SXEU31 DWAV 251800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 25.09.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
GEWITTER/STARKREGEN:
In der Südosthälfte schauerartige Regenfälle und einzelne Gewitter. Bevorzugt an
den Alpen sowie vom nordbayerischen bis in den östlichen Mittelgebirgsraum
regional eng begrenzt erhöhte Wahrscheinlichkeiten für Starkregen um 20 l/qm in
kurzer Zeit bzw. um 30 l/qm in mehreren Stunden, vereinzelt auch darüber. In der
Nacht zum Montag zunächst noch an den Alpen Starkregen möglich, Regenfälle nur
zögernd nachlassend.

WIND-/STURMBÖEN:
Im Nordseeumfeld ab der zweiten Nachthälfte der Nacht zum Montag exponiert
stürmische Böen bis 8 Bft, auf Helgoland Sturmböen 9 Bft.
Am Montag an und auf der Nordsee zunächst stürmisch (Böen 8, vereinzelt 9 Bft),
ab Mittag nachlassend.
Darüber hinaus und auch bis in die Nacht zum Dienstag andauernd in exponierten
Hochlagen der zentralen und südwestlichen Mittelgebirge Sturmböen 8/9 Bft. Auf
dem Brocken schwere Sturmböen 10 Bft nicht ausgeschlossen.
Am Dienstag in den Hochlagen der süddeutschen Mittelgebirge mit hoher, am
Mittwoch mit geringer werdender Wahrscheinlichkeit Sturmböen Bft 8/9.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC

Aktuell … liegt Deutschland unter einem Trog, der sich mit seiner Achse vom
Ostseeraum diagonal über Deutschland hinweg bis nach Galizien erstreckt. Somit
ergibt sich für den Südosten Deutschlands bis hin zum östlichen
Mittelgebirgsraum eine südwestliche bis westliche Strömung. Etwas Hebung
aktiviert die dort liegende leicht labil geschichtete Luft. CAPE erreicht nur
wenige hundert J/kg, der Gehalt an niederschlagbarem Wasser etwas über 20 mm.
Für Gewitter, die mit Starkregen einhergehen können, ist dies hinreichend.
Trogvorderseitig hat sich eine staffelartige Struktur gebildet, die vom Vogtland
leicht gekrümmt nach Süden reicht. Scherung und auch Hebung sind jedoch zu
schwach, als dass hier noch eine kräftigere Entwicklung zustande kommen könnte.
Darüber hinaus entwickeln sich über den östlichen Mittelgebirgen einzelne
Gewitter, bei welchen es sich um Einzel- oder Multizellen handelt und denen aber
auch keine große Lebensdauer beschieden ist.
Im Nordwesten und Westen hat sich trogrückseitig bereits stabilere Luft
durchgesetzt, was dort allenfalls schwache Schauer zustande kommen lässt.

In der Nacht zum Montag greift vom Nordmeer unter Ausweitung östlich an
Schottland vorbei ein markanter Trog auf die Nordsee über. Dieser Trog ist das
Ergebnis einer Downstream Development, resultierend aus der Umwandlung des
Hurricans „FIONA“ in ein extratropisches Tief, die im Raum Neufundland erfolgte.
Durch diesen nach Süden vorstoßenden Trog wird der über Deutschland liegende
Trog unter Auffüllung nach Osten gedrückt, so dass dessen Achse bis Montagfrüh
auch den Südosten Deutschlands überquert hat. Bis es soweit ist, verbleibt der
äußersten Südosten noch trogvorderseitig, so dass zumindest in der ersten
Nachthälfte an den Alpen und dort vor allem nach Osten hin noch die Gefahr von
(auch mehrstündigem) Starkregen besteht. Mit Passage der Trogachse lassen
ausgangs der Nacht auch dort die Niederschläge allmählich nach.
Darüber hinaus ist dem Nordwesten mehr Beachtung zu schenken. Dem in die Nordsee
vorstoßenden Trog ist ein okkludierendes Frontensystem vorgelagert, präfrontal
frischt im Nordwesten Deutschlands der Wind auf. An der Nordsee sind Wind- und
stürmische Böen, exponiert (Sylt, Helgoland usw.) sowie über der offenen See
erreicht der Wind in Böen Sturmstärke. An der Ostsee sind infolge des ablandigen
Windes dagegen Windböen auf die offene See begrenzt. Zudem greifen auf den
Nordseeküstenbereich Niederschläge über, die aufgrund der stabilen Schichtung
skaligen Charakter aufweisen und fernab von jeglicher Warnrelevanz sind.
Dazwischen ergibt sich ein Streifen mit Auflockerungen, die durch
kompensierendes Absinken zustande kommen. Da jedoch auch in diesen Gebieten der
Gradient beginnt, anzuziehen, ist die Wahrscheinlichkeit von Nebelfeldern, auch
wenn die Grundschicht nahezu mit Feuchte gesättigt ist, gering.

Montag … weitet sich der über der Nordsee liegende Trog unmittelbar westlich
von Deutschland nach Süden aus und stößt in den über Mitteleuropa liegenden Trog
hinein. Die Trennung beider Tröge wird dabei zusehends schwieriger. Da die
Trogachse des neuen Troges erst gegen Abend den äußersten Westen Deutschlands
erreicht, stellt sich erneut eine aufsteilende südwestliche Strömung ein. Das
Frontensystem, das diesem Trog vorgelagert ist, gelangt hierdurch zusehends ins
Schleifen, wodurch nennenswerte Niederschläge (bis 10 mm innerhalb von 12
Stunden, in Staulagen und in Nordfriesland auch darüber) auf den Nordwesten und
Westen Deutschlands beschränkt sind und es östlich einer Linie Lübecker Bucht –
Pfälzer Bergland noch weitgehend trocken bleibt. Von Vorpommern bis in den Süden
Deutschlands hinein sind Auflockerungen zu erwarten, im Lee des Erzgebirges sind
sogar bei leicht föhnigem Einfluss längere sonnige Abschnitte vorstellbar.
Allenfalls an und in den Alpen können sich im Tagesverlauf einzelne Gewitter
entwickeln. Die Wahrscheinlichkeit hierfür ist jedoch nicht allzu hoch.
Bleibt noch der Wind im Nordwesten zu erwähnen. Der weht unverändert aus
Süd-Südwest, an der Nordsee mit Wind- und stürmischen Böen, über der offenen See
sowie in Nordfriesland auch mit Böen bis Sturmstärke. Im Nordwesten und Westen
sind auch in freien Lagen Windböen Bft 7 vorstellbar, genauso in Leelagen der
nördlichen und zentralen Mittelgebirge. Auf höheren Berggipfeln der nördlichen,
westlichen und später auch der südwestdeutschen Mittelgebirge muss mit Sturmböen
Bft 8/9 (Brocken Bft 10) gerechnet werden. Abgesehen von den Mittelgebirgslagen
flaut der Wind im Tagesverlauf ab. Zum Abend hin sind nur noch an der Nordsee
sowie über der offenen Ostsee (dort ist der Wind ablandig) warnrelevante Böen
möglich.
Im Nordwesten und Westen erreichen die Tageshöchsttemperaturen 9 bis 14 Grad, im
Osten und Süden sind noch einmal Maxima zwischen 15 und 18 Grad zu erwarten.

In der Nacht zum Dienstag gelangt Deutschland zusehends in den Bereich des o.g.
Troges, der von einem Zentraltief über der Nordsee ausgeht. Das diesem Trog
vorgelagerte Frontensystem greift dann auf den Osten Deutschlands über, ist aber
nicht mehr eindeutig definiert. Hierdurch erfassen teils schauerartige
Niederschläge weite Teile Deutschlands. Wahrscheinlich bleibt es nur in einigen
östlichen Regionen noch weitgehend trocken. Im Bereich des Troges, d.h. von der
Nordsee und vom Westen Deutschlands bis in die Mitte hinein reichend, sind auch
kurze Gewitter möglich. An der Nordsee kann bei wiederholt auftretenden
Gewittern oder kräftigeren Schauern kleinräumig eng begrenzt Starkregen nicht
ausgeschlossen werden. Mit dem Trog und der damit verbundenen
gesamttroposphärischen Abkühlung gehen die Niederschläge an den Alpen oberhalb
etwa 1500 m wieder in Schnee über.
An der Südflanke des Zentraltiefs erfolgt auch weiter im Binnenland eine leichte
Gradientzunahme. Auf höheren Berggipfeln der westlichen und süddeutschen
Mittelgebirge sind daher Sturmböen Bft 8/9 zu erwarten, in tieferen Lagen ist
der Wind wahrscheinlich nicht warnrelevant.

Dienstag … verlagert sich das o.g. Zentraltief mit seinem Zentrum in die
südliche Nordsee und gelangt bis zum Abend vor die holländische Küste. Der von
diesem Tief ausgehende Trog hält sich über Deutschland und sorgt über dem
gesamten Vorhersagegebiet für eine rege Schauertätigkeit bis hin zu kurzen
Gewittern. Wolkenlücken sind dabei eher selten. Eine Regionalisierung
hinsichtlich des Maximums der Schauertätigkeit ist nicht möglich.
Der kräftigste Gradient zeichnet sich dann im Süden Deutschlands ab. Dort und
vor allem im Alpenvorland sind in freien Lagen Windböen möglich, in den
Gipfellagen der süddeutschen Mittelgebirge und den Hochlagen der Alpen sind
Sturmböen Bft 8/9 zu erwarten.
Mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 8 und 14 Grad bleibt es dabei sehr kühl.
Lediglich in Oder- und Neißenähe sind Höchstwerte bis 15 Grad möglich.

In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich das Höhentief in den Norden
Deutschlands. Das korrespondierende Bodentief verliert seine Struktur, vielmehr
zeigt sich eine von der südlichen Nordsee bis nach Polen reichende flache
Tiefdruckrinne. Im Bereich des Höhentiefs sind weitere schauerartige
Niederschläge bis hin zu kurzen Gewittern zu erwarten, wobei sich durch
kurzwellige Tröge, die dieses Tief umlaufen, Niederschlagsmaxima über dem
Südwesten Deutschlands sowie in Ostseenähe ergeben.
In den Gipfellagen der südwest- und süddeutschen Mittelgebirge können nach wie
vor Sturmböen Bft 8/9 auftreten. Da der Gradient jedoch etwas auseinandergezogen
wird, verringert sich die Wahrscheinlichkeit für Windböen im Alpenvorland.

Mittwoch … hat sich das Höhentief mit seinem Zentrum über dem Norden
Deutschlands festgesetzt. In dessen Bereich dauert eine rege Schauertätigkeit
bis hin zu kurzen Gewittern an. Erst später am Tag können vom Westen bis in die
mittleren Teile Deutschlands hinein ein paar Wolkenlücken zustande kommen; von
Auflockerungen kann jedoch keine Rede sein.
In der ersten Tageshälfte sind im höheren Bergland Süddeutschlands noch
Windböen, in Gipfellagen Sturmböen Bft 8/9 zu erwarten. Auch im Alpenvorland
können Windböen nicht ausgeschlossen werden. Bis zum Abend zeichnet sich jedoch
eine leichte Gradientabschwächung ab, so dass dann in Verbindung mit dem
nachlassenden Tagesgang die Wahrscheinlichkeit für Windböen in den alpennahen
Gebieten und Sturmböen auf Berggipfeln zusehends geringer wird.
Mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 8 und 14 Grad bleibt es deutschlandweit
sehr kühl.

Modellvergleich und -einschätzung

Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede ableiten. Selbst am Ende des Vorehrsagezeitraumes betragen die
Unterschiede hinsichtlich der Position des Höhentiefs weniger als 300 km, d.h.
alle Modelle positionieren dieses Tief über dem Nordosten Deutschlands.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann