SXEU31 DWAV 301800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 30.10.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Am Dienstag im Westen und Nordwesten einzelne stürmische Böen, auf den Bergen
Sturmböen.
Am Mittwoch wahrscheinlich nur noch im Küstenbereich und im nördlichen
Schleswig-Holstein stürmische Windböen, exponiert Sturmböen. Dazu ganz im Norden
einzelne kurze Gewitter mit stürmischen Böen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC

Aktuell … Der von Südeuropa ausgehende Höhenkeil hat mit seiner Achse das
Odergebiet erreicht und schwenkt weiter zum zentralen Polen. Dabei wird weiter
das Hoch über Südosteuropa gestützt, dessen Keil langsam von Südschweden zum
Baltikum schwenkt. So kommen wir auf die Vorderseite eines breiten atlantischen
Höhentroges und ein Randtrog schwenkt heute Nacht von der westlichen Nordsee und
Nordfrankreich unter Abschwächung nach Südnorwegen. Die vorgelagerte Kaltfront
eines Tiefs bei Island schwenkt unter Abschwächung nach Nordwestdeutschland,
wobei dort die Bewölkung zunimmt, aber nur wenige Tropfen Regen fallen.
Postfrontal bildet sich im Bodendruckfeld gegen Morgen ein neuer Keil des Hochs
über Südosteuropa. Die Keilachse liegt um 06 UTC bereits über
Nordwestdeutschland und die Kaltfront wird über NRW damit gegen Morgen schon
wieder rückläufig. Abgesehen vom Südosten, wo es weitgehend klar bleibt, wird
Deutschland von hohen, vorübergehend auch von mittelhohen Wolkenfeldern
überquert. So wird es auch im Südosten mit 9 bis 5 Grad am kühlsten, während
sonst meist 8 bis 13 Grad auf der Karte stehen. Warnungstechnisch spielt nur der
Nebel eine Rolle: Den gibt vor allem in der Südhälfte und im östlichen
Mittelgebirgsraum, teils auch im Nordosten.

Montag … zieht der Höhenkeil noch etwas weiter nach Osten, mit seiner Achse
reicht er von Mittelitalien bis zum Baltikum, in seinem westlichen Randbereich
verlagert sich ein sekundärer Keil von Südwesten her nach Nordostdeutschland.
Dahinter schwenkt ein erster schwacher Kurzwellentrog nach West- und
Süddeutschland und ein kräftiger Randtrog erreicht Westfrankreich. Die über dem
Norden und Nordwesten angelangte Warmfront (ehemalige Kaltfront) löst sich
weitgehend auf und bringt folglich kaum Regen, aber einige hohe und mittelhohe
Wolkenfelder. Die tiefen Wolken im Norden lösen sich wohl weitgehend auf.
Der größte Teil des Landes bleibt somit im Einflussbereich des Hochdruckgebietes
über Südosteuropa, denn die hohen und mittelhohen Wolken sind teils transparent,
so dass doch einige Stunden Sonnenschein zusammenkommen. Einzelne Nebel- oder
Hochnebelfelder dürften sich allerdings im Süden länger halten. Die größten
Chancen auf Sonnenschein bestehen im Alpenraum, im Bayerischen Wald und in
Sachsen.

In den Alpen wird es leicht föhnig mit stürmischen Böen aus Südwest, in der
Nacht zum Dienstag teils mit Sturmböen.
Einzelne steife Windböen sind in der Nordeifel gegen Abend möglich.

Mit 16 bis 22°C (bei zähem Nebel darunter, mit Föhn an den Alpen bis 24°C) wird
es zwar erneut nicht ganz so warm wie am Vortag. Gleichwohl verabschiedet sich
der viel zu warme Oktober standesgemäß mit weit überdurchschnittlichen
Temperaturen.

In der Nacht zum Dienstag zieht die Warmfront im Küstengebiet nordostwärts ab,
wobei es in der ersten Nachthälfte noch ein paar Tropfen regnen kann, ehe die
Wolken wieder auflockern. Der nächste, deutlich markantere Kurzwellentrog kommt
bis Dienstagfrüh zum Ostausgang des Ärmelkanals bzw. bis nach Belgien voran. Das
zugehörige Bodentief zieht unter Verstärkung zur westlichen Nordsee und deren
teilokkludierte Kaltfront erreicht morgens den Westen Deutschlands mit etwas
Regen oder Schauern.
Darüber hinaus verschärft sich der Druckgradient in den westlichen Landesteilen,
so dass es in Hochlagen der Mittelgebirge steife, exponiert stürmische Böen, auf
exponierten Alpengipfeln Sturmböen um Süd gibt. Auch über der Nordsee
(Helgoland) sowie im Lee der Eifel kann es für steife Böen reichen.

Im Osten und Südosten bleibt es aufgelockert, so dass sich vor allem im Süden
und Südosten Nebel- und Hochnebelfelder ausbreiten können. Im Norden und Westen
bleibt es mit Tiefstwerten zwischen 14 und 8 Grad mild, sonst kühlt es auf 10
bis 4 Grad ab.

Dienstag … zieht der Kurzwellentrog unter Abschwächung nordostwärts ab, ein
weiterer erreicht abends England und Nordwestfrankreich. Somit nimmt die
südwestliche Höhenströmung auch über Deutschland eine zunehmend zyklonale Kontur
an, wobei der vom Balkan über Polen bis nach Nordskandinavien reichende
Höhenrücken regeneriert wird.
Dadurch nimmt die Höhenströmung über uns zu, wobei die Kaltfront des zu den
Shetlands ziehenden Bodentiefs zügig ostwärts vorankommt und bis zum Abend
Deutschland meist überquert hat (außer Südostbayern). Sie wird dabei von
Kaltluftadvektion überlaufen und ist nur wenig wetterwirksam. Die mit der
Frontpassage verbundenen Regenfällen schwächen sich bei ihrer Verlagerung nach
Osten ab (meist nur 0,1 bis 4 l/qm).
Postfrontal weitet sich ein flacher Bodenhochkeil über Südwestdeutschland bis in
die mittleren Landesteile aus, so dass die Wolken auflockern und es meist
trocken bleibt. Lediglich im Nordwesten und Norden kann es im Einflussbereich
labilerer Höhenkaltluft einzelne kurze Schauer geben.
Von Warnrelevanz ist aber auf jeden Fall der Wind. Der Gradient verschärft sich
vor allem in der Nordwesthälfte bis in die mittleren Landesteile vorübergehend
deutlich, so dass es verbreitet steife, im Westen und Nordwesten tagsüber auch
einzelne stürmische Böen aus Südwest gibt (EPS und CosmoLEPS). Im Nordseeumfeld
sowie in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge gibt es häufiger stürmische
Böen, auf sehr exponierten Gipfeln auch teils schwere Sturmböen. Zum Abend
weitet sich der Hochkeil allmählich etwas nach Norden aus, der Gradient fächert
auf und der Wind nimmt wieder ab.

Der Kaltfront folgt erwärmte maritime Subpolarluft, die Temperatur in 850 hPa
sinkt auf etwa 4 bis 7°C. Dabei scheint präfrontal im Südosten und vielleicht in
der Lausitz länger die Sonne, auch postfrontal gibt es teils längere sonnige
Abschnitte. Es bleibt bei guter Durchmischung für die Jahreszeit viel zu mild
mit Höchstwerten zwischen 14 und 18°C, am Alpenrand sowie am Nordrand des
Erzgebirges präfrontal eventuell nahe 20°C.

In der Nacht zum Mittwoch kommt der nächste Kurzwellentrog bis zum Westen und
Nordwesten Deutschlands voran, eine schwache Kaltfront greift derweil auf den
Nordwesten über. Da sie erneut von Kaltluftadvektion überlaufen wird, ist ihre
Wetterwirksamkeit stark begrenzt. Erneut fällt aus dichten Wolken nur leichter
Regen oder es gibt Schauer (Regenmengen 0,5 bis 4 l/qm). Nach kurzer Abnahme
frischt dafür der Südwestwind wieder auf mit 7 Bft im Nordwesten, an der Nordsee
auch bis 8, exponiert 9 und in höheren Lagen der Mittelgebirge sind es Bft 7 bis
8, exponiert 9, Brocken 10.

Im Südosten ist vom Wind nicht viel zu spüren. Dafür bildet sich Nebel und
Hochnebel und die Luft kühlt ab auf 8 bis 3°C, stellenweise ist Bodenfrost
möglich. Unter den Wolken im Nordwesten bleibt es mild mit Werten um 10 Grad.

Mittwoch … Der oben erwähnte Höhentrog wird von Westen regeneriert und
schwenkt über Deutschland unter Verkürzung seiner Wellenlänge nach Westpolen.
Dabei lösen sich die frontalen Strukturen der schwachen Kaltfront weitgehend
auf. Hinter dem Trog erreicht der nachfolgende Höhenkeil den Westen. Das
zugehörige Bodenhoch verlagert sich am Nordrand der Alpen ostwärts und sein Keil
erreicht Norddeutschland und Dänemark. Im Trogbereich fallen vor allem über
Norddeutschland Schauer, im Küstenbereich und in Schleswig-Holstein kann es auch
kurze Gewitter geben (CapeML um 100 J/Kg, PPWs um 15 mm).
Im Süden stabilisiert sich die Schichtung durch den zunehmenden
Hochdruckeinfluss, so dass es meist trocken bleibt (abgesehen vom östlichen
Alpenrand) und im Südwesten auch überwiegend sonnig. Auch sonst gibt es zwischen
den Quellwolken größere Sonnenanteile (so zwischen 30 und 50 Prozent Sonne).
Der Wind ist im Norden anfangs noch im Bereich des Boden- und Höhentroges recht
kräftig unterwegs mit steifen, an der See mit stürmischen Böen. An der Nordsee
sind vereinzelt Sturmböen zu erwarten, ähnlich wie auf exponierten Bergen.
In der gut durchmischten subpolaren Meeresluft mit 850-hPa-Temperaturen zwischen
+1 und +4 Grad sind immer noch weit überdurchschnittliche Höchstwerte zwischen
13 Grad in Nordfriesland und 18, vielleicht 19 Grad am Oberrhein möglich.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle simulieren recht ähnlich ohne große Unterschiede bezüglich des
Warnmanagements.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden