S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Freitag den 16.09.2022 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 16.09.2022 um 10.30 UTC
Anfangs herbstlich windig und kühl. Zur Wochenmitte freundlicher und langsam
milder.
Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 23.09.2022
Zu Begin des mittelfristigen Vorhersagezeitraum, kommenden Montag reicht ein
Langwellentrog von Skandinavien und Westrussland über das östliche Mitteleuropa
bis nach Bulgarien und den Norden Griechenlands. Dabei wird eine feucht-kühle
Luftmasse nach Deutschland geführt. Im Bereich einer Konvergenz, die vom
Baltikum bis in den Osten Deutschlands reicht kommt es wiederholt zu Schauern
und Gewittern. Dem steht ein Hoch über den Britischen Inseln gegenüber, was dort
für ruhiges frühherbstliches Wetter sorgt. Ein Keil des Hochs reicht bis in den
Südwesten Deutschlands, so dass es dort Wolkenlücken und kaum zu Schauern kommen
wird. Bei 850 hPa Temperaturen von 2 Grad im Nordosten und etwa 6 Grad im
Südwesten ist es verhältnismäßig kühl.
Am Dienstag ändert sich noch recht wenig an den großräumigen Strukturen, der
Langwellentrog zieht etwas nach Nordosten Richtung Russland weiter und das Hoch
bei den Britischen Inseln dehnt sich etwas mehr Richtung Deutschland aus. Somit
sind vor allem im Osten Deutschlands noch viele Schauer unterwegs, während nach
Südwesten die sonnigen Phasen etwas länger andauern werden. Bei den 850 hPa
Temperaturen ändert sich kaum etwas, so dass es weiterhin recht kühl bleiben
wird.
Am Mittwoch setzt sich dann immer mehr der von Westen nahende Keil bzw. das
Bodenhoch durch, wobei sich über Deutschland ein eigenständiges Bodenhoch durch.
Das sorgt für eine durchgreifende Wetterberuhigung. Dabei entwickeln sich noch
letzte Schauer (bevorzugt im Bergland). Im Südwesten und Süden werden die
Wolkenlücken immer größer und länger andauernd. Die Schneefallgrenze steigt von
Süden sukzessive auf über 2000 m an.
In der Nacht zum Donnerstag muss gebietsweise mit Nebel gerechnet werden und das
bei Tiefstwerten von 9 bis 4 Grad, im oberen Bergland des Bayerischen Waldes
sowie der Alpen kann es bei längerem Aufklaren auch mal in Richtung Gefrierpunkt
gehen und nur im Umfeld der warmen See bleibt es mit unteren zweistelligen
Werten vergleichsweise mild.
Am Donnerstag setzt sich zunehmender Hochdruckeinfluss durch, Niederschläge sind
nicht mehr zu erwarten und durch die Verlagerung des Hochschwerpunktes nach
Polen gelangt Deutschland zunehmend auf die warme Seite des Hochs, so dass die
850 hPa Temperaturen wieder leicht ansteigen. Im Südwesten werden dann schon
wieder 20 Grad Höchsttemperaturen erreicht.
Am Freitag verlagert sich das Hoch von Polen bis nach Russland, so dass sich von
Frankreich her ein Tiefdruckrinne auf den Westen Deutschlands übergreifen kann.
Eine darin eingelagerte Bodenfront erreicht im Tagesverlauf den Westen
Deutschlands. Sie bringt dichte Wolkenfelder und zeitweilige Regenfälle. Durch
einen deutlichen Temperaturanstieg auf 5 bis 10 Grad in 850 hPa werden am Boden
Höchstwerte von 16 bis 21 Grad erreicht.
In der erweiterten Mittelfrist wird Deutschland zeitweilig von Frontenzügen
überquert, ist die Luftmasse zunächst noch mild, so wird sie im weiteren Verlauf
von Norden her durch eine feucht-kühle Luftmasse ersetzt, so dass die
Temperaturen wieder deutlich absinken werden.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
IFS hat die Entwicklung in den jüngsten Läufen insgesamt gut im Griff. Dabei
überwiegt in Deutschland zunächst im Umfeld eines umfangreichen Langwellentroges
über Nordosteuropa ein zyklonaler Einfluss mit einer wechselhaften und kühlen
Witterung, bevor zur Wochenmitte mit einem von Westen nahenden Keil eine
durchgreifende Wetterberuhigung zu erwarten ist.
Diese hält bis kommenden Freitag an.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Auch die anderen gängigen Modelle wie ICON, GEM GFS und UKMO zeigen ähnliche
Ergebnisse, kleinere Unterschiede ergeben sich allenfalls in der genauen
zeitlichen Abfolge einzelner durchziehender kurzwelligen Anteile. Summa summarum
wird zwar der grobe Ablauf recht gut erfasst (erst zyklonal, dann antizyklonal
geprägt), Feinheiten wie z.B. Kurzwellenpassagen sind jedoch auch weiterhin mit
größeren Unsicherheiten behaftet.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Clusteranalyse dieser Mittelfrist beginnt mit 3 Clustern (Regime
Atlantikrücken) und einem breiten Trog über Mittel- und dem östlichen Europa.
Für Deutschland ergeben sich keine nennenswerten Diskrepanzen.
In der Folge nimmt die Anzahl der Cluster auf 4 zu, wobei der Kontrolllauf und
der det. Lauf jeweils im 1. Cluster zu finden sind. Das anfangs dominante Regime
„Atlantikrücken“ wechselt in der Folge mehr zu „NAO-“ oder „Blockierung“, wobei
der Langwellentrog nur zögernd nach Osten zieht. Diese Verlagerung wird überall
gezeigt, die Unterschiede ergeben sich beim Blick auf die Geometrie des Troges,
sodass es mit Blick auf Kurzwellenpassagen sicherlich noch die eine oder andere
Überraschung geben kann (besonders für den Norden und Osten Deutschlands). Ab
der Wochenmitte dominiert dann aber zunehmend der Keil, wobei die Unsicherheiten
wieder etwas abnehmen. Nur noch 3 Cluster, antizyklonale Westlage.
Die Meteogramme ausgewählter Städte in Deutschland zeigen einheitlich den kühlen
und zunächst noch wechselhaften Abschnitt, bevor es ab der Wochenmitte trockener
und etwas milder wird. Die Rauchfahnen sind die gesamte Mittelfrist über
vergleichsweise eng gebündelt (500 hPa Geopotenzial und 850 hPa Temperatur),
wobei der Kontrolllauf und der HRES beide recht gut eingebettet in der
Modellschar liegen.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Der EFI hebt bis zur Wochenmitte durchweg die recht kühle Witterung hervor, wird
jedoch beim Thema „WINDBÖEN“ am Sonntag mit Werten um 0.8 über der Mitte und dem
Süden deutlicher (keine Sturmlage, aber dennoch im Tiefland häufige Bft 7 Böen
mit markanten Böen Bft 8 bis 10 im (exponierten) Bergland). Diese Signale
schwächen sich in der Folge bis zum Dienstag sukzessive ab.
Danach gibt es keine Signale für markante Wetterereignisse.
Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-ENS, MOSMIX, MOS-ECMF
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer