S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 24.08.2022 um 10.30 UTC

Sommer 2022 – das warŽs (wahrscheinlich). Am Samstag Gewitter mit
Unwettergefahr, ab Sonntag von Norden und Westen her Entspannung und spürbar
kühler.

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 31.08.2022

Am Samstag gelangt Deutschland an die Vorderseite eines vom Nordmeer über die
Nordsee hinweg nach Westeuropa reichenden breiten Troges. Über Osteuropa hält
sich ein breiter Höhenrücken, was über dem Vorhersagegebiet eine
süd-südwestliche Strömung zur Folge hat. Mit dieser wird feuchtlabile
Subtropikluft aus dem westlichen Mittelmeerraum advehiert. Bei geringen
Luftdruckgegensätzen entwickeln sich verbreitet Gewitter, wobei aufgrund einer
geringen Verlagerungsgeschwindigkeit Unwettergefahr vor allem durch heftigen
Starkregen besteht. Eine leichte Entspannung zeichnet sich rückseitig einer
Kaltfront lediglich im Nordwesten und im äußersten Westen Deutschlands ab.
Am Sonntag greift der Trog von der Nordsee kommend auf Deutschland über, wo er
sich auch am Montag noch hält. Die feuchtlabile Mittelmeerluft wird allmählich
nach Osten abgedrängt, bis dahin sind am Sonntag im Osten, Südosten und im
östlichen Mittelgebirgsraum erneut Gewitter zu erwarten, wobei infolge von
Entrainmentprozessen aus einem über der Nordsee liegenden Bodenhochkeil heraus
die Unwettergefahr zusehends geringer wird. In weiten Teilen Deutschlands setzt
sich dann kühlere Luft durch. Am Montag erfolgt auch in den östlichen und
südlichen Landesteilen Entspannung. Lediglich an den Alpen bleibt eine leichte
Gewitterneigung bestehen. Zudem kommt im Norden eine rege Schauertätigkeit bis
hin zu kurzen Gewittern in Gang.
Am Dienstag tropft der Trog über der deutschen Ostseeküste aus, was die
Schauertätigkeit im Norden und Nordosten und dort vor allem an der Küste
aufrecht hält. Dabei dürfte die 20 Grad-Marke kaum mehr überschritten werden.
Ansonsten hält sich antizyklonaler Einfluss, wobei im Süden Maxima um 25 Grad zu
erwarten sind. Nennenswerte Niederschläge sind nicht in Sicht.
Am Mittwoch setzt an der Nordwestflanke des nach Nordwestpolen abziehenden
Höhentiefs durch „herumgeholte“ Warmluft Aufgleiten ein, was im Nordosten
zeitweise Niederschläge zur Folge hat. An den Alpen dürfte durch den Trog, der
von dem nach Polen ziehenden Höhentief ausgeht, die Gewittertätigkeit etwas
aufleben. Ansonsten ergibt sich gegenüber den beiden Vortagen keine wesentliche
Änderung.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum gelangt Deutschland an die
Südflanke einer vom mittleren Nordatlantik über Schottland und Litauen hinweg
bis zur Ukraine reichenden Hochbrücke. Im Norden und Nordosten lassen die
Niederschläge nach und es setzt ein leichter Temperaturanstieg ein.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Bereits ab dem Wochenende kann von einer Konsistenz nicht mehr so recht die Rede
sein. Mit dem gestrigen 12 UTC-Lauf wird eine rasche Abkühlung eingeleitet. Der
hereinschwenkende Trog, der diesen Wetterwechsel auslöst, liegt am Montag nach
den beiden jüngeren Modellläufen bereits ca. 800 km weiter östlich als es noch
der gestrige 00 UTC-Lauf gezeigt hatte. Folglich werden im 850 hPa-Niveau auch
um 5 K tiefere Temperaturen prognostiziert.
Den ab Dienstag beschriebenen Austropfprozess hatte auch der gestrige 00
UTC-Lauf im Programm.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum dürfte sich die Frontalzone in
relativ zonaler Ausrichtung und nördlicher Lage von Südgrönland über das
Nordmeer hinweg bis nach Nordwestrussland durchsetzen. Die beiden gestrigen
Modellrechnungen hatten einen Trog über den Britischen Inseln im Angebot. Der
wird nunmehr nicht wieder simuliert.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Mit der Beschleunigung der Entwicklung seitens des aktuellsten Laufes hat EZMW
den Schwenk hin zu den anderen verfügbaren Modellen vollzogen. Allerdings
ergeben sich bereits ab Sonntag Unterschiede, was die Ausprägung des nach
Deutschland hereinschwenkenden Troges betrifft. Dieser wird von GFS am
schwächsten simuliert. UKMO lässt diesen Trog am raschesten nach Osten
vorstoßen, die anderen Modelle stützen die EZMW-Version. Ab Montag werden die
Unterschiede bzgl. der Verlagerung dieses Troges rasch größer. UKMO zeigt diesen
Trog dann bereits 800 km weiter östlich als EZMW und auch das Modell des
kanadischen Wetterdienstes.
Den oben beschriebenen Austropfprozess haben die anderen Modelle nicht im
Programm und lassen diesen Trog über Skandinavien hinweg nach Westrussland
schwenken. Lediglich das kanadische Modell lässt diesen Trog über Polen
ebenfalls austropfen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum erfolgt nach GFS ein weiterer,
nach Norddeutschland gerichteter Austropfprozess, was für den Norden und
Nordosten Deutschlands einen sehr wechselhaften und kühlen Wettercharakter zur
Folge hätte. Das kanadische Modell hält an dem Höhentiefkomplex über Osteuropa
fest. Demnach würde sich von Südgrönland ausgehend ebenfalls die Frontalzone
südostwärts durchsetzen, aber mit einer über Frankreich und Mitteleuropa hinweg
in den Schwarzmeerraum erfolgenden Ausrichtung. Die Folge wäre ein signifikant
niedrigeres Temperaturniveau als nach den anderen Modellen. Demnach wäre auch im
Süden Deutschlands der Sommer vorbei.

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Das EPS des GFS zeigt wie der hauseigene deterministische Lauf Die Passage eines
flachen Troges. Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum dürfte sich
die Frontalzone ähnlich wie bei EZMW nach Osten durchsetzen, wobei gegenüber
EZMW eine geringfügig nach Süden verschobene Lage der Hochbrücke erwartet wird.
Der Spread ist deutschlandweit relativ gering. Bemerkenswert ist, dass die
aktuelleren Modellläufe tendenziell die Hochbrücke etwas kräftiger rechnen und
auch das Geopotential ein wenig höher simulieren als weiter zurückliegende
Modellläufe.
Das EPS des EZMW stützt die oben beschriebene Entwicklung. Ein erhöhter Spread
der Temperaturen im 850 hPa-Niveau ist als Hinweis zu werten, dass hinsichtlich
der Frage, wie rasch sich die kühlere Luft nach Osten durchsetzt und wie
ausgeprägt die Abkühlung erfolgt, noch Unsicherheiten bestehen. Bei Betrachtung
der Cluster zeigt sich, dass 20 von 51 Einzellösungen (für den Zeitraum bis
H+168) diese Trogpassage und damit auch die Abkühlung überhaupt nicht im
Programm haben. Demnach wäre es fraglich, ob dieser Wetterwechsel in Gang kommt
oder ob vielleicht das Ende des Sommers hinausgeschoben wird. Danach, d.h. für
den erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum, wird jedoch eine Troglage
(die durchaus auch heftiger ausfallen kann wie oben beschrieben)
wahrscheinlicher. Die übergroße Mehrzahl der Lösungen zeigt einen
Temperaturrückgang mit einem Tiefpunkt etwa zum Monatswechsel, wobei sich im
Norden dann wieder eine zögernde und leichte Erwärmung andeutet. Das Clustering
gemäß Großwetterlagen favorisiert ein Hoch, das über Nord- bzw. Nordwesteuropa
zu finden ist und wodurch sich somit das Zirkulationsmuster des extrem trockenen
Sommers, wenngleich auf einem niedrigeren Temperaturniveau, erneut einstellt.
Wenn man mal von der Gewitterlage am Wochenende (vor allem am Samstag) absieht
sind ansonsten abseits der Alpen keine Niederschläge, die der Trockenheit ein
Ende bereiten könnten, in Sicht.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Am Samstag sind vor allem im Osten und Süden Gewitter mit Starkregen, kleinem
Hagel und Sturmböen zu erwarten. Unwettergefahr besteht vor allem durch heftigen
Starkregen, der in der Nacht zum Samstag in teils mehrstündigen Starkregen
übergeht. Ansonsten sind nur einzelne und schwächere Gewitter zu erwarten. Im
Nordwesten und im äußersten Westen kommt bereits eine Stabilisierung in Gang.
Am Sonntag entwickeln sich im äußersten Osten, im östlichen Mittelgebirgsraum
sowie im Südosten erneut Gewitter, teils ist auch mehrstündiger Starkregen
möglich. Insgesamt wird die Wahrscheinlichkeit von Unwettern geringer als am
Samstag. In den anderen Gebieten sind keine markanten Wettergefahren zu
erwarten.
Am Montag und Dienstag treten im Norden und Nordosten wiederholt Schauer oder
kurze Gewitter auf, Starkregen ist mit geringer Wahrscheinlichkeit allenfalls an
der Küste vorstellbar. Außerdem sind an den Alpen, in der Bodenseeregion und im
Hochschwarzwald im späteren Tagesverlauf einzelne Gewitter zu erwarten, dort ist
Starkregen nicht auszuschließen.
Am Mittwoch besteht an und in den Alpen weiterhin eine leichte Gewitterneigung.
Ansonsten sind keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse zu erwarten.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS + EPS (EZMW)

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann