S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T ausgegeben am Dienstag, den 02.08.2022 um 10.30 UTC
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 02.08.2022 um 10.30 UTC
Zunächst noch markante Hitzewelle, zum Wochenende allmählich Entspannung, dabei
Luftmassenwechsel mit Durchzug von teils unwetterartigen Schauern und Gewittern.
Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 09.08.2022
Am Freitag, zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums, weitet sich
Langwellentrog mit Zentrum im Seegebiet zwischen Island und Norwegen nach Süden
Richtung Mitteleuropa hin aus. Somit herrscht in Deutschland weiterhin eine
Südwestliche Höhenströmung vor. In diese Strömung eingelagert befindet sich eine
schwach wellende Kaltfront, vorderseitig dieser wird feuchtlabil geschichtete
Warmluft herangeführt, so dass in der Südhälfte weiterhin 850er Temperaturen von
über 20 Grad zu finden sind. Über den Norden verschärft sich gleichzeitig der
Temperaturgradient mit der weiter nur zögerlich vorankommenden Kaltfront. So
liegt die 850er Temperatur im äußersten Nordwesten zum Mittag nur noch bei 7
Grad. Die Folge ist die Bildung von teils unwetterartigen Schauern und
Gewittern, wobei Starkregen und Hagel das entscheidende Element sein dürfte. Die
Gefahr von schweren Sturmböen oder orkanartigen Böen ist hingegen nicht sehr
hoch. In der Nacht zum Samstag verliert die Kaltfront bei ihrem Vorankommen nach
Süden allmählich ihre Wetterwirksamkeit. Dies ist zum einen, weil sie von KLA
überlaufen ist (überall am Boden Winddrehung auf Nord) und zweitens zunehmend
parallel zur Höhenströmung verläuft.
Noch ein Satz zu den Temperaturen.
Die Maxima liegen in der Südhälfte und im Osten weiter über 30 Grad, im Süden
oft auch über 35 Grad bis lokal 39 Grad. In Nordseenähe werden hingegen nur
wenig über 20 Grad erwartet.
Am Samstag flacht der Höhentrog weiter ab und die Höhenströmung wird über
Deutschland zunehmend indifferent und zonal orientiert. Am Boden kann sich ein
Hochkeil von den Britischen Inseln bis in den Norden von Deutschland erstrecken.
Die 850 hPa Temperatur weist ein klares Süd-Nord Gefälle von 17 Grad am
Alpenrand und 4 Grad an der Grenze zu Dänemark auf, wobei der schärfste Gradient
über der Mitte zu finden ist. Dieser Bereich bildet auch in etwa die Lage der
mittlerweile kaum noch aktiven Kaltfront ab. Verstärkte Gewitteraktivität ist
hingegen im Süden, in den Resten der feuchtlabilen Luftmassen zu erwarten. Bei
deutlich abnehmender Höhenströmung und hohen ppw-Werten besteht dann
Unwettergefahr vor allem durch Starkregen. Dazu werden im Süden nochmal teils
über 30 Grad, im Norden nur wenig über 20 Grad erwartet.
Am Sonntag erreicht Deutschland von Nordwesten nochmal ein Kurzwellentrog, die
die Reste der Kaltfront über der südlichen Mitte nochmal aktivieren können.
Sonst gibt es auch im Süden in der feuchtlabilen Luftmasse im Tageverlauf neue
Gewitter. Dabei besteht vor allem Starkregengefahr bis lokal in den
Unwetterbereich.
Am Montag ziehen sich die Feuchte- und Gewitterreste zum Alpenrand zurück. Von
Westen verstärkt sich ein Rücken und stützt ein Bodenhoch mit Zentrum über der
südlichen Nordsee. Die sich damit ergebende östliche Bodenströmung führt mäßig
warme und trockene Luftmassen in die Mitte und den Norden des Landes.
Am Dienstag zieht die feuchtlabile Luftmasse weiter nach Südosten ab. Von westen
setzt sich zunehmend Hochdruckeinfluss durch. Warnwürdige Wettererscheinungen
sind nicht mehr in Deutschland zu erwarten.
In der erweiterten Mittelfrist dominiert zunächst der Hochdruckeinfluss, ehe
Mitte kommender Woche ein neuer Trogvorstoß über Westeuropa einen neuen
Warmluftvorstoß nach Deutschland zur Folge haben könnte, was erneut zu einer
starken Wärmebelastung führen würde.
Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Die grundlegende Entwicklung der Großwetterlage gestaltet sich in den
verschiedenen Modellläufen ziemlich ähnlich. Es fällt allerdings auf, dass das
Vorankommen der Kaltfront zum Ende der Woche gegenüber den vorangegangenen
Läufen deutlich verlangsamt wurde und sich damit die Hitzewelle vor allem in der
Südhälfte auch noch am Freitag halten wird. Der Grund ist vor allem darin zu
finden, dass der Trog im Vergleich zum gestrigen 00 UTC Lauf deutlich stärker
abflacht und damit der gesamte Trog weniger progressiv ist.
Nachfolgend zeigen alle Läufe eine deutliche Zonalisierung der Höhenströmung und
ein Süd-Nord-Gefälle bei der Temperaturentwicklung.
Vergleich mit anderen globalen Modellen
Der Vergleich der verschiedenen Globalmodelle zeigt insgesamt nur geringe
Unterschiede auf. Zunächst weitet sich in allen Modellen der Trog über
Nordeuropa nach Süden Richtung Mitteleuropa hin aus. Wodurch die damit
Verbundene Kaltfront konvektive Prozesse generiert. Danach schiebt sich eine
langgestreckte Hochdruckzone vom nahen Nordatlantik über die britischen Inseln
bis nach Mitteleuropa vor. Die gescheit je nach Modell mit leichten temporären
Unterschieden und geringen räumlichen Differenzen. Aber generell sieht es so
aus, dass in der erweiterten Mittelfrist eine erneute Hitzewelle recht
wahrscheinlich ist. Etwas weniger wahrscheinlich hierfür wäre die Variante des
Kanadischen Modells.
Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen des ECMWF zeigen bis zur Nacht auf Freitag einen gebündelten
Verlauf. Ab den Freitag/Samstag nimmt der Spread deutlich zu. Alle Member zeigen
einen deutlichen Abwärtstrend bei der 850 hPa Temperatur. Allerdings wird dies
unterschiedlich rasch prognostiziert. Haupt- und Kontrolllauf liegen nah
beieinander und stellen eine recht späte Variante dar, während der Median die
Abkühlung rund 12 h eher sieht. Daneben gibt es aber auch noch Einzellösungen,
welche die Abkühlung nochmal etwa 6 h später prognostizieren. Beim Vergleich mit
dem gestrigen 00 UTC Lauf, hat sich der Median aber als Ganzes etwas zum
späteren Luftmassenwechsel verschoben.
Ab dem Samstag verlaufen alle Member auf niedrigerem Niveau, bei allerdings
recht großem Spread von bis zu 10 K. Haupt- und Kontrolllauf stellen dabei
Lösungen am Oberrand der T850 hPa Prognose dar. Die Niederschlagssignale im
Ensemble sind nur gering mit einem klaren Maximum in der Nacht auf und am
Samstag selbst. In der neuen Woche gibt es nur noch wenige Signale im Ensemble.
Im Vergleich zum gestrigen 00 UTC Lauf sind die Niederschlagssignale deutlich
zurückgegangen.
Das Clustering des ECMWF zeigt für den Zeitraum +120 bis +168 h (Sa00 bis Mo00)
vier Cluster. Die Unterschiede betreffen vor allem eine mögliche Amplifizierung
eines Trogvorstoßes von der Nordsee. Der meistbesetzte Cluster 1 zeigt einen
deutlich flacheren Trog, als die anderen Cluster. Insgesamt halten sich
Unterschiede der vier verschiedenen Lösungen für Mitteleuropa aber in Grenzen.
Im Zeitraum +192 bis +240 h (Di00 bis Do 00) werden fünf Cluster angeboten.
Abgesehen vom am schwächsten besetzten Cluster 5 sehen alle anderen Lösungen
ziemlich antizyklonal aus. Wiederum interessant, dass sowohl Haupt-, als auch
Kontrolllauf dieser zyklonaleren Variante zugeordnet werden. Die restlichen
Cluster unterscheiden sich dahingehen wie stark der Rücken sich amplifizieren
kann und wo genau seine Achse und Drehzentrum zu finden sein werden.
Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
Eine starke Wärmebelastung ist in großen Landesteilen am Donnerstag und Freitag
zu erwarteten.
Am Freitag gibt es im Nordwesten ab dem späteren Nachmittag/Abend erst starke
Gewitter mit Unwetterpotential, die nachts nur langsam südostwärts vorankommen.
Am Samstag und Sonntag gibt es vor allem im Süden Gewitter mit Starkregen bis in
den Unwetterbereich. Im Norden und in der Mitte ist die Gefahr von Gewittern
recht unwahrscheinlich.
Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS, MOS-ECMWF
VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer