SXEU31 DWAV 201800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 20.09.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Zyklonale Nordlage mit Kaltluftgewittern im weiteren Verlauf Übergang zu
Mitteleuropa.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC

Aktuell … erstreckt sich über dem östlichen Nordmeer eine ausgeprägter,
blockierender Höhenkeil, dessen Achse von Irland bis vor die norwegische Küste
reicht. Dem gegenüber steht ein kräftiger Langwellentrog über Osteuropa, der
allmählich einen Cut-Off bildet. Mitteleuropa befindet sich somit in einer
nördlichen Strömung, wobei maritime Polarluft einfließt. Während im
Bodendruckfeld von Westen her allmählich ein Hoch mit Schwerpunkt über
Südengland auf uns übergreift, ist in der Höhe besonders im Osten noch die
Trogrückseite mit höhenkalter Luft bis -26 °C auf 500 hPa wirksam. In der
hochreichend labilen Luft haben sich im Osten kräftige Graupelschauer und kurze
Gewitter gebildet. Bei wenig Scherung und nur schwachem Höhenwind traten nur
vereinzelt starke Böen um 55km/h auf. Auch ist die Zuggeschwindigkeit für
Starkregen zu hoch. Die Gewitter haben sich weitestgehend abgeschwächt, sodass
kaum noch mit Blitzen zu rechnen ist. Weiter westlich schließt sich von
Schleswig-Holstein bis zur Leipziger Tieflandbucht ein Streifen mit größeren
Auflockerungen und nur wenigen Schauern an, der dem Skandinavien-Föhn geschuldet
ist. Auch im Südwesten sind Schauer selten. In der Westhälfte hat sich eine
Absinkinversion auf 700 hPa gebildet, wodurch Gewitter unterdrückt wurden. In
der feuchten, potenziell instabilen Grenzschicht entwickelten sich jedoch
leichte Schauer, die sich Tagesgangbedigt weiter auflösen.

In der Nacht kommt das Bodenhoch weiter ostwärts voran. Die und der Tagesgang
sorgen dafür, dass sich die Wolken verbreitet auflösen. Nur im Stau der Alpen
und am Nordrand des Erzgebirges bleibt es noch größtenteils wolkig. Ansonsten
breiten sich durch Abkühlung der relativ feuchten Grenzschicht vorwiegend im
Süden und in der Mitte dichte Nebelfelder aus. Dort, wo es längere Zeit klar
bleibt, muss mit Bodenfrost gerechnet werden. MOSMIX bietet dabei sogar
Temperaturen bis zu -4 °C an. Selbst Luftfrost ist in ungünstig gelegenen
Muldenlagen bevorzugt im zentralen Mittelgebirgsraum insbesondere in der Eifel
zu erwarten. Bezüglich der Frostwarnung wird weiterhin an der Strategie
festgehalten, Bodenfrost offensiv zu warnen und bei Luftfrost aufgrund des nur
vereinzelten Auftretens zurückhaltender zu agieren.

Mittwoch … schwächt sich das Cut-Off-Tief über Osteuropa weiter ab. Die Achse
des nordwesteuropäischen Keils erstreckt sich von Großbritannien bis über
Skandinavien. Vorderseitig hat sich das Hoch mit Schwerpunkt über
Nordwestdeutschland etabliert. Während der Osten noch unter dem Einfluss eines
ablaufenden Radtroges liegt, setzten sich im Westen auch in der Höhe
antizyklonale Verhältnisse durch. Im Osten bilden sich bei schwacher Labilität
im Tagesverlauf erneut Quellwolken. Die Schauertätigkeit ist dort aber nur
gering und beschränkt sich vornehmlich auf die Lausitz und die ostdeutschen
Mittelgebirge.
Im Westen verstärkt sich die Absinkinversion auf 700 hPa. Die darunterliegende
Grenzschicht ist noch relativ feucht. Dennoch reicht es allenfalls für einige
Quellwolken. Am meisten Sonne gibt es im Südwesten und im Norden, wo sich an der
Nordseite des Hochs Absinken bis 800 hPa durchsetzt und die Konvektion in der
Grenzschicht dadurch zunehmend gehemmt wird. Auch im Süden Deutschlands frischt
der Gradientwind aus Südost (leichte Biesenlage) etwas auf. Dadurch wird
trockenere Luft eingemischt und die Nebel und Hochnebelfelder lösen sich rasch
auf, wodurch auch hier mit viel Sonne und nur wenigen Quellwolken zu rechnen
ist. Die eingeflossene Polarluft kann sich in der Grenzschicht nur wenig
erwärmen, sodass die Höchstwerte maximal 19 °C erreichen.

In der Nacht zum Donnerstag zieht die Achse des Höhenkeils weiter
ost-südostwärts und befindet sich am Donnerstagfrüh auf einer Linie
Nordwestfrankreich, südliche Nordsee bis nach Finnland. Das Bodenhoch festigt
sich weiter über Deutschland. Somit lockert es auf. Vor allem im Süden gibt es
verbreitet Boden-, örtlich auch Luftfrost. Dort sorgt die leichte Biese für
etwas Durchmischung, sodass sich dort nicht so viel Nebel wie noch in der
Vornacht bildet. Dieser konzentriert sich größtenteils auf die Mitte und
teilweise auch den Osten.

Donnerstag … verschiebt sich der Schwerpunkt des Bodenhochs nach
Ostdeutschland und die Keilachse des Höhenhochs erreicht bis zum Abend den
Westen. Durch WLA und Absinken erwärmt sich die 850-hPa-Temperatur im äußersten
Südwesten bis auf 5 °C, während es im Osten unter Zufuhr polarer Luft mit 1 °C
kälter bleibt. Ruhiges Hochdruckwetter erwartet uns. Während sich das Absinken
im Westen bis in die unteren Schichten durchsetzt und für sonniges Wetter sorgt,
liegt die Absinkinversion im Osten auf etwa 700 hPa. Dort fließt mit einer
schwachen südwestlichen Strömung bodennah noch relativ feuchte Luft an der
Südostflanke des Hochs ein. Vor allem in der Nähe der ostbayerischen
Mittelgebirge sowie vorm Erzgebirge nordwärts können sich somit Nebel- und
Hochnebelfelder etwas länger halten. Sie gehen im Tagesverlauf wahrscheinlich
zunächst in Startocumulus, später in Cumulusbewölkung über, die an er Inversion
etwas breit läuft. Die Erwärmung geht Niedertroposphärisch wegen der doch schon
fortgeschrittenen Jahreszeit nur langsam von voran. Im Westen werden knapp 20
Grad erreicht, während es in den Gebieten mit dichterer Bewölkung etwas kälter
bleibt.
In der Nacht zum Freitag klart es wieder verbreitet auf mit der üblichen
Bodenfrost- und Nebelproblematik.

Freitag … schiebt sich die Achse des Höhenkeils über Deutschland. Auf dem
Atlantik beginnt jedoch die erneute Umstellung der Wetterlage: An der
Nordostflanke eines neuen kräftigen Atlantikhochs entwickelt sich ein neuer
Langwellentrog, der rasch ostwärts vorankommt und dessen Achse am Freitag über
Großbritannien liegt. Vorderseitig hat sich eine Tiefdruckrinne gebildet, die
über der Nordsee bis nach Frankreich reicht.
Somit verstärkt sich die WLA über dem Westen Deutschlands, wodurch im
Tagesverlauf immer mehr hohe, später mittelhohe Bewölkung aufzieht. Im Osten
bleibt es unter der Keilachse noch Nebelauflösung lange Zeit sonnig. Der
vorderseitig der Tiefdruckrinne leicht auffrischende Südostwind sorgt für etwas
Durchmischung. Zusammen mit der WLA können am Oberrhein bis zu 22 °C erreicht
werden. Auch sonst wird es mit 16 bis 20 °C wärmer als an den Vortagen.
In der Nacht zum Samstag amplifiziert sich der Trog weiter und kommt ostwärts
voran. Somit greift die Tiefdruckrinne mit starker Bewölkung und ein paar
Tropfen Regen auf den Westen über. Von Frankreich und der Schweiz zieht ein
schwaches Regengebiet in den Südwesten. Wegen der auch im Osten dichter
werdenden Bewölkung sind Nebel und Frost kein Thema.

Modellvergleich und -einschätzung

Die Modellsimulationen zeigen keine wesentlichen Unterschiede.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christian Herold