#SXEU31 #DWAV S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T ausgegeben am Samstag, den 08.10.2022 um 18 UTC
SXEU31 DWAV 081800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 08.10.2022 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Nach kurzem Trogintermezzo zunehmend wieder ruhiges, wenig warnintensives
Herbstwetter mit kleinen Schönheitsfehlern.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
Aktuell … schwenkt ein markanter Höhentrog, der vom steuernden Tief bei der
Bäreninsel ausgeht, über den Nordosten Deutschlands hinweg ostwärts ab. Damit
verabschiedet sich in der zweiten Nachthälfte die höhenkälteste Luft mit unter
-25 Grad, womit neben der ungünstigen Tageszeit auch die zunehmende
Stabilisierung für das rasche Abflauen der konvektiven Aktivitäten spricht.
Dem Trog vorgelagert ist eine Kaltfront, die von Westen zunehmend unter
Hochdruckeinfluss gerät und deren Wetteraktivität auch durch die fehlende
Baroklinität arg limitiert ist. Sie erreicht in den Abendstunden die Alpen, wo
sie mit einem kleinen PVA Maximum und einer weiteren Drängungszone im Thetafeld
interagiert. Daher regnet es in den Alpen und im Alpenvorland bis etwa
Mitternacht munter weiter mit Mengen bis 10 l/m² binnen 6h, bevor die
Wolkendecke auch dort beginnt aufzulockern.
Unterdessen wandert das Hoch VANGELIS mit über 1025 hPa quer über die
Landesmitte hinweg und erreicht in den frühen Morgenstunden das Böhmische
Becken. In dessen windschwachen Bereich bilden sich in der feuchten Grundschicht
vielfach ausgedehnte Nebel- und Hochnebelfelder aus. Die größte
Wahrscheinlichkeit für warnwürdigen Nebel mit Sichtweiten unter 150, lokal
bestimmt auch mal unter 50 m finden sich im WarnMos vor allem in einem breiten
Streifen vom Emsland und vom Niederrhein über Hessen bis nach Niederbayern und
zur Schwäbischen Alb, was mitten im Bereich der Divergenzachse auch sehr
plausibel erscheint. Wo es vorher länger klar bleibt, droht gebietsweise Frost
in Bodennähe. In Tallagen der Eifel sowie in exponierten Lagen (Eslohe/NRW,
Gilserberg/HE) reicht es auch für leichten Luftfrost.
Der Gradient bleibt an der Nordflanke des Hochs an der vorpommerschen
Ostseeküste noch längere Zeit aufrecht mit Böen Bft 6-7 aus West bis Nordwest,
bevor er auch dort in der zweiten Nachthälfte von Westen nachlässt und
rückdreht.
Sonntag … schiebt sich ein flacher Rücken von Westen nach Deutschland, dessen
Achse zum Abend bereits das Grenzgebiet zu Polen erreicht. Der Rücken wirkt
dabei etwas „unförmig“, da er an dessen Südflanke von einem kleinräumigen
Tiefresiduum über dem Zentralmassiv „gestört“ wird. Letzteres sorgt dann auf der
Vorderseite auch für mehrschichtige Bewölkung südlich der Donau, wo es aber nur
vereinzelt ein paar Tropfen gibt. Ein bisschen erinnert das an ein schwaches
Dimmerföhnereignis.
Sonst überwiegt im Einflussbereich des Hochs VANGELIS, das sich nur wenig
ostwärts verlagert, nach teils zäher Auflösung von Nebel und Hochnebel viel
Sonnenschein. Dazu wird auch die bodennahe südöstliche Strömung einen fördernden
Beitrag leisten. Sonstige Einschränkungen gibt es höchstens durch harmlose
Cirren durch etwas WLA in Küstennähe, die den Rücken überläuft, und flache
Quellungen im Norden und Osten Deutschlands. Dort sind die Auslösetemperaturen
mit rund 15 Grad noch niedrig genug, bevor die Luftmasse auch dort zum
Nachmittag weiter abtrocknet. Die Höchstwerte liegen bei 16 bis 19 Grad, im
Süden bei Hochnebel und Wolken nur um oder etwas über 10 Grad.
In der Nacht zum Montag schwenkt die Achse des Rückens unter Aufsteilung weiter
ostwärts zum Baltikum und wir gelangen allmählich auf der Vorderseite eines
neuen Troges, der sich zu den Britischen Inseln vorarbeitet und dessen Vorgänger
im westlichen Mittelmeerraum schon für reichlich Potentialfall gesorgt haben, so
dass dieser Vorstoß nicht schwerfällt. Nennenswerte dynamische Hebungsvorgänge
bleiben aber noch komplett außen vor.
So steht verbreitet wieder eine ruhige Herbstnacht ins Haus. Die hohe und
mittelhohe Bewölkung südlich der Donau wird allmählich nordostwärts verfrachtet
und dehnt sich auch auf Franken, Sachsen und zum Morgen auch bis nach Berlin und
Brandenburg aus. Bis auf vereinzelte Tropfen passiert damit aber nichts. Dadurch
und im Zusammenspiel mit dem seichten Südostwind ist die Nebelneigung gegenüber
der Vornacht deutlich vermindert. Prädestiniert sind weiterhin die Flusstäler in
der Mitte, im Süden und Südwesten des Landes. Allerdings sorgt die südliche
Anströmung für einen Anstieg der 850 hPa Temperaturen landesweit auf Werte um 10
Grad, was die Inversion noch verschärft.
Die Druckgegensätze nehmen mit dem Druckfall von Westen etwas zu, so dass die
Hochlagen der östlichen Mittelgebirge mit einzelnen Böen der Stärke 7, exponiert
8 anspringen. Dazu wird es wieder frisch mit Tiefstwerten von 9 bis 2 Grad.
Frost in Bodennähe tritt ebenfalls nur noch sehr vereinzelt auf.
Montag … greift der o.e. Trog von Nordwesten auf Deutschland über, womit aber
- ähnlich wie aktuell – das hochdrucklastige Wetter nur eine vorübergehende
Pause einlegen sollte. Die Analogien sind in der Tat frappierend: Schlappe
Kaltfront, die von Nordwesten übergreift und von KLA überlaufen wird. Präfrontal
etwas Hebung über Süddeutschland. Windauffrischung an der See mit primär
Windböen 7 Bft aus westlichen Richtungen. Damit wäre eigentlich das Wichtigste
auch schon erwähnt.
Unterschiede gibt es nur bezüglich der Verlagerungsgeschwindigkeit, die doch
etwas langsamer ist. Am Abend erreicht die Front erst eine Linie Fehmarn-Eifel.
Östlich davon bleibt es noch weitgehend trocken und auch noch längere Zeit
heiter.
Im Süden, wo der Gradient generell noch deutlich schwächer ausgeprägt ist, wird
sich zunächst wieder die Frage nach der endgültigen Auflösung von Nebel und
Hochnebel stellen, was infolge der kräftigen Inversion schon nicht leicht wird.
Kommt dann mit Frontannäherung etwas Durchmischung auf, so wird am Nachmittag
laut ICON vor allem über Baden-Württemberg und Bayerisch Schwaben etwas ML CAPE
generiert bei PPW’s von immerhin 25 mm. Scherung ist allerdings kaum vorhanden.
Von der Numerik gibt es wegen dieser Unsicherheitsfaktoren unterm Strich auch
nur schüchterne Signale für einzelne Schauer. Vielleicht reicht es mithilfe der
Orographie auch mal für ein kurzes Gewitter. Die Progtemps sind gerade so
feucht-labil mi einer sehr schmalen CAPE-Fläche, können aber in der Spitze bis
-40 Grad auf 350 hPa raufreichen, wenn alles passt.
Je nach Bewölkungsverhältnissen bewegen sich die Höchstwerte zwischen milden 16
und 22 Grad.
In der Nacht zum Dienstag schwenkt die Achse des Troges über Norddeutschland
hinweg und dahinter glättet die Strömung in 500 hPa einmal komplett auf Nordwest
durch. Bodennah macht sich aus Westen wieder verstärkt Druckanstieg bemerkbar,
der die Ausweitung einer Hochdruckbrücke zwischen Azoren und Mitteleuropa
markiert. Die Kaltfront kommt noch etwas bis zum Main und Erzgebirge voran und
löst sich dort im Laufe der Nacht auf.
Ob präfrontal an den Alpen eine schwache Gegenstromlage mit bodennahen Winden
aus Nordost und in der Höhe aus West bis Nordwest ausreicht, um bei nur wenig
Dynamik aus der Luftmasse heraus noch nennenswerte Niederschläge auszulösen,
bleibt aktuell eher fraglich. Eventuell halten sich aber Schauer oder
schauerartige Regenfälle vom Tage noch etwas länger. Die Mengen liegen
allerdings in der Regel unterhalb von 5 l/m² binnen 12 h.
Sonst ist es vorübergehend nur gering bewölkt, bevor mit abflauendem Wind erneut
Grenzschichtprozesse in den Vordergrund rücken. Ausgenommen hiervon bleiben die
Gebiete östlich der Elbe, wo der Westwind noch schwach bis mäßig weht. An
exponierten Küstenabschnitten kann es einzelne Böen Bft 7 geben. Die Tiefstwerte
liegen je nach Bewölkung zwischen 10 und 3 Grad.
Dienstag … trifft eine leicht flatternde westliche Höhenströmung auf ein
umfangreiches Bodenhoch quer entlang des 50. Breitengrades über Mitteleuropa. So
gestaltet sich das Wetter überwiegend freundlich und ruhig mit kleinen
Schönheitsfehlern.
Da wäre zum einen die bodennahe Strömung aus Nordwest bis West am Nordrand des
Hochs, womit über der Norddeutschen Tiefebene zeitweise kompakte, ausgedehnte
SC-Felder landeinwärts ziehen. Vereinzelt fallen daraus ein paar Tropfen. Die
Unterkante der Inversion liegt bei etwa 850 hPa.
Auch im Süden ist die Sache nicht astrein und die Luftmasse potentiell zumindest
feucht-labil geschichtet. Zudem können mit den Nordostwinden auch Staueffekte
mit Nebel/Hochnebel vom Bodensee und entlang der Donau auftreten. Die
Gegenstromsituation bleibt erhalten und ein Luftmassenwechsel findet auch nicht
statt. Da reicht ein kleiner Kurzwellentrog zur rechten Zeit, um zumindest
leichte Niederschläge hervorzurufen.
Die größten Sonnenanteile sind im Bereich der Hochachse quer über der
Landesmitte zwischen Oder/Neiße und der Mosel zu erwarten. Die Höchstwerte
liegen mit 12 bis 18 Grad etwas niedriger als zuvor (Wolken im Süden, in der
Mitte und im Süden hinter der Kaltfront eine frische Meereskaltluft polaren
Ursprungs mit T850 < 5 Grad).
Modellvergleich und -einschätzung
Vereinzelte Unterschiede fallen kaum ins Gewicht. Falls doch, sind sie textlich
erwähnt.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Robert Hausen