SXEU31 DWAV 081800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 08.04.2022 um 18 UTC

Markante Wettererscheinungen:
Das Wellentief ORTRUD sorgt heute Nacht für Sturm im Süden, Gewittern und
kräftigen Niederschlägen, die auf der Nordseite des Tiefs in Schnee übergehen
können. Morgen gibt es in der Nordosthälfte des Landes noch stürmische Böen. Am
Sonntag Druckanstieg und Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC

Aktuell … liegen wir auf der Südseite eines hochreichenden Tiefs über
Skandinavien in einer recht strammen westlichen Höhenströmung. Über den
britischen Inseln hat KLA, die in die Rückseite des langwelligen Trogs geführt
wird, einen recht kräftigen Randtrog induziert. Er weitet sich in der Nacht nach
Süden aus und wird über Frankreich hinweg bis in die westlichen Landesteile
geführt wird. Auf seiner Vorderseite hat sich über Westfrankreich ein Wellentief
(ORTRUD oder int. DIEGO) gebildet. Dieses Tief erreicht in den Abendstunden
Südwestdeutschland und wird in der Nacht über Süddeutschland hinweg nach
Tschechien geführt. Auf seiner Rückseite kommt die Front dann in Form einer
Kaltfront recht flott nach Süden voran. Rückseitig der Front dreht der Wind von
SW auf NW bis N und dadurch kann sich die Polarluft bis zu den Alpen ausbreiten.

Im Süden kann es kurze Gewitter (Warmlufteinschubgewitter) geben, meist
verbunden mit Starkregen und Sturmböen. Weiterhin gibt es kräftige
Niederschläge, die zum Teil bis in tiefe Lagen in Schnee übergehen. Im Gebiet
zwischen Pfälzer Wald über den Odenwald und die nordbayerischen Mittelgebirge
bis zum Erzgebirge sind durchaus um 5 bis 10 cm Neuschnee möglich. Weiterhin ist
auch im Allgäu mit über 5 cm Neuschnee zu rechnen.

Mit Annäherung des Wellentiefs am Abend frischt im äußersten Süden der Wind
wieder auf. Es gibt stürmische Böen oder Sturmböen, exponiert auch schwere
Sturmböen bis hin zu Orkanböen in den exponierten Gipfellagen. Mit Abzug des
Wellentiefs in Richtung Osten schwächt sich der Wind gegen Morgen wieder ab.

Im Norden und weiten Teilen der Mitte bleibt es dagegen in der Nacht vielerorts
trocken. In den Mittelgebirgen muss noch mit allen Arten von Schauern (Regen,
Schnee und Graupel) gerechnet werden. Auch in Nähe der Nordseeküste sind noch
Schauer drin. Die Kaltluft-Gewitter vom Nachmittag lassen aber nach. Der
Nordwestwind schwächt sich am Abend ab, frischt jedoch in den Morgenstunden an
der See wieder auf mit steifen bis stürmischen Böen.
Die Tiefstwerte liegen knapp über dem Gefrierpunkt, in den Mittelgebirgen gibt
es leichten Frost.

Samstag … erreicht der mittlerweile zu einem veritablen Trog ausgewachsene
„Randtrog“ unseren Vorhersagebereich. Damit wird das ganze Land von hochreichend
kalter Luft geflutet, die maritimen Ursprungs und labil geschichtet ist (T850
zwischen -4 und -6 Grad, T500 -35 Grad im Norden, -30 Grad im Süden).
Daher gestaltet sich das Wetter am Samstag klassisch Aprilmäßig, d.h. mit
wechselnder Bewölkung und Regen-, Schnee- und Graupelschauern. Auch ein
eingelagertes kurzes Gewitter ist nicht ausgeschlossen. An den Alpen kann es im
Stau auch längere Zeit schneien und dort kommen bis zum Abend nochmal um 5 cm
Neuschnee zusammen.
Hinzu kommen mit Ausnahme des Südwestens noch ein frischer Nordwestwind bei dem
in Schauern auch mal eine steife bis stürmische Böen auftreten kann. Auf den
Berggipfeln und an der See sind auch Sturmböen (Bft 9) möglich.
Die Tageshöchstwerte liegen bei 6 Grad bis 11 Grad.

In der Nacht zum Sonntag schwenkt der Höhentrog langsam ostwärts. Rückseitig
sorgt ein Rücken, der die Britischen Inseln erreicht, in Westeuropa für
Druckanstieg und so kann sich von Frankreich bis in den Südwesten bis zum Morgen
ein abgeschlossenes Hoch ausbilden. Wettermäßig bedeutet das, dass die
Schauertätigkeit nachlässt und abgesehen von der See, den Alpen und teilweise
auch in den Mittelgebirgen zu Erliegen kommt.
Der Wind bleibt an der Küste und in einigen Hochlagen ein Thema. Hier sind Böen
der Stärke Bft 7 bis 8, exponiert auch Bft 9, möglich. Ansonsten werden die
Warnschwellen nicht mehr erreicht. In der Mitte und im Süden gibt es leichten
Frost mit der damit korrespondierenden Glätte durch gefrierende Nässe oder
leichten Schneefall.

Sonntag … verlagert sich der Trog weiter nach Osten. Der Rücken im Westen
kommt nur langsam weiter ostwärts voran und daher liegen wir im Bereich einer
relativ glatten nordwestlichen Höhenströmung. Besagter Rücken stützt das
Bodenhoch über Frankreich und dem Alpenraum, das sich jedoch im Tagesverlauf
leicht abschwächt. Es sorgt für Absinken und daher schwächt sich die
Niederschlagsaktivität in den größten Teilen des Landes ab. Der Norden liegt
allerdings noch Einflussbereich des skandinavischen Tiefdruckgebiets (NASIM) und
daher dominiert dort weiterhin Aprilwetter mit Regen- oder Graupelschauern, auch
ein kurzes Gewitter ist nicht auszuschließen. Auch an den Alpen kann es noch
Regen- oder Schneeschauer geben.
Weiterhin sorgt der Gradient zu dem skandinavischen Tief NASIM im Norden und
Osten für einen recht frischen Nordwestwind, der in Böen die Stärke 7, in
Schauernähe und an der Ostsee auch Stärke 8 erreicht.

Am freundlichsten wird es am Sonntag im Südwesten, wo auch mit 12 Grad die
höchsten Temperaturen zu erwarten sind. Sonst liegen die Höchstwerte bei 6 bis
10 Grad.

In der Nacht zum Montag breitet sich das Bodenhoch weiter in Richtung Norden
aus. Das führt zur Wetterberuhigung und Wolkenauflösung, letzte Schauer gibt es
allenfalls noch im Osten. Auch der Wind spielt warntechnisch wohl keine Rolle
mehr. Aufgrund der Auflockerungen sinkt allerdings die Temperatur verbreitet
unter den Gefrierpunkt. Vor allem im Süden kann es auch bodennah mäßigen Frost
geben.

Montag … verlagert sich der Höhenrücken weiter ostwärts und liegt abends über
Westeuropa. Das stützt die Bodenhochdruckzone, die sich vom Balkan bis östlich
von Island erstreckt. Dadurch wird von Süden her etwas wärmere Luft zu uns
geführt. Die 0-Grad-Isotherme in 850 hPa liegt am Abend auf einer Linie von
Niederbayern bis nach Ostfriesland.
Da es in der Südwesthälfte meist freundlich ist, steigen die Höchsttemperaturen
im Südwesten auf 15 bis 17 Grad. Sonst liegen die Tageshöchstwerte zwischen 9
Grad an der Ostsee und 14 Grad in der Mitte.

Die Nacht zu Dienstag herrscht weiterhin Hochdruckeinfluss und es ist meist
warnfrei. Allerdings ist es teils klar und so rutschen die Temperaturminima in
der Osthälfte verbreitet in den leichten Frostbereich.

Modellvergleich und -einschätzung

Insgesamt stimmen die Modelle recht gut überein.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich