VHDL16 DWSG 221000
Regionenwetter-aktuell für Baden-Württemberg

ausgegeben von der Regionalen Wetterberatung Stuttgart
am Sonntag, 22.05.2022, 11:30 Uhr

Heute zunächst oft Sonne, im Tagesverlauf von Südwesten mehr Wolken
und einzelne Schauer.

Vorhersage für Baden-Württemberg:
Heute Mittag und im weiteren Tagesverlauf heiter bis wolkig und meist
trocken. Später im Süden aber dichtere Wolken und einzelne Schauer,
in der Nähe zur Schweiz auch kurze Gewitter nicht ausgeschlossen.
Maximal 20 Grad im Südschwarzwald bis 27 Grad am Oberrhein. Schwacher
bis mäßiger, gelegentlich auffrischender Wind um Nord. Bei
eventuellen Gewittern auch Risiko für stürmische Böen.

In der Nacht zum Montag wolkig bis stark bewölkt und von Westen
einzelne Schauer, örtlich auch Gewitter mit stürmischen Böen.
Tiefstwerte 16 bis 10 Grad.

Am Montag wechselnd bis stark bewölkt und von Südwesten vermehrt
aufkommende, teilweise unwetterartige Gewitter. Höchstwerte 21 bis 28
Grad. Abseits der Gewitter schwacher bis mäßiger Südwestwind mit
frischen, vor allem im Bergland auch starken bis stürmischen Böen.
Auf Schwarzwaldgipfeln Sturmböen, bei Gewittern lokal schwere
Sturmböen.

In der Nacht zum Dienstag nach Bayern abziehende Gewitter. Aber auch
danach meist stark bewölkt und einzelne Schauer, im Allgäu noch öfter
Regen. Tiefstwerte 16 bis 9 Grad. Im Bergland stürmische Böen, auf
Schwarzwaldgipfeln auch Sturmböen.

Am Dienstag zunächst häufig stark bewölkt und regnerisch. Dabei
örtlich auch schauerartig verstärkter Niederschlag. Im Tagesverlauf
von Nordwesten her zunehmende Auflockerungen und trocken. Maxima von
14 Grad im höheren Schwarzwald bis 22 Grad im Breisgau. Westlicher
Wind mit starken, auf Schwarzwaldgipfeln auch stürmischen Böen.

In der Nacht zum Mittwoch vielfach stark bewölkt und vor allem in
Oberschwaben Regen. Minima 12 bis 7 Grad.

Am Mittwoch oftmals stark bewölkt, im Süden und Südosten vereinzelt
noch etwas Regen. Im Tagesverlauf von Nordwesten her durch zunehmende
Auflockerungen deutlich freundlicher. Höchstwerte zwischen 16 Grad im
Bergland und 23 Grad in der Kurpfalz. Schwacher bis mäßiger Wind mit
frischen bis starken Böen aus westlichen Richtungen.

In der Nacht zum Donnerstag teils wolkig, teils gering bewölkt,
trocken. Tiefstwerte 12 bis 7 Grad.

Deutschlandübersicht:
Offenbach, Sonntag, den 22.05.2022, 11:30 Uhr –
“ Am heutigen Sonntag weilt Hoch ZEUS über Norddeutschland und kann
von dort über weite Teile Deutschland nahezu uneingeschränkt
dominieren. Ein paar Schwachstellen hat ZEUS aber auch. So können an
seiner Ostflanke, aus höheren Luftschichten induziert, Störungen in
Form von Wolkenpakten mit kurzen Schauern in seinen Hoheitsbereich
eindringen. Gleichermaßen drückt das Tief FINJA, derzeit noch über
Südwestfrankreich gelegen, auf deren Vorderseite warme und feuchte
Luft in den Alpenraum, sodass auch hierzulande ab dem Nachmittag am
Alpenrand kurze Schauer und Gewitter möglich sind. Ansonsten sorgt
Hoch ZEUS bei angenehmen Temperaturen zwischen 16 Grad im Nordosten
und 27 Grad am Oberrhein für viel Sonnenschein.

Aber zur neuen Woche verschieben sich die Machtverhältnisse beim
Wetter signifikant. Hoch ZEUS schwächelt zusehends und muss sich dem
mächtigen Gewittertief FINJA beugen. In der Folge verlagert ZEUS
seinen Schwerpunkt zum Baltikum und gibt so den mitteleuropäischen
Raum frei. Diesen erobert rasch FINJA, indem es von Südwestfrankreich
nordostwärts über Belgien und dem Emsland hinweg zur Nordsee zieht.
Auf der Vorderseite hat FINJA auch wieder sehr warme Luft im Gepäck,
während auf der Westflanke erwärmte Polarluft über Frankreich
südwärts geführt wird. Die Luftmassengrenzen bildet dabei eine
Warm-Kaltfrontkombi. Während die Warmfront von Tief FINJA schon am
Montagmorgen von Südwesten auf Deutschland übergreift, drängt die
Kaltfront erst ab dem Abend von Westen ins Land.

Bei dem Gewittertief FINJA steht aufgrund der zeitlichen Nähe ein
Vergleich zum Unwettertief EMMELINDE im Raum. Wird zunächst die
Zugbahn in den Fokus genommen, so sind die Ähnlichkeiten recht hoch.
Das Gewittertief EMMELINDE zog von den Pyrenäen in den Süden der
Niederlande, um dann nach Nordosten in die Ostsee abzudrehen. Die
prognostizierte Zugbahn nach dem deutschen Modell ICON soll ebenfalls
vom Westrand der Pyrenäen über Belgien und das Grenzgebiet
Deutschland/Niederlande hinweg führen. Anstatt nach Osten wird im
Verlauf aber die Bahn von Tief FINJA in die Nordsee gezeigt. Bei
beiden Tiefs liegen oder lagen somit weite Teile des Landes auf der
Ostflanke in der feuchtwarmen Luft.

Um nun aber mehr über die Gewitteraktivität und -Intensität zu
erfahren, müssen wir uns mit den schon häufiger im Thema des Tages
beschriebenen Gitterzutaten beschäftigen. Demnach benötigt es für die
Gewitterentwicklung ausreichend Feuchte, eine labil geschichtete
Atmosphäre und Hebung, das heißt, die Luft muss kräftig aufsteigen.

Als erste wichtige Zutat sollen dann auch gleich die Hebungsprozesse
im Fokus stehen. Dabei unterscheidet man zwischen dynamischen und
diabatischen Prozessen. Diabatische Vorgänge sind dabei
thermodynamische Prozesse des Wärmeaustauschs, dynamische Prozesse
beschreiben physikalische Vorgänge in der Atmosphäre in Raum, Zeit,
Impuls, etc.! In diesem Zusammenhang reicht ein Blick in das 500 hPa
Niveau, also eine Höhe von etwa 5500 Meter Höhe. Während bei Tief
EMMELINDE der Haupttrog schon über den Britischen Inseln und
Westfrankreich lag, ist der bei Tief FINJA deutlich weiter westlich
über dem Ostatlantik gelegen und somit ohne Einfluss auf das Wetter
in Deutschland. Beiden Trögen war und ist dabei ein sogenannter
Kurzwellentrog vorgelagert. Dieser war bei EMMELINDE deutlich stärker
ausgeprägt als der simulierte Kurzwellentrog bei FINJA. Entsprechend
sind auch die Hebungsimpulse verschieden intensiv abgebildet mit
deutlichen Vorteilen bei EMMELINDE. Auch bei Betrachtung der
Labilität in

der Troposphäre kann das kommende TIEF FINJA nicht bei dem kräftigen
Gewittertief EMMELINDE vom vergangenen Freitag mithalten. Allenfalls
bei dem Feuchtegehalt der Atmosphäre und der verfügbaren, konvektiv
potentiellen Energie sind vergleichbare Werte zu verzeichnen, die
sich aber in der räumlichen Einordnung unterscheiden. Der Blick auf
das Gewittergewürz Windscherung bringt auch größere Abweichungen. Vor
allem die hochreichende Windscherung (0 bis 6 km) soll bei FINJA
signifikant schwächer ausfallen. Bei der Windscherung in der unteren
Troposphäre werden aber auch bei FINJA nennenswerte Stärken bis 15
m/s gezeigt, wenngleich bei EMMELINDE in NRW und Südniedersachsen
regional bis 25 m/s gezeigt wurden.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass auch Tief FINJA das
Potential für ein kräftiges Gewittertief hat. Allerdings kann FINJA
bei nahezu allen Parametern nicht mit EMMELINDE vom vergangenen
Freitag mithalten. Nach derzeitigem Stand besteht dennoch vor allem
von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sowie dem Saarland über
Bayern und Hessen hinweg bis nach Mitteldeutschland regional erhöhte
Unwettergefahr durch heftigen Starkregen, größeren Hagel und schweren
Sturmböen.

Was bringt dann die weitere Woche? Anscheinend wird sich eine eher
unbeständigere, kühlere und teils windige Witterung durchsetzen.
Demnach sollen bei Temperaturen zwischen 15 und 24 Grad vor allem im
Norden und Süden Regen und Regenschauer fallen.

Das erklärt Dipl. Met. Lars Kirchhübel von der
Wettervorhersagezentrale des Deutschen Wetterdienstes (DWD) in
Offenbach zum Wetter der kommenden Tage.

Hinweis:
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Die Vorhersage- und Beratungszentrale des DWD ist rund um die Uhr
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