SXEU31 DWAV 051800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 05.10.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Überwiegend Hochdruckeinfluss mit recht viel Sonne und Nebelneigung. Im Norden
am Rande des Hochs windig. Anfangs sehr mild. Zum Samstag unbeständiger und
kühler, teils mit Gewittern.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC

Aktuell … schwenkt ein markanter Langwellentrog über die Britischen Inseln
hinweg ostwärts, während der bisher bei uns wetterbestimmende Höhenrücken über
dem östlichen Mitteleuropa angelangt ist. Auf der Vorderseite dieses Troges
haben markante Hebungsprozesse zur Entwicklung eines Tiefs (namens Zydrune)
geführt, das heute Abend schon die Küste des mittleren Norwegens erreicht. Eine
zonal sich erstreckende Hochdruckzone reicht vom Seegebiet nördlich der Azoren
über Italien hinweg bis zum Schwarzen Meer. Im Übergangsbereich zwischen den
beschriebenen Druckgebilden hat auch im Bereich Deutschlands der Gradient etwas
zugenommen, so dass es entlang der Nordsee sowie im höheren Bergland zu starken
bis stürmischen Böen aus Südwest kommt. Auf dem Brocken gibt es Sturmböen. Von
der Nordsee her nähert sich die Kaltfront des oben beschriebenen Tiefs mit
Regenfällen. An ihr frischt der Wind noch etwas weiter auf. Bereits im Vorfeld
der Kaltfront ist recht dichte Bewölkung in den Nordwesten unseres Landes
gezogen. Im übrigen Land geht die Sonne heute an einem meist nur mit einigen
Schleierwolken gering bewölkten Himmel unter.

In der Nacht zum Donnerstag schwenkt der Trog recht rasch über die Nordsee
hinweg nordostwärts und erreicht in den Frühstunden schon das Kattegat. Er
greift zwar mit PVA bis zur Landesmitte südwärts aus, vermag allerdings trotzdem
keine Hebung zu generieren, da er von starker Kaltluftadvektion überlaufen ist.
Mit dem recht kräftigen Gradienten dringt die Kaltfront rasch ins Landesinnere
Deutschlands vor und erreicht zum Sonnenaufgang schon eine Linie vom Saarland
bis zur Lausitz. Der thermische Gradient an dieser Front kann sich durchaus
sehen lassen, so werden morgen früh in 850 hPa an den Alpen immer noch 10°C
erwartet, während im Norden die Temperatur schon auf 2°C zurückgegangen ist.
Trotz des starken Temperaturgegensatzes sorgt die KLA für Absinken und damit
wird die Niederschlagsentstehung weitgehend unterdrückt. Somit zieht die Front
mit Regensummen von meist unter 1 mm in den Nachtstunden über die Nordhälfte
Deutschlands hinweg, oft fallen vielleicht sogar nur wenige Tropfen. Ganz im
Süden, im Vorfeld der Front, wo auch der Wind am schwächsten ist, können sich in
der noch milden und feuchten Luftmasse in den Niederungen wieder Nebelfelder
bilden.

In den Regionen, in denen die Kaltfront schon durchzieht, muss mit vorübergehend
auffrischendem und auf West bis Nordwest drehenden Wind gerechnet werden. Im
Norden können dabei auch vorübergehend einzelne steife Böen bis aufs Binnenland
übergreifen. An der Nordsee kann es in exponierten Lagen vorübergehend Sturmböen
geben, bevor zum Morgen hin dann allgemein wieder steife, in exponierten Lagen
stürmische Böen auftreten. Die gleiche Stärke erreicht der Wind in den
Nachtstunden auch an der Ostsee. In höheren Niveaus schwenkt ein Sturmfeld über
den Norden und die Mitte Deutschlands hinweg, so dass in den Mittelgebirgen
allgemein in freien Lagen mit stürmischen Böen gerechnet werden muss, in den
Kammlagen des Erzgebirges kommt es zu Sturmböen und auf dem Brocken frischt der
Wind vorübergehend bis in den Bereich schwerer Sturmböen auf, dort sind auch
einzelne orkanartige Böen nicht ausgeschlossen.

Rückseitig der Front ist allgemein mit rasch wieder auflockernden Quellwolken zu
rechnen, ganz im Norden sorgt der Trog für etwas Labilität, so dass es über der
See auch einzelne Schauer geben kann. Im Norden geht bei den windigen
Verhältnissen die Temperatur allgemein nur auf etwa 13 bis 10°C zurück, in den
zentralen Mittelgebirgen bis etwa 7°C, im Süden meist auf etwa 10 bis 5°C.

Donnerstag … schwenkt der Trog rasch weiter nach Osten bis Nordosten und auf
dessen Rückseite stellt sich eine recht glatte westliche Höhenströmung ein. Die
Kaltfront von Tief Zydrune, das rasch nordostwärts bis zum Nordkap zieht, kommt
noch etwas nach Süden bis zur Donau voran. Sie gelangt aber in einen Bereich
starken Druckanstiegs und löst sich recht schnell auf, auch wenn natürlich ein
gewisser thermischer Gradient zurückbleibt. So soll in 850 hPa die Temperatur am
Alpenrand bei etwa 10°C verbleiben, im Norden steigt sie bis zum Abend wieder
auf etwa 4°C, durch Absinken bedingt. Das Hoch in Bodennähe bildet einen neuen
Schwerpunkt, der am Abend die Südhälfte Deutschlands erreicht, so dass die
Großwetterlage im Grenzbereich von „West antizyklonal“ zu „Brücke Mitteleuropa“
zu verorten ist. Demzufolge schläft der Wind in der gesamten Südhälfte fast ein
und dreht ganz im Süden sogar auf Nordost. Der äußerste Norden verbleibt
allerdings im Bereich eines stärkeren Gradienten zu den Sturmtiefs im hohen
Norden hin. Somit kommt es in Küstennähe und vor allem im Land zwischen den
Meeren auch tagsüber weiterhin zu steifen Böen aus Südwest bis West. In
exponierten Küstenlagen kann es noch stürmische Böen geben. In der Höhe ziehen
die stärkeren Windfelder ab, so dass auf den Bergen der Wind deutlich nachlässt.

Im Bereich der sich auflösenden Kaltfront können vom Südwesten bis in den Osten
noch ein paar Regentropfen fallen. Ansonsten ist es von Baden-Württemberg über
Nordbayern bis Sachsen eher wolkig, während ganz im Süden nach Auflösung der
Nebelfelder (was aber durchaus in den entsprechend benachteiligten Regionen bis
zum Mittag dauern wird) die Sonne scheint. In die Regionen nördlich der
Kaltfront fließt eine oberhalb einer Inversion, die sich zwischen 900 und 800
hPa bildet, sehr trockene Luftmasse ein. Darunter dürfte sich aber in etwas
feuchterer bodennaher Luft einiges an Cumulusbewölkung bilden, die sich vor
allem ganz im Norden mitunter an der Inversion auch ziemlich ausbreiten kann.
Insgesamt soll aber der Sonnenschein dominieren, was auch die recht hohen
Sonnenanteile beim MOSMIX andeuten.

Trotz der etwas weniger milden Luftmasse sollen die Tageshöchstwerte auch morgen
wieder im sehr milden Bereich liegen, so werden im Norden und in der Mitte meist
zwischen 17 und 21°C erwartet, ganz im Süden sind es zwischen 19 und 23°C mit
den höchsten Werten im Süden Oberbayerns.

In der Nacht zum Freitag kommt es nördlich der Britischen Inseln bereits zu
einer neuen Austrogung, so dass die Höhenströmung über unserem Land Richtung
Westsüdwest dreht und sich zunächst antizyklonal konturiert. Der Schwerpunkt des
Bodenhochs verlagert sich rasch nach Osten über Tschechien und Polen hinweg.
Dabei verbleiben der Süden und die Mitte des Landes im gradientschwachen Bereich
der Hochdruckzone. Im Nordwesten bleibt dagegen der Gradient stärker, allerdings
dreht der Wind auf Südwest zurück. Warnwürdige Böen der Stärke 7 gibt es bei
dieser Windrichtung noch auf Helgoland und an der Küste Nordfrieslands. In
Ostfriesland wird es dann wohl nicht mehr reichen.

Beim Wetter überwiegt weiterhin der Hochdruckcharakter: Lediglich der äußerste
Nordwesten liegt im Übergangsbereich zur Frontalzone und dort ziehen immer
wieder Wolkenfelder durch. Ansonsten lösen sich die Quellwolken des Tages rasch
auf und die Nacht ist vorübergehend klar oder nur von ein paar Schleierwolken
geprägt. Vor allem im Süden, wo die Luftmasse feuchter und milder ist, muss bei
nahezu windstillen Verhältnissen mit der Bildung recht ausgedehnter Nebelfelder
gerechnet werden. Zur Mitte hin ist der Wind ebenso schwach, allerdings die
Luftmasse etwas kälter und trockener. Dort können sich in Tallagen Nebelfelder
bilden (sehr schöne Prognose des ICON-D2), vor allem wird dort die Nacht mit
Tiefstwerten zwischen 5 und 0°C sehr kühl, in Erdbodennähe muss dann vielfach
mit Frost gerechnet werden. Im Süden und Norden bleibt es dagegen mit meist 9
bis 5°C deutlich milder. Im Süden wegen der feuchtmilden Luftmasse, im Norden
wegen des spürbaren Windes. Dort bleibt es dann auch weitgehend nebelfrei.

Freitag … formiert sich der Langwellentrog über den Britischen Inseln immer
stärker, bei uns auf der Vorderseite dreht die Höhenströmung derweil auf
Südwest. Die Bodenhochdruckzone wird wieder getrennt in zwei Hochs mit
Schwerpunkten über der Ukraine und östlich der Azoren. Von der Nordsee her fällt
der Druck, ohne dass der Gradient in unserem Land nennenswert zunimmt. So
verbleiben der Süden und die Mitte im gradientschwachen Bereich der Achse der
auseinanderreißenden Hochs. Im gradientstärkeren Nordwesten kommt der Wind
weiter aus Südwest, steife Böen beschränken sich aber auf den Nordseebereich und
den Norden Schleswig-Holsteins. Von Helgoland bis Sylt kann es auch stürmische
Böen geben. Die Nähe zur Frontalzone im Nordwesten macht sich auch weiterhin mit
vielen Wolkenfeldern bemerkbar, aus denen aber kaum ein Tropfen fallen dürfte.
Diese liegen zunächst noch über der Nordsee, kommen aber am Nachmittag etwas
nach Südosten voran.

In weiten Landesteilen dominiert dagegen wieder der Hochdruckcharakter. Während
in den nebelfreien Regionen vor allem nördlich der Mitte und im Osten von
morgens an die Sonne scheint, muss diese sich in den übrigen Regionen erst
einmal durch den Nebel kämpfen. Dies kann zu der fortgeschrittenen Jahreszeit
und bei schwachem Wind durchaus bis zum frühen Nachmittag dauern und
möglicherweise bekommt man in einzelnen Niederungen Süddeutschlands die Sonne
auch gar nicht mehr zu sehen.

Die Temperaturen erreichen allgemein wieder milde 16 bis 21°C mit den höheren
Werten im Osten und (bei Sonne) im Süden. Wo sich der Nebel nicht mehr (oder
sehr spät) auflöst, werden wir die 15°C-Marke dagegen nicht mehr sehen.

In der Nacht zum Samstag schwenkt der Höhentrog unter weiterer leichter
Verstärkung zur Nordsee. Auf seiner Vorderseite kommt die Kaltfront eines
Zentraltiefs im nördlichen Nordmeer südostwärts voran und greift mit Regenfällen
auf den Nordwesten Deutschlands über. Sie erreicht bis zum Morgen durchaus schon
eine Linie Niederrhein-Lübecker Bucht. Sie weist nur einen schwachen
Temperaturgradienten auf und wie ihre Vorgängerin ist sie von Kaltluftadvektion
überlaufen. Allerdings greift die PVA auf der Vorderseite bis recht weit nach
Süden aus, so dass die Hebungsvorgänge an der Front durchaus für einige
Millimeter Regen reichen. Zudem gelangt auf der Trogvorderseite von Südwesten
her noch etwas feuchtere Luft (mit spezifischen Feuchten um 9 g/kg in der
Grenzschicht und niederschlagbarem Wasser von teils über 25 l/qm) in den Süden
und später nordostwärts bis nach Sachsen. Diese Luftmasse ist auch potentiell
instabil geschichtet und sie gerät ebenso durch PVA unter leichte Hebung, so
dass von Frankreich her schauerartige Regenfälle auf den Südwesten übergreifen
können.

Da im Süden noch Reste der Hochdruckbrücke zurückbleiben, bleibt es dort auch
schwachwindig, ansonsten dreht der spürbare Wind rückseitig der Front auf West.
Mit Kaltfrontdurchgang nimmt der Gradient etwas ab, so dass im Verlauf der Nacht
an der See gar keine Windwarnungen mehr nötig sind. In höheren Niveaus nimmt der
Wind aber zu, so dass auf dem Brocken zunehmend mit Sturmböen aus Südwest zu
rechnen ist.

Mit dem teilweise etwas zunehmenden Wind und viel aufziehender Bewölkung dürfte
die Nebelneigung in der Nacht zum Samstag recht gering ausfallen. Am ehesten
breitet sich dieser ganz im Südosten noch einmal aus. Die beschriebenen
Bedingungen sorgen auch wieder überall für eine recht milde Nacht mit
Tiefstwerten meist zwischen 11 und 6°C.

Samstag … schwenkt der südwärts bis zu den Alpen ausgreifende Langwellentrog
ostwärts, so dass seine Achse bis zum Abend schon die Osthälfte Deutschlands
erreicht. Ihm voraus läuft die Kaltfront, die allerdings immer diffuser wird und
am Abend in etwa vom Erzgebirge bis zu den Alpen verläuft. Weiter südöstlich, an
der Grenze zu der weiterhin von Südwesten einfließenden feuchten Warmluft,
bildet sich aber eine neue Front, die den Süden Deutschlands überquert und sich
bis zum Abend an die Alpen legt. In ihrem Vorfeld ist die Luftmasse weiterhin
sehr feucht mit niederschlagbarem Wasser teils über 25 l/qm und zudem leicht
instabil. Somit kommt es an dieser neuen Frontlinie zu schauerartigen und
mitunter auch gewittrigen Regenfällen, wobei durchaus auch mal Starkregen
auftreten kann. Rückseitig der Kaltfront geht im Trogbereich in 500 hPa die
Temperatur über dem Norden Deutschlands deutlich unter -25°C zurück, ganz im
Norden bis -28°C. Auch dort wird die Luftmasse demnach labilisiert, so dass es
auch rückseitig zu Schauern kommt und vor allem von der See her auch Gewitter
übergreifen.

Rückseitig der Kaltfronten steigt von Westen her der Druck deutlich an und das
gestern noch östlich der Azoren liegende Hoch erreicht bis zum Abend schon
Frankreich. Am Rande dieses Hochs weht der Wind mäßig aus West, teils auch aus
Nordwest. Warnschwellen werden aber voraussichtlich nicht erreicht, auch auf dem
Brocken nimmt der Wind wieder ab. Die mit diesem Westwind einfließende Luftmasse
ist relativ feucht und in 850 hPa geht die Temperatur nun auch im Süden deutlich
zurück, an den Alpen werden am Abend noch 6°C gemessen. Im Norden geht die
Temperatur auf 2 bis 1°C in 850 hPa zurück.

Neben all den Niederschlägen scheint zwischendurch auch durchaus noch ab und zu
die Sonne, vor allem im Westen und Norden des Landes auf der Rückseite der
Fronten. Das Temperaturniveau bekommt einen leichten Dämpfer: Es werden noch
Höchstwerte zwischen 15 und 19°C erreicht.

Modellvergleich und -einschätzung

Im Großen und Ganzen stimmen die vorliegenden Modelle gut überein. In der Nacht
zum Samstag zeigen IFS und UK10 mehr Wind im Nordseebereich als ICON. GFS ist am
Samstag mit der Trogpassage und dem nachrückenden Hoch progressiver.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann