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SXEU31 DWAV 101800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 10.04.2022 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Änderung der Wetterlage hin zu Sa (Süd antizyklonal), dabei von Südwesten
deutlich milder.
Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
Aktuell … liegt Deutschland im Übergangsbereich zwischen einem ausgewiesenen
Höhentrog knapp östlich und einem nicht minder veritablen Rücken knapp westlich
von uns. Die resultierende nordwestliche Höhenströmung ist glatt konturiert und
zeiht keinerlei Anomalien in Form kurzer Wellen. Damit ist schon mal ein
wesentlicher Mitgrund dafür genannt, dass das tagsüber noch sehr rege konvektive
Geschehen deutlich zurückgefahren wird. Hinzu kommen natürlich noch der
Tagesgang sowie leichte aber stetige WLA, die eine Stabilisierung respektive ein
Abdrängen des thermischen Troges nach Osten bewirkt.
Trotz der genannten Mechanismen, so ganz kommt das Niederschlagsgeschehen auch
in der kommenden Nacht nicht zum Erliegen. Nördlich des langsam ostwärts
abwandernden Bodenhochs REINER lässt sich im äußersten Norden und Nordosten eine
recht deutliche Windkonvergenz ausmachen (SW vs. NW), die nach Meinung der
meisten Modelle ausreicht, etwas Niederschlag meist in Form von schauerartigem
Regen zu initiieren. Im Prinzip bedarf dies keiner großen Erwähnung. Allerdings
ist es nicht ganz ausgeschlossen, dass es nach einem Schauer mal aufreißt und es
lokal zu gefrierender Nässe kommt. Wie gesagt, nicht übermäßig wahrscheinlich,
aber eben auch nicht ganz ausgeschlossen.
Ansonsten sei noch vermerkt, dass die Temperatur in weiten Teilen des Landes bis
auf Gefrierpunktnähe oder sogar in den leichten Frostbereich zurückgeht. Bei
zusehend auflockernder Bewölkung bildet sich stellenweise Nebel. Außerdem
schwächt sich der Wind aufgrund permanenter Gradientaufweichung soweit ab, dass
nirgendwo mehr die Warnkarte gezogen werden muss.
Montag … tut sich das großräumige Strömungsmuster weiterhin schwer, Boden nach
Osten hin gutzumachen. Aber wie heißt es so schön, mühsam ernährt sich das
Eichhörnchen und das gilt halt manchmal auch für Potenzialgebilde. Immerhin
rückt der Rücken so dicht an den Vorhersageraum heran, dass das Absinken zunimmt
und zumindest die höhenkalte Luft endgültig abgedrängt wird.
Niedertroposphärisch geht es nicht ganz so schnell, wie man an den abendlichen
T850-Werten ablesen kann: nordöstlich der Weser -5 bis 0°C, im südlichen BaWü
hingegen schon rund +9°C. Diese Verteilung korreliert übrigens stark mit dem
Windfeld am Boden, auch wenn das natürlich von der Druckverteilung bzw. in
diesem Fall auch von der Lage der Divergenzachse bestimmt wird. Zwischen dem zum
östlichen Mitteleuropa wandernden Hoch (genau genommen reicht es bis hinunter in
den zentralen Mittelmeerraum) und einem großräumigen Tief über dem nahen
Atlantik (PAMELA, int. EVELYN) dreht der Wind zunehmend auf Südost bis Ost.
Lediglich im Nordosten bleibt bis in die Abendstunden eine westliche Komponente
erhalten, das alles aber weit unterhalb jedweder Warnschwellen.
Wettermäßig startet die neue Woche nicht nur weitgehend trocken, sondern
vielerorts auch recht sonnenscheinreich. Im Norden und Osten bilden sich in der
labilen, bis etwa auf 800 hPa (Inversion) hinaufreichenden Grundschicht
Quellungen, die z.T. breitlaufen und somit die Sonne zeitweise verdecken. Für
nennenswerte Schauer reicht das freilich nicht mehr, nur vereinzelt reicht es
noch für ein paar Tropfen. In den übrigen Landesteilen nimmt die
Wahrscheinlichkeit für Quellwolken mit jedem Kilometer in Richtung Südwesten ab,
dafür tauchen die ersten Cirren auf und auch einige mittelhohe Schollen könnten
den ansonsten freundlichen Wettercharakter mitunter etwas trüben. Wie man weiter
oben schon vermuten konnte, gibt es zu Wochenbeginn starke Temperaturgegensätze.
Während von den Küsten und SH bis hinunter in den Berliner Raum eher verhaltene
8 bis 12°C auf der Karte stehen, werden sonst 13 bis 18°C, im südlichen Rheintal
punktuell vielleicht sogar 19°C erreicht.
In der Nacht zum Dienstag greift die Achse des Höhenrückens auf Deutschland
über. Derweil nimmt das Hoch Kontakt mit einem weiteren Hoch über Grönland auf,
was eine sich über mehrere tausend Kilometer erstreckende Hochdruckzone zur
Folge hat. Zwischen dieser und dem weiterhin über dem nahen Atlantik
positionierten Tief PAMELA verschärft sich der Gradient etwas, ohne dass der
überall auf Ost bis Südost drehende Wind aber substanziell zum Zuge kommt. Auch
sonst ist nicht allzu viel los an der Wetterfront. Die hohen Wolken verteilen
sich über das ganze Land, trotzdem kann es im Süden und Osten noch mal leichten
Frost geben. Ansonsten bleibt es aber weitgehend frostfrei und im Westen, wo das
Gewölk im Vorfeld einer Warmfront über Frankreich und Benelux auch mal dichter
sein kann, z.T. sogar mild mit Minima nahe 10°C. Nebel spielt weiterhin nur eine
untergeordnete Rolle.
Dienstag … kommt der Rücken kaum noch nach Osten voran. Dafür weitet er sich
etwas nach Norden aus. Insgesamt gibt sich Lage aber sehr statisch, was auch für
die Bodendruckgebilde gilt. Knapp östlich die Hochdruckzone, knapp westlich das
inzwischen mehrkernige Tief nebst Frontensystem. Deutschland verbringt den Tag
zwischen den Stühlen in einer ost-südöstlichen Bodenströmung, die etwas auflebt
und über der freien Nordsee sowie in einigen Mittelgebirgen (westliche und
zentrale inkl. Lee) in Böen die eine oder andere 7 Bft zustande bringt.
Ansonsten streift die sich auf dem Weg gen Nordsee befindliche Warmfront den
Westen und Nordwesten des Landes. WLA sorgt weiterhin für hohe und mittelhohe
Wolkenfelder, die zeitweise auch mal dichter sein können. Ob auch schon etwas
Saharastaub am Start ist, der aufgrund der starken Austrogung über dem nahen
Atlantik und Westeuropa auf dem Weg nach Europa ist, lässt sich heute noch nicht
abschließend beantworten. Auf alle Fälle bleibt es trocken, nur vereinzelt
werden für den äußersten Norden ein paar Tropfen simuliert, die in der trockenen
unteren Troposphäre aber wahrscheinlich verdunsten.
Bemerkenswert ist die weitere niedertroposphärische Erwärmung auf 4°C in
Vorpommern und 13°C in Oberschwaben (850 hPa), die sich natürlich auch in 2
Meter widerspiegelt. 12 bis 17°C sind es im Nordosten (an Küstenabschnitten mit
auflandigem Wind darunter), 17 bis (mindestens) 22°C sonst. Ob wie von MOS-Mix
im Südwesten apostrophiert gar 24 oder sogar 25°C erreicht werden, ist ebenso
fraglich wie die sehr optimistische Sonnenscheinprognose. Der
strahlungsdämpfende Einfluss der hohen und mittelhohen Wolkenfelder wird in den
statistischen Verfahren gerne mal unterschätzt.
Die Nacht zum Mittwoch bringt nicht viel Neues. Die Achse des Rückens verlagert
sich etwas nach Osten was die westlichen und nordwestlichen Landesteile etwas
anfälliger für zyklonale Störgeräusche macht. Zu nennen wären in diesem
Zusammenhang ein Teiltief, das von UK zur Nordsee zieht und ein flacher
Randtrog, der auf der Nordwestflanke des Rückens entlangschrappt. Beides
zusammen könnte ausreichen, nicht nur dichte Wolken über die genannten Regionen
zu senden, sondern auch einige Tropfen Regen zu generieren. Frost in dieser
Nacht kein großes Thema mehr, nur hier und da reicht es im Osten für leichten
Bodenfrost.
Mittwoch … sorgen das o.e. Teiltief über der Nordsee sowie ein weiterer,
deutlich akzentuierterer Randtrog für eine leichte Intensivierung der zyklonalen
Rahmenbedingungen im Westen und Nordwesten. Hinzu kommt noch die schleifende
Kaltfront des Tiefs, die von der Nordsee und den Niederlanden übergreift.
Vorderseitig labilisiert die Luftmasse zunehmend und es wird sogar etwas CAPE
aufgebaut, so dass neben Schauern sogar vereinzelte Gewitter möglich sind. Die
Prognosesoundings sehen recht vielversprechend aus, allerdings braucht es
natürlich eine entsprechende Auslöse, woran es vielleicht scheitern könnte
(sowohl der Trog als auch die Front sind diesbezüglich keine Modellathleten).
Für detailliertere Einschätzungen ist es aber ohnehin noch zu früh.
In den übrigen Landesteilen bleibt bei geringen Luftdruckgegensätzen der Rücken
wetterbestimmend, was neben mehr oder weniger lockeren (meist hohen)
Wolkenfeldern auch Žne Menge Sonnenschein bedeutet. Abgesehen vom äußersten
Norden und Nordwesten werden verbreitet 20 bis 24, im Südwesten lokal 25°C
simuliert (MOS-Mix). Die 850-hPa-Temperatur mit bis zu 12°C lässt das zu,
allerdings bleibt die Frage, ob die Wolkendichte und evtl. auch Saharastaub die
Spitzen etwas stutzen.
Modellvergleich und -einschätzung
Es ist alles gesagt.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann