S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 18.09.2022 um 10.30 UTC

Anfangs wechselhaft, baldige, aber nur vorübergehende Wetterberuhigung, ab
Freitag wieder zunehmend wechselhaft, ein wenig milder.

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 25.09.2022

Zu Beginn der Mittelfrist am Mittwoch befindet sich noch ein breiter
Langwellentrog über Mittel- und Osteuropa, der sich peu à peu nach Osten
verlagert. Ein kurzwelliger Anteil, der den Haupttrog umläuft, sorgt aber
voraussichtlich vor allem im Osten und Südosten noch für zeitweilige
Niederschläge (oberhalb 1500 bis 2000 m in Form von Schnee). Ansonsten steigt
von Westen her der Luftdruck an, auch in der Höhe wölbt sich ein Keil von der
Iberischen Halbinsel gen Südskandinavien auf. Wolkenfelder einer ehemaligen
Warmfront eines Tiefs bei Island können wohl in den Nordwesten eindringen, unter
dem ansteigenden Luftdruck sollte die Wetterwirksamkeit aber recht gering sein.
Die Temperaturen sind mit 850 hPa-Werten durchweg unter 5 Grad weiterhin recht
herbstlich.

Der Donnerstag steht bereits wieder im Zeichen etwas nachlassenden
Hochdruckeinflusses. Der Höhenkeil wird von Norden etwas abgebaut und von Westen
nähert sich der nächste Trog, der von Island über den Britischen Inseln in
Richtung Biskaya ausgerichtet ist. Mi Annäherung des Troges von
Westen/Nordwesten bildet sich im Bodenniveau eine Tiefdruckrinne über
Westeuropa. Das darin eingelagerte Frontensystem eines Tiefdruckgebietes über
der Norwegischen See bzw. östlich von Island nähert sich im Tagesverlauf dem
Nordwesten Deutschlands. Damit kann in den Abendstunden bzw. in der Nacht zum
Freitag erster Regen auf den äußersten Nordwesten übergreifen. Zudem dreht die
Strömung auf West bis Südwest, so dass eine etwas mildere Luftmasse (850
hPa-Temperaturen um/etwas über 5 Grad) zunächst in die westlichen Landesteile
einfließt.

Am Freitag verlagert sich der westeuropäische Trog ostwärts und greift zudem
weiter südwärts aus, damit einhergehend vertieft sich auch die Tiefdruckrinne
noch etwas und greift samt eingelagertem Frontensystem im Tagesverlauf
allmählich auf ganz Deutschland über. Es regnet zeit- und gebietsweise. In der
Südwestströmung gelangt die etwas mildere Luftmasse mit 850 hPa-Temperaturen
über 5 auch bis in den Nordosten, im Südwesten sind es dann knapp 10 Grad.

Am Samstag amplifiziert der westeuropäische Trog weiter und erstreckt sich dann
von Skandinavien ausgehend über Westeuropa und die Iberische Halbinsel bis nach
Nordwestafrika, die Trogachse kommt kaum voran. Allerdings verlagert sich die
Tiefdruckrinne am Boden noch etwas ostwärts und liegt dann diagonal über
Deutschland. Dabei regnet es zeit- und gebietsweise, im Bereich höhenkälterer
Luft im Norden und Nordwesten eher schauerartig, nach Osten und Süden hin eher
skalig. Im Tagesverlauf verlagert sich die Tiefdruckrinne weiter ostwärts und
das Atlantikhoch schiebt einen Keil über Westeuropa ostwärts, so dass von Westen
der Luftdruck allmählich etwas ansteigt. Damit dreht auch die Strömung bodennah
wieder mehr auf Nordwest/Nord, so dass wieder zunehmend kühlere Luft (unter 5
Grad in 850 hPa) von Nordwesten nach Deutschland einfließt. Auch wenn am Boden
der Druck steigt, verbleibt der Nordwesten auf der Vorderseite des
Westeuropatroges und im Bereich höhenkalter Luftmassen, die Schauerneigung
bleibt somit voraussichtlich erhalten.

Am Sonntag sind die Vorhersagen noch extrem unsicher. Aus der Perspektive des
aktuellen IFS-Laufes liegen Tiefdruckrinne und Frontensystem noch über der
Osthälfte Deutschlands während von Westen der Luftdruck weiterhin etwas
ansteigt. Allerdings findet ein Abtropfprozess des westeuropäischen Troges in
Richtung Iberische Halbinsel statt, so dass die Front über
Süd-/Südostdeutschland und vor allem an den Alpen ins Schleifen gerät. Das
Trogresiduum verlagert sich im Tagesverlauf über dem Norden Deutschlands
ostwärts, so dass es dort trotz von Westen ansteigendem Luftdruck am Boden nicht
zu einer gänzlichen Wetterberuhigung, sondern weiterhin zu dem ein oder anderen
Schauer kommen kann. Betrachtet man allerdings die IFS-Modellläufe vom gestrigen
Tag, so zeigen diese den Abtropfprozess und das Schleifen der Front in deutlich
geringerem Maße und dafür das Durchschwenken des Troges sowie eine deutlich
markantere Austrogung bei bzw. westlich der britischen Inseln. Damit
einhergehend wurde die Bildung eines recht markanten Tiefs mit Zentrum bei
Schottland simuliert, welches zu Beginn der erweiterten Mittelfrist am Montag
recht eindrücklich aussieht und Potenzial für die erste Sturmlage des Herbstes
hätte. Wie erwähnt, sind die Unsicherheiten zum Ende der Mittelfrist und beim
Übergang in die erweiterte Mittelfrist noch sehr groß. Tendenziell deutet sich
in der erweiterten Mittelfrist der Fortbestand der wechselhaften Witterung bei
wieder etwas zurückgehenden Temperaturen an.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der aktuell vorliegenden IFS-Modellläufe kann bis einschließlich
Samstag als gut bis sehr gut bewertet werden.

Ab Sonntag nehmen die Unsicherheiten rasch und deutlich zu und setzten sich in
der erweiterten Mittelfrist zu Beginn der Folgewoche fort. Es gibt erste
Hinweise, dass sich beim Übergang zur erweiterten Mittefrist das erste Sturmtief
des Herbstes bei den Britischen Inseln zusammenbrauen könnte. Insgesamt aber
Verlauf sehr unsicher.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Bis einschließlich Freitag lassen sich beim Blick auf andere Globalmodelle wie
ICON und GFS in den Basisfeldern kaum nennenswerte Unterschiede finden, schaut
man genau ist GFS zeitlich leicht hinterher und etwas weniger zyklonal
aufgestellt. Die Unterschiede sind aber sehr gering. Den Abtropfprozess, der im
aktuellen IFS-Lauf für Sonntag anvisiert ist, hat ICON bereits am Samstag und
noch etwas weiter westlich im Programm. GFS ist hier nicht so sehr von einem
Abtropfen überzeugt und lässt den Trog langsam aber sicher durchschwenken und
auch von einer markanten Tiefentwicklung in der erweiterten Mittelfrist
(Stichwort: potenzielle erste Sturmlage des Herbstes??) deutet sich in den
GFS-Prognosen nicht an.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die Clusteranalyse des IFS-EPS liefert für den ersten Zeitraum von Mittwoch 00
UTC bis Donnerstag 00 UTC (+72 bis +96 h) drei relativ gleich besetzte Cluster
mit 19, 18 und 14 Membern wobei der Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 1
einsortiert werden. Es sind leichte unterschiede in der Trog-Keil-Struktur
(etwas mehr oder weniger ausgeprägterer Keil samt leichten Unterschieden
hinsichtlich des Bodenhochs). Insgesamt sind die Abweichungen aber sehr gering
und es ist fraglich, ob diese prognoserelevant sind.
Im Folgezeitraum von Freitag 00 UTC bis Sonntag 00 UTC (+120 bis +168 h) werden
zwei Cluster angeboten (33 bzw. 18 Member, Haupt- und Kontrolllauf im stärker
besetzten Cluster 1). Cluster 1 zeigt wie der deterministische Lauf den
Abtropfprozess zur Iberischen Halbinsel und das Durchschwenken des
Trogresiduums. Cluster 2 legt den Fokus auf eine sehr markante Austrogung über
der Nordsee und somit einem deutlicheren Fortbestand der Troglage mit
wechselhafter Witterung.
Für die erweiterte Mittelfrist von Montag 00 UTC bis Mittwoch 00 UTC (+192 bis
+240 h) wird mit fünf Clustern das komplette Spektrum zwischen Tief- und
Hochdruckeinfluss für Deutschland abgedeckt – unsicherer geht es kaum. Auch die
potenzielle Sturmlage zu Beginn der erweiterten Mittelfrist ist in einem Cluster
mit 5 Membern zu finden…

Die bisher beschriebene Wetterentwicklung und die angesprochenen Unsicherheiten
spiegeln sich auch in den Rauchfahnen an den betrachteten Standorten innerhalb
Deutschlands wieder. Bis Samstag zeigt sich bei der Kurvenschar des
Geopotenzials in 500 hPa eine ziemlich enge Bündelung, die zum Sonntag rasch und
deutlich zunimmt, zudem zeichnet sich kein Schwerpunkt bzw. keine Häufung in
einem Geopotenzialbereich ab. Ähnliches lässt sich für den Verlauf der 850
hPa-Temperatur sagen. Hinsichtlich der Niederschlagssignale stimmt das Minimum
mit den bisher gemachten Aussagen einer Wetterberuhigung von West nach Ost im
Laufe des Mittwochs und einem weitgehend störungsfreien Donnerstag überein. Zum
Freitag hin häufen sich die Niederschlagssignale wieder und bleiben in der Folge
erhalten inklusive erhöhter Signale zum Sonntag im Süden (Stichwort:
Abtropfprozess und mögliches Schleifen der Front im Süden).

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Im Prinzip stehen im gesamten Mittelfristzeitraum keine markanten
Wetterereignisse an. Lediglich das Temperaturniveau ist für die Jahreszeit recht
niedrig, was auch beim EFI zum Ausdruck kommt, und so kann zu Beginn der
Mittelfrist am Mittwoch vor allem in den Alpen oberhalb 1500 bis 2000 m noch
etwas Schnee fallen – markante Mengen werden aber nicht erwartet.

Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOS-Mix

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger