S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 18.08.2022 um 10.30 UTC

Anfangs leicht wechselhaft. Im Laufe der nächsten Woche dann Aufbau einer
Hochdruckbrücke (BM Brücke Mitteleuropa).

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 25.08.2022

Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Sonntag liegt
Deutschland auf der Südflanke eines vergleichsweise schmalen Höhentroges. Dieser
erstreckt sich anfangs von Ostgrönland bis zur Nordsee, schwenkt im Tagesverlauf
aber langsam ost-nordostwärts. Im Bodendruckfeld sieht das Muster etwas
antizyklonaler aus, was einem sich ostwärts ausweitenden Keil des Azorenhochs
geschuldet ist. Der Keil verfügt durchaus über Talent und sorgt in weiten
Landesteilen für heiter bis wolkige und vielfach trockene Bedingungen. An den
Flanken des Keils zeigt sich das Wetter allerdings leicht anfällig, was
unterschiedliche Gründe hat. Im äußersten Süden und Südosten halten sich noch
Reste potenziell instabiler Warmluft, in der sich schwerpunkmäßig über dem
Bergland (Alpennähe, Bayerischer Wald) einzelne Schauer und Gewitter entwickeln.
Im Nordwesten sorgt die schwache Front eines Tiefs über der Norwegischen See für
einen erhöhten Wolkenanteil und leichte Regenfälle, die von der Nordsee und SH
bis hinunter nach Westfalen reichen. Mit rund 8°C an der Deutschen Bucht und
etwa 12°C im äußersten Süden (die Rede ist jeweils von 850 hPa) bewegt sich das
Temperaturniveau vorübergehend auf einem gemäßigten Niveau.

Zu Beginn der neuen Woche am Montag wird der Bodenhochkeil nach Osten
abgedrängt. Stattdessen übernimmt das okkludierende Frontensystem eines weiteren
Tiefs zwischen Schottland und Island das Heft des Handelns in die Hand.
Gemeinsam mit einem Randtrog in der Höhe passiert das System den Vorhersageraum
langsam und unter Abschwächung ostwärts. Vor allem der Westen und Nordwesten
dürfen dabei auf Regen hoffen, gebietsweise werden von IFS 5 bis 10 l/m² innert
12 h angeboten. Im Süden und Osten kommt davon allerdings nichts mehr oder nur
marginal was an, dort scheint dafür für längere Zeit die Sonne. T850 steigt
etwas an auf ca. 10 bis 14°C.

Am Dienstag steigen Luftdruck und Potenzial allmählich an. So schiebt sich von
Frankreich respektive Südwesteuropa der Keil eines Höhenrückens bis nach
Deutschland vor, während sich gleichzeitig eine Brücke zwischen dem Azorenhoch
und einem Hoch über Russland aufbaut. Riecht nach Hochdruckeinfluss, ist auch
so, allerdings zeigen sich im Westen und Norden zunächst noch ein paar
Schwachstellen, die auf den Keil überlaufende WLA zurückzuführen sind. Mit
anderen Worten, dort ist nicht nur der Wolkenanteil größer als im Osten und
Süden, hin und wieder kann es sogar etwas regnen oder nieseln. Während T850 im
Nordwesten bei rund 11°C verharrt, steigt die Temperatur im Süden z.T. schon
wieder auf etwas über 15°C an.

Dieser Trend setzt sich am Mittwoch und Donnerstag fort, wenn sich die Brücke
kräftigt (Druckanstieg auf Werte um oder etwas über 1020 hPa). Auch in der Höhe
wird das antizyklonale Setup zementiert, indem der o.e. Keil Verbindung zu einem
Rücken über Osteuropa aufnimmt, so dass quasi eine Potenzialbrücke entsteht.
Folgerichtig nimmt die ohnehin nicht überbordend ausgeprägte
Regenwahrscheinlichkeit immer weiter ab, wohingegen Sonnenscheindauer und
Temperatur tendenziell zunehmen (T850 am Donnerstag im Süden um 17°C, im Norden
um 13°C).

Kurzer Ausblick in die erweiterte Mittelfrist bis Sonntag, 28. August 2022: Es
beginnen die letzten Tage des meteorologischen Sommers. Von Westen Annäherung
eines Höhentrogs mit vorgeschalteter Kaltfront und Bildung einer meridional
exponierten Rinne. Entsprechend zunehmende Regen- und Gewitterwahrscheinlichkeit
mit teils heftigen konvektiven Umlagerungen bis in den Unwetterbereich.

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs

Die Konsistenz der letzten Modellläufe von IFS (ECMF) ist gut bis sehr gut. Die
Basisfelder zeigen eine hohe Kongruenz, beim Niederschlag halten sich die
Diskrepanzen im Rahmen. Von daher muss am gestrigen Vorhersagekonzept – zunächst
leicht wechselhaft, im Wochenverlauf allmählicher Temperauranstieg – nur wenig
geschraubt werden.

Vergleich mit anderen globalen Modellen

Wirklich von der IFS-Lösung abweichende Ideen bringen die anderen Modelle nicht
aufs Tableau. Die Ähnlichkeiten sind groß, auch wenn im Detail – naturgemäß
möchte man hinzufügen – ein paar Unschärfen nicht wegzudiskutieren sind. So
sieht z.B. GFS die Potenzialbrücke zur Wochenmitte etwas schwächer als IFS und
ICON, die Auswirkungen sind aber überschaubar (erhöhte Schauerneigung im Osten).

Bewertung der Ensemblevorhersagen

Die IFS-EPS-Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte zeigen bis Mitte nächster
Woche einen relativ eng gebündelten Verlauf. Erst ab Mittwoch/Donnerstag nimmt
der Spread zu, wobei sich aber trotzdem einige Kernaussagen extrahieren lassen:
Erstens, die Niederschlagssignale nehmen wieder zu. Zweitens, das Potenzial
nimmt langsam aber stetig ab. Drittens, der Temperaturtrend ist uneindeutig, das
Gros der Ensembles bleibt aber auf recht hohem Niveau.

Etwas überraschend werden für den Zeitraum T+72…96h (Sonntag bis Montag) drei
Cluster angeboten (Regime „Blockierung“), die sich im Vorhersageraum aber nur
marginal unterscheiden. Von Dienstag bis Donnerstag (T+120…168h) erhöht sich die
Anzahl der Cluster auf fünf. Auch hier fällt es schwer, substanzielle
Unterschiede zu finden, insbesondere in unserem Raum. Alle Lösungen zeigen
weiterhin eine Blockierung und den Aufbau einer Brücke. Etwas unruhig ist es
allerdings über dem nahen Atlantik, wo die Konfiguration und die genaue
Positionierung des o.e. Höhentrogs (der in der erweiterten Mittelfrist zu uns
kommen soll) und des korrespondierenden Bodentiefs dem EPS offensichtlich
Kopfzerbrechen bereiten. In der erweiterten Mittelfrist ab Freitag (T+192…240h)
herrscht innerhalb der vier angebotenen Cluster dahingehend Einigkeit, dass sich
die Blockierung fortsetzt. Unterschiedlich wird das Übergreifen des Höhentrogs
eingeschätzt, wobei das mit 17 Fällen besetzte CL 1 dem Haupt- und Kontrolllauf
am nächsten kommt. CL 2 und 4 (14 und 8 Fälle) sind in Mitteleuropa respektive
Deutschland antizyklonaler aufgestellt, während CL 3 (12 Mitglieder) eine
Zwischenlösung markiert.

FAZIT: Der Verlauf bis Mitte der kommenden Woche ist auf Basis der
deterministischen und probabilistischen Prognosen mehr als solide eingetütet.
Danach ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, ob es eher zyklonal oder eher
antizyklonal weitergeht.

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen

Allzu viel gibt die Mittelfrist auf dem Sektor signifikanter Wettererscheinungen
nicht her. Mit dem Aufbau der Hochdruckbrücke wird die Wetteraktivität erheblich
gedämpft, so dass uns trotz vorheriger Regenfälle und Gewitter das Thema
„Trockenheit“ weiter beschäftigen wird. Am Sonntag gibt es an den Alpen sowie
über den südostbayerischen Mittelgebirgen noch eine geringe
Gewitterwahrscheinlichkeit, das warŽs dann aber auch erst mal.

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit IFS-EPS und Modellmix.

VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann