SXEU31 DWAV 301800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 30.04.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Im Süden vor allem zu Wochenbeginn häufiger Schauer und Gewitter, dabei
Starkregen möglich. Sonst überwiegend ruhige und kühle Hochdruckrandlage

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC

Aktuell … stellt sich die großräumige Geopotenzialverteilung über dem
ostatlantisch-europäischen Raum eigentlich recht übersichtlich dar: Einem
umfangreichen Langwellentrog, der weite Teile Nord- und Osteuropas überdeckt,
steht ein Höhenrücken gegenüber, der über den nahen Ostatlantik nordwärts bis
ins Seegebiet knapp westlich von Island reicht. Diese Konstellation weist
allerdings zwei Schönheitsfehler in Form kleinräumiger Höhentiefs auf: Eines
verlagert sich im Laufe der Nacht vom Südwesten des Landes südwärts über die
Zentralalpen nach Norditalien. Ein weiteres hat inzwischen das Seegebiet
westlich der Hebriden erreicht und kommt bis Sonntagfrüh zur Irischen See voran.

Zwischen beiden Systemen wölbt sich über der Nordsee ein ach Osten gerichteter
flacher Höhenkeil auf, der im Laufe der Nacht auf Norddeutschland übergreift.
Im Bodenfeld stützt dieser Keil nach wie vor ein Bodenhoch über dem Süden der
Britischen Inseln, von dem aus eine flache Hochdruckbrücke über den Norden und
die Mitte Deutschlands bis weit nach Osteuropa reicht. Im Laufe der Nacht kommt
der Schwerpunkt des Hochs mit Annäherung des Keils zwar ein wenig nach Südosten
voran und befindet sich morgens in etwa über Nordwestfrankreich bzw. Benelux,
wird aber gleichzeitig allmählich abgebaut.
Somit dauert im Norden, Osten und in der Mitte des Landes das ruhige
Hochdruckwetter an. Niedertroposphärisch gelangt von Norden bzw. Nordosten her
relativ kühle (T850 hPa zwischen -2 und +2 Grad) und teilweise auch feuchte Luft
dorthin, vor allem von der Mitte über den Westen bis nach Nordwesten hält sich
unterhalb der Absinkinversion (in etwa 700 bis 800 hPa) gebietsweise dichte
SC-Bewölkung. Nach Nordosten zu, gebietsweise aber auch im Westen und Norden
bleibt es dagegen aufgelockert bis gering bewölkt. Dort kann es in ungünstigen
Lagen zumindest Bodenfrost geben, Luftfrost nicht ganz ausgeschlossen.
Der Süden und vor allem Südosten befinden sich dagegen noch im Einflussbereich
des allmählich abziehenden Höhentiefs. Auf dessen Vorderseite wird noch etwas
dynamische Hebung generiert, so dass die aktuellen Schauer und auch einzelnen
Gewitter nur allmählich abklingen bzw. in schauerartigen Regen übergehen, der
sich im Laufe der Nacht dann mehr und mehr auf den Südosten Bayerns beschränkt.
Aufgrund der langsamen Verlagerungsgeschwindigkeit kann in den kommenden Stunden
auch ein kleinräumiges Starkregenereignis nicht ausgeschlossen werden, wird im
Laufe der Nacht aber immer unwahrscheinlicher.
Vor allem im Südwesten lockern die Wolken auch mal auf, dann kann sich dort aber
Nebel bilden. Die Tiefstwerte liegen im Süden meist zwischen 2 und 8 Grad.

Sonntag … verlagert sich das südlichere Höhentief Richtung Toskana, das
nördlichere kommt dagegen kaum nach Südwesten voran und befindet sich abends in
etwa über dem Raum Dublin.
Der flache Höhenrücken über Norddeutschland kommt ein wenig nach Süden voran und
wird abgebaut, übrig bleibt aber eine flache Potenzialbrücke, die über die Mitte
Deutschlands südostwärts bis nach Rumänien bzw. Bulgarien reicht.
Im Tagesverlauf greift dann ein weiterer Kurzwellentrog, der in der Frontalzone
südsüdostwärts gesteuert wird, auf Norddeutschland über.
Im Bodenfeld schwächt sich die Hochdruckbrücke über der Nordhälfte weiter ab,
ansonsten ändert sich nicht viel an der nur flachen Druckverteilung. Nach wie
vor befindet sich über dem Süden und Südosten eine relativ feuchte, vor allem
aber potenziell instabil geschichtete Luftmasse, wobei sich allerdings durch
Entrainment etwas trockenerer Luft von Norden bzw. Nordosten her sowohl
Flüssigwassergehalt (etwa 14 bis 18 mm) als auch die mit dem Tagesgang
generierte Cape (etwa 100 bis 300 J/kg, je nach Einstrahlung) gegenüber dem
Vortag verringern. Gleichzeitig fehlt auch jeglicher großräumiger dynamischer
Hebungsantrieb. Somit entwickeln sich zwar – ausgehend von den ostbayerischen
Mittelgebirgen und den Alpen, eventuell auch noch von Alb, Odenwald, Spessart
und Rhön – einzelne Schauer, nach Süden und Osten zu auch kurze Gewitter, die
Wahrscheinlichkeit für lokal eng begrenzte Starkregenereignisse ist gegenüber
dem Vortag aber deutlich reduziert.
Etwas Hebung wird dagegen über Norddeutschland, später auch über der nördlichen
Mitte, vorderseitig des Kurzwellentroges, generiert. Diese wirkt sich aber
lediglich bis maximal zur mittleren Troposphäre aus und führt dazu, dass die
Absinkinversion im Bodenhochkeil ein wenig ansteigt. Die Folge ist eine etwas
höhere Tendenz zu dichterer SC-Bewölkung, die sich an der Inversion ausbreitet,
zunächst vor allem über der Norddeutsche Tiefebene, später eher über der
nördlichen Mitte bzw. dem Mittelgebirgsnordrand. Eventuell fallen hier und dort
auch ein paar Tropfen Regen. Mit Trogpassage lockern die Wolken nachmittags und
abends vor allem an den Küsten gebietsweise wieder stärker auf.
Ansonsten macht sich die Sonne eher rar und zeigt sich neben den Küsten am
ehesten wohl noch in der Lausitz bzw. im Südwesten. An den Temperaturen in 850
hPa (zwischen -2 Grad im Nordwesten und +4 Grad im Süden) ändert sich nur wenig,
entsprechend liegen die Höchstwerte meist zwischen 12 und 17 Grad – bei längerem
Sonnenschein wird’s etwas milder, dort, wo es bedeckt bleibt, werden die 10 Grad
kaum überschritten.

In der Nacht zum Montag wird der Trog über Nordeuropa durch einen
Kaltluftvorstoß wieder regeneriert. Der vorgelagerte flache Kurzwellentrog über
Norddeutschland wird dadurch eingebremst, kommt nur zögernd nach Süden voran und
erreicht grade so die mittleren Landesteile. Dort kann es gebietsweise auch
etwas regnen, am ehesten am Nordrand der Mittelgebirge, vielerorts bleibt es
aber trocken. Rückseitig des Troges, im Bereich der Achse der noch verbliebenen
Hochdruckbrücke im Bodenfeld lockern die Wolken im Norden im Einflussbereich von
Norden her advehierter, relativ trockener und kühler Luft auf, teilweise klart
der Himmel auch auf. Dort gibt es verbreitet Boden- und in ungünstigen Lagen
eventuell auch leichten Luftfrost und stellenweise können sich auch flache
Nebelfelder geben.
In der Südhälfte, vor allem im Südosten klingen die Schauer und vereinzelten
Gewitter dagegen im Laufe der Nacht ab und die Wolken lockern gebietsweise auf.
Dann kann sich dort innerhalb der feuchteren Luftmasse allerdings häufiger Nebel
bilden. Zwar fällt auch in der Mitte und im Süden die Nacht mit Tiefstwerten
zwischen 8 und 2 Grad recht frisch aus, Bodenfrost gibt es dort aufgrund der
Wolken aber eher weniger.

Montag … kommt der flache Kurzwellentrog mit seinem Westteil etwas rascher
nach Süden voran als weiter östlich und nimmt eine leicht positive Achsneigung
an. Die nur sehr flaue Höhenströmung über Süd- und Südostdeutschland dreht
dadurch auf Südwest, wodurch die über Süddeutschland lagernde feuchtere
Luftmasse wieder ein wenig nach Norden vorankommt und eventuell auch noch die
östlichen Mittelgebirge beeinflussen kann. Zudem wird etwas dynamische Hebung
generiert, PPW und Cape sind gegenüber dem Vortag etwas erhöht. Somit entwickeln
sich trogvorderseitig über Teilen von BaWü, vor allem aber über Bayern und
eventuell noch über dem Erzgebirge im Tagesverlauf wieder vermehrt Schauer und
auch einzelne Gewitter, Starkregen ist lokal eng begrenzt nicht ausgeschlossen.
Im Bereich der Trogachse bleibt es über den mittleren Landesteilen
unterschiedlich bewölkt, gebietsweise fallen ein paar Tropfen Regen – am ehesten
im Bergland – und stellenweise lockern die Wolken auch mal stärker auf, so dass
sich die Sonne etwas länger zeigen kann, vor allem im Südwesten.
Im Norden und Nordwesten scheint dagegen im Bereich des flachen Bodenhochkeils
die Sonne häufiger. Erst gegen Abend ziehen mit auf Nordwest drehendem Wind über
der Nordsee und in Nordfriesland wieder dichtere Wolken auf. Diese sind dem
Trogvorstoß nach Skandinavien geschuldet. Der Trog greift bis zum Abend auch auf
Südskandinavien über, ein mit dem Trog korrespondierendes Bodentief zieht bis
zum Abend unter weiterer Vertiefung nach Nordfinnland, dessen Kaltfront greift
abends auf die mittlere Nordsee und den Norden Dänemarks über.
Die Luftmasse kann sich gegenüber dem Vortag niedertroposphärisch um 1 bis 2 K
erwärmen, somit liegen die Höchstwerte meist zwischen 14 und 18 Grad, im
Südwesten mit Sonne bei knapp 20 Grad, bei auflandigem Wind bleibt es an den
Küsten kühler.

In der Nacht zum Dienstag weitet sich der Höhentrog über Skandinavien weiter
südsüdostwärts bis ins nördliche Mitteleuropa aus. Dadurch wird der
Bodenhochkeil weiter abgebaut und etwas nach Süden abgedrängt. Zwischen dem zur
Kola-Halbinsel ziehenden, mit dem Trog korrespondierenden Bodentief und einer,
von den Azoren über Schottland hinweg bis zum Nordmeer und nach Ostgrönland
reichenden Hochdruckbrücke stellt sich bis in die Nordsee hinein eine nördliche
bodennahe Strömung ein. Mit dieser dringt arktische Polarluft nach Süden vor.
Die Kaltfront, hinter welcher diese Luftmasse einfließt, erreicht in der zweiten
Nachthälfte den Nordwesten und Norden Deutschlands. Die Wetterwirksamkeit dieser
stabilen aktiven Kaltfront ist auf kompakte, aber maximal bis etwa 700 hPa
hinaufreichende Bewölkung und wenige Regentropfen beschränkt.
Ansonsten ändert sich zunächst nur wenig. Im Süden und Südosten klingen die
Schauer und vereinzelten Gewitter im Einflussbereich des zögernd südwärts
schwenkenden, sich aber mehr und mehr auffüllenden flachen Kurzwellentroges
wieder ab, vor allem in den ostbayerischen Mittelgebirgen und am östlichen
Alpenrand fällt aber noch gebietsweise etwas Regen. Die Wolken lockern am
ehesten in der Mitte, im Westen und Südwesten etwas auf, wobei sich dann aber
erneut gebietsweise Nebel bilden kann. Ganz im Norden lockern die Wolken
postfrontal ebenfalls wieder auf, mit auffrischendem (aber wohl nicht
warnrelevanten) Nordwestwind reicht es dort aber wohl kaum für Bodenfrost. Auch
sonst bleibt Bodenfrost die Ausnahme und beschränkt sich auf einige
Mittelgebirgstäler. Meist liegen die Tiefstwerte zwischen 9 und 2 Grad.

Dienstag … kommt der Höhentrog über Skandinavien bei nur noch geringer
Amplifizierung allmählich nach Osten voran. Gleichzeitig weitet sich von den
Britischen Inseln bzw. von Benelux und Nordfrankreich her ein flacher Höhenkeil
allmählich nach Südwest- und Süddeutschland aus, wodurch die dort lagernde, noch
aus dem ehemaligen Kurzwellentrog resultierende Potenzialrinne zugeschüttet
wird.
Somit stellt sich über dem Vorhersagegebiet eine schwache nordwestliche
Höhenströmung ein. Die Hochdruckbrücke über West- und Nordwesteuropa weitet sich
über die Nordsee geringfügig Richtung Nordwestdeutschland aus. Somit gerät die
über dem Norden und der Mitte zögernd südwärts ziehende Kaltfront zunehmend
unter Absinken und weist deutliche Auflösungstendenzen auf. Anfangs kann es in
ihrem Einflussbereich in der Norddeutschen Tiefebene und am Nordrand der
Mittelgebirge noch ein paar Regentropfen geben, später bekommt die Wolkendecke
dort mehr und mehr Lücken. Postfrontal setzt sich an den Küsten und im
küstennahen Binnenland zunehmend die Sonne durch.
Präfrontal kann hingegen die etwas feuchtere und potenziell instabile Luftmasse
über Süddeutschland nur wenig weiter nach Süden abgedrängt werden. Gegenüber dem
Vortag ändern sich die Eigenschaften der Luftmasse dort kaum, so dass es vom
Schwarzwald bis zum Oberpfälzer Wald und weiter südlich, vor allem aber an den
Alpen und im Alpenvorland im Tagesverlauf erneut Schauer und auch kurze Gewitter
gibt, ein lokales Starkregenereignis nicht ausgeschlossen.
Während es im Frontbereich eher bewölkt bleibt, kann sich neben den
Küstenregionen auch im Südwesten und zwischen den Schauern selbst im Süden immer
mal wieder die Sonne zeigen. In 850 hPa sinkt die Temperatur im Norden in der
Mitte postfrontal auf etwa +2 bis -2 Grad, im Süden verharrt sie bei 3 bis 5
Grad. Somit liegen die Höchstwerte meist zwischen 13 und 18 Grad, im Südwesten
mit etwas Sonne bei nahe 20 Grad, an den Küsten bleibt es bei in Böen frischem
Nordwestwind etwas kühler.

Modellvergleich und -einschätzung

Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine warn- und
prognoserelevanten Modellunterschiede ausmachen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff