SXEU31 DWAV 261800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 26.10.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Ungewöhnlich warm.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC

Aktuell … liegt Deutschland und Mitteleuropa unter einem Höhenrücken, der sich
durch Warmluftadvektion vor einem großen Langwellentrog über dem Atlantik
kräftigt und seine Achse nur leicht nach Osten verschiebt. Eine anfangs über
Bayern abziehende Kurzwelle verschwindet Richtung Balkan. Dahinter weitet die
Bodenhochdruckzone über dem Mittelmeerraum und SE Europa seine Fühler wieder
stärker zu uns hin aus.

Das bedeutet unter Absinken eine ruhige Nacht mit Grenzschichtwetter und viel
Nebel und Hochnebel. Im Westen und Norden ziehen darüber wegen der WLA und der
Passage eines schwachen Frontensystems über Südskandinavien nach Osten einige
hohe und mittelhohe Wolken, die aber kaum Regen bringen. Sie begrenzen höchstens
die Nebelneigung dort.

Es bleibt in Meeresluft subtropischen Ursprungs sehr mild mit Tiefstwerten von
12 bis 5°C; der meist nur schwache bis mäßige Wind aus südlichen Richtungen
spielt keine große Rolle.

Donnerstag … bleibt der Höhenrücken über Mitteleuropa für uns dominant. Auch
wenn sich zunächst eine leichte Verlagerung gen Osten abzeichnet, bleibt er uns
erhalten, weil er durch WLA vor einer Warmfront über Westeuropa von Westen
regeneriert wird. Am Rand des umfangreichen Bodenhochs über dem östlichen
Mittel- respektive Südosteuropa hält sich die schwache antizyklonale Süd- bis
Südostströmung.
In einigen Gebieten (vor allem in Flusstälern sowie im Luv einiger
Mittelgebirge) hält sich Nebel- und Hochnebel längere Zeit. Ansonsten scheint
nach Nebelauflösung, falls nicht gerade hohe Bewölkung da ist, die Sonne und
erwärmt die ohne sehr milde Luft (T850 zwischen 8°C in Vorpommern und 15°C im
Alpenvorland) auf 16 bis 22°C, im Rheintal sowie in Alpennähe z.T. 23 oder 24°C.

Wo sich der Nebel später auflöst, wird es mit dem Erreichen der 16°C eng.

Warmluftadvektion und eine über Westeuropa nordwärts schwenkende Warmfront
lassen über den Norden und Nordwesten mehr Wolken hinwegziehen und sorgen ganz
im Nordwesten im Tagesverlauf für leichten Regen.

Auf die Temperatur hat das kaum Einfluss, auch dort wird es sehr mild.

In der Nacht zum Freitag überquert die Warmfront, die zu einer Zyklogenese mit
Kern westlich Schottlands gehört, den Norden Deutschlands mit etwas Regen.
In den übrigen Regionen herrschen herbstlich-antizyklonale
Grundschichtphänomene mit der üblichen Nebelbildung. Wobei die Bereiche mit
Nebel kleiner werden, in dem Maße wie die Bewölkung über dem Westen, der Mitte
und dem Norden größere Anteile erlangt.
Die Tiefstwerte liegen zwischen 17°C im Nordwesten und bis zu 5°C im Südosten.

Freitag … kräftigt sich der Höhenrücken über Mittel- und Osteuropa
durch einen erneuten WLA Schub hinter der Warmfront weiter. Die nachfolgende
schwache Kaltfront greift schleifend auf den Nordwesten über, mangels
thermischen Gradienten und unter antizyklonalem Einfluss ist sie abgesehen von
Wolkenfeldern nicht aktiv.
Die Hochdruckrandlage mit einer ungewöhnlich milden südwestlichen Strömung geht
somit weiter.
Nach Nebelauflösung, was aber nicht überall so ohne Weiteres klappt
(siehe Vortag) scheint meist die Sonne. Im Norden und Nordwesten ziehen besagte
Wolken durch, es bleibt niederschlagsfrei.
Die Temperatur steigt in 850 hPa weiter an und erreichen 13°C Richtung Nordsee
und 17°C im Süden, erst postfrontal geht sie im Nordwesten wieder etwas zurück.
In 2m Höhe dürften 18 bis 23, im Südwesten stellenweise 25°C herausspringen. Der
Sommer lässt grüßen.

In einigen Kamm- und Gipfellagen ist der Süd- bis Südwestwind in Böen
mit Bft 7 bis 8 unterwegs, Brocken und Alpengipfel bis 9 Bft.
Ansonsten frischt der Wind im Mittelgebirgsraum und nach Westen hin sowie über
der Nordsee etwas auf, ohne das sich Warnrelevantes abzeichnet. Er bringt die
für extrem milde Temperaturen nötige Durchmischung.

Die Nacht zum Samstag bleibt weitgehend antizyklonal geprägt mit einigen Wolken
an den Resten der schleifenden Tiefausläufer im Norden, regnen sollte es aber
kaum, sowie Nebel und Hochnebel vor allem über der Mitte und dem Süden.

Samstag … hält sich der Höhenrücken mit Achse über Mitteleuropa, was im
Bodendruckfeld mit der Hochdruckrandlage einhergeht. Im Tiefkomplex über
Westeuropa zieht das nächste Tief ins Seegebiet westlich von Irland, dessen
Warmfront dem Norden starke Bewölkung und etwas Regen bringt. Dahinter verstärkt
sich der Zustrom milder subtropischer Luft sogar noch, in der über dem Westen
und Südwesten in 850 hPa Werte bis 19°C! anstehen, Richtung Küste steigen die
Werte auf ca. 10°C.

Die größten Sonnanteile werden im Südwesten und föhnig gestützt im Süden
erwartet, während sonst neben den Wolken im Norden, teils hohe, im Westen und
Nordwesten mittelhohe Wolken durchziehen.
Damit werden verbreitet mehr als 20°C in 2m Höhe erwartet, im Süden und Westen
sind stellenweise mehr als 25°C wahrscheinlich, eventuell lokal 26 oder 27°C.
für noch höheren Werte fehlt wahrscheinlich etwas der Wind, der vor allem in
einigen Hochlagen flotter unterwegs ist mit Bft 7 bis 8, in tiefen Lagen weht
der südliche Wind meist schwach bis mäßig.
Im Nebel, der sich vor allem im Südosten zäher hält wird es natürlich nicht so
warm, auch wenn selbst bei Nebel die Temperaturen mild sein dürften.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modelle simulieren sehr ähnlich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner