bewölkt ist, im Süden mit der Gefahr von Nebelbildung.
Am Alpenrand sorgt Restfeuchte des schleifenden Frontenzuges hier und da noch
für ein wenig Regen.
Im Nordwesten gibt es darüber hinaus erneut eine Windauffrischung, da der
Gradient neuerlich zunimmt. Das wirkt sich vor allem auf das Bergland und die
Nordsee mit Böen um 55 km/h (Bft 7) aus Südwest aus, im höheren Bergland und an
der Nordsee exponiert stürmische Böen um 70 km/h (Bft 8). Auf dem Brocken sind
schwere Sturmböen um 95 km/h (Bft 10) dabei. Im Osten und Süden weht ansonsten
nur schwacher Wind um Süd.
Es kühlt sich 11 bis 5 Grad unter den Wolken, sonst auf 8 bis 2 Grad ab.

Mittwoch … wandert der dritte Randtrog über die Nordhälfte nach Osten hinweg.
Ihm folgt ein flacher Rücken und noch weiter westlich der sich durch
Kaltluftvorstöße über Grönland hinweg regenerierende Langwellentrog.
Die schwache okkludierende Kaltfront zieht im Vormittagsverlauf alsbald über dem
Nordosten ab und hinterlässt nur noch wenige Tropfen.
Mit dem Randtrog wird im Norden danach allerdings die Labilität erhöht, zudem
ist ein wenig CAPE vorhanden. Daher bilden sich im Norden neue Schauer,
vereinzelt auch kurze Gewitter. In der Mitte muss dagegen die Orografie für die
Auslösung konvektiver Ereignisse helfen. So werden dort nur vereinzelt Schauer
auftreten, manche Modelle belassen es sogar gänzlich trocken.
Ansonsten ist der Hochdruckeinfluss weiterhin nicht kleinzukriegen (diesmal ist
Hoch ANDRE dran), was den meisten Regionen in der Mitte und im Süden nach
Nebelauflösung einen heiteren bis wolkigen Tag beschert. Am Alpenrand ist die
Luft jedoch immer noch feucht genug und vor allem in der ersten Tageshälfte auch
noch für einzelne leichte Schauer gut.
Der Wind frischt jedoch weiter auf. So gibt es in der Nordhälfte zum Teil bis in
tiefe Lagen starke Böen um 55 km/h (Bft 7). Im höheren zentralen Bergland und an
der Nordsee sowie der Ostseeküste Schleswig-Holstein kommt es zu stürmischen
Böen um 70 km/h (Bft 8), auf dem Brocken wieder zu schweren Sturmböen bis 100
km/h (Bft 10).
Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 9 und 18 Grad.

In der Nacht zum Donnerstag überquert uns der flache Rücken, womit wir neuerlich
auf die Vorderseite des Langwellentrogs in eine südwestliche Strömung geraten.
Mit aufkommender WLA und dadurch bedingtem Druckfall lässt das nächste
Frontensystem aber nicht lange auf sich warten. Es gehört zum von den Britischen
Inseln kommenden Tief MARION, das sich auf Nordkurs begibt und das Tief südlich
von Island (wahrscheinlich immer noch KARSTA) ersetzt.
Bis das Frontensystem den Nordwesten in den Morgenstunden mit erstem Regen
erreicht, sorgt der Rücken meist noch für eine locker oder gering bewölkte
Nacht, in der sich vor allem im Süden und zum Teil auch in der Mitte wieder
Nebel bilden kann.
Der Wind schwächt sich meist ab, an der Nordsee gibt es allerdings weiterhin
starke, exponiert stürmische Böen (Bft 7 bis 8) aus Süd bis Südwest.
Die Tiefsttemperaturen liegen zwischen 11 und 0 Grad, im Süden besteht
gebietsweise Gefahr von Frost in Bodennähe.

Donnerstag … verbleiben wir auf der Vorderseite des Troges, wobei die Strömung
noch ein wenig auf Südwest rückdreht.
Das Frontensystem von Tief MARION dringt nur langsam weiter nach Deutschland
ein, bis zum Abend soll es eine Linie Mecklenburg – Hessen – Schwarzwald
erreichen. Dabei gibt es jedoch größere Modelldiskrepanzen hinsichtlich der zu
erwartenden Niederschläge. Unter anderem wird das davon abhängen, ob es wie von
ICON gebracht, zu einer Zyklogenese über Benelux kommt. Das würde vor allem die
Kaltfront zunächst zurückhalten und wir würden vorerst noch im Warmsektor
verbleiben.
Sicher ist hingegen, dass es im Osten und Südosten unter Hochdruckeinfluss meist
trocken bleibt, die Bewölkung aber auch immer mehr zunimmt.
Der Wind frischt nur ein wenig auf, weil der Gradient bisher nicht stark genug
gerechnet wird. So weht der Wind meist schwach bis mäßig, im Westen in Böen
teils frisch aus Südwest, lediglich an der Nordsee und auf einigen höheren
Berggipfeln sind starke, vereinzelt stürmische Böen (Bft 7 bis 8) zu erwarten.
Die Höchstwerte liegen zwischen 12 und 17 Grad.

Modellvergleich und -einschätzung

Bis zum Mittwoch herrscht Einigkeit. Am Donnerstag driften die
Modellvorstellungen auseinander, wobei das Warnmanagement vermutlich nicht
tangiert wird.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler