S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 29.10.2022 um 10.30 UTC

Die Mittelfrist wird wechselhaft und kühler. Dabei weht ein teils frischer bis
starker süd-südwestlicher Wind.

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 05.11.2022

Wir starten in die Mittelfrist mit einem ostwärts abziehenden Keil und einer von
Westen hereinziehenden Kaltfront. Dabei geht die Temperatur in 850 hPa von
anfänglich 14 Grad auf 6 Grad bis zum Dienstagabend zurück. Ein sich über der
Nordsee bildendes Randtief sorgt für einen erhöhten Druckgradienten über
Deutschland und entsprechend auffrischenden südlichen Wind in der
Nordwesthälfte. Am Alpenrand ist es eingangs noch föhnig und die Temperatur
erreicht noch einmal um 20 Grad, mit Durchgang der Front hat auch das ein Ende.

Der Kaltfront folgt am Mittwoch ein eher schwach amplifizierter Trog.
Nichtsdestotrotz bringt er weitere Abkühlung (+2 Grad in 850 hPa). An der
Nordsee können in höhenkalter Luft einzelne Gewitter mit Starkregen und
Sturmböen auftreten. Der frische Wind breitet sich vom Nordwesten allmählich auf
die gesamte Republik aus. Dabei gibt es stürmische Böen an der Nordseeküste und
im höheren Bergland, sonst reicht es vereinzelt für Windböen (Bft 7). Die
Temperatur erreicht kaum mehr 18 Grad, in der Nacht gibt es meist einstellige
Tiefstwerte.

In der Nacht zum Donnerstag wölbt sich über Westeuropa ein Keil auf, der am
Donnerstag ostwärts über Deutschland hinweg schwenkt und vorübergehend mildere
Luft bringt (8 Grad in 850hPa im Süden und 4 Grad im Norden). Auf die Temperatur
am Boden hat es kaum Auswirkungen, die Maxima liegen bei 13 bis 16 Grad. Auch
der Wind lässt nur vorübergehend nach. Gegen Abend wird der Nordwesten des
Landes bereits von der nächsten Kaltfront erfasst. Sie liegt in der Nacht zum
Freitag voraussichtlich diagonal von Nordost nach Südwest über uns und wird von
einem moderaten Höhentrog gestützt. Dabei frischt der südwestliche Wind wieder
auf.

Am Freitag zieht die Front ostwärts, gerät an den Alpen allerdings kurz ins
Schleifen, was hier für kräftigere Niederschläge sorgt. Der Höhentrog bringt in
850 hPa die 0 Grad zu uns. Für die Alpen heißt es also durchaus signifikanten
Neuschneezuwachs oberhalb von 1500 m. Im übrigen Bundesgebiet ist Schnee noch
kein Thema. Bodennah setzt sich in der zweiten Tageshälfte hoher Luftdruck
durch. Auf dessen Rückseite wird erneut vorübergehend mildere Luft advehiert.
Die Höchstwerte bleiben dennoch unter 15 Grad, die Tiefstwerte liegen im
einstelligen Bereich. Im Bergland tritt nachts leichter Frost auf. Der Wind
lässt abermals etwas nach.

Der Zustrom milder Luft wird am Samstag von einem Tief bei den Britischen Inseln
unterstützt. Auf der Vorderseite des Tiefs fließen schon wieder 8 bis 10 Grad in
850 hPa zu uns. Allerdings frischt der Wind wieder auf. Im Laufe des Abends
erreicht die zum Tief gehörige Front den Nordwesten und Westen Deutschlands und
zieht langsam ostwärts. Der schmale, aber stark amplifizierte Trog folgt am
Sonntag mit höhenkalter Luft. Im Süden gerät die Front abermals ins Schleifen,
sonst ist sie nach Sonntagabend bereits abgezogen.

Fazit: Die außergewöhnlich warme Witterung findet ein Ende. Die Temperatur
„normalisiert“ sich und es wird herbstlich wechselhaft und teils windig.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Der aktuelle IFS Lauf weicht zu Beginn der Mittelfrist von seinen Vorläufen ab.
In die bereits gestern gerechnete Frontalzone hat sich heute ein Randtief über
die Nordsee geschlichen. Entsprechend geht der Zustrom kühlerer Luft nun
schneller und deutlicher vonstatten. Der weitere Verlauf ist den Vorläufen
ähnlich, wenn sich auch die Amplituden der Tröge etwas unterscheiden. Die
grundsätzliche Änderung zu wechselhaftem und kühlerem Wetter bleibt bestehen.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Der Vergleich mit den anderen Mittelfristmodellen ergibt nur marginale
Abweichungen. Die Amplituden der Tröge variieren und auch der zeitliche Ablauf
ist hier und da um 6 Stunden verschoben, insgesamt ist aber auch hier ein
Übergang zu wechselhaftem und kühlerem Wetter zu erkennen.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse überrascht nicht: Der erste Clusterzeitschritt liefert 4
Lösungen, alle mit Blocking und Deutschland im Übergang von Keil zu Trog.
Zwischen den einzelnen Lösungen sind die Unterschiede für Deutschland gering.
Der zweite Zeitschritt (120-168h) bietet 3 Lösungen mit einem Mix aus Blocking
und NAO+. Deutschland liegt dabei am Donnerstag trogvorderseitig, Freitag und
Samstag direkt darunter bzw. auf der Rückseite.
Die erweiterte Mittelfrist ist ein Potpourri aus NAO+, NAO- und Blocking. Der
Blick auf die Wetterlagenvorschau des IFS zeigte, dass NAO+ und Blocking auch in
der zweiten Novemberwoche etwa gleich viel Gewicht haben und dominant sind. Es
ändert sich also nichts am wechselhaften und unwinterlichen Wetter.

Die Rauchfahnen sowohl beim IFS als auch GFS zeigen den deutlichen Abfall der
850-hPa-Temperatur am Dienstag. Anschließend schwankt sie zwischen 0 und +6
Grad. Das stützt den Trog-Keil-Trog-Ablauf wie oben beschrieben. Haupt- und
Kontrolllauf liegen mittig in den Ensembles. Ein Wintereinbruch in tiefen Lagen
deutet sich in der Mittelfrist nicht an.
Auch die Niederschläge haben einen positiven Ausschlag. Es wird also eine
feuchte erste Novemberdekade. Signifikante Niederschlagsmengen sind in der
Fläche jedoch nicht ersichtlich.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Nach außergewöhnlich milder Witterung zeigt der EFI für die Mittelfrist den
Schwung zu „normaler“ Temperatur. Der auffrischende Wind wird von den EPSen und
dem EFI kaum quittiert. Die möglichen Gewitter an und über der Nordsee am
Mittwoch erzeugen beim EFI-Cape jedoch einen deutlich sichtbaren Ausschlag.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn